Wir hatten schon früh beschlossen, dieses Jahr wieder zum Buschtaxitreffen im Norden Deutschlands zu fahren. Da wir ja genügend Zeit haben, wollten wir den Weg zum Treffen auf der Landstrasse reisen und die Gelegenheit packen, einige Sehenswürdigkeiten zu besuchen und so die lange Fahrt etwas abwechslungsreicher zu gestalten.

Da das Treffen nicht allzu weit von Tschechien entfernt stattfand, führte unsere Fahrt nach Hause durch dieses, für uns Beide unbekannte Land und dann weiter quer durch Österreich, welches wir auch noch nie wirklich bereist hatten.

 

Die gesamte Route war schliesslich fast 3000 km lang und wir nahmen uns dafür gut zwei Wochen Zeit.

Die Karte kann beliebig gezoomt werden, so dass die Details besser ersichtlich sind.


Ans Buschtaxi Treffen

Bei sommerlichen und sehr hohen Temperaturen starteten wir und legten nach gut zwei Stunden Fahrt einen ersten Halt im nördlich des Bodensees gelegenen Campus Galli ein.

Im Freiluftmuseum wird, basierend auf dem ursprünglichen Klosterplan von St. Gallen, ein Dorf aufgebaut, welches einige der vor weit über tausend Jahren geplanten Gebäude umfasst. Die Bauarbeiten werden noch längere Zeit in Anspruch nehmen, so dass die Besucher beobachten können, wie immer wieder Neues entsteht. Die dabei verwendeten Materialien und die Bautechniken entsprechen den Möglichkeiten, welche Bauleute im 9. Jahrhundert angewendet haben. In den bereits fertiggestellten Gebäuden wurden Werkstätten und Räume eingerichtet, welche einen Einblick in die Arbeits- und Lebensweise im Mittelalter geben.

Gestartet wurde das Projekt im Sommer 2013. Die ausführenden Handwerker und Freiwilligen werden begleitet von Wissenschaftlern, welche sicherstellen, dass möglichst authentische Resultate erzielt werden können.

Wir wählten weiterhin eine Route abseits von grossen Städten, quer durch Deutschland. Während der Fahrt entdeckte Ueli auf der Karte eine Waldlichtung, abseits der Hauptstrasse, welche uns allenfalls als Übernachtungsplatz dienen könnte. Tatsächlich war die Waldstrasse zu diesem Platz, wie von uns erhofft, für einmal nicht mit einem Fahrverbot belegt und so bot sich dieser für eine ruhige, angenehme Nacht an. 

Wie schon vor zwei Jahren, auf dem Weg nach Dänemark, kamen wir auch diesmal an Rothenburg ob der Tauber vorbei. Wir parkten an der Stadtmauer und spazierten durch die wunderschöne Altstadt. Wir waren relativ früh am Morgen unterwegs und konnten deshalb in aller Ruhe und ohne grosse Menschenmengen durch die kopfsteingepflasterten Gassen schlendern und die Festungsanlagen und reich geschmückten Stadthäuser bewundern. Entlang des Wehrganges auf der Stadtmauer gelangten wir zurück zum Spitaltor, wo unser Camper stand.

Meist kamen wir auf gut ausgebauten Bundesstrassen zügig voran, denn abseits der Agglomerationen herrschte wenig Verkehr. Nachdem die bisherige Route meist durch flache Landschaften geführt hatte, wurde es kurz vor unserem Zwischenziel richtig hüglig und die Gegend bot etwas Abwechslung. 

Wir erreichten Ohrdruf, den Ort wo das Land Cruiser Treffen stattfand, am frühen Nachmittag. Obschon erst Donnerstag war und die Veranstaltung noch nicht offiziell begonnen hatte, waren die Campingwiesen bereits gut belegt. Noch fanden wir aber ohne Schwierigkeiten einen passenden Platz für uns und wir richteten uns direkt am Ufer des Weihers ein. Im Laufe des Tages und bis zum Samstag trudelten immer mehr Toyotas ein und es wurde zunehmend enger im Schlosspark. Da das Hauptziel des Treffens jedoch die Kontaktpflege mit Gleichgesinnten und das Knüpfen neuer Bekanntschaften ist, war die Nähe zu anderen Besuchern eher positiv anzusehen. Am Ende sollen laut Veranstalter weit über tausend Fahrzeuge am Treffen teilgenommen haben, mehrheitlich Toyota Land Cruiser aller Generationen.

