Yucatan Halbinsel - April/Mai 2017


Wieder zurück in Mexiko

Der Grenzübertritt verlief ziemlich entspannt, insbesondere auch, weil für unser Auto keine Formalitäten zu erledigen waren, da wir ja mit der 10-jährigen RV Bewilligung reisten. Als erstes wurden wir nach frischen Lebensmitteln an Bord befragt. Ueli zeigte der Beamten drei Bananen, welche konfisziert wurden, beziehungsweise wir assen sie an Ort und Stelle und lieferten die Schalen ab. Nach diesem Zugeständnis wurden wir nicht weiter befragt oder untersucht, so dass wir die verbleibenden Lebensmittel ohne Probleme einführen konnten.

 Für uns selber mussten wir erneut eine Touristenkarte ausfüllen und vor Ort die Gebühr von je 500 M$ am Schalter bezahlen, wonach wir wieder unsere 180 Tage Aufenthaltsbewilligung erhielten. Bevor wir aber definitiv ins Land hineinfahren durften, wurde auch hier unser Auto mit ein paar Spritzern Chemikalien desinfiziert.

Da wir aus Belize nur noch wenig Lebensmittel mitgebracht hatten, fuhren wir erst mal zu einem Supermarkt, um einzukaufen. Wir erfreuten uns am viel grösseren Angebot und den markant günstigeren Preisen. Danach richteten wir uns für ein paar Tage im einzigen Campingplatz in Chetumal ein. Auch hier trafen wir andere Reisende, diesmal aus Holland und Frankreich.


Die Ruinen von Kohunlich und Laguna Bacalar

Auf dem Weg an die Laguna Bacalar planten wir einen Abstecher zu den Ruinen von Kohunlich ein. Diese wurden weniger häufig besucht, da sie für Tagesausflüge von der Riviera Maya aus zu weit entfernt lagen. Die Anlage befand sich mitten im Urwald und umfasste einige Pyramiden, ehemalige Wohnkomplexe und ein Spielfeld. Vor allem bemerkenswert war die Pyramide der Masken, welche, wie bereits in Lamanai, links und rechts des Treppenaufgangs grosse Maskenreliefs aufwies. Um diese vor weiterer Verwitterung zu schützen, wurden sie von einem Palmblätterdach geschützt. 

Da wir am Osterwochenende an der Laguna Bacalar ankamen, waren die üblichen Campingplätze hoffnungslos überlaufen und auch in Bacalar selber herrschte Hochbetrieb. Deshalb fuhren wir zum Nordende der Lagune und übernachteten ganz alleine im Camping Laguna Azul, einem einfachen Campingplatz ohne Strom, weit entfernt vom nächsten Ort und daher offenbar für ein langes Osterwochenende nicht attraktiv für die Einheimischen.  


Die Kolonialstadt Valladolid

Durch eine grossenteils flache Landschaft fuhren wir nach Valladolid, eine 1545 gegründete Kleinstadt mit rund 50'000 Einwohnern. Am Nachmittag spazierten wir zum Stadtzentrum und besichtigten die Altstadt mit ihren farbigen, fast ausnahmslos einstöckigen Häusern, gesäumt von Kopfsteinpflasterstrassen. Wirklich pompöse Gebäude trafen wir lediglich rund um den zentralen Zocalo an. Wir erstanden auf dem Markt eine handgeknüpfte Hängematte aus Baumwolle und Sisal. Wie wir erfuhren, sind diese nur noch eher selten erhältlich, da heute die meisten aus Nylon hergestellt werden.

Im schattigen Innenhof eines der schönen Restaurants am Platz genossen wir ein typisches Maya Menü. Wir wählten mariniertes, dünngeschnittenes Schweinefleisch mit einem Püree aus getrockneten Tomaten und Bohnen.

In der Dämmerung belebte sich der Hauptplatz zunehmend. Eine lokale Tanztruppe führte traditionelle Volkstänze auf. Die Herren waren ganz in Weiss gekleidet, die Damen trugen mehrstufige, weisse Röcke mit farbigen Blumenstickereien. Wir waren erstaunt, dass die Gruppe fast durchwegs aus recht jungen Leuten bestand, welche offensichtlich Spass daran haben, die Traditionen weiterleben zu lassen. Zwei Clowns involvierten das Publikum in ihre Show. Die Freiwilligen wurden zur Belustigung der Zuschauer zu allerlei mehr oder weniger peinlichen Einlagen motiviert. Jung und Alt amüsierte sich und für uns war es wunderbar, Teil der fröhlichen und lebhaften mexikanischen Gesellschaft zu sein.


Die Cenoten Yucatans

Auf unserer Rundreise über die Halbinsel Yucatan haben wir immer wieder sogenannte Cenoten angesteuert, um uns im kühlen Wasser zu erfrischen. Grosse Gebiete der Gegend bestehen aus porösem Kalkgestein und enthalten nur wenige Meter unter der Erde gewaltige Mengen von kristallklarem Trinkwasser. So entstanden Wasserlöcher, die sich sowohl an der Oberfläche oder aber tief unter dem Boden in Höhlen gebildet haben.

