Nachdem wir den Sommer in der Schweiz verbracht hatten, wollten wir uns noch einmal auf die Reise begeben. In Anbetracht der fortgeschrittenen Jahreszeit bot sich ein Reiseziel im Süden an. In der Türkei soll es auch Ende Oktober noch angenehm warm sein, also legten wir diese Gegend als unser Ziel fest. Da die Hauptsaison (angeblich) vorbei war, wollten wir gemütlich durch den Balkan nach Süden reisen und die eingekehrte Ruhe nach dem Sturm geniessen.
Aber bereits im Südtirol wurde uns vor Augen geführt, dass eine strikte Trennung zwischen Hoch- und Nebensaison keine Gültigkeit mehr hat. Auch weitere touristische Hotspots waren zum Teil noch immer ziemlich überlaufen, und wir fragten uns, wie es dort wohl während der Ferienzeit zu und her gehen muss??
Trotzdem mussten wir schlussendlich feststellen, dass wir wohl doch die ideale Reisezeit getroffen hatten. Noch waren die allermeisten Campingplätze offen, abgesehen von ein paar Touristenhochburgen trafen wir zunehmend weniger Reisende an und das Wetter war fast durchwegs warm und sonnig. Erst als wir auf dem Rückweg in Italien angekommen waren, holte uns der Winter langsam ein und trieb uns, entgegen unserem Plan, schneller als gedacht heim in die gute, warme Stube.
Italien
Wir wollten am 1. September starten, aber der Wetterbericht für die Schweiz und das Südtirol versprach nichts Gutes. Wir verschoben also den Start auf Montag und fuhren bei noch immer trübem Wetter Richtung Bündnerland. Bei Rapperswil machten wir einen Abstecher zur Firma LEAB, um den Solarregler zu tauschen. Dieser hatte in den Tagen zuvor nicht mehr optimal funktioniert und wir wollten ihn bei dieser Gelegenheit ersetzen. Dank der kompetenten Unterstützung bei LEAB konnten wir nach einer knappen Stunde weiterfahren.
In Chur legten wir eine Pause ein und besichtigten die nette Altstadt. Wir waren beide schon oft dort vorbei gefahren, hatten aber die Stadt immer links liegen gelassen. Das Wetter hatte sich inzwischen etwas gebessert und es regnete vor allem nicht mehr. Über den Julier, wo die Wolken noch immer sehr tief hingen, gelangten wir ins Engadin.
Es war noch früher Nachmittag, also beschlossen wir, bis Livigno weiterzufahren. Hinter dem Bernina Pass bogen wir nach Nordosten ab und erreichten bald den zollfreien Ferienort. Kaum angekommen, öffnete der Himmel immer wieder die Schleusen. Wir genossen einen Apéro in einer Bar, bevor wir uns im nahen Camping einrichteten.
Die Nacht war kalt, aber die Wetterprognose für den nächsten Tag passte perfekt: Ein paar Nebelfetzen am frühen Morgen und danach strahlend blauer Himmel. In Bormio standen wir unerwartet vor der gesperrten Strasse über das Stilfser Joch. Eine Nachfrage bei einer Polizei Patrouille bestätigte uns, dass sowohl das Stilfser Joch als auch der alternative Gavia Pass wegen Erdrutschen vorübergehend geschlossen waren. Für uns bedeutete das einen Umweg von über hundert Kilometern, um nach Bozen zu gelangen.
In Kastelruth übernachteten wir auf einem Bauernhof und konnten so den gut erhaltenen Dorfkern zu Fuss erkunden. In der warmen Sonne genossen wir ein Feierabendbier und anschliessend ein
hervorragendes Nachtessen mit lokalen Spezialitäten.
Anderntags fuhren wir nach Seis zurück und liessen uns von der Gondelbahn auf die Seiser Alm befördern. Eine Rundwanderung vermittelte uns einen schönen Ausblick auf die angeblich grösste Alm
Europas, hinunter auf Kastelruth und ins Grödnertal. Eingerahmt wird die Hochebene von einigen markanten Dolomitengipfeln, dem Rosengarten und der Sella Gruppe. Da die Gegend sehr beliebt ist,
waren wir natürlich nicht alleine unterwegs. Wir waren recht früh gestartet, so hielten sich die Menschenmengen anfangs noch in Grenzen, gegen Ende unserer Runde kam uns jedoch ein
wahrer Strom von Wanderern entgegen.
Zurück beim Auto fuhren wir ins Grödnertal hinunter und folgten der Pass Strasse bis auf das Sella Joch. Oben angekommen, bot sich uns eine eindrückliche Aussicht in alle Richtungen. Getrübt wurde das Erlebnis auch hier von den unglaublich vielen Besuchern. Wir fuhren ein Stück weit hinunter und fanden auf einer Skipiste, etwas abseits der Hauptstrasse, einen schönen Übernachtungsplatz. Dass die Piste auch von Mountainbikern rege genutzt wird, merkten wir schnell. Alle paar Minuten brausten sie an uns vorbei talwärts. Wir genossen ein paar herrliche Stunden an der Sonne, kaum war diese jedoch weg, wurde es kühl.
Die erste Gondelbahn brachte uns am nächsten Morgen vom nahe gelegenen Pordoi Joch hinauf auf den Sass Pordoi. Innert Minuten landeten wir in einer komplett anderen Bergwelt. Nur noch kahler Fels dominiert auf über 3000 müM die Landschaft. Die Umgebung war so karg und die Wege dermassen ausgesetzt, dass sich Myrta nicht mehr wohl fühlte. Anstelle der geplanten Wanderung beschränkten wir uns deshalb auf einen kurzen Spaziergang in der Umgebung der Bergstation und genossen die Weitsicht auf die umliegende Bergwelt.
Nach diesem nur kurzen Ausflug zog es uns weiter. Vorbei an den eindrücklichen Bergen der Dolomiten fuhren wir zum Pragser Wildsee. Dies war jedenfalls unser Plan. Als wir dort in der Nähe ankamen, wurden jedoch alle Fahrzeuge schon weit zuvor angehalten und zurück geschickt. Die Anweisung war, unten im Tal einen Parkplatz zu suchen und mit dem öffentlichen Bus zum See hoch zu fahren. Die Zufahrt zu den Parkplätzen war wegen Überlastung ab dem späteren Vormittag bis 15 Uhr gesperrt. Das deutete natürlich auch klar darauf hin, dass es am See nur so wimmeln musste von Leuten, also verzichteten wir auf den Besuch.
An den mächtigen drei Zinnen vorbei gelangten wir nach Misurina. Es war inzwischen bedeutend kühler geworden, das hielt uns aber nicht davon ab, einen Spaziergang rund um den nahen See zu machen. Tags darauf verliessen wir die Berge, nicht zuletzt, weil ein Wetterumschwung Regen und kalte Temperaturen gebracht hatte. In der grossen Ebene im Hinterland von Venedig besuchten wir das kleine Städtchen Spilimbergo mit seiner hübschen, kleinen Altstadtzone. Nächster Halt war im nachbarlichen San Daniele, berühmt für seine Schinkenspezialitäten. Ausser einigen Restaurants mit entsprechenden Angeboten bekommt man in der Stadt selber nicht viel von der Herstellung der Delikatesse mit. Grund ist, dass der San Daniele Schinken mittlerweile in grossen Fabriken in der Umgebung des Ortes fabriziert wird. Wir hielten bei einer der Produktionsstätte an und nutzten das riesige Angebot an Schinken aller Reifestufen, um unseren Kühlschrank zu füllen.
Bald bogen wir in die Julischen Alpen Richtung Slowenien ab. Die schmale Strasse führte steil hoch zum abgelegenen Grenzübergang auf dem Pass Predil. Genau so steil ging es auf der anderen Seite hinunter nach Bovec, unserem Etappenziel.
Slowenien
Am späten Nachmittag entlud sich ein heftiges Gewitter mit starkem Regen. Zum Glück war der Spuk am nächsten Morgen vorbei. Das erlaubte uns, eine Wanderung steil hinauf zu einem Fort aus dem I Weltkrieg zu unternehmen. Hier bei Bovec hatten die Österreicher eine Abwehrfront gegen die vorrückende italienische Armee befestigt. Neben den zu sehenden Überresten der Artilleriestellung lohnte sich der anstrengende Aufstieg vor allem auch dank dem spektakulären Blick hinunter auf Bovec. Den Rückweg zum Camping dehnten wir mit einem Rundgang durchs Dorf etwas aus und konnten so ein paar Einkäufe zu tätigen. Im Laufe des Nachmittags türmten sich erneut Wolken in die Höhe und bald regnete es wieder.
Auf dem Weg zur Küste machten wir einen Abstecher zur Burg Predjama. Das eindrückliche Bauwerk wurde unter einer überhängenden Felswand richtiggehend in den Berg hineingebaut. Die nackten Felsen wurden zum Teil als Rückwände in die Gebäude integriert. Dies hatte wohl zur Folge, dass in den Räumen ständig ein feuchtes, kaltes Klima herrschte, insbesondere für die weniger Privilegierten der Besatzung.
Schon bald erreichten wir danach die Küste, wo wir das hübsche Städtchen Piran besuchten. Das gut erhaltene Zentrum schmiegt sich an einen Felsrücken, auf welchem zuoberst eine Kirche erbaut worden war. Steigt man zur Kirche hoch, geniesst man eine herrliche Aussicht auf das weite Meer. In den engen Gassen reihen sich die Restaurants, Bars und Shops, um die vielen Besucher zum Verweilen und Geldausgeben einzuladen.
Wenige Kilometer weiter südlich überschritten wir die Grenze zu Kroatien. Während es in unserer Fahrtrichtung kaum Verkehr hatte und daher auch nur wenig Zeitverlust gab, mussten die Leute in der Gegenrichtung ziemlich viel Geduld aufbringen. Der Eintritt in den Schengenraum verlangt offensichtlich nach strengeren Kontrollen, was zu einem Kilometer langen Stau führte.
Kroatien
Wir kamen in einem der monströs grossen Campingplätzen bei Umag unter. Wild campen ist wie schon in Slowenien gesetzlich verboten. In Kroatien wird dies vor allem an der Küste recht restriktiv durchgesetzt. Die Bussen liegen bei 80 CHF, pro Person, wohlverstanden.
Istrien bietet vor allem Meer und einige guterhaltene, alte Küstenorte. Wir peilten als erstes Porec an. Obschon wir recht früh morgens eintrafen, waren wir nicht die einzigen Besucher. Die Parkplätze rund ums Zentrum waren schon gut besetzt und in den Gassen war schon Hochbetrieb. Nebensaison ???
Rovinj war nicht ganz so überlaufen und auch sehr nett. Um dahin zu gelangen mussten wir den sogenannten istrischen Fjord, den Limski Kanal, umfahren. Der lange Einschritt ist eine Art Kuriosum in dieser Gegend und wird vor allem zur Muschelzucht genutzt. Da der Tag doch schon fortgeschritten war, übernachteten kurz vor Pula und besuchten die Stadt am nächsten Morgen. Bekannt ist dieser Ort vor allem für sein guterhaltenes, römisches Amphitheater. Auch in der Altstadt selber trifft man immer wieder auf Überbleibsel aus der Römerzeit. Wir folgten der Küste bis Rijeka und fuhren dann in die Berge hoch zum Risnjak Nationalpark. Die Landschaft änderte sich fast schlagartig von kargen Felsen mit etwas Buschbewuchs hin zu saftig grünen, dichten Wäldern in fast 1600 müM. Beim Park wollte man uns erst mal je 7 Euro Eintritt abknöpfen. Da aber in der besuchten Gegend nur ein 3 km langer Wanderweg durch den Wald angeboten wird, verzichteten wir schliesslich. Zudem war in der Region keine gescheite Übernachtungsmöglichkeit zu finden, also streckten wir die Etappe und fuhren noch fast zwei Stunden weiter. Nur noch eine Fahrstunde von den Plitvicer Seen entfernt fanden wir was wir erwartet hatten.