 

Wir trafen neben Roger, den Ueli schon seit Jahrzehnten kennt und der sich direkt neben uns einrichtete, auch einige weitere Bekannte an. Wir genossen das herrliche Sommerwetter, und die Gesellschaft anderer Gleichgesinnter beim Gedankenaustausch und dem einen oder anderen Bier. Auf der Händlermeile präsentierten Hersteller und Verkäufer ihre Produkte und Dienstleistungen, während im Schloss laufend Vorträge und Workshops stattfanden. Wir hatten jedenfalls ein sehr kurzweiliges und abwechslungsreiches Wochenende.

Da wir es vor lauter schauen verpasst haben, selber Bilder zu schiessen, sind alle ausser den ersten zwei von einem Facebook Beitrag von Buschtaxi gestohlen. 

Tschechien

Am Sonntag verliessen wir, wie viele andere Besucher auch, das quirlige Treiben bereits am Vormittag und machten uns Richtung Böhmische Schweiz im Nordwesten der Tschechischen Republik auf. Da die Landschaft unterwegs eher eintönig ist, nutzten wir bis kurz vor der Grenze die Autobahn. Wir kamen in einem kleinen, gepflegten Campingplatz unter, nicht weit vom Nationalpark Böhmische Schweiz entfernt. Die Gegend ist vor allem für seine Landschaften mit den markanten Sandsteinfelsen bekannt.

Böhmische Schweiz

Am folgenden  Morgen fuhren wir zurück nach Hrensko, um uns bei der Informationsstelle über Wandermöglichkeiten zu erkundigen. Da im Herzen des Nationalparks im Sommer 2022 ein Waldbrand gewütet hatte, erfuhren wir, dass nach wie vor viele Wander- und Radwege aus Sicherheitsgründen gesperrt sind. Die gewünschte Wanderung zum Prebischtor war jedoch immerhin über den Standardzugang möglich , so dass wir uns auf den Weg zu diesem berühmten Sandsteinbogen machen konnten. Nach einer knappen Stunde standen wir vor dem alten, an die Felswand gebauten Hotel und dem darüber liegenden, imposanten Sandsteinbogen. Über 26 m breit spannt sich die natürliche Brücke auf 16 m Höhe über die Restaurant-Terrasse. Die Sehenswürdigkeit ist bereits seit 600 Jahren bekannt. Ende des 19. Jahrhunderts wurde das heute noch bestehende Hotel erbaut, da immer mehr Leute dieses Naturwunder sehen wollten. Oberhalb des Hotels führt der Wanderweg weiter zu einigen Aussichtspunkten, die nicht nur eine gute Sicht auf das Prebischtor boten, sondern auch das ganze Ausmass der Waldbrände zeigten. Während der teils steile Aufstieg schweisstreibend war, gestaltete sich der Abstieg eher als leichter Spaziergang. 

Durch hügelige Landschaft führte die kurvenreiche, schmale Strasse an einigen alten Dörfern vorbei, die einen Eindruck gewährten, wie die Menschen auf dem Land lebten. Heute sind viele Orte wie z .Bsp. Doubice fast menschenleer und ein Grossteil der kleinen, schmucken Holzhäuser wurden zu gepflegten Ferienhäusern umfunktioniert. Weiter auf Landstrassen fahrend durchquerten wir einen Zipfel Deutschlands und gelangten so nach Liberec / Reichenberg. In der hübschen Altstadt ist vor allem der grosse Rathausplatz sehr sehenswert, während die neueren Stadtteile weniger attraktiv sind.

