Nach unserer Rückkehr von Hawaii war die bewilligte Aufenthaltszeit für die USA beinahe aufgebraucht. Vor dem definitiven Grenzübertritt wollten wir uns noch mit ein paar Dingen eindecken, von denen wir vermuteten, dass sie in Mexico weniger einfach zu finden wären. Insbesondere füllten wir den Weinkeller mit Box Wine, qualitativ ansprechenden Weinen in den praktischen 3 Liter Kartons. Ausserdem besorgten wir nochmals Wurst und Käse, auch wenn die USA in dieser Beziehung für uns verwöhnte Schweizer kein Schlaraffenland darstellte.
Hoch über der Stadt Escondido verbrachten wir die letzte Nacht in den USA, im überraschend schönen Dixon Lake County Park. Die Sommersaison war auch hier definitiv vorbei, so dass wir einen schönen Platz mit Sicht über die Stadt beziehen konnten. Wir genossen die Ruhe und einen eindrücklichen Sonnenuntergang, bevor die Lichter in der Stadt unter uns langsam angingen.
Am 15. Dezember, zwei Wochen vor Ablauf unserer Aufenthaltsbewilligung für die USA, machten wir uns auf den Weg nach Tecate, einem der weniger stark frequentierten Grenzübergänge nach Mexico. Bald liessen wir die dicht besiedelte Region des Grossraum Los Angeles hinter uns und durchquerten die überraschend schwach bevölkerte Gegend entlang der Grenze..
Bei der Ausreise mussten wir erst mal jemanden finden, der unser im Pass aufbewahrtes Einreiseformular entgegennehmen wollte. Trotz genauer Instruktionen auf der Rückseite des Zettels, welche die Inhaber des Papiers klar aufforderten, dieses beim Verlassen des Landes abzugeben, schienen die Grenzbeamten der USA keine Ahnung zu haben, was sie damit anfangen sollten. Nach längerem Hin und Her nahm einer der Zöllner den Zettel entgegen und liess uns passieren.
Obwohl die Einreiseformalitäten nach Mexico als kompliziert und aufwändig galten, ging für uns das Ganze nicht nur sehr freundlich, sondern auch reibungslos über die Bühne. Nach einem liebenswürdigen Empfang wurden wir informiert, wo wir was zu erledigen hatten. Das Auto konnten wir unterdessen, bewacht von einem Sicherheitsmann, direkt neben dem Eingangstor abstellen.
Die Reise durch die Instanzen lief ungefähr so ab: Pass abstempeln, Touristenkarte ausfüllen, Unterlagen in der nahen Apotheke kopieren lassen, am Bancomaten mexikanische Pesos beziehen, zurück zum Zoll für den temporären Autoimport, beim Banjercito 60 USD einzahlen. Zum Glück mussten wir vor den Zollschaltern nicht gross anstehen, so dass nach gut einer Stunde alles erledigt war. Wie wir von anderen Reisenden wussten, war diese Abwicklung im Vergleich zum Hauptübergang in Tijuana extrem schnell und einfach.
Bei unserem ersten Besuch in einem Supermarkt staunten wir und freuten uns über die markant günstigeren Preise und das grosse Angebot. Zwar war vor allem bei Frischfleisch etwas Toleranz gefragt, denn in Mexico wurde alles hauchdünn geschnitten. Sogar die Schweinskoteletten waren nur gerade 5mm dick, dafür hing dann aber auch das Filetstück mit dran. Nach vergeblichem Suchen in den USA fanden wir hier in einem kleinen Supermarkt sogar unser Standarddeo von Nivea wieder und auch das zu einem Spottpreis.
Nach unserer ersten Nacht in Mexico besuchten wir in Ensenada den Fischmarkt und kauften uns frische Crevetten und Fischfilets. Bei der Zubereitung am Abend mussten wir zu unserer grossen Enttäuschung feststellen, dass der Fisch offensichtlich nicht frisch war, denn er roch nach dem Braten stark nach Ammoniak, so dass wir ihn wegschmeissen mussten.