Der Reiseführer hatte empfohlen, die Altstadt von Slunj und das Quartier Rastoke zu besuchen. Für uns war der Eindruck eher enttäuschend, denn primär fanden wir einmal mehr eine Ansammlung von Touristikbetrieben. Die von Wasserläufen durchflossene Landschaft bietet immerhin einige schöne Fotomotive, historisch interessante Gebäude sucht man jedoch vergebens.
Nun war es nicht mehr weit zum Nationalpark der Plitvicer Seen. Wir wollten Tickets für den Folgetag besorgen, mussten aber erfahren, dass man diese entweder mindestens zwei Tage im Voraus online oder dann an der Tageskasse, sofern noch welche zu haben sind, beschaffen muss. Eine Recherche auf der Webseite ergab, dass noch ein grosses Kontingent vor Ort verfügbar sein würde.
Um dem erwarteten Ansturm etwas auszuweichen, standen wir bei der Öffnung des Park um 7 Uhr am Eingang und kauften die Tickets. Wir wanderten fast zwei Stunden durch den oberen Teil des Seengebiets, ohne dass wir auf viele Besucher trafen. So genossen wir die Wasserfälle und die glasklaren Seen, auch wenn das Wetter nicht wie erwartet aufklarte.
Mit dem parkeigenen Bus fuhren wir zum unteren Teil. Dort waren unterdessen schon viele Besucher eingetroffen, so dass sich die Leute auf den schmalen Stegen dicht gedrängt vorwärts bewegten. Trotzdem genossen wir die einmalige Landschaft und bewunderten die herrliche Natur. Schliesslich nutzten wir die Bootsverbindung zurück zum Eingang 2, wo wir das Auto geparkt hatten. Auf dem Weg zum Parkplatz kamen uns die Besucher nun in Scharen entgegen und wir waren froh, dass wir so früh gestartet waren.
Bosnien und Herzegowina
Auf der Webseite des Una Nationalparks hatten wir gelesen, dass man den Hauptgrenzübergang besser meiden sollte, da dort viel gewerblicher Verkehr abgefertigt wird, was oft zu Staus führt. Diesem Tipp folgend, fuhren wir einen Umweg durch die schönen Berge an der kroatisch-bosnischen Grenze. Unterwegs wurden wir zweimal von einer Polizeikontrolle angehalten. Da wir jedoch kein Kroatisch und die Polizisten gar keine Fremdsprache beherrschten, wurden wir einfach weiter gewinkt.
An der Grenzstation machte uns ein Zöllner scherzend darauf aufmerksam, dass die Flagge von Bosnien und Herzegowina auf unserer Autotür fehle. Sofort stieg Ueli aus und klebte das fehlende Emblem auf, was dazu führte, dass wir uns alle fröhlich lachend und als Freunde verabschiedeten.
Auf einer steilen und schmalen Bergpiste fuhren wir im Una Nationalpark an den Fluss Una hinunter, um uns dort den eindrücklichen Wasserfall Strbacki Buk anzuschauen. In mehreren breiten Stufen fällt das Wasser in die Tiefe und hinterlässt wunderschöne, klare Becken. Früher wurden am Fluss viele Getreidemühlen betrieben, die heute jedoch fast alle still stehen. Bei Martin Brod fanden wir in einem Campingplatz der Parkbehörden, direkt an der Una gelegen, einen schönen Übernachtungsplatz, sogar mit warmen Duschen.
Am nächsten Morgen war der Himmel nebelverhangen, was zu herrlichen Stimmungsbildern führte. Hunderte von Spinnweben, die in den Bäumen hingen, glitzerten im durchdringenden Sonnenlicht. Der Norden Bosnien und Herzegowinas hatte während dem Krieg stark gelitten. Spuren davon sind heute noch überall sichtbar. Die kleinen Dörfer sind weitgehend entvölkert und viele Häuser nur noch Ruinen. Die ganze Gegend wird auch landwirtschaftlich kaum mehr genutzt. Es sind bedrückende Bilder, die aufzeigen, wie hart die Bevölkerung gelitten haben muss. Je näher wir der Stadt Mostar kamen, desto dichter wurde der Verkehr. Diese Region ist wieder stark besiedelt und viele neue Gebäude zeugen von der Aufbruchstimmung im Land.
In Mostar liessen wir uns von einem Taxi vom Campingplatz in die Altstadt fahren. Einmal mehr herrschte hier Massenandrang mit Leuten aus aller Herrenländern. Die berühmte Brücke über die Neretva ist tatsächlich eindrücklich und auch die Quartiere rund um dieses Bauwerk herum sind trotz der Menschenmengen sehr sehenswert. Die ursprünglich aus dem 16. Jahrhundert stammende Brücke wurde während dem Jugoslawienkrieg durch kroatische Panzer zusammengeschossen und erst 1995 mit grossem Aufwand neu aufgebaut. Mostar hat sich in den letzten Jahren zu einer sehr bekannten und beliebten Tourismusdestination entwickelt. Die Einnahmen aus diesem Geschäft helfen der ganzen Region, wirtschaftlich wieder auf die Beine zu kommen.
Nicht weit von Mostar entfernt liegt Blagaj mit dem bekannten Derwisch Kloster, direkt an der Quelle der Buna gelegen. Das Kloster ist für Besucher geöffnet, Frauen müssen jedoch ein Kopftuch und einen Rock tragen, was beides am Eingang zur Verfügung gestellt wird. Männer dürfen nur in langen Hosen eintreten. Obwohl im Bereich rund um den Konvent Restaurants und Läden dicht beieinander stehen, ist das Kloster selber noch immer eine Oase der Ruhe. Die mächtige Buna Quelle entspringt unmittelbar neben den Klostergebäuden aus einer Berghöhle.
Bevor wir das Meer bei Dubrovnik wieder erreichten, legten in Trebinje einen Mittagshalt ein. Da Wochenende war, herrschte ziemlich viel Betrieb in der Stadt, hier waren jedoch eher einheimische Besucher und Kroaten unterwegs und nur wenige Mitteleuropäer. Unsere letzten Mark investierten wir in ein feines Cevapcici, ein gern gegessener Fastfood Snack im Balkan.
Der Grenzübergang nach Kroatien war schnell hinter uns und wir richteten uns im netten Kamp Kate ein, nur wenige Kilometer südlich von Dubrovnik.
Kroatien
Mit dem Bus fuhren wir nach Dubrovnik hinein. Wir hatten beide die Stadt vor mehreren Jahren schon einmal besucht. Dubrovnik war dank seiner einzigartigen Lage und seiner Architektur immer schon ein Anziehungspunkt für Touristen. Die Entwicklung, die diese Zahlen in letzter Zeit jedoch erfahren haben, ist weder für die Einwohner noch für die Besucherscharen angenehm. Busladungen von Menschen und ganze Horden von Kreuzfahrtpassagieren werden täglich in Dubrovnik ausgespuckt und überschwemmen die wunderschöne Altstadt.
Als wir um halb zehn eintrafen, hielten sich die Massen noch einigermassen im erträglichen Rahmen. Im Laufe von nur knapp zwei Stunden sah es aber im Zentrum aus wie an der Basler Fasnacht. Dichtgedrängt schob man sich durch die Gassen und Strassen. Es ist nicht verwunderlich, dass die Stadt sich das alle sehr gut bezahlen lässt. Nur schon der Zugang zur Stadtmauer, von wo der beste Ausblick auf Dubrovnik möglich ist, kostet 35 CHF pro Person. Für 45 CHF/Person gibt es einen Tagespass zu kaufen, welcher den Zutritt zu fast allen Sehenswürdigkeiten beinhaltet. Da wir schnell genug hatten von den Menschenmassen, die eine Besichtigung in Ruhe unmöglich machten, beschlossen wir, bald zurückzufahren. Für den Rückweg ins 10 km entfernte Mlini wählten wir ein Wassertaxi, welches wir zu dieser Zeit für uns allein hatten. Nachdem wir uns umgezogen hatten, gingen wir die vielen Stufen vom Camping oberhalb des Ortes nochmals hinunter an den Strand und kühlten uns im klaren Wasser der Adria ab.
Montenegro
Nach wenigen Kilometern Fahrt gelangten wir über die nächste Grenze auf unserer Reise, nach Montenegro. Bei uns noch nicht so bekannt, waren wir gespannt darauf was uns in diesem Land erwartete. Einen ersten Eindruck erhielten wir, als wir den Ferienort Herceg Novi, am Eingang der Kotor Bucht gelegen, in seiner ganzen Länge durchfuhren. Auch hier herrschte zu unserer Überraschung noch reger Betrieb. Der Ort scheint vor allem für Einheimische und Landesnachbarn ein beliebtes Ferienziel zu sein.
Wir umfuhren die aus mehreren Becken bestehende Bucht. Diese wird von hohen Bergen umrahmt und ist landschaftlich sehr reizvoll. Im malerischen, gepflegten Fischerdorf Perast am Ostufer legten wir einen kurzen Zwischenhalt ein. Der Ort war früher vor allem bekannt für seine kompetenten Seeleute, welche weltweit gefragte Fachkräfte waren. Die beiden kleinen Inseln mit einem Kloster beziehungsweise einer Burg bebaut, werteten das hübsche Bild von Perast weiter zu einem schönen Fotohalt auf.
In Kotor angekommen, herrschte wahre Ausnahmestimmung, denn der Verkehr durch die engen Strassen war chaotisch. Nach einigem Suchen fanden wir einen Parkplatz und konnten die Altstadt besichtigen. Auch Kotor entpuppte sich als herrliches Städtchen, mit sehr gut erhaltenem Zentrum. Wie der Verkehr bereits angedeutet hatte, waren wir natürlich nicht die Einzigen, die sich das ansehen wollten. Wenigstens waren die Passagiere der zwei im Hafen liegenden Kreuzfahrtschiffe nicht auch schon an Land gebracht worden.
Auf einer schmalen Bergstrasse mit unzähligen Serpentinen ging es danach steil hinauf Richtung Lovcen Nationalpark. Wir hatten bereits gelesen, dass Busse oder LKW auf dieser Strecke immer wieder zu zeitraubenden Kreuzungsmanövern führten. Tatsächlich wurden wir alle paar Minuten gezwungen, zurück zu setzen, damit entgegen kommende Fahrzeuge vorbei fahren konnten. Nach wenigen Kurven hingen wir hinter einem bergwärts fahren Reisebus fest. Der Vorteil für uns war allerdings, dass jeweils die talwärts fahrenden Autos zurücksetzten mussten, um ihn durchzulassen. Schliesslich schafften wir die Strecke jedoch und konnten noch einmal die Aussicht auf die Bucht von Kotor geniessen. Wir wollten ein Buschcamp zum Übernachten anfahren. Auf steiniger und schmaler Piste fuhren wir ein paar Kilometer von der Teerstrasse ab. Dort angekommen, mussten wir leider feststellen, dass genau an diesem schönen Plätzchen Nebel aufgestiegen war, der nicht nur die Aussicht versperrte, sondern zudem feuchte und windige Bedingen geschaffen hatte. Wir zogen es deshalb vor, einen windgeschützten Platz weiter unten und an der Sonne zu suchen.