Böhmisches Paradies

Direkt im Nationalpark Böhmisches Paradies kamen wir in einem netten Campingplatz unter und waren daher am nächsten Tag schon früh in der Felsenstadt "Hruba Skala". Dabei handelt es sich um eine Landschaft mit Sandsteinsäulen, welche teils über 50 m hoch sein können. Eine Wanderung führte durch Wälder, immer auch wieder an markanten Felsformationen vorbei. Durch enge Spalten und über viele Treppenstufen sucht sich der Pfad seinen Weg. Nach einem Aufstieg erreichten wir einen Aussichtspunkt, von wo wir eine gute Sicht auf die zurückliegende Burg und die Kirche von Hruba Skala genossen. Mitten im Wald kamen wir zu einer Gedenkstätte für tödlich verunfallte tschechische Bergsteiger. Wir waren erstaunt, wie vielen Opfern hier gedacht wurde, angesichts der wenigen Berge, die Tschechien selber hat. Wir stiegen weiter hoch zum Plateau und folgten einer Waldstrasse zurück zum Auto. Durch die gewonnene Höhe bot sich immer wieder Aussicht auf die hohen Felspfeiler, welche aus den Bäumen ragten, und auf die weitere Umgebung.

 

Wir blieben auf den Landstrassen mit dem Ziel Prag. Anfangs, im Bereich des Böhmischen Paradieses, war die Landschaft noch abwechslungsreich, danach wurde sie wieder flach und Landwirtschaft dominierte das Bild. Die Route führte im Zickzack durch kleine, verschlafene Dörfer südwärts. In Stará Boleslav standen wir unvermittelt vor einer Strassenbaustelle, ohne dass eine Umleitung signalisiert war. Ein Blick auf die Karte zeigte, dass es weit und breit keine Alternative zur gesperrten Brücke gab, ausser der Autobahn. Da wir bis anhin keine Autobahnvignette gekauft hatten, mussten wir dies nun nachholen. Der Kauf erwies sich als problemlos und war in wenigen Minuten online erledigt. Wir registrierten uns für eine 10-tägige, digitale Vignette und schon konnten wir die gebührenpflichtige Strasse nutzen. Je näher wir der Grossstadt Prag kamen, desto dichter wurde der Verkehr und wir waren schliesslich froh, auf der Autobahn fahren zu können.

Prag

In einem der Campingplätze nördlich der Moldau Schlaufe richteten wir uns ein. Von der nahen Tramstation aus gelangten wir in einer Viertelstunde zur Karlsbrücke, einer der bekannten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Wir hatten bereits im Vorfeld gelesen, dass über 60-Jährige nur den halben Fahrpreis für Bus und Tram bezahlen müssen, über 65-Jährige fahren sogar gratis. So lässt sich nicht nur Geld sparen, man muss sich gar nicht erst um Tickets kümmern, sondern steigt einfach ein. Manchmal hat es eben auch Vorteile, zur älteren Generation zu gehören. Generell profitieren Pensionierte in Tschechien oft von Vergünstigungen, sei es in Museen oder bei sonstigen Eintritten.

 

Wir schlenderten über die Karlsbrücke, um in den westlichen Altstadtteil zu gelangen. Über steile Strassen und Treppen gelangten wir hinauf zur riesigen und eindrücklichen Burganlage. Von einer grossen Terrasse aus geniesst man den Blick über Prag. In Anbetracht der herrlichen Stadt wunderten wir uns nicht über die beträchtliche Anzahl Touristen, die überall unterwegs waren. Zurück am gegenüber liegenden Ufer der Moldau genehmigten wir uns zum Aperitif logischerweise ein Bier, wofür Tschechien schliesslich weltberühmt ist. Rund um das Rathaus reiht sich ein historisches Gebäude an das andere und bilden ein farbenfrohes und malerisches Ensemble. Vor der astronomischen Uhr des Rathausturms sammelten sich die Besucher zur vollen Stunde. Das Schauspiel der mechanisch bewegten Figuren erinnerte uns sehr an den «Zytgloggenturm» in Bern. Am Platz selber suchten wir uns eines der zahlreichen Restaurants aus und genossen ein klassisches Nachtessen. Knödel und Gulasch sind im ganzen, ehemals böhmischen Kulturraum verbreitet und gehören immer auf die Speisekarte. Den Sonnenuntergang erlebten wir an der Moldau, ganz in der Nähe der Karlsbrücke, bevor wir mit der Tram zurückfuhren.