Insgesamt soll es über zehntausend dieser Cenoten geben, nur ein paar hundert davon sind aber öffentlich zugänglich. Einige konnten gratis besucht werden, während andere 30-100 M$ pro Person kosteten. Für Cenoten in der Nähe der Mayaküste wurde aber teilweise ein Mehrfaches verlangt. An den abgelegenen Orten war es häufig möglich, direkt vor Ort zu übernachten, was den Vorteil hatte, dass wir abends und morgens die Cenote fast sicher alleine geniessen konnten.

Jede der besuchten Cenoten hatte ihre Reize, sei es weil sie in einer speziell schönen Höhle lagen oder aber wie die Carwash Cenote einen kristallklaren Oberflächensee mit einem weitverzweigten Höhlensystem bildeten, welches abenteuerlustige Taucher anzog.  


Die Flamingos an der Nordküste

Wir fuhren weiter nach Norden, um an die Nordküste der Yucatan Halbinsel zu gelangen. Noch immer war die Landschaft flach und ziemlich trocken. Erstes Ziel war San Felipe, ein scheinbar beliebter Badeort. Es stellte sich allerdings heraus, dass die Badestrände allesamt auf der vorgelagerten Halbinsel lagen und nur mit einem Boot erreichbar waren. Das Dorf selber war einfach eine Ansammlung von Restaurants und Ferienhäusern und bot keine Möglichkeit zum Campieren. Im weiter östlich gelegenen Rio Lagartas kamen wir bei einem Balneario, einem öffentlichen Badepool, unter. Da immer noch Osterwochenende war, trafen wir auf unzählige Leute und das Wasser im eigentlich schönen Süsswasserpool erinnerte eher an Milchkaffee. Bis spät in den Abend genossen die Einheimischen den Feiertag mit Essen, Trinken und Musik. So kamen wir erst spät zu unsere Nachtruhe. Am nächsten Morgen hatten wir dafür den ganzen Platz praktisch für uns allein. Über Nacht hatten sich die aufgewühlten Sedimente im Badeteich gesetzt und er zeigte sich nun kristallklar.

Das Naturschutzgebiet an der Nordküste ist bekannt für seine Flamingo Kolonien. Je nach Jahreszeit leben diese hier oder aber an der Westküste der Yucatan Halbinsel. Wir fuhren auf einer Piste der Küste entlang, links das Meer mit unberührten, kilometerlangen Stränden, rechts die flachen Lagunen, in welchen zum Teil Salz abgebaut wurde. Dort trafen wir erst auf einzelne Flamingos, weiter in Richtung El Cuyo dann jedoch auf eine Kolonie mit sicher über tausend Vögeln. Die sandige Piste wurde zunehmend schmaler, war aber gut zu befahren. El Cuyo entpuppte sich als ein weiterer netter, kleiner Badeort. Da wir jedoch keine Lust auf Strand hatten, zogen wir weiter.


Besuch aus der Schweiz

Wir hatten bereits vor Monaten Vorbereitungen für den Besuch von Myrtas Sohn, Oliver, und seinen zwei Kindern, Elija und Caitlin, getroffen. Dazu hatten wir für uns alle ein Appartement in Playa del Carmen gemietet. Von dort aus unternahmen wir mit unseren Besuchern Ausflüge, unter anderem zu den Ruinen von Coba und Tulum. Wir kombinierten die Fahrten wenn immer möglich mit dem Besuch eines Strandes oder einer Cenote. Abends kochten wir entweder selber oder genossen die mexikanische Küche in einem der nahen Restaurants. Playa del Carmen selber bot vor allem für die Kinder jede Menge Abwechslung und so vergingen die zwei Wochen wie im Flug. Schon bald waren wir wieder allein in unserer kleinen Einzimmerwohnung unterwegs. 


Die Ruinen von Chichen Itza

Chichen Itza sind die meistbesuchten Ruinen aus vorkolumbianischer Zeit in ganz Mexico, vor allem da sie in einem Tagesausflug von der Mayaküste aus und damit für den Massentourismus erreichbar sind. Wir übernachteten in unmittelbarer Nähe der Anlage und konnten unseren Besuch deshalb gleich bei Türöffnung um acht Uhr beginnen. Um diese Tageszeit war zudem die Temperatur noch einigermassen angenehm.

Obwohl die ganze Anlage nicht sehr weitläufig war, benötigten wir doch gute zwei Stunden, um die wichtigsten Gebäude zu besichtigen. Ebenfalls auf dem Areal befanden sich mehrere offene Cenoten. Diese wurden nicht nur zur Wasserversorgung der damaligen Stadt genutzt, es gibt auch Hinweise dafür, dass dort dem Wassergott Opfer dargebracht worden waren.  In Chichen Itza waren zudem die Ruinen eines astronomischen Observatoriums zu bestaunen. Auch ohne optische Geräte war es den Maya damit möglich, wichtige astrologische Konstellationen zu beobachten, welche für die Religion und vermutlich auch für die Landwirtschaft von grosser Bedeutung waren.