Früh am nächsten Morgen trafen wir beim nahe gelegenen Mausoleum des Dichters Njegosev ein. Wie man das monumentale Bauwerk auf diesem Berg errichten konnte, war für uns unvorstellbar. Riesige Steinquader und tonnenschwere Statuen mussten auf den Gipfel gebracht und verbaut werden. Nicht nur das Mausoleum selber ist sehr eindrücklich, vor allem auch die Aussicht rundherum ist spektakulär.
In der Ferne konnten wir sogar bereits die Durmitor Berge ausmachen, unser nächstes Tagesziel. Auf dem Weg dorthin besuchten wir die alte Hauptstadt Montenegros, Cetinje. Interessant zu sehen waren dort mehrere alte Villen, in welchen früher die Botschaften vieler Länder untergebracht waren. Neben einigen ehemaligen Palästen ist vor allem auch das grosse Kloster sehenswert. Wir bummelten durch die kleine Fussgängerzone, vorbei an hübschen Geschäften und kleinen Restaurants. Die weitere Strecke führte hinunter zur neuen Hauptstadt Montenegros, Podgorica. Diese umfuhren wir allerdings und machten uns direkt auf den Weg zum Durmitor Nationalpark.
Wir erreichten diesen am frühen Nachmittag und hatten so noch Zeit, die Wanderung um den „Schwarzen See“ unter die Füsse zu nehmen. Auf steinigen, zum Teil steilen Wegen umrundeten wir den mit einer schmalen Landbrücke verbundenen Doppelsee.
Die Fahrt durch die Tara Schlucht erfüllte unsere Erwartung nicht ganz. Was als einer der tiefsten Canyons der Welt angepriesen wurde, ist eigentlich nicht viel mehr als ein enges, bewaldetes Tal. Trotz allem ist die zum grossen Teil unbewohnte und wilde Landschaft aber sehenswert.
Auf der Weiterfahrt lag der Biogradska Gora Nationalpark am Weg, bekannt für seine Urwälder. Ein 3 km langer Wanderweg führte uns rund um den See, mitten durch weitgehend unberührte Wälder mit einigen ansehnlichen Baumexemplaren. Sehr eindrücklich war die Fahrt hinunter auf Meereshöhe. Die Strecke führte unter anderem durch einen wirklich grossartigen Canyon. Unterwegs besuchten wir das wunderschöne Kloster Moraca, eine von orthodoxen Christen errichtete und bewohnte Anlage.
Bald erreichten wir die Grenze zu Albanien. Obschon nur wenig Verkehr herrschte, dauerte es eine gute halbe Stunde bis wir den Übergang passiert hatten. Direkt am Shkodra See checkten wir in einen eleganten und gut besetzten Camping ein.
Albanien
Am Tag darauf fuhren wir in die nahe Stadt Shkodra, um uns umzusehen. Dort herrschte jedoch ein ziemliches Verkehrschaos und einen Parkplatz zu finden war schier unmöglich. So fuhren wir nochmals aus dem Zentrum heraus, um uns zuerst eine in der Nähe liegende, fotogene Brücke anzuschauen. Die elegante Bogenbrücke, im 18. Jahrhundert von den Türken erbaut, überspannt das zu dieser Jahreszeit trockene Flussbett des Kir.
Beim zweiten Anlauf fanden wir schliesslich einen Parkplatz direkt an der Fussgängerzone. Uns fiel bald auf, dass in den Kaffees und Bars in erster Linie junge, adrett gekleidete Männer mit fetten Handys anzutreffen waren. Wir hatten dieses Phänomen auch schon früher beobachtet. Für uns ein Hinweis darauf, wie hoch die Arbeitslosigkeit der jungen Bevölkerung in den Balkanländern sein muss. Wovon die Leute ihren Lebensunterhalt bestreiten und wie sie sich die oft schicken Autos leisten können, blieb uns ein Rätsel.
Shkodra ist eine eher moderne Stadt und bietet keine grossen Sehenswürdigkeiten. Immerhin war es aber interessant, die Einheimischen beim Einkaufen, Bummeln und Kaffee trinken zu beobachten.
Online hatten wir auf der von Alpin betriebenen Fähre über den Koman Stausee einen Platz reserviert. Die Abfahrt war auf 13.00 Uhr festgelegt, sodass wir in aller Ruhe von Shkodra zur Anlegestelle fahren konnten. Wichtig ist aber, unbedingt genügend Zeit einzuplanen, denn die letzten 20 km bis zum Stausee haben es in sich. Die Strasse ist zwar geteert, aber Schlaglöcher und Absenkungen drücken schwer aufs Tempo. Selbst mit unserem robusten Auto brauchten wir am Schluss 1 ½ h für die 60 km Strecke.
Unterhalb der Staumauer wurden wir auf einen Parkplatz gewiesen, um zu wartet bis die Fähre zum Verladen bereit war. Das Schiff legte pünktlich ab und eine herrliche Fahrt über den langgezogenen, fjordähnlichen See begann. Die zweieinhalb Stunden dauernde Fahrt nach Fierze führte uns bei besten Wetterbedingungen durch abwechslungsreiche Landschaften. Weite Bereiche der Gegend entlang des Sees zeigten kaum Zeichen von Zivilisation. Nach dem Anlegen hatten wir noch Zeit, bis nach Valbona zu fahren, ein in den Albanischen Alpen auf etwa 1200 müM gelegenes Feriendorf. Wir waren beeindruckt von der Bergwelt, die den Ort umrahmte. Der hintere Teil von Valbona war bei unserem Besuch nicht erreichbar, denn die „Raid Albania“, eine offenbar recht interessante und anspruchsvolle Off-Road Veranstaltung, hatte ihr Biwak rund um ein Hotel angelegt und so die Piste in Beschlag genommen.
Den Reiz der Landschaft beeinträchtigte wieder einmal, wie so oft auf dem Balkan, dass überall entlang der Strasse und soweit man sehen konnte Müll herumlag. Sogar in dieser Gegend, die als Nationalpark ausgewiesen wird, liessen die Besucher ihre ganzen Hinterlassenschaften zurück. Wir fanden aber einen einigermassen sauberen Platz und verbrachten eine ruhige Nacht, auch wenn das Thermometer auf 0 Grad fiel.
Kosovo
Am nächsten Morgen fuhren wir wieder talauswärts und gelangten bald an die Grenze zu Kosovo. Obschon nur ein paar wenige Autos vor uns waren, zog sich die Ausreise etwas in die Länge. Bei der Einreise mussten wir feststellen, dass der Kosovo nicht auf der grünen Versicherungskarte aufgeführt ist. Das bedeutete, dass wir eine Grenzversicherung kaufen mussten. Die kürzeste Dauer, die angeboten wurde, waren 15 Tage und die Kosten 15 Euro (obwohl nicht zur EU gehörend, ist die offizielle Währung in Kosovo der Euro). Da wir nur ein kurzes Stück, quasi im Transit, durch das Land fuhren, trotz des bescheidenen Preises eine teure Versicherung.
Auffallend nach dem Grenzübertritt war, wie viel stärker diese Region besiedelt ist und wie viel mehr Gewerbe und Industrie man entlang der Strasse feststellen kann. Auch die Häuser wirkten gediegener und solider gebaut als in den Ländern zuvor, und vor allem sah man nicht überall halb fertige Gebäude. Wir hatten die Route durch den Westen Kosovos vor allem aus praktischen Gründen gewählt, da wir so einfacher in den Nordwesten Nordmazedoniens gelangen konnten.
Vorbei an der Stadt Prizren gelangten wir in den Nationalpark "Malet e Sharrit", an der Grenze zu Nordmazedonien gelegen. Dass wir durch einen Nationalpark fuhren, war entlang der Strasse kaum ersichtlich. Dörfer und landwirtschaftlich genutzte Flächen liessen den Eindruck von Natur und Wildnis etwas vermissen. Auf der Passhöhe, legten wir einen kurzen Halt ein. Die Gegend scheint bei den Einheimischen sehr beliebt zu sein für einen Ausflug oder ein Pic Nic, denn es herrschte Hochbetrieb.
Kaum im Tal unten angekommen, stieg die Strasse nochmals an bis wir die Nordmazedonische Grenze erreichten.
Nordmazedonien
Die Grenzformalitäten waren schnell erledigt, obwohl auch hier die paar Autos Zeit brauchten, bis sie abgefertigt waren. Wenn man in Europa unterwegs ist, gehört Warten an der Grenze eigentlich der Vergangenheit an, hier benötigt man eben nach wir vor etwas mehr Zeit.
In Tetovo, gleich nach der Grenze, wollten wir Brot kaufen, hatten jedoch noch keine Gelegenheit gehabt, Denar zu wechseln. Mit Zeichensprache gab uns die Verkäuferin zu verstehen, dass wir auch mit Albanischen Lek bezahlen könnten. Wir hatten aber in dieser Währung nur eine Tausendernote (= ca. 10 CHF) und dafür war im Laden nicht genug Wechselgeld vorhanden. Wir wollten bereits unverrichteter Dinge das Geschäft verlassen, als uns die nette Frau das Brot einfach als Geschenk übergab. Grosszügigkeit im Balkan!!
Am Mavrovi Stausee, mitten im gleichnamigen Nationalpark, fanden wir ein schönes Buschcamp. Ein grosser Schäferhund gesellte sich zu uns und fühlte sich offenbar wohl in unserer Gegenwart. Er bekam unser altes Brot, welches er genussvoll verschlang. Seine Zugehörigkeit und Loyalität wollte er uns später am Abend beweisen, allerdings nicht zu unserer Freude. Durch anhaltendes Bellen versuchte er mögliche, jedoch nicht vorhandene Angreifer abzuhalten. Zweimal versuchte Ueli den Hund zu beruhigen und als dies nicht half, wollte er ihn vertreiben, aber er liess sich nicht beirren und gab erst gegen Morgen endlich Ruhe.
Nach kurzer Fahrt kamen wir am nächsten Tag beim Kloster Sveti Jovan Bigorski vorbei. Die Ursprünge der Anlage gehen auf das Jahr 1020 zurück. Nach der Zerstörung durch die Osmanen im 16. Jahrhundert wurde das Kloster 1743 wieder aufgebaut. Heute gehört es zur Serbisch Orthodoxen Kirche und beherbergt 4 Mönche und 3 Novizen. Die sehr gepflegte und gut unterhaltene Anlage war für uns eines der eindrücklichsten und schönsten Klöster. Da wir früh dort waren, hatte es noch kaum andere Besucher, was die Ruhe und die Friedlichkeit des Ortes erst recht zur Geltung brachte.
Ein kurzer Abstecher von unserer Route führte uns in das Bergdorf Vevtschani. Neben ein paar alten Gebäuden und einer kleinen, aber hübschen Kirche waren vor allem die Quellen sehenswert, welche das Dorf mit Wasser versorgen. Noch heute leiten mehrere „Suonen“, also offene Kanäle, das Wasser in den Ort hinunter und durchfliessen dabei die Gärten der Bewohner.
Nächster Halt war Ohrid, am gleichnamigen, riesengrossen See gelegen. Da Wochenende war, herrschte auch hier Hochbetrieb, denn Ohrid scheint auch bei den Einheimischen ein beliebter Ausflugsort zu sein. Die Passagierschiffe, die eines ums andere ablegten, waren jedenfalls vollgepackt mit Gästen und die vielen Restaurants und Kaffeehäuser entlang der Strasse waren gut besetzt. In der kleinen, malerischen Altstadt am See und an der Uferpromenade wimmelte es von Spaziergängern.
