Der Plan, noch einmal nach Argentinien zu reisen, war schon länger in unseren Köpfen. Vor allem wollten wir die vielen Freunde besuchen, die wir auf unserer Panamericana Reise kennengelernt hatten. Durch die Pandemie mussten wir das Vorhaben, wie viele andere auch, verschieben. Monica und Gabriel aus Buenos Aires hatten anlässlich ihres Besuches bei uns in der Schweiz im September 2022 angeboten, ihren alten Mercedes Van zu nutzen. So bot sich uns eine hervorragende Gelegenheit, um unabhängig und flexibel durch Argentinien zu reisen.
Ende Januar flogen wir nach Buenos Aires, um von dort unsere Reise zu starten. Der Flug mit Zwischenstopp in Madrid dauerte 17 h. Bereits eine halbe Stunde nach der Landung wurden wir von Monica und Gabriel am Ausgang in Empfang genommen. Die etwa 30 °C, die uns ausserhalb des Flughafengebäudes erwarteten, waren erst mal ein Schock für uns, die aus der grauen und kalten Schweiz angereist waren. Wir wollten uns aber noch so gerne an das sommerliche Klima der Südhalbkugel gewöhnen.
Einige Reisetipps zu Argentinien findest Du am Ende der Seite und einen Sonderartikel zum argentinischen Asado hier: >LINK<
Die Karte zeigt unsere gefahrene Route und die Übernachtungsplätze. Sie lässt sich zoomen, um mehr Details zu sehen. Einzelne Etappen können angeklickt werden, um die Statistiken der Strecke zu sehen.
Im Nordwesten der Stadt Buenos Aires liegt das riesige Delta des Rio Paraná. Die gesamte Fläche beträgt 14'000 km2, ist also gut ein Drittel so gross wie die Schweiz! Unzählige Flussarme und Kanäle unterteilen das Gebiet in hunderte von Inseln. Die Region in der Nähe der Stadt Tigre ist ein beliebtes Naherholungsgebiet für die Einwohner von Buenos Aires, viele besitzen ein Wochenendhaus an einem der Flüsse. Tausende von Leuten leben auch permanent im Delta und pendeln täglich in die Hauptstadt zur Arbeit. An Wochenenden kommt es oft zu grossem Andrang an den Anlegestellen der Boote, welche, vergleichbar mit Bussen, das Delta als öffentliche Verkehrsmittel versorgen.
Monicas Familie besitzt ein kleines Haus am Rio Sarmiento, etwa eine halbe Stunde Bootsfahrt von Tigre entfernt. Bereits bei unserem ersten Besuch fünf Jahre zuvor
hatten die beiden uns eingeladen, dort ein paar Tage mit ihnen zu verbringen. Damals waren wir jedoch im Winter dort und das Wetter war nass und kalt, also nicht sehr verlockend für
einen Aufenthalt im Delta.
Jetzt aber war die Gelegenheit geradezu ideal, um der stickig heissen Stadt etwas zu entkommen. Der Wetterbericht für die folgenden Tage war gut, also machten wir uns bereits
am Morgen nach unserer Ankunft auf, um das kleine Paradies zu entdecken.
Am Hafen von Tigre besorgte Moni die Tickets für die Bootsfahrt. Wir kamen in den Genuss des argentinischen Rentner Rabattes, und bezahlten für Hin- und Rückfahrt gerade mal 500 ARS (zurzeit gut ein Franken). Das alte, aber gut erhaltene Holzboot war bis auf den letzten Platz besetzt. Bald liessen wir die Stadt hinter uns und tauchten in das riesige Flusslabyrinth ein. Immer wieder stiegen Leute an ihren privaten Bootsstegen aus, nach etwa 30 Minuten waren auch wir an der Reihe von Bord zu gehen.
Monicas Tochter war über das Wochenende mit ihren Jungs und einer Freundin im Haus gewesen und so lernten wir sie bei dieser Gelegenheit kennen. Auch Monicas Schwester war mit ihrem Seekajak her gepaddelt. Sie besitzt zusammen mit ihrem Mann ein Haus, nur wenige Kilometer entfernt. Wir genossen den Tag mit all diesen Leuten. Wie immer wurde geplaudert und gescherzt. Noch mussten wir uns anstrengen, um der spanisch geführten Konversation zu folgen und mitzureden, das dürfte hoffentlich in den folgenden Wochen entspannter werden. Später am Nachmittag trafen dann der Schwager, Marcelo, und dessen Sohn Frederico ein. Letzterer kam mit einer kleinen Rakete «angeflogen». Der getunte 115-PS-Motor ist stark genug, um das winzige Boot auf 115 km/h zu bringen.
Am Abend stellte sich Gabriel an den Grill, und bereitete ein typisches Asado, die argentinische Grillorgie, zu. Natürlich durfte dazu eine feine Flasche Malbec (oder auch zwei oder drei) nicht fehlen. Wir waren wieder in Argentinien angekommen!
Am nächsten Morgen holte Marcelo uns mit seinem grossen Motorboot zu einem ausgedehnten Ausflug durch das Delta ab. Nicht weit von unserer Unterkunft bog er in einen schmalen, fast
zugewachsenen Seitenarm ein und tuckerte langsam durch den Dschungel. Hier standen über weite Strecken keine Häuser am Ufer und man konnte sich gut vorstellen, wie die Landschaft vor der
Inbesitznahme durch Menschen ausgesehen hat. Bald waren wir wieder auf einem breiteren Fluss unterwegs.
Marcelo steuerte das Ufer an und wir fanden uns an einem echten «Lost Place» wieder. Hier stand vor über hundert Jahren eine prächtige Villa. Von der Natur überwachsen, sind davon kaum
noch Spuren zu sehen. Einzig ein eiserner Pavillon, welcher zwischen den wuchernden Pflanzen stand, erinnerte an die alten Zeiten.