Aufgrund des anhaltend schlechten Wetters gestaltete sich die Suche nach Übernachtungsmöglichkeiten etwas schwierig. Im einen Camping rutschten wir bereits auf der Zufahrt in der nassen und schrägen Wiese ab und konnten nur dank 4x4 überhaupt wieder hinausfahren. Andere Plätze waren teils überflutet oder durch den Regen in lehmige Flächen verwandelt worden. Schliesslich fanden wir einen Campingplatz mit sandigem Untergrund, verbrachten aber den Rest des Tages im Auto. Willkommen im sonnigen Mexico!
Das schlechte Wetter blieb uns auch die nächsten Tage treu, oft kam zum Regen noch kräftiger Wind dazu. So hatten wir uns den Süden nicht vorgestellt und dass es bis kurz zuvor noch über 30°C warm war, tröstete uns nicht wirklich. Trotz allem wollten wir natürlich von der Baja California etwas sehen. Wir setzten daher unsere Fahrt fort und verliessen südlich von San Felipe die Küste in Richtung Berge. Ein Zwischenhalt bei Coco’s Corner, einer verrückten Beiz mit einem noch verrückteren Besitzer, sorgte für ein wenig Abwechslung. Der fast neunzigjährige Mann sass im Rollstuhl und lebte mutterseelenallein in der Abgeschiedenheit, mitten in der Wüste. Zurück auf der Hauptstrasse erreichten wir den Valle de los Cirios Naturpark. Hier gediehen in grosser Zahl Cirio Kakteen, welchen das Naturschutzgebiet den Namen verdankt, eine eigenartige, stachlige Pflanze, die zu bis 12 m hoch werden kann. Aus einem plump wirkenden Stamm, der sich nach oben verjüngt, wachsen unzählige kleine und stachlige Ästchen. Daneben standen unzählige Saguaros, die mächtigen Säulenkakteen, und viele weitere Kakteenarten sowie immergrüne Büsche, was auch bei grauem Wetter eine einmalig schöne Landschaft zauberte.
Als wir in der Bahia de Los Angeles wieder einmal Internetzugang hatten, stellten wir fest, dass Cel und Dani bereits in der Gegend weilten. Per Whatsapp verabredeten wir uns und trafen die beiden, 4 Monaten nach dem ersten Zusammentreffen in Alaska, wieder. Durch sie lernten wir Elvira und Ruedi kennen, ein Zürcher Paar, das mit einem Landrover unterwegs war. Sie hatten über AirBnB für die Festtage eine einfache, aber doch gemütliche Unterkunft gemietet. Die Break-a-Ways und wir konnten so in ihrem Vorgarten mit unseren Landcruisern campieren. Wir genossen ein paar Tage in Gesellschaft der Schweizer Reisefreunde, bevor wir uns wieder auf den Weg machten. Das schöne Wetter liess weiter auf sich warten, so dass wir vom nördlichen Teil der Baja California nicht sehr viel hatten, denn dieser ist vor allem für ihre einsamen, schönen Strände bekannt. Strandfeeling kam jedoch bei den regnerischen und kühlen Bedingungen und dem anhaltenden Wind definitiv nicht auf.
Guerrero Negro war die erste grössere Ortschaft in der Region Baja California del Sur. Südlich davon lag die Bucht Ojo del Liebre. An diesem Ort sollen jährlich bis zu 2000 Grauwale ihre Jungen zur Welt bringen. Obwohl wir wussten, dass wir etwas früh in der Saison waren, wollten wir unser Glück versuchen. Wir kamen jedoch nicht sehr weit, denn auf Grund der heftigen Regenfälle der vorangegangen Tage war die Piste zum Nordufer gesperrt.