Am Südostufer des Sees ist eine nachgebaute Pfahlbauersiedlung zu besichtigen. Taucher hatten in der Nähe dieses Ortes Überreste einer Siedlung entdeckt. Nachdem das Gebiet archäologisch untersucht worden war, konnte anhand der Funde das Dorf rekonstruiert werden. Die Anlage, mit vielen Fundstücken versehen, vermittelt einen lebhaften Eindruck, wie die Leute damals gelebt haben könnten.
Am Südufer des Ohridsees überquerten wir die Grenze zurück nach Albanien. Auch hier brauchte es wieder die „übliche“ halbe Stunde Geduld bis alles erledigt war.
Wir richteten uns im sehr gepflegten, direkt am See gelegenen Abri Camping ein. Im dazugehörenden Restaurant genossen wir die Spezialität des Ortes, eine feine Ohrid Forelle, die nur hier gefangen werden. So konnten wir unsere verbleibenden mazedonischen Denar nicht wie geplant in Diesel umwandeln, sondern für Camping und Nachtessen ausgeben.
Albaniens Süden
Durch die Berge führte unsere Route nun Richtung Küste. Um nach Berat zu gelangen, nahmen wir einen kleinen Umweg in Kauf. Die Stadt ist bekannt für seine alten, osmanischen Gebäude. Die beiden Teile von Berat werden vom Fluss Lumi i Osumit geteilt und sind durch eine elegante Bogenbrücke verbunden. Die interessante Altstadt ist absolut sehenswert, lockt jedoch bis heute nicht viele ausländische Besucher an.
Von Nachbarn auf einem der Campingplätze hatten wir für den Besuch der Küste einen Tipp für ein Buschcamp erhalten. Bei Vlora fuhren wir deshalb hinaus zum äusseren Ende der grossen Lagune. Da starker Wind herrschte, suchten wir uns einen Platz direkt am Strand, wo wir hinter ein paar Bäumen etwas geschützt waren.
Direkt vor unserer „Haustür“ schnatterte eine grosse Gruppe Flamingos im seichten Wasser.
Der Morgen begrüsste uns mit einem fantastischen Lichterschauspiel. Die goldenen Sonnenstrahlen guckten hinter den dunkeln Wolken hervor und spiegelten sich im Wasser der Lagune, ein herrliches Naturspektakel, direkt vom Bett aus beobachtet.
Der Küste entlang ging es nun weiter südwärts. Die Strasse schraubte sich dabei bis auf 1000 müM hoch, um danach in vielen Kehren wieder ans Meeresufer hinunter zu führen. Die Strecke bis Saranda schien nicht enden zu wollen. Mit kaum einmal einer Geraden von mehr als 200 m verlangte die Strasse stetiges kurbeln am Lenkrad. In der spärlich bevölkerten Küstenlandschaft fuhren wir lediglich durch einen kleinen, noch bescheidenen Badeort.
Der Nationalpark Butrint ist vor allem bekannt für seine sehr interessante archäologische Stätte. Auf einer Halbinsel liegen die Ruinen einer Stadt, welche im Laufe der Zeit von verschiedenen Kulturen immer wieder aus- und umgebaut worden war. Ob Römer, Osmanen, Griechen oder Byzantiner, alle haben ihre Spuren hinterlassen. Einige Gebiete der Stadt, inklusive Teile der umfassenden Stadtmauer, sind in erstaunlich gutem Zustand erhalten geblieben. Der recht grosse Besucherandrang machte die Wichtigkeit dieser Fundstätte, nicht nur für Einheimische, deutlich. Unzählige Reiseleiter, die ihre Kommentare in allen erdenklichen Sprachen abgaben, scheuchten ihre mehr oder weniger fitten Besucher über die steinigen Wege.
Eine primitive Fähre brachte uns und unseren Camper ans andere Ufer des nahen Kanals. Auf dem Weg nach Gjirokastra machten wir einen kurzen Abstecher zum so genannten „Blauen Auge“. Dabei handelt es sich um eine kristallklare Quelle, welche in einem herrlich grünen Tal einfach so aus der Erde sprudelt und einen stattlichen Fluss bildet. Je nach Saison können bis zu 9000 l Wasser pro Sekunde an die Oberfläche treten. Spiegelt sich der blaue Himmel in der Quelle, ergibt sich zusammen mit der eindrücklichen Pflanzenwelt ein wunderbares Farbenspiel. .
Gjirokastra ist ein weiterer Ort in Albanien, der gerade erst für den Tourismus entdeckt wird. Die für das Stadtbild typischen massiven Steinhäuser aus osmanischer Zeit werden zunehmend restauriert und oft zu Restaurants oder Hotels umgenutzt. Noch ist vieles im Entstehen begriffen, aber bereits heute ist der einstige Reichtum und die Bedeutung der Stadt anhand der breiten Strassen und der stattlichen Herrenhäuser ersichtlich.
Wieder war eine Grenze in Sicht: Griechenland. Hier dauerten die Ausreiseformalitäten die übliche halbe Stunde, hingegen wurden wir auf der griechischen Seite bei der Einreise bevorzugt abgefertigt, was ganze 30 Sekunden in Anspruch nahm.
Griechenland
Wir machten uns auf den Weg zum Pindov Nationalpark. Dieser ist einerseits für seine wilden Berglandschaften mit tiefen Schluchten bekannt, andererseits befinden sich im Bereich des Naturschutzgebiets unzählige alte Bergdörfer mit ihren typischen Steinhäusern.
Nach knapp einer Stunde erreichten wir die westliche Parkgrenze und fuhren hoch ins Dorf Papingo. und weiter nach Micro Papingo am Ende der Strasse. Im dortigen Nationalpark Infocenter informierten wir uns über die Einzelheiten des Parks. Die Dörfer waren lange Zeit völlig von der Umwelt abgeschottet, denn es führten nur Saumpfade in die Berge. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass viele der Ortschaften noch weitgehend authentische Dorfkerne haben. Zwischenzeitlich waren viele der Häuser verlassen. Erst durch den einsetzenden Tourismus fanden wieder mehr Bewohner ein Auskommen und kehrten zurück. Unterhalb des Dorfes besichtigten wir in einem kleinen Tal ein paar in den Felsformationen entstandene Wasserlöcher. Leider waren die Becken jedoch leer, sodass wir nur die trotz allem eindrückliche Landschaft bewundern konnten.
Um näher an die Vikos Schlucht zu gelangen, fuhren wir nach Monodendri, ein weiteres der Zagori Dörfer, und fanden abseits der Strasse ein ruhiges Camp. Ein Bauer fuhr zwar zwei, drei Mal an uns vorbei, grüsste uns aber freundlich und liess uns in Ruhe. Am nächsten Morgen fuhren wir hinaus zum Aussichtspunkt Oxia, von wo man eine der besten Aussichten auf die mächtige Schlucht geniesst.
Nach einem kurzen Rundgang durch Monodendri fuhren wir an den Fluss hinunter, um zu einer kurzen Wanderung zu starten. Diese führte uns von der Kokkoris zur Misiou Brücke, zwei der vielen alten Brücken in der Region. Die zwei- bis dreihundert Jahre alten Brücken sind beeindruckend. Schmale, zierliche Bogenbrücken mit ein bis drei Bögen überspannen den im Sommer wasserlosen Fluss an vielen Stellen. Viele der Steinbrücken sind in sehr gutem Zustand, was für die Qualität der Bauwerke spricht. Neben der Misiou Brücke beginnt zudem eine der zahlreichen, ebenfalls für die Region typischen Steintreppen, die nach Vitsa hinauf führt.
Auf unserer Weiterfahrt durch die Berge hatten wir Gelegenheit, weitere imposante Brücken und Zagori Dörfer zu besichtigen. Eigentlich hatten wir geplant, am Aoos Stausee zu übernachten. Das Wetter in den Bergen war jedoch zunehmend schlechter und die Temperatur auf 1400 müM merklich kühler geworden. Dies bewegte uns, gleichentags noch bis zu den Meteora Klöstern weiter zu fahren.
Wir fanden direkt unterhalb und in Sichtweite der Klöster ein nettes Buschcamp auf einem kleinen, flachen Plateau und genossen das warme und sonnige Wetter.
Von diesem Platz aus waren wir am Morgen innert weniger Minuten beim grössten und meistbesuchten Kloster, den Metamorphosis angelangt. Obwohl wir bereits bei Öffnungszeit um neun Uhr vor Ort waren, hatten schon einige Busse und viele Autos die Parkplätze gefüllt. Der Andrang beim Eingang legte sich aber bald, denn in der grossen Anlage verteilten sich die Leute. Die Klosteranlage mit mehreren Gebäuden, Werkstätten und Kirchen wirkt wie ein kleines Dorf. Eine unvorstellbare Leistung, die die Mönche erbracht haben, um diese Bauwerke auf und in die Felsen zu bauen. Ursprünglich war der Zugang zu den Klöstern nur mittels Seilwinden möglich. Erst vor kurzer Zeit hat man für die vielen Besucher Treppen und Brücken gebaut, um bequemer in die Anlagen zu gelangen.
Das Kloster Rousanou ist im Gegensatz zu Metamorphosis sehr viel kleiner und sitzt auf einem Felsenturm. Im Laufe der Zeit wurden hier am Fusse des Berges Erweiterungsbauten hinzugefügt. Bei diesem Kloster ist nur ein kleiner Teil der Anlage auf dem Felsen für Besucher zugänglich. Als letztes besuchten wir das Kloster Triada. Dieses sitzt wie ein Adlernest auf einer 500 m hohen Felsennadel. Auf der kleinen Plattform war aber immerhin genügend Platz vorhanden, um neben den Gebäuden einen kleinen Park und Garten anzulegen. Auch hier waren wir beeindruckt und zugleich verwundert, wie es im 15. Jahrhundert möglich war, solche Anlagen in derart exponierter Lage zu bauen und zu betreiben.
Auf kleinen Landstrassen fuhren wir anschliessend durch die karge Bergwelt, vorbei am Olymp an die Küste.
Zugegeben, den fast 3000 m hohen Olymp haben wir nicht bestiegen, aber an dessen östlichen Abhängen genossen wir eine interessante Wanderung durch die Enipeas Schlucht. Nach der Konsultation des Besucherzentrums in Litachoro parkten wir das Auto beim Kloster Dionysios und stiegen erst mal zur Grotte Dionysios ab. Hier war die erste kleine Kapelle zu Ehren des heiligen Dionysios errichtet worden, bevor das grosse Kloster 1 km Schlucht aufwärts gegründet wurde. Wir folgten der Schlucht bis Prionia, wo man auf den Parkplatz am Ende der Strasse trifft. Von hier aus kann, nebst anderen Routen, der Olymp bestiegen werden, der nach gut 2000 weiteren Höhenmetern erreicht wird.
Wir machten uns jedoch wieder auf den Rückweg und besichtigten am Ende das Kloster, bevor wir zur Küste zurückfuhren.
Eigentlich mögen wir Grossstädte ja nicht besonders, aber Thessaloniki lag einfach an unserer Route, sodass wir einen kurzen Zwischenhalt einlegten. Wir konnten unser Auto trotz des Verkehrschaos ganz in der Nähe des weissen Turms in einem Parkhaus abstellen. Gemütlich bummelten wir durch das belebte Zentrum der Stadt. Neben dem Wahrzeichen von Thessaloniki, dem weissen Turm, sind nur wenige historische Bauten erhalten. Verstreut und umgeben von modernen Gebäuden findet man immerhin die Überreste eines römischen Stadttors, einige alte Moscheen und Paläste. Wir hatten uns auf den Besuch des grossen Marktes gefreut, mussten aber feststellen, dass dieser zurzeit oder auch für immer geschlossen war. Der Uferpromenade entlang gingen wir zurück zum Auto.
