Nach unseren Ruhetagen am Colorado River bogen wir vom Interstate Highway 40 ab und fuhren von Süden her in das Mojave National Preserve. Diese Art Park ist, verglichen mit den Nationalparks, ein weniger streng reglementiertes Schutzgebiet. Die Verwaltung liegt zwar ebenfalls bei der Nationalparkbehörde, trotzdem ist es möglich, sich freier zu bewegen und auch wild zu campieren. Die Gegend wurde erst 1994 als Schutzzone ausgewiesen, war wenig erschlossen und dadurch auch noch nicht sehr bekannt. Viele Gebiete waren zudem nur auf Pisten und 4x4 Strecken erreichbar, was die Besucherzahl nochmals stark einschränkte.
Im Hole in the Wall Information Center informierten wir uns über die möglichen Aktivitäten im Park. Eine erste kurze Wanderung vom Besucherzentrum aus führte uns durch die typische Vegetation und Landschaft der Mojave Wüste und brachte uns zu einem netten, engen Canyon, in welchem wir wieder einmal unsere Kletterkünste ausprobieren konnten. Die vielen herauserodierten Löcher in den Felsen erklärten uns, wie die Wanderung und das Infozentrum zu ihrem Namen kamen. Eine sandige, aber doch gut befahrbare Piste, welche zum grossen Teil im Flussbett verlief, führte am Mid Hills Campingplatz vorbei. Wieder auf der Teerstrasse fuhren wir zu unserem Übernachtungsplatz. Sowohl unser Reiseführer als auch die Leute im Visitor Center hatten uns die Stellplätze um den Sunset Rock empfohlen. Tatsächlich fanden wir dort ein paar sehr schöne Plätze, direkt an den Felsen. Die Vegetation in der Umgebung erinnerte uns an einen botanischen Garten. Viele Arten von Kakteen und Büschen, zusammen mit den typischen Joshua Trees, ergaben eine für die Wüstenlandschaft überraschend vielseitige Pflanzenwelt.
Am nächsten Morgen fuhren wir auf einer 4x4 Strecke durch eine Gegend mit vielen Vulkankratern zu einer Lavatube. Während die Lavaströme an der Oberfläche langsam erstarrten, floss im Innern noch einige Zeit flüssige Lava aus und hinterliess einen Tunnel. Mit einer Taschenlampe ausgerüstet, stiegen wir ein paar Stufen hinunter und bewegten uns vorsichtig durch die Höhle. Im Kelso Depot, einer ehemaligen Bahnstation mitten in der Wüste, erhielten wir interessante und aufschlussreiche Informationen zu Geschichte und Bedeutung der Erschliessung dieser Region durch die Bahn. Die Gebäude konnten kurz vor dem Abriss gerettet und anschliessend restauriert werden. Ganz in der Nähe befanden sich die Kelso Dünen, ein grosses Gebiet mit recht alten und hohen Sanddünen. Diese Landschaftsform erzielt die eindrücklichste Wirkung durch den Wechsel von Licht und Schatten. Da unser Besuch allerdings auf die Mittagszeit fiel, war die Sonneneinstrahlung zu hart und zu direkt, um schöne Bilder zu schiessen.