Kutna Hora

Da wir nun ja die Autobahnvignette gekauft hatten, benutzten wir die Schnellstrassen, um aus der Stadt zu gelangen. Dann aber wechselten wir wieder auf die Landstrassen. In Kutna Hora legten wir einen Zwischenhalt ein und spazierten durch das kleine Zentrum. Da der berühmte gotische Dom für Besucher geschlossen war,  mussten wir uns mit anderen Sehenswürdigkeiten zufrieden geben, wie der sehr speziellen Brunnenkonstruktion oder dem barocken ehemaligen Zisterzienserkloster am Rand der Altstadt. Immerhin war es eine gute Gelegenheit, sich die Füsse zu vertreten. 

Das südöstlich gelegene Eisengebirge, eine dünn besiedelte, meist bewaldete Region, sorgte für landschaftliche Abwechslung. Unser Ziel war ein mitten in diesem Gebiet, an einem See gelegener Campingplatz. Da wir schon früh eingetroffen waren, beschlossen wir in den umliegenden Wäldern nach Pilzen zu suchen. Tatsächlich mussten wir nicht weit gehen, bis wir eine reiche Auswahl beisammen hatten. Vor allem verschiedene Röhrlinge füllten unsere Beutel. Es stellte sich allerdings heraus, dass die eine Sorte, die sehr zahlreich wuchs, ein Gallenröhrlinge war, welcher, wie der Name vermuten lässt, ungeniessbar ist. Immerhin hatte es auch einige schöne Steinpilze in unserer Ausbeute, die locker für unser Risotto zum Nachtessen reichten.

Wallfahrtskirche Nepomuk

Kurz nach unserem Start am Morgen sahen wir auf einem Hügel die einzigartige Wallfahrtskirche des hl. Johannes von Nepomuk thronen. Wir parkten am Fusse des Hügels und spazierten hoch zur Kirche, welche mir einem Führer besichtigt werden konnte. Bei unserer Ankunft wartete bereits eine grosse Schülergruppe am Eingang. Unsere Befürchtung, dass wir zusammen mit dieser das Bauwerk besichtigen mussten, bestätigte sich zum Glück nicht. Im Gegenteil, man bot uns eine englischsprachige Führung an und da wir die einzigen Ausländer waren, kamen wir in den Genuss einer Privattour und konnten so die Schönheit und die Ruhe dieser einzigartigen Kirche für uns alleine auskosten. 
Die Anlage wurde im frühen 18. Jahrhundert zu Ehren von Johannes von Nepomuk erbaut. Die gotisch-barocke Architektur der Kirche und des umlaufenden Ganges ist einmalig. Speziell ist auch, dass sich mehrfach die Zahl fünf wiederholt, dies in Erinnerung an die Legende, welche besagt, dass bei seinem Auffinden fünf Sterne den Leichnam umgeben haben sollen. So erscheinen überall die symbolischen fünfzackigen Sterne, die Umfassung beherbergt fünf Kapellen und es bestehen insgesamt fünf Zugänge zur Anlage. Etwas skurril wirkte auf uns der Fakt, dass im Grab des Nepomuk bei seiner Exkavation seine gut erhaltene Zunge gefunden worden sein soll.  Diese wird nun als Reliquie aufbewahrt und von Pilgern verehrt. Auch in der Dekoration der Kirche taucht die Zunge, als Symbol von Nepomuks Verschwiegenheit, immer wieder auf. Bis vor wenigen Jahrzehnten war der Bau nach einem Brand 1784 dem Verfall preisgegeben und wurde zeitweise sogar als Schafstall genutzt. Erst in den letzten Jahren wurde der ganze Komplex einer umfassenden Restauration unterzogen, welche inzwischen weitgehend abgeschlossen ist. Seit 1994 gehört die Anlage zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Třebíč