Südwestlich von Thessaloniki ragen drei Halbinseln wie Finger ins Meer hinaus, Chalkidiki. Zum Übernachten fuhren wir auf die westlichste Halbinsel, Kassandra, hinaus. Beim Leuchtturm von Possidi wollten wir uns am Strand einrichten. Auf dem Weg dorthin wurden wir von einem Weichsandfeld überrascht und bevor Ueli zurücksetzen konnte, sassen wir fest. Erst nachdem er den Reifendruck auf 1 bar abgelassen hatte, konnten wir uns rückwärtsfahrend befreien. Um nicht noch mehr solche Überraschungen zu erleben, übernachteten wir eben 50 m vom Ufer entfernt. Nachdem die Sonne hinter dem Olymp untergegangen war, verbrachten wir eine sehr ruhige Nacht.
Am Morgen fuhren wir zu einem Naturschutzgebiet in der Nähe. Dieses ist bekannt für seinen kleinen See, welcher gleich drei Arten von Wasserschildkröten beherbergt. Da wir relativ früh morgens ankamen und die Temperaturen entsprechend kühl waren, zeigten sich erst wenige der scheuen Tiere. Mit etwas Geduld entdeckten wir aber die eine oder andere Schildkröte, die den Kopf aus dem Wasser streckte.
Um auf dem Landweg in die Türkei zu gelangen, mussten wir den schmalen Landstreifen im Osten Griechenlands durchqueren. Dieser Landstrich ist touristisch kaum erschlossen, nicht zuletzt weil die Gegend nicht allzu viele Sehenswürdigkeiten bietet und von der Landwirtschaft dominiert wird. Wir vermieden es weitgehend, die Autobahn zu benutzen und folgten der Küstenstrasse. Im Bereich des Nationalparks des Nestos Deltas fanden wir am Strand einen netten Übernachtungsplatz. Ein etwas exzentrischer Mann, der in der Nähe in einer Hütte lebt, hatte uns empfohlen, ein Stück den Strand entlang zu fahren und nicht einen der Plätze nahe der Strasse zu wählen. Der Besitzer eines nahe gelegenen Campingplatzes hätte schon öfter die Polizei gerufen, wenn er Wildcamper beobachtet hatte. Grundsätzlich ist ja wildcampen in ganz Griechenland verboten, wird jedoch in der Nebensaison meist toleriert.
Bis zur türkischen Grenze nutzten wir schliesslich doch die Autobahn, um nicht durch Alexandroupolis fahren zu müssen. Da es kaum Verkehr hatte auf diesem Abschnitt, erwarteten wir einen schnellen Grenzübertritt. Allerdings stauten sich die Lastwagen auf mehr als 6 km. Zum Glück konnten wir ohne Probleme an dieser Kolonne vorbeifahren. Auch wenn einige Autos vor uns waren, war die Abfertigung auf der griechischen Seite bald erledigt. Die Brücke über den Grenzfluss war auf beiden Seiten von bewaffneten Militärs bewacht, welche offenbar verhindern sollten, dass illegale Immigranten die Grenze überqueren. Immerhin handelt es sich um eine Schengen Aussengrenze. Zudem sind Griechen und Türken nicht wirklich gute Freunde.
Die türkischen Zöllner benötigten etwas länger für die Abfertigung, aber nach einer weiteren halben Stunde waren wir durch. Die Wartezeit nutzten wir, um am Bancomaten türkische Lire zu beziehen. Der Kurs war zwar schlecht und die Gebühren mit 10 CHF hoch, aber immerhin hatten wir fürs Erste etwas Bargeld dabei.
Türkei
Wir fuhren zur Fähre, welche uns nach Canakkale bringen sollte. In der Wartezone ist ein interessantes Monument mit lebensechten Bronzestatuen eingerichtet, welches die tragische Schlacht von Gallipoli thematisiert. Im 1. Weltkrieg war es in dieser Gegend zu einer der blutigsten Schlachten gekommen. Um türkische Truppen zu binden, hatten australische und neuseeländische Armeeeinheiten den Auftrag erhalten, sich bei Gallipoli den Türken entgegenzusetzen. Die Schlacht währte Monate und beide Seiten bluteten in den Grabenkämpfen mehr und mehr aus. Tausende starben, nur für den Zweck, den Engländern die Kämpfe an ihrer Front zu erleichtern. Noch heute pilgern Neuseeländer und Australier an diesen Ort der schrecklichen Erinnerungen.
Nach einer halben Stunde befanden wir uns mitten im Verkehrschaos von Canakkale. Nachdem wir die Stadt hinter uns gelassen hatten, richteten wir uns in einem Camping direkt an der viel befahrenen Wasserstrasse der Dardanellen ein. Auf der Weiterfahrt machten wir auf kleinen Landstrassen einen Abstecher zum Fischerdorf Babakale an der Spitze einer Halbinsel gelegen. Das verschlafene Nest ist zwar sehr schön gelegen, bietet jedoch ausser einem alten Fort nicht viel sehenswertes. In Assos legten wir einen weiteren Halt ein, um die eindrücklichen Ruinen zu besuchen. Auf einem Bergrücken liegen die Überreste einer einst bedeutenden Stadt aus dem 5.-6. Jahrhundert. Die grandiose Aussicht auf die vorgelagerte Küste entschädigte für den steilen Aufstieg zu den Ruinen, vorbei an vielen Restaurants und Souvenirläden. Abends fanden wir einen schönen Stellplatz in einem Naturreservat.
Nur eine Stunde Fahrzeit benötigten wir danach, um ein weiteres Zeugnis alter Kulturen zu erreichen. In Bergama liegt wiederum auf einem Bergrücken die imposante Anlage von Pergamon. Griechen, Römer und Byzantiner bevölkerten ab dem 4. Jahrhundert vor Christus bis etwa ins 7. Jahrhundert nach Christus diese Stätte. Zu einem grossen Teil sind von den Gebäuden nur noch Fundamente übrig, am höchsten Punkt jedoch steht eine Tempelanlage mit mächtigen Marmorsäulen und herrlichen Steinmetzarbeiten. Auch das gut erhaltene Amphitheater, welches in den steilen Berghang integriert worden war, ist durchaus eindrücklich.
Durch ein breites Tal mit viel Landwirtschaft, wo die Melonenernte im Gang war, ging es weiter südwärts. Die Ruinen von Sardes lagen an unserer Route, also legten wir einen weiteren Stopp ein. Da unser Reiseführer nur wenige Informationen zu dieser Ausgrabung lieferte, hatten wir keine allzu grossen Erwartungen. Umso überraschter waren wir von der Qualität der Anlage. Auch hier hatten Römer, Griechen, Byzantiner und später die Osmanen ihre Spuren hinterlassen. Die gut erhaltenen Badeanlagen und Tempel haben uns sehr beeindruckt. Noch ist diese Ausgrabungsstätte wenig besucht und der Eintrittspreis ist bescheiden, was sich in Zukunft wohl ändern könnte.
Mangels Übernachtungsmöglichkeiten unterwegs fuhren wir weiter bis Pamukkale. Der Vormittag des nächsten Tages war stark bewölkt, das Wetter besserte sich jedoch während unserem Besuch und schliesslich zeigte sich die Sonne. Die berühmten Sinterterrassen, das Wahrzeichen von Pamukkale, waren für uns leider eine klare Enttäuschung. Der Grund dafür waren nicht die schneeweissen Formationen, die nach wie vor eindrücklich sind, sondern dass auch hier einmal mehr die Geldmacherei dem Naturschutz vorgezogen wurde. Viele Hotels und Badeanlagen rund um das Gebiet nutzen das Wasser aus den Quellen für ihre Zwecke. Dadurch fliesst nur noch wenig Wasser über die Hänge. Um die Terrassen trotzdem weiterhin weiss erstrahlen zu lassen, wird das Wasser in Schläuchen und künstlichen Kanälen regelmässig über die Formationen geleitet. Die natürlichen Pools sind vielfach trocken und nicht mehr zugänglich. Für die zehntausenden von Besuchern wurden grössere, künstliche Becken ausgehoben, die mit dem restlichen Wasser gefüllt werden. Das wunderschöne Bild mit den weissen Terrassen und den türkisfarbenen Pools existiert praktisch nicht mehr. Schade für diese einzigartige Sehenswürdigkeit und eine Schande was man aus diesem UNESCO Weltnaturerbe gemacht hat.
Unser nächstes grosses Zwischenziel war Kappadokien. Um dorthin zu gelangen, mussten wir ein paar hundert Kilometer ostwärts fahren. Die Strecke führte meist durch Landwirtschaftsgebiet, und bot, mit wenigen Ausnahmen, keine bedeutenden Höhepunkte.
Einige lohnende Zwischenhalte während der Fahrt sind aber durchaus erwähnenswert. Am landschaftlich sehr reizvollen Burdur See, einem der tiefsten Seen der Türkei, fanden wir einen schönen Übernachtungsplatz und wurden mit einem dramatischen Sonnenuntergang verwöhnt. Vorbei an einigen weiteren, zum Teil sehr grossen Seen, wobei uns vor allem der Salda See mit seinem türkisfarbenen Wasser und schneeweissen Stränden beeindruckte, gelangten wir nach Konya. Wahrzeichen der Stadt ist das Mausoleum von Mevlana al Dschalal ad-Din Rumi, dem Begründer des Mevlevi Derwischordens. Der eindrückliche Komplex mit Grabstätte und Moschee ist ein bedeutender Wallfahrtsort für gläubige Muslime in der Türkei. Daneben trifft man in Konya auf einige, gut erhaltene Baudenkmäler aus der Zeit der Seldschuken. Besonders begeistert waren wir vom grossen, lebhaften Bazar, der alles bot, was die Bevölkerung zum Leben braucht.
Wenige Kilometer ausserhalb von Konya besuchten wir die Ausgrabungsstätte von Catalhöyük. Dabei handelt es sich um eine Siedlung aus der Jungsteinzeit. Es wird geschätzt,
dass zur Blütezeit um 7000 vor Christus, mehrere tausend Menschen dort gelebt haben mussten. Bis jetzt ist nur ein kleiner Teil der ca. 13 ha umfassenden Siedlung archäologisch
erforscht, aber schon jetzt zeigt sich wie bedeutend der fast zehntausend Jahre alte Ort ist. Damit sich der Besucher besser vorstellen kann wie die Häuser damals gebaut waren, wurde ein
Gebäude rekonstruiert. Der Zugang zu den Innenräumen erfolgte grundsätzlich immer über das Flachdach. Beim rekonstruierten Haus wurden einfachheitshalber kleine Durchstiege
innerhalb der Gebäude angebracht. Spektakulär und archäologisch bedeutsam sind neben Alter und Grösse der Anlage vor allem die frei gelegten Wandmalereien und Reliefs.
Etwas abseits unserer Route konnten wir einen erloschenen Vulkan besichtigen. Im riesigen Krater haben sich im Laufe der Zeit immer wieder neue Kegel gebildet. Um diese herum bildet sich je
nach Jahreszeit ein Salzsee, welcher vielen Zugvögeln eine vorübergehend Heimat bietet.