Bei San Ignazio wagten wir deshalb einen neuen Versuch, da auch die Bahia de San Ignazio als temporäre Heimat für viele Grauwale galt. Einen kurzen Zwischenhalt im kleinen Städtchen nutzten wir, um die Missionskirche, eine der ältesten auf der Baja, zu besichtigen und unsere Vorräte zu ergänzen. Auf den ersten 50km Richtung Küste war die Strasse noch geteert, danach ging sie in eine sandige Piste über. Wir durchfuhren auch hier einige grosse Pfützen und weiche Stellen, die aber alle ohne Probleme passierbar waren. Je näher wir dem angepeilten Camp am Strand jedoch kamen, desto öfter stand die Piste über längere Strecken unter Wasser. So lange wir in den gefestigten Fahrspuren blieben, meisterte unser Landcruiser auch diese Hindernisse problemlos. Wir erreichten das Camp schliesslich, um festzustellen, dass alles noch geschlossen war. Da wir nicht auf externe sanitäre Anlagen angewiesen waren, beschlossen wir, trotzdem in diesem schön angelegten Campingplatz zu übernachten. Wir genossen einen ruhigen Abend, einen herrlichen Sonnenuntergang und beobachteten die Fischadler bei ihrer Futterbeschaffung.
Um weiter nach Süden zu gelangen, mussten wir zurück nach San Ignazio, um von dort nach Santa Rosalia zu fahren. Dort liessen wir erst mal unser Auto waschen, denn die schlammigen Pisten hatten ihre Spuren hinterlassen. Der Ort bot sich auch an, die Lebensmittelvorräte zu ergänzen. Der einfache Bergbauort bot als Sehenswürdigkeit eine von Gustave Eiffel entworfenen Stahlbaukirche und ein französisch angehauchtes Quartier. Der nächste nennenswerte Ort war Mulegé. Dort verbrachten wir ein paar Tage in einem hübsch angelegten Campingplatz voller tropischer Fruchtbäume. Wir spazierten zum nahe gelegenen Strand, wo wir rund um den dortigen Leuchtturm die vielen Pelikane beim Fischen beobachten konnten. Aus grosser Höhe stürzten sich die Vögel ins Wasser und erschienen fast jedes Mal mit einer Beute wieder an der Oberfläche. Mulegé war ein bescheidener Touristenort und bot das notwendigste an Infrastruktur. Auch hier, wie an jedem Ort der Baja, stand eine bescheidene Missionskirche. Im Campingplatz lernten wir Liesel und Gebhard kennen, ein Paar aus Deutschland, das wie wir mit einem 70er Serie Landcruiser unterwegs war unter www.steppenfloh.de ihre Reiseerlebnisse publizierte. Vor der Weiterfahrt mussten wir wieder einmal unseren Trinkwassertank füllen. Dazu fuhren wir zu einem Purificador. Diese meist kleinen Firmen, die in Mexico überall anzutreffen waren, leben davon, Leitungswasser zu filtern und, in Behälter abgefüllt, als sicheres Trinkwasser zu verkaufen. Um nicht mit Kanistern arbeiten zu müssen, reichte uns der Angestellte gleich den Schlauch aus dem Fenster, so dass wir unseren Trinkwassertank direkt befüllen konnten. Für die gut 30 Liter bezahlten wir gerade mal 13 Pesos, also etwa 70 Rappen.
Diese langgestreckte Bucht sollte eigentlich ein weiterer Höhepunkt auf der Baja California werden. Entlang der Küste schauten wir uns immer wieder nach schönen Übernachtungsmöglichkeiten um, wo wir ein paar Tage bleiben könnten. Die meisten der Plätze lagen leider im Bereich der auch nachts viel befahrenen Strasse, andere waren schon ziemlich belegt. An der Playa de la Perla fanden wir schliesslich einen Ort, der uns zusagte. Da mittlerweile ein kräftiger Nordwind blies, waren wir froh, dass wir uns im zugehörigen Unterstand aufhalten konnten, um nicht wieder den ganzen Nachmittag im Auto verbringen zu müssen. Richtiges Strandfeeling wollte jedenfalls nicht aufkommen und an ein Bad im Meer war gar nicht zu denken. Bevor wir anderntags wegfuhren, tauchten überraschend Cel und Dani auf. Sie hatten unser Auto von der Strasse aus gesehen und beschlossen, kurz vorbeizuschauen. Nachdem die letzten Neuigkeiten ausgetauscht waren, machten wir uns beide wieder auf den Weg.