Die Stadt Třebíč lag an unserer Route und ein kurzer Spaziergang durch den historischen Ortskern lohnte sich auch hier. Auf einem Hügel liegt das Schloss, entstanden aus einer ehemaligen Benediktiner Abtei aus dem 15. Jahrhundert, und die grosszügige Kirche, eingeschlossen von einer Stadtmauer. Am Fusse des Hügels, entlang des Flusses Jihlava, ist das ehemals jüdische Quartier angesiedelt. Die alten Häuser sind bereits grösstenteils renoviert und warten darauf, dass dem Stadtteil nun wieder mehr Leben eingeflösst wird. Ziel ist es, das gut erhaltene Quartier als touristischen Anziehungspunkt zu etablieren.

Österreich

Bei Retz überquerten wir die Grenze nach Österreich. Der Hauptplatz im Zentrum des Ortes ist mit seinen mittelalterlichen Bauten äusserst sehenswert. Das Rathaus, eine im 16. Jh. umfunktionierte Kirche, steht im Mittelpunkt des Platzes, umgeben von zahlreichen historischen Bauten, wie dem Sgraffito- oder dem Verderberhaus. 

Durch das sogenannte Weinviertel gelangten wir an die Donau. Den Fluss hatten wir zum letzten Mal in den Ausläufern des Schwarzwalds überquert. Vom kleinen Bach ist sie unterdessen zum mächtigen Strom angewachsen. Einen weiteren Halt legten wir in Krems an der Donau ein. Die schmucke Stadt scheint wohlhabend und grosszügig ausgestattet zu sein, die Hauptgasse jedenfalls ist gesäumt von eleganten Geschäften und Restaurants.

 

Nur wenige Kilometer weiter übernachteten wir auf einem netten, an der Donau gelegenen Wohnmobilstellplatz. 

Stift Melk

Ein weiterer architektonischer Höhepunkt unserer Tour stellte das Stift Melk dar. Hoch über der Stadt Melk thront das mächtige Benediktinerkloster. Wir waren wieder recht früh vor Ort, aber bei weitem nicht die ersten und einzigen um diese Zeit. Bereits hatten einige Busse ihre Ladung ausgespuckt, so dass sich vor dem Eingang die Menschen sammelten. Die Anlage ist jedoch so riesig, dass wir bald weitgehend alleine unterwegs waren. Die Dimensionen dieser Abtei sind schlicht unglaublich.    
Der Ursprung des Klosters geht auf den Beginn des 11. Jahrhunderts zurück. Im Laufe der folgenden Jahrhunderte erlebte Die Einrichtung eine unruhige Geschichte mit Kriegen, politischen Unruhen und nicht zuletzt die Reformation setzten dem Kloster immer wieder zu. Erst um 1700 wurde mit dem barocken Neubau, wie man ihn heute bewundern kann, begonnen, und damit der Abtei zu neuem Aufschwung und Ansehen verholfen. Kaum fertig gestellt, zerstörte 1738 jedoch ein Brand grosse Teile der Bauwerke. Nachdem sofort mit dem Wiederaufbau begonnen wurde, konnte die neue Klosterkirche 1746 endlich geweiht werden. 

Heute bilden noch 27 Mönche die gesamte Klostergemeinschaft.  

Dafür besuchen jährlich etwa 500'000 Touristen die Anlage, und erbringen damit einen grossen Teil der Einnahmen des Klosters. Museen, eine überaus prächtige Kirche und eine grosszügige Parkanlage sind neben vielen weiteren prachtvoll ausgestatteten Räumen die Attraktionen de Abtei. Daneben beherbergt die Klosteranlage die älteste in Österreich existierende Schule, das Stiftsgymnasium Melk.

Linz

Wir folgten weiter der Donau bis nach Linz. Die Landstrasse führte meist in Sichtdistanz zum Fluss und der Verkehr war schwach, sodass wir die Landschaft geniessen konnten. Die Altstadt von Linz ist durchaus sehenswert und bot uns eine angenehme Unterbrechung der Fahrt. Mit dem grosszügigen Hauptplatz und den reich ausgestalteten Bürgerhäusern ist Linz ein beliebter Ort zum Flanieren und für Shopping.. Die schmalen Nebengassen und gepflegten historischen Gebäude tragen ausserdem zum malerischen Erscheinungsbild der Altstadt bei.