Das reizvolle Ihlara Tal gehört bereits zu Kappadokien. Wir nutzten die Gelegenheit, wieder einmal unsere Wanderschuhe zu schnüren. In die Wände der 15 km langen Schlucht wurden gegen 50 Felsenkirchen gebaut, die zum Teil aus dem 9. und 10. Jahrhundert stammen. Die Kirchen befinden sich in unterschiedlich gutem Zustand. Neben schön erhaltenen Bauten mit prächtigen religiösen Fresken ausgestattet, sind von anderen nur noch Ruinen vorhanden. Daneben ist vor allem die Landschaft im Canyon eindrücklich und wunderschön. Das Tal ist eigentlich ein grosser Touristenmagnet, da wir jedoch früh morgens bereits unterwegs waren, hatten wir den Weg praktisch für uns alleine. In Belisarma, einem kleinen Dorf etwa in der Mitte der Schlucht, lud uns einer der Restaurantbesitzer ein, seine jungen Hunde zu besichtigen. Die schnuckligen Welpen waren erst wenige Tage alt und sowohl ihre Mutter als auch der Mann schienen mächtig stolz auf sie zu sein. Bevor wir uns auf den Rückweg machen konnten, wurden wir herzlich zum Tee im Restaurant eingeladen, eine Selbstverständlichkeit in der gastfreundlichen Türkei.
Nur noch eine kurze Etappe war zurück zu legen bis wir das touristische Zentrum Kappadokiens, Göreme, erreichten. Wir quartierten uns für die nächsten Tage im etwas ausserhalb gelegenen, aber dafür wunderschönen Kaya Camping ein. Von diesem Standort aus konnten wir bei Sonnenaufgang quasi vom Bett aus das berühmte Spektakel der Ballone beobachten. Über hundert Heissluftballone in allen Farben starten bei Tagesanbruch, wenn die Windverhältnisse es zulassen. Die grossen Körbe fassen bis zu vierzig Passagiere, die eng aneinander gepfercht in den einzelnen Abteilen stehen. Sobald die Bedingungen perfekt passen, starten die Ballone und lassen sich vom Wind durch die tiefen, schmalen Täler treiben. Ein unglaubliches Schauspiel, das kurz nach acht Uhr sein Ende findet und den Himmel wieder den Vögeln überlässt. Da wir wieder einmal für länger in der Nähe einer grösseren Ortschaft waren, organisierten wir für unseren Land Cruiser den fälligen Service im nahen Ürgüp. Auf Empfehlung des Campingangestellten fanden wir eine, wie sich herausstelle, gute Garage. Für 70 CHF wurden 11 Liter Öl und der Filter gewechselt sowie das Chassis geschmiert. Gleichzeitig konnten wir bei einem benachbarten Reifenhändler den Reservereifen flicken und die Räder rotieren lassen. In der Stadt liess auch Ueli einen Service am Kopf machen, das heisst die Haare schneiden, bevor wir uns in einem kleinen Restaurant zum Nachtessen einfanden. Eine lokale Spezialität ist das Testi Kebab, eine Art Gulasch, welches portionenweise in einem Tonkrug langsam gegart wird. Beim Servieren wird das Gefäss in einer brennenden Schale zum Tisch gebracht, wo mit einem grossen Messer der Boden des Kruges abgeschlagen und der Inhalt auf den Teller verteilt wird.
Wir unternahmen eine herrliche Wanderung durch die Erosionslandschaft in der Umgebung. Der Weg führte uns durch enge, farbenfrohe Schluchten, vorbei an den typischen Bimssteintürmen, oft ausgehöhlt wie Emmentaler. Auch einen dunklen, engen Slotcanyon galt es zu überwinden. Während der ganzen Wanderung trafen wir kaum auf andere Leute, was wir sehr genossen. Der Grossteil der Touristen kommt mit Bustouren, deren Zeitplan so straff ist, dass keine Zeit für Wanderungen bleibt.
Die weitere Umgebung erkundeten wir mit dem Auto. Im Umkreis von ein paar Kilometern gibt es in der Gegend jede Menge zu entdecken. Wir fuhren u.a. zu einem 1000 Jahre alten Kloster, welches wie vieles andere in den weichen Felsen geschlagen wurde. In Avanos, dem Zentrum für Töpfereien, spazierten wir dem Fluss entlang und durch die kleine Altstadt. Unweit davon liegt an der heutigen Hauptstrasse eine uralte Karawanserei. Diese lag seinerzeit an einer der wichtigsten, alten Handelsrouten, wo im Abstand von etwa 20 Kilometern solche Herbergen für Reisende und Händler eingerichtet worden waren. Das trutzige Gebäude wurde vor dreissig Jahren stilgerecht renoviert, so dass man sich lebhaft vorstellen kann, wie der Betrieb hier früher abgelaufen war.
Der Besuch eines der Freiluft Museen in der Region war auch für uns natürlich ein Muss. In drei kleine Täler eingebettet, können alte Felsenkirchen und Wohnanlagen besichtiget werden, die in die Tuffsteinformationen gegraben waren. Allerdings verfallen die der Erosion ausgesetzten, ausgehöhlten Felstürme zusehends. Schon heute sind einige Bereiche aus Sicherheitsgründen für die Besucher nicht mehr zugänglich. Zu guter Letzt besuchten wir die wohl spektakulärsten Felsformationen dieser Gegend. Dutzende von Felstürmen, allesamt mit einer steinernen Kappe bedeckt, brachten uns zum Staunen. Wie Fabelwesen aus einer anderen Welt stehen die Gebilde einzeln oder in Gruppen in der Landschaft. Diese einmaligen Sehenswürdigkeiten haben bei uns auf jeden Fall einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen.
Schon kurz nachdem wir Richtung Südküste losgefahren waren, legten wir unseren ersten Halt ein. In Derinkuyu befindet sich eine riesige, unterirdisch angelegte Stadt. Die Entstehung der Anlage ist nicht vollständig geklärt. Einige Forscher glauben, dass die Ursprünge bis zu 4000 Jahre zurück reichen. Die heute noch erhaltene Form spricht man Christen zu, welche sie im 6. bis 10. Jahrhundert gebaut, beziehungsweise erweitert hatten, um hier Schutz vor Verfolgern zu finden. Bis acht Stockwerke tief wurden Treppen, Gänge und Räume in das weiche Tuffgestein gegraben. Komplexe Lüftungsschächte und tiefe Brunnen sorgten dabei für akzeptable Lebensbedingungen. Die Stallungen für Nutztiere lagen unmittelbar unter der Oberfläche, da die Gänge zu schmal gewesen wären, um sie weiter unten in der Festung unterzubringen.
Die nächste interessante Sehenswürdigkeit, das Kloster Eski Gümüs beim Ort Gümüsler, liess nicht lange auf sich warten. Dabei handelt es sich um ein in die Tufffelsen gegrabenes Kloster. Das Alter der Anlage konnte auch in diesem Fall nicht eindeutig ermittelt werden, wird aber in das 8. bis 12 Jahrhundert datiert. Der viereckige Innenhof, der nach oben offen ist, liegt 14 Meter unter der Erdoberfläche. Von ihm aus wurden verschiedene Räume und Kirchen in die Seitenwände gegraben. Der Zugang zum Kloster erfolgt durch einen Tunnel, der in die Felswand geschlagen wurde. Die Anlage ist eine der grössten in Kappadokien und sowohl die Gebäude als auch die Fresken in der Kirche sind erstaunlich gut erhalten.
Auf kleinen Nebenstrassen fuhren wir durch die trockene Gebirgslandschaft. Die Täler waren im Gegensatz zu den Hängen dank Bewässerung grün und fruchtbar. Weite Teile sind mit Apfelplantagen bebaut, deren Ernte bei unserem Besuch in vollem Gang war.
Ein Abstecher brachte uns in den Aladagler Nationalpark. In einem engen Tal, mitten in den Bergen, befindet sich dort ein herrlich gelegener, einfach ausgestatteter Campingplatz, welchen wir ansteuerten. Der Platz ist Ausgangspunkt für ausgedehnte Wanderungen. Wir beschränkten uns allerdings auf eine kurze Variante ins angrenzende Emli Tal. Wir bestaunten eine eindrückliche Berglandschaft, welche genauso gut irgendwo in den Alpen liegen könnte. Die Natur ist hier jedoch noch weitgehend sich selbst überlassen und so verwundert es nicht, dass Bär und Wolf hier heimisch sind. Zu sehen bekamen wir zwar keines der Tiere, abgenagte Gerippe von Schafen oder Ziegen waren aber sicher Beweise genug für deren Anwesenheit. Ausser uns beherbergte der grosszügige Campingplatz jetzt in der Nebensaison nur gerade eine Familie, welche im einfachen Zelt unterwegs war. Nicht einmal der Parkaufseher kam vorbei, um den bescheidenen Betrag für die Übernachtung einzufordern.
Die Fahrt an die Küste war abwechslungsreich und fast ohne Verkehr. Das änderte sich, als wir in den Bereich grosser Städte kamen. Das Durchfahren von Tarsus und Mersin wurde zur Geduldsprobe und wir waren froh, diese hinter uns zu lassen. Erst weit ausserhalb der Agglomerationen wurde es wieder ruhiger und die Strasse verlief zum Teil entlang dem Meer. Auf einer Halbinsel suchten wir uns am unverbauten Strand einen Übernachtungsplatz und trafen dort überraschend auf ein holländisches Paar, welches wir in Göreme auf dem Camping kennengelernt hatten. Wir genossen die ruhige Abendstimmung, mussten uns jedoch bald ins Auto zurückziehen, da ein sehr starker Wind aufgekommen war.
Bevor wir zur Hauptstrasse zurückfuhren, besuchten wir die nahe gelegene Lagune Akgöl, welche als Vogelparadies gilt. Es schien allerdings zur Zeit wenig los zu sein, denn ausser ein paar Löffelreihern gab es nicht viel zu sehen. Zur Abwechslung machten wir einen Abstecher von der Küste weg in die Berge. Durch den mächtigen Göksu Canyon und auf schmalen Pass Strassen fuhren wir von Meereshöhe bis auf über 1200 m hoch. Die Strecke führte durch unberührte Föhrenwälder und karge Felslandschaft. Vom Bergstädtchen Gülnar aus wand sich die Strasse genau so steil wie wir nach oben gekommen waren, wieder ans Meer hinunter.
Die Fahrt entlang der Küste bot wenig Abwechslung und einsame, naturbelassene Strände, die uns zum Bleiben gereizt hätten, existierten nicht wirklich. Deshalb planten wir bald den nächsten Abstecher ins Landesinnere.
Dieser schöne, enge Canyon liegt im Hinterland von Alanya, einer der Hochburgen des Massentourismus in der Südtürkei. Es war also ratsam, früh unterwegs zu sein, bevor die Ausflügler in Bussen und 4x4 Konvois eintrafen. Über schön angelegte Holzstege gelangten wir in die Schlucht hinein und kamen vorbei an klaren Becken und schäumenden Wasserfällen. Die Pools waren über Leitern zugänglich zum Baden und wurden auch genutzt. Uns war das Wasser aus den Bergquellen aber definitiv zu kalt, vor allem auch angesichts der angenehm kühlen Temperaturen, die im schattigen Canyon herrschten.
Nach dem Besuch dieser Schlucht setzten wir die Fahrt in die Berge fort, mit der Absicht, am Dimcayi Stausee einen hoffentlich schönen Übernachtungsplatz zu finden. Daraus wurde jedoch nichts, denn der See war praktisch leer, sodass die Uferzonen steile Geröllhalden bildeten. Es bestand keine Chance, auch nur in die Nähe des Wassers zu gelangen. Etwas enttäuscht fuhren wir zurück an die Küste und fanden dort im Garten eines kleinen Hotels einen angenehmen Campingplatz. Als Entschädigung erlebten wir einmal mehr einen fantastischen Sonnenuntergang.