Unseren nächsten Halt legten wir in Loreto ein, einem kleinen, netten Touristenstädtchen. Im überschaubaren Zentrum lag eine Fussgängerzone rund um den zentralen Platz. Wir genehmigten uns in der kleinen Brauereien Zopilote, benannt nach den hier häufig vorkommenden Rabengeiern, ein hervorragendes Bier. Zum Nachtessen wollten wir nicht in einem der Restaurants im Zentrum einkehren, die alle ihr Angebot den amerikanischen Besuchern angepasst hatten. Das etwas abseits gelegene Almejo Conchas war gut besucht und wir waren die einzigen nicht mexikanischen Gäste. Die als Spezialität des Hauses geltenden Muscheln waren zwar ausverkauft, aber wir kamen trotzdem auf unsere Rechnung und genossen ein wunderbares Seafood Menu. Für die zweite Übernachtung in Loreto wechselten wir vom sehr zentral gelegenen, aber nicht sehr attraktiven El Moro Camping in den Palmas Altas, welcher in einem schön angelegten Garten ein paar wenige Stellplätze anbot. Abgesehen von den krähenden Hähnen in der Nachbarschaft, welche uns früh am Morgen weckten, war der Platz sehr ruhig.
Auf kurvenreicher Bergstrasse fuhren wir hinauf nach San Javier. Der kleine Ort ist bekannt für eine weitere, sehenswerte Missionskirche, die zwar recht abgelegen ausserhalb des Dorfes lag, den Umweg aber durchaus lohnte. Für die Weiterfahrt waren wir froh, mit einem geländegängigen Fahrzeug unterwegs zu sein, denn die Piste durchquerte immer wieder das Flussbett. Der Fluss führte zwar kaum Wasser, die Querungen waren jedoch ziemlich steinig und die Ein- und Ausfahrten oft recht steil. Die Strecke führte durch wunderschöne Landschaften und endete in der fruchtbaren Ebene bei Ciudad Insurgentes. Wir fuhren weiter bis Puerto San Carlos, wo wir noch einmal eine Chance wahrnehmen wollten, hinauszufahren um Wale zu sehen. Schnell fanden wir im Ort einen Bootsführer, welcher mit uns am nächsten Tag hinaus in die Bahia Magdalena fahren wollte. Damit wir die Kosten nicht allein tragen mussten, organisierte er ein zweites Paar, Ana und Ricardo aus Cabo San Lucas, die sich ebenfalls für eine Tour interessiert hatten.
Als wir uns zum Nachtessen ins nahe Restaurant aufmachten, erlebten wir völlig überraschend einen herrlichen Sonnenuntergang. Nachdem der Himmel den ganzen Tag bedeckt war, hatte sich am westlichen Horizont unverhofft ein blauer Streifen aufgetan, so dass sich die Sonne noch für ein paar Minuten zeigte und spektakuläre Farben an den Himmel zauberte. Zur selben Zeit erzeugte ein feiner Nieselregen im Osten einen doppelten Regenbogen, was das Bild noch unglaublicher werden liess.