Steyr

Als überraschend schön stellte sich die Altstadt des südlich von Linz gelegenen Steyr heraus. Auch hier wurde der Hauptplatz im Zentrum des Städtchens überaus grosszügig angelegt und gilt als eines der besterhaltenen Altstadtensembles im deutschsprachigen Raum. Bei einem kurzen Spaziergang durch den Ort erhielten wir einen guten Eindruck und erfreuten uns an der malerischen und lebhaften Kleinstadt. Eine halbe Stunde entfernt fanden wir in der hügligen Voralpenlandschaft einen ruhig gelegenen, kleinen Campingplatz für die Übernachtung.

Nationalpark Gesäuse und Umgebung

Wir hatten geplant, im Kalkalpen Nationalpark eine Wanderung zu machen. Nachdem wir uns in Nationalparkzentrum über die Möglichkeiten informiert hatten, beschlossen wir aber stattdessen in den nahegelegenen Gesäuse Nationalpark zu fahren. Wir sicherten uns erst mal einen Stellplatz im einzigen Campingplatz der Region. Danach starteten wir direkt vom Camp aus zur Wanderung auf die Kroisn Alm. Die 400 Höhenmeter waren zwar schweisstreibend, aber nach einer guten Stunde erreichten wir bereits die «Jausenstation» Kroisn Alm, welche idyllisch in einer grossen Lichtung liegt. Wir nutzten die Gelegenheit und stärkten uns dort mit einem kühlen Bier aus dem Brunntrog und einem «Jausenbrettl». Wir waren einmal mehr erstaunt, wie günstig die Preise auch in touristischen Restaurants in Österreich sind. In der Schweiz zahlt man an vergleichbaren Orten das doppelte oder mehr. Zudem ist die Gastfreundschaft legendär und auch authentisch. Frisch verpflegt nahmen den gleichen Weg unter die Füsse, um zurück ins Tal zu gelangen.

Wasserlochklamm

Tags darauf fuhren wir ein Stück der Strecke zurück, denn wir hatten in den Unterlagen eine weitere Wanderung entdeckt, welche uns durch die Wasserlochklamm, eine steile Schlucht mit mehreren Wasserfällen, führen sollte. Die Tour stellte sich als herausfordernde, steile Route heraus. Über Holzstege und unzählige Treppenstufen stiegen wir 400 m auf bis zum Ende der Schlucht. Dort tritt der Bach aus einer Felshöhle im Berg heraus, eben dem Wasserloch. Dieses wurde von Höhlentauchern erforscht. Dabei stellten sie fest, dass sich das Wasser im Inneren sammelt und schliesslich durch ein 42 m tiefes Siphon den Berg verlässt. Auf dem Rückweg kamen uns immer mehr andere Besucher entgegen und die Stege und Treppen waren gut bevölkert. Einmal mehr hatte es sich gelohnt, bereits frühmorgens aufzubrechen.

Die Landschaft war nun zunehmend bergig und das Wetter weiterhin perfekt warm und sonnig. Wir genossen die Fahrt, auch wenn keine grossen Höhepunkte anstanden. Schliesslich landeten wir schon Mitte Nachmittag beim Gasthof Staud’n Wirt, welcher im Baumgarten einige Stellplätze anbietet. Uns gefiel der Ort gut und das Bier in der Gartenwirtschaft schmeckte ausgezeichnet. Wir beschlossen daher, auch das Nachtessen im Restaurant einzunehmen, ein Entscheid den wir nicht bereuten.