Die schönsten und dichtesten Joshua Tree Wälder beherbergt heute zwar der oben beschrieben Mojave National Preserve, was offenbar bei der Gründung des Nationalparks in den 30er Jahren noch anders war. Die erste Nacht verbrachten wir am Nordrand des Parks im Indian Cove Camping. Dieser lag inmitten schöner Granitfelsformationen und jeder Stellplatz war individuell in die Landschaft eingepasst worden. Auf der Park Avenue fuhren wir danach ins Kernland des Nationalparks. Kurze Wanderungen mit Aussichtspunkten in den schönen Felslandschaften und die namensgebenden Joshua Trees, eine Yucca Art, die bis zu 15m hoch wachsen kann, boten viel Abwechslung. Da der späte Herbst die beste Reisezeit für diese Gegend ist, hatte es auch werktags erstaunlich viele Besucher und die zahlreich vorhandenen Campingplätze waren gut belegt. Wir kamen trotz allem problemlos im einfachen, aber schön angelegten Belle Campground unter. Dort lernten wir Debbie und Steven aus Los Angeles kennen. Wir verbrachten den Abend zusammen und wurden spontan eingeladen, sie nach unserem Ausflug nach Hawaii zu besuchen. Auf dem Weg zum Parkausgang durchfuhren wir nochmals sämtliche möglichen Vegetationszonen der Mojave Wüste. Je nach Höhenlage und Wasserverfügbarkeit erschien eine komplett andere Pflanzenwelt. Wir waren einmal mehr erstaunt, wie vielfältig und fein abgestuft sich die Natur in Wüstengebieten entwickelte.
Vorbei am riesigen Salton Lake, einem stark salzhaltigen, allerdings schnell schwindenden Gewässer, gelangten wir in den Anzo Borrego State Park, dem flächenmässig grössten State Park der USA. Auch diese Gegend ist noch Teil der Mojave Wüste. Bekannt sind hier vor allem die kalifornischen Fächerpalmen, welche man auf kurzen Wanderung in wasserreichen Canyons findet. Auch hier, war es mit wenigen Einschränkungen erlaubt, wild zu campieren. Wir machten davon Gebrauch und fanden am Ausgang des Fish Creek Canyons und im Blairvalley schöne Übernachtungsplätze. Eine unserer Wanderungen führte uns zum einzigen, in dieser Gegend wachsenden Elephant Tree. Diese subtropische Baumart ist sonst eher in der mexikanischen Sonora Wüste anzutreffen.
Im südlichen Teil des 2500 km2 grossen Gebiets unternahmen wir eine Wanderung zu zwei für diese Region typischen Palmenhainen. Über hundert kalifornische Fächerpalmen formten den Palm Bowl Hain und bilden eine grüne, schattige Oase. Die letzte Nacht wollten wir im Blair Valley verbringen. Beim ersten und zweiten Versuch, einen geeigneten Platz zu finden, landeten wir an Orten, wo es innert Minuten von Bienen wimmelte. Woher diese mitten in der Wüste kamen und wovon sie dort lebten, war uns schleierhaft. Da Myrta nur Tage zuvor bereits einmal von einer Biene gestochen worden war und sich einen dick geschwollenen und schmerzhaften Arm eingehandelt hatte, beschlossen wir noch weiter ins Tal hineinzufahren.
Wir hatten ein paar Wochen zuvor beschlossen, einen Abstecher nach Hawaii zu machen. Die Flüge waren gebucht und für unseren Camper hatten wir einen Parkplatz reserviert. Vor der Abreise musste jedoch noch einiges erledigt werden. Wir suchten uns einen Campingplatz, wo wir in Ruhe das Auto waschen und innen reinigen konnten. Auch die Abwassertanks wollten wir einwandfrei sauber haben, damit wir bei unserer Rückkehr keine bösen Überraschungen erlebten. Bis zudem unsere Wäsche gewaschen war, neigte sich dieser arbeitsreiche Tag bereits dem Ende zu. Kurz vor Los Angeles übernachteten wir nochmals, so dass wir anderntags nur noch eine kurze Strecke durch den notorisch starken Verkehr zurückzulegen hatten. Für die Nacht vor dem Flug, am frühen nächsten Morgen, hatten wir ein Zimmer in einem Hotel reserviert, welches die Möglichkeit bot, das Auto zu einem relativ günstigen Preis für 3 Wochen stehen zu lassen. Mit dem Shuttle Bus des Hotels wurden wir zum Flughafen gefahren und erreichten trotz der Grösse des Flughafens von Los Angeles in Kürze unser Abfluggate.
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