Calendario, unser Käpten, hatte uns ehrlicherweise darauf hingewiesen, dass er uns eine Walsichtung nicht garantiert könne, da wir noch früh in der Saison waren. Er versprach uns jedoch in jedem Fall einen interessanten Ausflug. Tatsächlich brachte er uns schon nach kurzer Fahrt durch die Bucht zu einer Sandbank, auf welcher wir hunderte von Pelikanen aus nächster Nähe beobachten konnten. Er wusste auch, auf welchen Bojen in der Fahrrinne sich immer Seelöwen und Robben sonnten. Auf dem spiegelglatten Meer und bei unterdessen recht sonnigem Wetter war es ein Vergnügen, die Bucht zu erkunden. Im Bereich der Öffnung zum Meer sahen wir dann endlich die ersten Wale. Wir fuhren näher und konnten einige Male beobachten, wie die mächtigen Tiere zum Atmen auftauchten und mit einem eleganten Schwanzschlag wieder in die Tiefe verschwanden. Die Begegnungen waren zwar von kurzer Dauer und aus einiger Distanz, da die weiblichen Wale noch ohne ihre Jungen unterwegs waren, und dadurch nur kurz zum Luft holen an die Oberfläche kamen. Trotzdem war es ein eindrückliches und beglückendes Erlebnis, diese prächtigen Tiere zu beobachten. Bevor die Tour zu Ende ging, legten wir in der kleinen Siedlung Magdalena an. Dieser Ort ist nur über das Meer erreichbar und die wenigen Autos, die hier fahren, waren quer auf zwei kleinen Booten balancierend von San Carlos herübergebracht worden. Eine eingeschworene Gemeinschaft lebt hier abgeschieden und offenbar zufrieden vom Fischfang und vom Verkauf von Langusten, welche gute Preise erzielen. Auf dem Rückweg nach San Carlos lief unser Boot einige Kilometer vom Ufer entfernt auf Grund, denn bei Ebbe war das Wasser oft nur 20-30 cm tief. Der Käpten musste einige hundert Meter mit halb hochgeklapptem Motor fahren, bis das Wasser wieder tiefer wurde.
Wir hatten von anderen Reisenden gehört, dass an einem Strand in der Nähe von Todos Santos eine Aufzuchtstation für Meeresschildkröten eingerichtet worden war. Die im Sand vergrabenen Eier der Tiere werden eingesammelt und ausgebrütet und danach die frischgeschlüpften Schildkröten in der Dämmerung ins Meer entlassen. Durch diese Massnahmen lassen sich die Überlebenschancen der Jungtiere markant verbessern und man hofft, die rückläufige Population wieder erhöhen zu können.
Wir campierten direkt am Strand neben der Station und konnten daher bei Sonnenuntergang quasi vor der Haustür beobachten, wie die kleinen Tiere ausgesetzt wurden. Zielstrebig krabbelten sie Richtung Brandung und verschwanden in der Weite des Ozeans, wo sie auf ihrem Weg ohne Hilfe des Menschen noch viele weitere Gefahren überwinden müssen.
Das umtriebige und hübsche Städtchen Todos Santos beherbergt neben anderen Sehenswürdigkeiten das Hotel California, welches durch den bekannten gleichnamigen Song Berühmtheit erlangte.
Seit ein paar Tagen hatten wir nun endlich schönes Wetter und Temperaturen von 25 bis 30 °C bei strahlend blauem Himmel. So hatten wir uns die Baja California vorgestellt. Wir suchten daher nun gezielt nach schönen Stränden, wo wir uns abseits vom Touristenrummel einrichten konnten. An der Pazifikküste war uns das Meer noch zu rau und zu kalt zum Baden, als wir jedoch das Cabo San Lucas umrundet hatten, konnten auch wir endlich einen Sprung ins Meer wagen. Wir genossen ein paar Tage bei perfekten Bedingungen in einer kleinen Bucht. Unsere einzigen Nachbarn waren Eileen und Gerry aus Colorado. Sie verbrachten seit über zwanzig Jahren ihre Ferien in der Bucht Boca las Palmas. Diesmal waren sie das erste Mal ohne Familie angereist und genossen ein paar Wochen an der Wärme, bevor sie in den Schnee und die Kälte von Colorado zurückkehren mussten. Gerry, ein begeisterter und erfolgreicher Fischer, wagte sich mit seinem kleinen Schlauchboot weit hinaus und kam mit reicher Beute zurück, so dass auch wir zu einer grosszügigen Portion Fisch kamen. Im Gegenzug buk Myrta einen Dreikönigskuchen und wir luden unsere Nachbarn zu diesem typisch Schweizerischen, ihnen jedoch unbekannten Brauch ein. Nicht nur Ueli, der als Tageskönig die Krone tragen durfte, genoss den feinen Kuchen.
Nach ein paar Tagen in netter Gesellschaft wollten wir weiter ziehen, kamen aber nicht sehr weit. Bereits knapp 50 km nach Norden fanden wir einen weiteren netten Übernachtungsplatz. Da der Nordwind wieder stärker blies, zogen wir es vor, nicht direkt am Strand zu campieren und den Rest des Tages windgeschützt mit süssem Nichtstun zu verbringen.