Hallstatt wurde «Dank» einiger Influencer so berühmt, dass das kleine Dorf unterdessen total überlaufen ist und sich gegen den «Overtourismus» kaum wehren kann. Da der Ort an unserer Route lag, wollten wir uns selber ein Bild der Situation machen. Wir starteten früh, um vor dem zu erwartenden Ansturm im Dorf zu sein. Bereits im nächsten Ort wurden wir jedoch ausgebremst, da wegen einer Baustelle die direkte Zufahrtsroute gesperrt war. Dies zwang uns zu einem Umweg, trotzdem erreichten wir Hallstatt schon vor neun Uhr. Nach einigem Suchen stellte sich heraus, dass für Fahrzeuge über 2 m Höhe nur gerade ein Parkplatz beim lokalen Campingplatz angeboten wird. Dieser liegt etwas ausserhalb und erweckte den Eindruck, dass man an Leuten wie uns wenig Interesse hat. Auch der Preis von 10 Euro für 2 h parken erschien uns unverschämt. Die näher gelegenen Parkplätze waren zwar noch wenig besucht, aber die installierte Höhenbegrenzung verunmöglichte uns die Einfahrt. Wir entschlossen uns, weiterzufahren, um die Bewohner nicht weiter mit unserer Anwesenheit zu belästigen!

 

Die Route führte nun durch eine Region, in welcher unzählige kleine und grössere Seen die Landschaft prägen. Die Gegend ist nicht zuletzt deshalb auch bei Besuchern recht beliebt. Einen Zwischenhalt legten wir in St. Gilgen am Wolfgangsee und nur wenig später in Mondsee am gleichnamigen Gewässer ein. Ersteres ist schön gelegen und bietet nebst einer hübschen Seepromenade vor allem eines der vielen Mozart Häuser in Österreich. Bei demjenigen in St. Gilgen handelt es sich um das Geburtshaus seiner Mutter, Mozart selber hatte nie hier gewohnt. 
In der malerischen Kleinstadt Mondsee sticht neben dem Schloss Mondsee vor allem die barocke Basilika heraus, ein weiteres Beispiel für die pompöse Dekoration, welche diese Epoche charakterisiert.

Salzburg und Hangar 7

Die Stadt Salzburg gehört nach Wien zu den meistbesuchten Orten Österreichs. Über der Stadt liegt die mächtige Festungsanlage Hohensalzburg, mir deren Errichtung im Jahr 1077 begonnen wurde. Da wir uns für die verschiedenen Museen auf der Burg nicht so sehr interessierten, begnügten wir uns mit einem Spaziergang durch die Altstadt. Rund um Dom war man dabei, einen Rummelplatz, Festzelte und Stände aufzubauen. Daher waren die Aussichten auf die historischen Gebäude etwas verstellt. Trotzdem gewannen wir guten einen Eindruck von dieser äusserst sehenswerten Stadt. Die Gassen, Strassen und Plätze sind hier grosszügig gestaltet und die Häuser mit reich verzierten Fassaden zeugen vom Wohlstandes des Ortes.

Nur einige Kilometer vom Stadtzentrum entfernt, direkt am Flughafen, besuchten wir den Hangar 7, ein von Red Bull gebautes und betriebenes Museum und Eventzentrum. Unter der riesigen Glaskuppel sind einige sehr exklusive Flug- und Fahrzeuge ausgestellt. Da die meisten nach wie vor betriebstüchtig sind, wechselt die Ausstellung immer wieder, je nachdem welche Objekte gerade unterwegs zu einem Anlass ausserhalb sind. Vom Siegermotorrad der Dakar Rallye über Düsenjets und Helikopter der Red Bull Kunstflugstaffeln bis hin zu einer ganzen Reihe von Formel 1 Boliden kann hier so ziemlich alles bewundert werden was einen Motor hat und von Red Bull irgendeinmal gesponsert worden war.

Der Himmel hatte sich inzwischen mit Wolken überdeckt, das erste Mal seit wir unterwegs waren, und nachdem wir südlich von Salzburg einen Campingplatz bezogen hatten, begann es tatsächlich zu regnen. Das Nachtessen im angrenzenden Restaurant war ein ziemlicher  Flop, Essen, Wein, Bedienung - alles eher lausig. Offensichtlich gibt es auch im sonst zu Recht so hoch gelobten Österreich Ausnahmen im Gastronomiebereich.