Izamal

Das kleine Städtchen Izamal, ein weiteres Pueblo Magico, wird auch goldene Stadt genannt. Dies weil praktisch alle Häuser in der Kernzone in einem warmen Gelb gestrichen sind. Dominiert wurde die Altstadt von einer riesigen Klosteranlage, welche auf einer alten Maya Pyramide errichtet worden war, eine Praxis, welche von den Spaniern gerne angewendet wurde. Ausserdem stand mitten in der Stadt die grösste Maya Pyramide Yucatans. Diese wurde zwar nicht ganz so perfekt rekonstruiert wie andere, vielmehr ist sie durch die Lage mitten im bebauten Gebiet eine Besonderheit.


Hazienda Sontuta de Peon

Auf dieser Hazienda wurde von ca. 1850 1950 Sisal angepflanzt. Bevor diese nach dem Untergang der Industrie, ausgelöst durch die aufkommende Produktion von billigen und langlebigen Kunstfasern, in Ruinen verfiel, kaufte sie ein deutschstämmiger Idealist der Peon Familie ab und restaurierte die ganzen Anlagen stilvoll. Heute ist sie ein lebendiges Zeugnis der einst wichtigen, regionalen Sisal Industrie.

Nur einige wenige Grossgrundbesitzer hatten damals die bereits bei den Maya bekannten Sisalfasern als Alternative zum noch teureren Hanf angebaut. Allesamt wurden sie steinreich. Die Peon Familie zum Beispiel besass alleine 14 Haziendas mit zehntausenden von Pflanzen. Die Agave, welche die Fasern liefert, braucht 7 Jahre, bis jeweils zweimal sieben Blätter pro Jahr geerntet werden können. Nach etwa 25 Jahren ist die Pflanze verbraucht.

Auf einer Führung wurde uns der ganze Herstellungsprozess vorgestellt. Noch heute werden ein paar Tonnen Fasern pro Jahr produziert, primär jedoch um dem Freiluftmuseum Leben einzuhauchen. Um die Herstellung der Endprodukte aufzuzeigen zu können, wurden zeitgenössische Seilflecht- und Webmaschinen zusammengetragen, so dass die einzelnen Schritte eindrücklich demonstrieren werden konnten. Interessant zu erfahren war auch, dass vor Ort immer nur die Fasern produziert worden waren. Seile und Matten wurden erst im Empfängerland daraus hergestellt. Wir lernten zudem, dass der Name Sisal mit der Pflanze nichts zu tun hat. Die Fasern wurden jedoch seinerzeit ausschliesslich über den Hafen der Stadt Sisal exportiert, wodurch die Ballen immer mit dem Aufdruck Sisal versehen wurden. Die Leute im Importland übernahmen schliesslich diesen Namen für das Produkt. Im Anschluss an die aufschlussreiche Führung wurden wir mit einem von einem Maultier gezogenen Wagen durch die Agavenfelder zu einer Cenote gefahren, wo wir uns unterirdisch abkühlen konnten.


Die Ruinen von Uxmal

Uxmal gehört zu den grösseren und wichtigeren Ruinen der Maya Kultur. Da sie weit genug weg vom Massentourismus der Riviera Maya ist, halten sich die Besuchermassen in Grenzen. Die wichtigsten Bauwerke wurden weitgehend rekonstruiert und zeichneten sich vor allem durch die reichhaltigen Relieffassaden aus. Eine weitere Besonderheit war die grosse und eindrückliche Pyramide, welche mit abgerundeten Gebäudeecken konstruiert war, was einmalig ist in der Maya Architektur. Die Temperaturen lagen bei unserem Besuch wieder weit über dreissig Grad und wir waren froh, dass die Umgebung der Ruinen viele schattenspendende Bäume aufwies. Trotzdem war das Hochkraxeln auf eines der höchsten Bauwerke eine schweisstreibende Angelegenheit, insbesondere da inzwischen bereits Nachmittag, und diese der Sonne voll ausgesetzt war.


Campeche

Auf dem weiteren Weg nach Süden legten wir einen kurzen Zwischenhalt in Campeche ein.  Die kleine, aber feine Innenstadt ist ein weiteres UNESCO Weltkulturdenkmal Mexicos. Der Kern der Stadt wurde bestimmt durch die farbigen Fassaden der Kolonialbauten. Wir bewunderten die schön erhaltenen Gebäude, gestrichen in weichen Pastellfarben, entlang der Kopfsteinpflasterstrassen und den baumbestandenen Hauptplatz mit der Kathedrale und dem Palacio Municipal. Das Thermometer war erneut auf 38° gestiegen, so dass unser Besuch von kurzer Dauer blieb und wir froh waren, bald wieder im klimatisierten Auto, zu sitzen.


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