Mit einem Abstecher ins Landesinnere, wollten wir dem anhaltend starken Wind etwas ausweichen. Hinter Agua Caliente übernachteten wir in der Nähe einer warmen Quelle, wo aus der Felswand und aus dem Sandstrand ca. 40°C warmes Wasser strömte, welches sich in einem glasklaren Wasserloch am Flusslauf sammelte. Wir genossen ein angenehmes, erholsames Bad im Hauptpool oder legten uns in einer der Kuhlen im Sand ins warme Wasser. Eine schöne Wanderung oder eher eine Kraxelpartie führte uns in den Canyon hinein. Herrliche Wasserlöcher, Felsformationen in allen Farben und die üppige Vegetation liessen uns vergessen, dass wir uns in der trockenen Landschaft der Baja California befanden.
Wir waren an einem Sonntag in El Chorro angekommen, dadurch vergnügten sich tagsüber auch einige lokale Besucher an diesem herrlichen Ort. Den Abend verbrachten wir jedoch allein mit ein paar wenigen Campingnachbarn. Die Ruhe wurde nur hie und da unterbrochen vom Heulen der Wölfe, die in der angrenzenden Sierra La Laguna leben.
In Los Barriles stockten wir unsere Lebensmittelvorräte wieder einmal auf und konnten unter anderem wunderbare, dick geschnittene, fein marmorierte Rindersteaks erstehen. Wie bereits erwähnt, fanden wir sonst in Mexico nur hauchdünn geschnittene Fleischstücke, umso mehr genossen wir dieses Angebot, das wir offensichtlich den vielen, in dieser Gegend überwinternden Amerikanern zu verdanken hatten.
Nach Los Barriles ging die Teerstrasse in eine Piste über. Dieser folgten wir bis die Häuser immer weniger wurden und schliesslich ganz zurückblieben. Wieder fanden wir einen weitgezogenen Strand wo wir ganz für uns waren. Nebst einigen schattenspenden Bäumen fanden wir vor allem jede Menge gutes Brennholz. So konnten wir wieder einmal unser Brot im Campoven auf dem Feuer backen und hatten ausserdem die perfekte Glut für unsere Steaks. Beim Eindunkeln erhielten wir Besuch von einer neugierigen Kuh Herde. Ein Kalb war speziell „wunderfitzig“ und wagte sich ganz nahe an unseren Tisch heran. Damit aber nicht genug der Besucher, es war wohl schon gegen Mitternacht, als wir draussen Geräusche hörten. Ueli schaute nach und überraschte zwei grössere Tiere, welche sich an unserem Abfallsack zu schaffen machten. In der Dunkelheit konnten wir nicht erkennen, wer da genau herumschlich. Wir hatten jedoch unmittelbar neben unserem Auto zwei grosse Höhlen entdeckt und gingen davon aus, dass es sich um deren Bewohner, wahrscheinlich Waschbären, handelte.
Die Piste wurde immer schmaler und kletterte stetig, zum Teil sehr steil, bergan. Bald waren wir gute 200m über dem Strand und hatten eine herrliche Sicht ins glasklare, türkisfarbene Wasser unter uns. Der Weg wurde so steil, dass wir sogar die Geländegänge zu Hilfe nehmen mussten. Als dann die Piste von der Küste weg in die Berge hineinführte, folgte sie erst einem schmalen Canyon und stieg dann zu einem Pass hoch. Kurz danach kreuzten wir eine Gruppe, die in Geländewagen unterwegs war, zum Glück an einer Stelle, die ein Ausweichen ermöglichte. Die Strecke war bei Offroadfahrern beliebt und die Leute staunten nicht schlecht, dass wir uns mit unserem Camper in dieses Gelände wagten. Bald erreichten wir wieder die Zivilisation und mit ihr eine Teerstrasse, welche uns schliesslich nach La Paz hineinführte.