Eisriesen Welt

Da die Prognose auch für den nächsten Morgen noch eher unbeständiges Wetter ankündigte, beschlossen wir, der grössten Eishöhle der Welt einen Besuch abzustatten. Die Eisriesenwelt lag nur eine halbe Stunde von unserem Übernachtungsort entfernt, sodass wir einmal mehr zu den frühen Besuchern zählen würden. Noch vor der Weiterfahrt kauften wir online die Tickets und buchten ein Zeitfenster zwischen 9 und halb zehn Uhr. Erst galt es jedoch, auf einer schmalen Bergstrasse fast 500 Höhenmeter zu überwinden, um zum  Besucherzentrum zu gelangen. Von dort war ein Fussmarsch von 20 Minuten angesagt, welcher zur Talstation der Seilbahn führte. Diese beförderte uns bequem auf 1600 müM. Danach war eine weitere kurze Wanderung nötig, um den Eingang der Höhle zu erreichen. Die Eishöhle kann nur mit einer geführten Tourt zu besucht werden. Da wir früh waren,  bestand unsere Gruppe nur gerade aus 8 Personen. Jeder Besucher erhielt am Eingang eine altmodische Karbidlampe und der Führer hatte zusätzlich Magnesiumschnüre dabei, die er bei Bedarf abbrannte. Nicht viel anders waren wohl die ersten Entdecker der Höhle um 1913 unterwegs. Damals gab es natürlich weder Treppen und Stege, die Eiswände mussten erklettert werden und niemand wusstet, was in der Dunkelheit auf sie wartete. Auf uns warteten erst mal 700 Treppenstufen, bevor der schachtartige Tunnel weniger steil wurde. Immer wieder legten wir einen Halt ein und der Führer zeigte uns die schönsten Eisformationen im künstlichen Licht des Magnesiums. Die schönsten Abschnitte erreichten wir im oberen Teil der Höhle. Eine riesige Halle, 70 m lang und 40 m hoch, beeindruckte mit ihren Dimensionen. Grosse, natürlich gewachsene Eisskulpturen beleuchtete der Führer von hinten, sodass die blauen Farben richtig schön zur Geltung kamen. Über eine Stunde waren wir in der eiskalten Höhle unterwegs. Als wir uns dem Eingang wieder näherten, kamen uns bereits mehrere grössere Gruppen entgegen. Auch die Parkplätze beim Besucherzentrum waren inzwischen mehr als gut besetzt.

Der weitere Verlauf der Strecke führte nun durchwegs durch voralpine Landschaften. Das Wetter besserte sich zunehmend wieder, nur in den Bergen hingen die Wolken noch tief. Wir erreichten das Zillertal am Nachmittag bei warmem und sonnigen Wetter und quartierten uns in Zell am Ziller in einem gut ausgestatteten Campingplatz ein.

Für die folgenden Tage war eine Schlechtwetterfront angekündigt, welche in grossen Teilen der Alpen zu Starkregen mit den entsprechenden Begleiterscheinungen führen sollte. 
Wir beschlossen deshalb, relativ direkt nach Hause zu fahren. Bei der Routenwahl legten wir eine Strecke durchs Inntal und das Engadin fest. Wie immer, wenn wir durch das Unterengadin fahren, machten wir einen Abstecher nach Samnaun, um unseren Land Cruiser mit günstigem Diesel zu versorgen. Bei über 40 Rappen Preisvorteil und über 200 Liter Tankvolumen lohnt sich dieser kleine Umweg jedenfalls. Gleichzeitig konnten wir unsere Hausbar mit Zollfreiem Alkohol aufstocken.

 

Wir hatten unsere Freunde Karin und Hans-Peter in der Surselva vorgängig kontaktiert. Da die Gegend an unserem Weg lag, wollten wir die Gelegenheit für einen Besuch bei ihnen nutzen. Sie freuten sich auf das Treffen, nachdem wir uns zuvor länger nicht gesehen hatten, und wir genossen einen gemütlichen Abend zusammen. Via Oberalppass und Luzern erreichten wir am nächsten Tag unser zu Hause. 


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