Eines der grossen römischen Amphitheater konnten wir in Aspendos bewundern. Es handelt sich dabei um eines der besterhaltenen Theater der Antike. Das im 2. und 3. Jahrhundert errichtete Bauwerk konnte bis zu 20‘000 Zuschauer aufnehmen. Die Anlage wird auch heute noch für Aufführungen genutzt. Unter anderem wurde eine „Wetten dass“ Sendung hier produziert und Konzerte mit internationalen Stars abgehalten, denn die Akustik soll hervorragend sein. Neben dem Amphitheater sind auf dem Gelände weitere Überreste römischer Bauten zu entdecken, die jedoch angesichts des eindrücklichen Theaters eher unbedeutend wirken.
Südlich von Antalya befindet sich einige Kilometer abseits der Küstenstrasse ein „bekannter Geheimtipp“- der kleine Ort Çıralı dürfte eigentlich gar nicht existieren, denn die meisten Gebäude und Einrichtungen hier sind illegal erstellt worden. Interessanterweise führt die Zufahrt jedoch über eine gute Teerstrasse, alle Häuser haben Wasser- und Stromanschlüsse und auch sonst funktioniert dieser Ort wie jede andere Gemeinde. Was allerdings fehlt, sind protzigen Hotels und weitere grosse Infrastrukturbauten. Neben den anderen, mondänen und zugebauten Touristenhochburgen ist es wohl genau das, was den Charme dieses Ortes ausmacht. Alles wirkt ein wenig provisorisch und kommt eher einfach daher, was den Aufenthalt für uns sehr sympathisch machte.
In der Nacht zog nach mehreren Wochen mit schönem Wetter ein Gewitter auf und es regnete bis nach Mittag immer wieder kräftig. Der Campingplatz verwandelte sich bald in einen grossen See und wir waren froh, in unserem trockenen Häuschen zu sitzen.
Als das Wetter endlich etwas aufklarte, wagten wir uns hinaus und spazierten dem Strand entlang zu den nahe gelegenen Olympos Ruinen. Kaum waren wir dort angekommen, öffnete der Himmel aber erneut die Schleusen und es goss wie aus Kübeln. Bis wir wieder beim Auto eintrafen, waren wir jedenfalls nass bis auf die Unterwäsche.
Gegen Abend war die Gewitterfront definitiv abgezogen und wir konnten den Besuch der nicht weit ausserhalb des Dorfes gelegenen Feuer von Chimarea wagen. Es ist dokumentiert, dass seit über 1000 Jahren hier an einem Abhang einige Erdgasflammen brennen. Wir erreichten den mystischen Ort beim Eindunkeln, bei Tageslicht wären die gelblichen und bläulichen Flammen kaum sichtbar. Wir witzelten, dass vielleicht hier ein Grund für die Klimaerwärmung liegt, denn im Laufe der Jahrhunderte müssen die Flammen schon tausende Tonnen CO2 produziert haben. Jedenfalls war es einmal mehr eindrücklich zu sehen, welch spektakuläre Phänomene die Natur hervorbringen kann.
Völlig unbebaut und naturbelassen zeigte sich die Lykische Küste bis Iskele. Dies ist wohl nicht zuletzt den fehlenden breiten Stränden geschuldet und dem Umstand, dass die Steilküste keinen Platz für menschliches Wirken bietet. An flacheren Hängen oder auf ebenen Flächen ist die Gegend überbaut mit Plastiktreibhäusern, in denen Bananen wachsen. Kein schöner Anblick, aber nach unserer Südamerikareise war es das erste Mal, dass wir wieder einmal ausgereifte, aromatische Bananen geniessen konnten.
In Demre, dem früheren Myra, wollten wir der Sankt Nikolaus Kirche einen Besuch abstatten. Der Legende nach soll hier der heilige Nikolaus von Myra, der Vorgänger unseres Samichlaus, gewirkt haben. Als wir allerdings die Menschenmassen sahen, meist Russen, für welche diese Pilgerstätte eine besondere Bedeutung hat, drehten wir wieder um. Zum Schutz der kleinen Kirche wurde diese mit einer hässlichen Stahlkonstruktion überdacht und drum herum reiht sich ein Souvenirladen an den anderen. Dafür 10 Euro Eintritt zu bezahlen kam für uns jedenfalls nicht in Frage.
Die gut erhaltenen Felsengräber etwas ausserhalb der Stadt stammen aus der Lykischen Epoche, sind also über 2500 Jahre alt. Myra war eine der bedeutendsten Städte dieser Kultur. Auf dem gleichen Areal liegt ein recht ansehnliches römisches Amphitheater.
Der weitere Verlauf der Route führte mehrheitlich durchs Landesinnere. Vom bergigen Hinterland aus konnten wir nur hin und wieder einen Blick auf das ferne, tiefblaue Meer erhaschen. Bei Kas traf die Strasse schliesslich wieder auf die Küste. Das schmucke Städtchen ist zwar ebenfalls ein Touristenmagnet, da jedoch grosse, hässliche Hotelkomplexe weitgehend fehlen, konnte der Ort seinen Charme grossenteils erhalten.
Die Fahrt zum angepeilten Schlafplatz entwickelte sich zu einer kleinen Odyssee, denn es stellte sich heraus, dass sich die angegebenen Koordinaten auf der gegenüber liegenden Flussseite befanden. Um dorthin zu gelangen mussten wir ein gutes Stück zurück fahren, um schliesslich festzustellen, dass der erwartete Campingplatz auch hier nicht zu finden war. Also gaben wir das Vorhaben auf und suchten uns einen netten Platz in den Büschen, wo wir eine sehr ruhige Nacht verbrachten.
Der kleine Abstecher nach Fethiye, einer hübschen Kleinstadt an der Küste, lohnte sich vor allem auch, weil dort ein grosser Markt im Gange war. Wir deckten uns mit frischen und günstigen Früchten und Gemüse ein und erkundeten den Ort auf einem ausgedehnten Spaziergang.
Westlich der Stadt Marmaris erstreckt sich die Halbinsel Resadyie oder Datca fast hundert Kilometer weit ins Meer hinaus. Die gebirgige Landzunge endet bei der antiken Stadt Knidos. Der dortige, 2000 Jahre alte Naturhafen wird auch heute noch gerne von Yachtbesitzern angefahren. Die ganze Gegend ist nur spärlich besiedelt und wird vor allem für den Olivenanbau genutzt. Datca ist ein kleiner Ort, welcher vom Fischerdorf zu einer bescheidenen Touristendestination angewachsen ist.
Auf dem Weg nach Turunc, wo Myrta vor mehreren Jahren einmal die Ferien verbracht hatte, füllten wir unsere Wassertanks an einem der Brunnen entlang der Strasse auf. Diese Wasserstellen sind im Bergland der Türkei sehr verbreitet und die Einheimischen nutzen diese als Trinkwasserquellen.
Der relativ bescheidene Ferienort Turunc scheint sich in den letzten Jahren nicht allzu sehr verändert zu haben. Zwar sind einige grössere Hotels dazu gekommen, der Ortskern hingegen ist nach wie vor überschaubar. Durch seine Lage in einer kleinen Bucht, eingerahmt von steilen Berghängen, fehlt offenbar der Platz für grössere Ausdehnungen. Trotzdem hat der Tourismus hier Einzug gehalten, wobei vor allem englische Gäste auszumachen waren. Diese waren gut zu erkennen an ihren rosaroten, sonnenverbrannten Luxuskörpern, die sie zur Schau stellten. Viele von ihnen wären wohl irgendwo am Schatten besser aufgehoben. Nichts desto trotz schienen sie ihren Urlaub zu geniessen, denn schon zur Mittagszeit herrschte in den Strassenbars Ballermann Stimmung.
Die Strecke nach Bodrum legten wir auf der Küstenstrasse zurück, welche oft direkt dem Ufer folgte. Auch hier war nicht viel Betrieb, denn die Steilküste wird nur von wenigen Buchten mit kleinen Stränden unterbrochen, die schwer erreichbar sind. Wir fanden einen Kiesstrand, welcher nur mit einem 4x4 mit guter Bodenfreiheit zu erreichen war. Dass nicht viele Leute diesen Strand nutzten, zeigte sich auch daran, dass für einmal weniger Abfall herumlag. Unter herrlichen, voll hängenden Olivenbäumen und bei sanftem Meeresrauschen verbrachten wir eine weitere ruhige Nacht.
In einer Werft entlang der Strasse konnten wir Handwerker beobachten, die auf traditionelle Art Holzschiffe von beachtlicher Grösse bauen oder restaurieren. Diese Art Boote werden in den Touristenzentren in grosser Zahl als Ausflugsboote eingesetzt, sodass der Fortbestand dieses Handwerks wohl auf längere Zeit gesichert ist.
Bodrum ist eine umtriebige Stadt, welche vom Tourismus lebt. Im Hafen liegen hunderte von Segel- und Motorjachten neben dutzenden von Ausflugsbooten. Obwohl sich die Sommersaison definitiv dem Ende zu neigte, herrschte reges Treiben in den Strassen und Gassen. Die vielen kleinen Restaurants waren gut besetzt und die Feriengäste deckten sich in den hübschen Läden mit Souvenirs ein. Das Kastell St. Peter, am Ende der Landzunge gelegen, war bei unserem Besuch nur zu einem kleinen Teil zugänglich, da dieses einer umfangreichen Renovation unterzogen wird.
Wir hatten unweit der Ruinenstadt übernachtet und wurden am Morgen von dichtem Bodennebel überrascht. Dieser löste sich aber bald auf und wir konnten die riesige Anlage bei blauem Himmel erkunden. Ephesos war in der Antike eine der grössten und bedeutendsten Städte Kleinasiens. Sie beherbergte mit dem Tempel der Artemis eines der 7 Weltwunder. Zum Glück hatten wir unseren Besuch früh gestartet, denn am oberen Eingang hatten die Busse bereits begonnen, ihre Ladung auszuspucken. Im unteren Teil, wo wir geparkt hatten, war es noch relativ ruhig. Da viele Besucher den Eingang am oberen Ende der Anlage nutzen, kamen uns mehr und mehr Menschen entgegen. In den so genannten Hanghäusern, ehemaligen römischen Wohnhäusern, wo zusätzlicher Eintritt bezahlt werden muss, waren wir hingegen alleine unterwegs. Offensichtlich rechnen die Tourengruppen zu wenig Zeit dafür ein oder die Veranstalter wollen sich den Eintrittspreis sparen. Für uns waren diese Terrassenhäuser allerdings einer der Höhepunkte, denn keine andere archäologische Anlage, die wir bis anhin besucht hatten, konnte mit so prachtvollen Mosaiken und Wandmalereien aufwarten. Der hervorragende Zustand der Gebäude erweckte den Eindruck, als ob die Bewohner erst kürzlich ausgezogen wären. Die umfassende archäologische Stätte von Ephesos lässt mit etwas Fantasie erahnen, wie das Leben zu Römerzeit ausgesehen haben könnte.
Unser Plan war eigentlich, von Cesme zum griechischen Chios überzusetzen und von dort mit der Fähre nach Piräus zu fahren. Die ersten Probleme tauchten jedoch bereits beim Versuch auf, die Tickets online zu besorgen und als nächstes fanden wir heraus, dass wir mehrere Tage hätten warten müssen, bis wir einen Platz bekommen hätten. Wir beschlossen deshalb, unsere Pläne zu ändern und durch Nordgriechenland nach Igoumenitsa zu fahren, um dort die Fähre nach Ancona zu buchen. Das bedeutete zwar, zusätzliche 1500 km zurück zu legen, dafür hatten wir aber Gelegenheit, einige Orte zu sehen, welche bei der Hinfahrt nicht an der Strecke gelegen hatten.
Also fuhren wir der Westküste entlang nach Norden, nahmen einmal mehr die Fähre nach Gallipoli und überquerten die Grenze zu Griechenland wieder am selben Übergang. Es herrschte noch weniger Betrieb als bei der Einreise und die Formalitäten auf türkischer Seite waren diesmal viel schneller erledigt. Nach einer halben Stunde konnten wir die Fahrt in Griechenland fortsetzen.