Wenige Tage zuvor war die Steuerung der Klimaanlage am Toyota ausgefallen. Deshalb fuhren wir gleichentags zum Toyota Händler in der Stadt, um das Problem beheben zu lassen. Wie schon bei anderen Gelegenheiten wurden wir vom Service von Toyota enttäuscht, denn anstatt uns zu helfen, schickten sie uns weiter zu einem Aircondition Spezialisten. Dort lernten wir dafür das berühmte Improvisationstalent der mexikanischen Mechaniker kennen. Innert Minuten war erkannt, wo das Problem lag. Da Originalersatzteile auf die Schnelle nicht erhältlich waren, wurde erst versucht das offenbar defekte Relais durch ein gebrauchtes zu ersetzen. Dadurch war der Fehler jedoch nicht behoben, also baute der Mechaniker kurzerhand eine im Ersatzteillager vorhandene Uraltelektronik eines anderen Landcruisers ein. Interessanterweise passten sowohl Grösse, Steckverbindung als auch Funktion des alten Teils einwandfrei und nachdem wir 60 CHF bezahlt hatten, fuhren wir in einem gut gekühlten Auto weiter.
Wir erfuhren, dass unsere Campingnachbarn, eine amerikanische und eine holländische Familie, für den nächsten Tag ein Boot gechartert hatten, um in der Umgebung von La Paz das Meer zu erkunden. Da noch zwei Plätze auf dem Schiff frei waren, erhielten wir die Möglichkeit, uns anzuschliessen. Wir fuhren frühmorgens hinaus nach Pichilingue, wo uns die Crew des Bootes erwartete. Nachdem alle mit Tauchanzug und Schwimmweste ausgerüstet waren, startete die Tour erst mal zurück Richtung La Paz. Zu unserem Glück war das Meer an diesem Tag spiegelglatt. Wir genossen die Fahrt und schon bald wurde das Boot begleitet von mehreren Gruppen Delfinen. Was für ein Vergnügen, die eleganten Tiere aus nächster Nähe beim Spielen zu beobachten.
Nach einer Weile bezog unser Guide den Beobachtungsposten am Bug des Bootes, um nach Walhaien Ausschau zu halten. Es dauerte nicht lange und er dirigierte den Käpten dicht an einen der mächtigen Fische heran. Nun galt es, schnell ins Wasser zu springen und dem Tier zu folgen. Mit langsamen und sanften Bewegungen glitt der Walhai durch das Wasser. Trotz der Gemächlichkeit des Tieres war es für uns eine rechte Herausforderung, an ihm dran zu bleiben. Zudem war das Wasser relativ trüb, so dass wir versuchen mussten, möglichst nahe heranzukommen, um den Fisch überhaupt sehen zu können. Es war ein bewegendes Erlebnis, einen dieser bis zu 10 Meter langen Giganten im Wasser zu begleiten. Bald mussten wir diese erste „Verfolgung“ aufgeben und zum Boot zurück schwimmen. Wir bekamen jedoch noch mehrere Male Gelegenheit, uns einem dieser faszinierenden Meeresbewohner im Wasser zu nähern.
Nach diesen anstrengenden Aktivitäten waren alle bereit, die Tour in Richtung Norden fortzusetzen. Entlang der vulkanischen Insel Espirito Santo fahrend genossen wir die Landschaft und die wunderschöne Felsküste. An deren Nordspritze lag die kleine Felseninsel Lobero, welche eine grosse Kolonie Seelöwen beherbergte. Erst beobachteten wir die Tiere vom Boot aus, wie sie sich in der Sonne räkelten und in Gruppen im Wasser herumtobten. Danach war es wieder Zeit, selber ins Wasser zu springen. Auf der Südseite der Insel durchschwammen wir unglaublich grosse Fischschwärme. Immer wieder näherten sich uns einzelne neugierige Tiere bis auf Armeslänge. Unser Guide führte uns durch einen Felstunnel auf die andere Seite der Insel. Der tiefe Canyon, an dessen Wänden prächtige Korallen wuchsen, wurde von einfallenden Sonnenstrahlen magisch beleuchtet. Auf der anderen Seite angekommen, trafen wir immer häufiger auf Seelöwen, welche sich einen Spass daraus machten, mit uns zu spielen. Die an Land ziemlich tollpatschig wirkenden Tiere, zeigten in ihrem wahren Element, dem Wasser, ihre eleganten und pfeilschnellen Schwimmkünste. Es war ein riesiges Erlebnis, sich inmitten dieser neugierigen und spielfreudigen Tiere zu bewegen.
Bei der Mittagspause an einem Strand konnten wir uns stärken und von den abenteuerlichen Aktivitäten erholen. Auf dem Rückweg legten wir einen Zwischenstopp bei einer Kolonie von Fregattvögeln ein. Diese eleganten Seevögel, welche normalerweise wochenlang auf hoher See leben, ohne auch nur einmal auszuruhen, nisteten in den Mangroven auf der Insel Espirito Santo und zogen hier ihre Jungen auf.
Wir bekamen noch einmal Gelegenheit, mit den Seelöwen zu schnorcheln. Ausser Pieter waren aber alle zu erschöpft, um sich nochmals ins Wasser zu wagen. Dieser erlebnisreiche und lange Tag auf dem Meer war für uns definitiv ein weiterer Höhepunkt der bisherigen Reise und wir waren der Familie Duval sehr dankbar, dass sie den Trip organisiert hatten und uns daran teilnehmen liessen.
Obwohl wir uns unterdessen schon einige Tage in La Paz aufhielten, hatten wir von der Stadt selber noch nicht viel gesehen. Dies wollten wir ändern und fuhren deshalb mit dem Bus ins Zentrum. Bei einem Spaziergang an der Strandpromenade, welche sich entlang des ganzen Stadtzentrums zog, lernten wir gleichzeitig den touristischen Mittelpunkt von La Paz kennen. Die Promenade bot die ganze, von den Feriengästen geschätzte Infrastruktur mit Hotels, Restaurants und Souvenirshops. Auch wir nutzten das Angebot und fanden endlich die lange gesuchten Strandmatten und ausserdem die uns von Doug empfohlene Bäckerei, wo wir tatsächlich ein feines Brot und herrliche Mandelgipfel kaufen konnten.
Nach einem Monat auf der Halbinsel war es nun Zeit, die Überfahrt ins eigentliche Mexico zu organisieren. Von La Paz aus hatten wir für die Passage zwei Optionen zur Auswahl, nach Mazatlan oder nach Topolobampo. Da wir planten, die Region der Barranca del Cobre zu besuchen, wählten wir Topolobampo. Die Tickets konnten wir direkt am Hafen kaufen, nachdem zuvor Gewicht und Abmessungen unsers Campers festgehalten worden waren. Vom Zoll wurde überprüft, dass wir über die notwendige Erlaubnis zum temporären Import des Fahrzeugs und die Touristenkarte für die Personen verfügten. Wir buchten die Überfahrt für den kommenden Samstag und bezahlten für den Transport inkl. Zweierkabine und Nachtessen an Bord 5000 M$, umgerechnet etwa 250 CHF.
Nachdem wir den letzten Tag auf der Baja mit unseren neugewonnen Freunden, den beiden Familien vom Camping, am Strand von Balandra verbracht hatten, fuhren wir zur Nordspritze der Halbinsel, um an der Playa de Tecolote, Nähe des Hafens, unser Nachtessen einzunehmen. Trotz Samstagabend war wenig Betrieb und wir hatten Glück, in einem der Restaurants ein Essen zu bekommen, bevor auch dieses schloss. Wir waren deshalb schon frühzeitig am Hafen, und an Bord des Schiffes. Beim Laden war es jeweils nur dem Fahrer gestattet, mit seinem Fahrzeug reinzufahren, alle anderen Mitreisenden mussten als Fussgänger an Bord. Die Überfahrt verlief sehr ruhig, und wir verbrachten eine angenehme Nacht in unserer Kabine, auch wenn der Komfort durch die eiskalte Zugluft der Klimaanlage gemindert wurde.
Kommentar schreiben