Griechenland
Unsere Route führte nun der Nordmazedonischen und Albanischen Grenze entlang. Am Kerkini See fanden wir ein sehr schönes Buschcamp. Den selben Platz hatte sich auch ein Paar aus Lörrach ausgesucht, das in einem Landrover und mit ihrem grossen Hund unterwegs war. Tausende von Vögeln wie Möwen, Reiher, Pelikane und vor allem Kormorane besiedelten das Gewässer. Dass der See extrem fischreich sein muss, bewiesen auch die vielen Fischer, die am Ufer ihr Glück versuchten. Vor dem Eindunkeln zogen tausende Kormorane in grossen Schwärmen zu ihren Schlafplätzen und boten damit ein unglaubliches Schauspiel. Nach dem Sonnenuntergang wurde es rasch kühl, dafür war die Nacht angenehm und sehr ruhig. Am Morgen konnten wir vom Bett aus den Sonnenaufgang bewundern und danach beim Frühstück die wunderbar friedliche Morgenstimmung geniessen.
Edessa gilt als eine der schönsten Städte Nordgriechenlands. Dies verdankt sie vor allem der einmaligen Lage auf einem Felsplateau. Nicht umsonst wird Edessa die Stadt des Wassers genannt, denn mehrere Bäche durchfliessen den Ort, so dass viele malerische Brücken die Strassen verbinden. Am Westrand der Stadt sammeln sich die Wasserläufe und stürzen in eindrücklichen Kaskaden über die Felsen in die Tiefe. Unser Spaziergang auf den schön angelegten Fusswegen entlang der Bäche führte uns ausserdem über einen reichhaltigen Obst- und Gemüsemarkt, wo wir uns mit regionalen Produkten eindecken konnten.
Über einen 1500 m hohen Pass, wo sogar ein Skigebiet ausgeschildert war, gelangten wir an den kleinen Prespa See. Auf einem herrlichen Stellplatz hoch über dem See, genossen wir die warme Abendsonne und die schöne Aussicht auf das Wasser. Am klaren Nachthimmel strahlten Millionen von Sternen um die Wette. Aufgrund der Höhenlage wurde es zwar empfindlich kühl, aber dank der Heizung war das Aufstehen am Morgen erträglich.
Wir fuhren hinunter zum See und besuchten das kleinen Dorf Agios Germanos. In der Ebene rund um den See werden vor allem alle Arten von Bohnen angebaut. Im kleinen Dorfladen liessen wir uns mehrere Sorten der Hülsenfrüchte abfüllen. Die Bohnen in allen Farben eignen sich je nach Sorte für Salat, Eintöpfe oder Suppen. Die Inhaberin des schmucken kleinen Geschäftes, das auch andere Spezialitäten aus der Region anbot, erklärte uns, dass die Erde am See für den Bohnenanbau perfekte Bedingungen bietet, für alle anderen Landwirtschaftsprodukte jedoch ungeeignet sei.
Unser nächstes Ziel war die Klosterinsel Agios Achilleios. Über einen langen Schwimmsteg gelangten wir zur Insel, die heute noch von etwa 20 Menschen bewohnt wird. Die kleine Siedlung besteht aus mehreren Kirchen, Kapellen, Klöstern und einem kleinen Hotel mit Restaurant. Viele der Gebäude sind zu Ruinen zerfallen, während andere nach wie vor als Wohnhäuser oder religiöse Einrichtungen genutzt werden. Vom Hügel aus, der sich etwa 70 m über das Wasser erhebt, liess sich der See und der breite Schilfgürtel, der ihn umgibt, überblicken. Die Schilfpflanzen wurden in der Vergangenheit für verschiedene Zwecke genutzt, sei es als Brennstoff, zum Flechten oder zum Decken von Dächern. Inzwischen wird dieses Material nur noch selten verwendet, was dazu führt, dass der See immer weiter zuwächst. Um das vielfältige Ökosystem nicht zu gefährden, hat die Nationalparkverwaltung begonnen, die Schilfgürtel gezielt zurückzuschneiden. Das dabei gewonnene Material wird zur Wärmeversorgung des Dorfes genutzt.
Eine gute Fahrstunde weiter südlich trafen wir in der Stadt Kastoria, am gleichnamige See gelegen, ein. Bereits im 14./15. Jahrhundert entwickelte sich die Gegend um Kastoria zu einem Zentrum des Pelzhandels und des Kürschnerhandwerks. Dies brachte vielen Bewohnern grossen Reichtum, von dem heute noch Herrenhäuser und Paläste zeugen. Die Verarbeitung von Pelzresten ist bis in die Gegenwart von grosser Bedeutung. Dass man damit nach wie vor gutes Geld verdienen kann, zeigen die vielen teils pompösen Firmengebäude in der Stadt und deren Umgebung. Der Kastoria See scheint zwar vielen Wasservögeln, allen voran vielen Gänsen, eine Heimat zu bieten, die Wasserqualität jedoch ist in einem bedauerlichen Zustand. Ein Belag aus grasgrünen Algen bedeckt die Seeoberfläche und lässt das Wasser zu einer stinkenden Brühe verkommen.
Wir waren auf der Hinreise schon am Stausee Pigon Aoou auf 1400 müM vorbeigekommen. Damals hielt uns ein drohendes Gewitter und tiefe Temperaturen davon ab, dort zu übernachten. Diesmal war der Himmel strahlend blau und einer Übernachtung stand nichts im Weg. Wir fanden einen Stellplatz direkt am See und genossen die herrliche Abendsonne.
Eine weitere Stadt, ebenfalls an einem See gelegen, ist Ioannina. Die Altstadt, umgeben von einer dicken Stadtmauer, liegt auf einer Halbinsel und wird auf drei Seiten vom See umschlossen. Betritt man den historischen Teil durch eines der Tore, ist vom hektischen Verkehr in der Neustadt nichts mehr zu hören. Das Quartier wird hauptsächlich als ruhige Wohngegend genutzt. Dass die Stadt lange Zeit in türkischer Hand war, zeigen mehrere erhaltene Moscheen, unter anderem die Aslan Pascha Moschee aus dem 16. Jahrhundert. Diese beherbergt heute das städtische Museum mit Ausstellungen und interessanten Relikten der unterschiedlichen Kulturen, die die Stadt im Laufe der Zeit beherrscht hatten. Die Räume der schön restaurierten Moschee sind ausgestattet mit historischen Alltagsgegenständen, Kleidern und Waffen, aber auch Silberwaren, für welche die Stadt bekannt ist.
Wir hatten den Tipp erhalten, die Quelle des Archeron Flusses zu besuchen. Kommt man aus dem Norden, muss man dafür entweder einen grossen Bogen nach Süden fahren oder aber über kleinste Strassen mitten durch die Bergwelt kurven. Wir entschieden uns für den direkten Weg. Das bedeutete zwar, zwei Stunden lang am Lenkrad zu kurbeln und hoch und runter zu schalten, dafür kamen wir durch eine weitgehend unbewohnte Berggegend. Mehrere bis zu 1400 m hohe Pässe waren dabei zu überqueren.
Schliesslich erreichten wir den Eingang zur Schlucht, in welcher der Fluss entspringt. Ein Spaziergang führte uns weiter ins Tal hinein, durch schöne Auenwälder mit riesigen Platanen. Nach kurzem Fussmarsch standen wir am kristallklaren Fluss. Um bis zum Ursprung des Flusses vorzudringen, muss man bereit sein, im knietiefen, recht kalten Wasser weiter flussaufwärts zu gehen. Wir hatten keine Lust, uns das anzutun und verzichteten darauf, einen Blick auf die eigentliche Quelle zu werfen.
Um nach Igoumenitsa zu gelangen, hätten wir nun der Hauptstrasse folgen können und wären so in einer knappen Stunde am Fährhafen gewesen. Wir wählten aber den Umweg über Parga. Das malerische Städtchen am Meer ist ein kleines Bijou. Farbige Häuser kleben am steilen Hang und reihen sich entlang einer Bucht mit türkisfarbenem Wasser. Auf einer vorgelagerten Inselgruppe steht als weiteres Fotomotiv ein altes Kloster. In den engen Gassen von Parga war nicht mehr viel Betrieb, auch hier neigte sich die Sommersaison dem Ende zu.
Nun war es der Küste entlang nicht mehr weit bis zum Hafen. Wir wollten als erstes die Tickets abholen und einige Besorgungen machen. Im Hafen trafen wir überraschend auf das holländische Paar, welches wir in Konya kennengelernt hatten. Nach einem kurzen Schwatz zogen sie weiter, denn sie wollten noch zwei Tage am Strand verbringen, bevor sie ebenfalls die Fähre bestiegen. Uns wurde bei Minoan Lines mitgeteilt, dass die Fähre verspätet ablegen würde. Anstatt um Mitternacht sollte es erst um 2 Uhr losgehen.
Wir hatten ohnehin noch einiges zu erledigen und wollten anschliessend in der Stadt essen gehen. Als wir uns später an der Anlegestelle eingefunden hatten, stand in der Reihe hinter uns ein Mercedes G Camper. Wir kamen mit den beiden Inhabern ins Gespräch. Es handelte sich um ein japanisches Paar, welches mit Unterbrüchen seit drei Jahren in Asien und Europa unterwegs war. Ihre nächste Destination sollte Südamerika sein. Da wir selber erst vor kurzem dort gereist waren, hatten wir ein abendfüllendes Thema. Im Gespräch stellte sich zudem heraus, dass die beiden in Marokko unsere Freunde Chris und Angi kennengelernt hatten. Auch Jürg Sollberger, einen weiteren Bekannten, hatten sie dort angetroffen. It’s a small world!!!
San Marino
Die Überfahrt nach Ancona war sehr ruhig verlaufen, die Verspätung die bereits beim Auslaufen bestanden hatte, konnte jedoch nicht eingeholt werden. Dadurch war es bereits dunkel, als wir vom Schiff kamen. Wir hatten mit den beiden aus Japan abgemacht, dass wir zusammen aus der Stadt herausfahren und in Morro d’Alba auf einem städtischen Stellplatz übernachten wollten. Wir gingen zusammen in ein typisches italienisches Restaurant zum Nachtessen und verbrachten einen gemütlichen Abend.
Am nächsten Morgen trennten sich unsere Wege. Wir fuhren auf Nebenstrassen quer durch die schöne Landschaft nach San Marino. Wir wollten die Gelegenheit nutzen, die Landesflagge dieses Kleinstaates aufs Auto kleben zu können, denn so schnell würden wir wohl nicht wieder hier vorbei kommen.
Der winzige Stadtstaat San Marino thront wie ein Adlerhorst auf dem Rücken des Monte Titano. Dank massiver Stadtmauern konnten Angreifer so immer wieder abgewehrt und die Unabhängigkeit bewahrt werden. Wir fuhren bis nahe ans historische Zentrum heran und fanden dort problemlos einen Parkplatz. Zu Fuss begaben wir uns auf einen kurzen Rundgang durch die gut erhaltene Altstadt mit seinen grosszügigen Stadtpalästen und Kirchen. Die Aussicht in alle Richtungen vom höchsten Punkt der Stadt ist phänomenal.
Nun trennten uns noch etwa 700 km von zu Hause. Da das Wetter nun definitiv sehr herbstlich geworden war, so dass Nieselregen und Nebel dominierten, wollten wir diese so schnell wie möglich zurück legen. Wir übernachteten noch einmal in der Nähe von Parma und fuhren anderntags direkt bis Rheinfelden durch.