An derselben Stelle steht ein über 150 Jahre alter, mächtiger Baum. Der gewaltige Stamm ragt gute 30 m in die Höhe. Ingrid, die Schwester von Moni, erklärte uns, dass dies in
Argentinien nur einer von zwei «Arboles de Cristal» sei. Die Bäume stammen ursprünglich aus Malaysia und sondern ein Harz ab, welches bei Vollmond leuchten und glitzern soll,
daher der Name.
Die Bootstour führte immer weiter nordwärts und wir erreichten schliesslich den mächtigen Rio Paraná. Der Fluss ist bis nach Rosario selbst für die grossen
Hochseefrachter schiffbar.
Für ein paar Kilometer folgten wir dem Strom, bogen dann aber wieder nach Süden ab. Wir legten einen Halt ein, um uns im Almacen El Fondeadero, dem Einkaufszentrum für die vielen Bewohner entlang des Flusslaufs, mit Lebensmitteln und Getränken für ein Mittagessen einzudecken. Beim Haus von Ingrid und Marcelo liessen wir uns die eingekauften Sachen schmecken. Anschliessend führte uns Ingrid auf einen Spaziergang durch die Wälder und Sümpfe. In der Nähe ihres Hauses ist der Startpunkt zu einem der wenigen längeren Wege, welche das Vordringen in das sonst unzugängliche Inselinnere mit dessen Flora und Fauna ermöglichen. Immer wieder hörten wir über uns Vögel kreischen und singen, zu sehen bekamen wir im dichten Wald nur wenige von ihnen. Nach der Wanderung genossen wir eine Weile den schattigen Garten der Beiden, bevor uns Marcelo zu unserer Unterkunft zurückfuhr.
Was für ein wunderbares Erlebnis, das wir dank unserer Freunde erfahren durften. Auf dieser privaten Bootstour erhielten wir die Möglichkeit, anders als auf einer kurzen Rundfahrt mit einem Ausflugsboot, Dinge zu sehen, welche man nur mithilfe von Einheimischen erleben kann und einen kleinen Einblick in das Leben der Leute im Delta zu erhalten.
Nach einigen Tagen in Buenos Aires, fuhren wir gemeinsam mit unseren Freunden an den südlichen Rand der Riesenstadt, wo Gabi ein Haus besitzt und wo auch sein Campervan geparkt war. Bevor wir uns aber um das Einräumen unseres neuen Zuhauses kümmern konnten, bekam der Mercedes Vito noch einen Öl- und Filterwechsel verpasst. Nach einer knappen Stunde und 17’0000 ARS weniger im Portemonnaie, fuhren wir schliesslich zu Gabis Haus. In der Nachbarschaft kauften wir die Zutaten für das Nachtessen, natürlich ein weiteres Asado, ein. Unser Van war schnell eingeräumt und auch Gabi und Moni machten ihr Wohnmobil startklar. Die ersten Tage wollten wir zusammen reisen, weil die Beiden sicherstellen wollten, dass wir mit dem Auto klarkamen.
Anderntags ging es los Richtung Süden. Unser Tagesziel war Tandil, etwa 350 km der Ruta Nacional 3 folgend. Gut eine Stunde verging jedoch, bevor wir endlich den Grossraum Buenos Aires hinter uns liessen. Durch eine flache, von Land- und Viehwirtschaft geprägte Landschaft kamen wir gut voran. Nur wenige Kilometer vor Tandil erwischte Ueli am rechten Strassenrand irgendein Hindernis, ob ein Schlagloch oder einen Stein, konnten wir nicht ausmachen. Es gab jedenfalls einen Knall und das rechte Vorderrad verlor schlagartig die Luft. Beim anschliessenden Radwechsel stellte sich heraus, dass die Felge eine zünftige Delle davongetragen hatte. Wir montierten das Reserverad und hofften, dass der Schaden repariert werden konnte
Nach dem Schreck über dieses Missgeschick schon am ersten Tag, suchten wir einen Platz zum Übernachten. Am hübschen See am Stadtrand von Tandil herrschte aufgrund des Wochenendes viel Betrieb. Die Parkplätze und auch die Campingmöglichkeiten waren überfüllt, so dass wir uns entschlossen, einen Campingplatz einige Kilometern weiter anzufahren. Dort waren wir die einzigen Gäste und erlebten eine sehr ruhige Nacht.
Am folgenden Morgen machten wir uns als erstes auf die Suche nach einer Werkstatt, welche die Felge reparieren konnte. Beim zweiten Versuch wurden wir fündig und die Leute versicherten uns, dass sie den Schaden beheben könnten. Die Zeit bis zum Nachmittag verbrachten wir mit dem Erkunden der Umgebung. Wir begannen mit dem Besuch des Piedra Movediza. Auf einem felsigen Hügel lag bis 1912 ein 300 Tonnen schwerer Felsblock, welcher so delikat balancierte, dass er eines Tages herunter kollerte. Nun war die Stadt ihre grösste Sehenswürdigkeit los! Die findigen Leute bauten in der Folge eine Replika des Steins und platzierten diese an derselben Stelle, so dass das Wahrzeichen der Stadt bis heute existiert.
Etwas ausserhalb von Tandil fuhren wir hoch zum Cerro El Centinela. Auch dort gab es einen, noch immer natürlichen, Felsblock zu bestaunen, welcher den Eindruck macht, als ob auch dieser eines Tages das Gleichgewicht verlieren könnte. Eine weitere Attraktion vor Ort war ein alter Sessellift, für die Leute in dieser Gegend ein aussergewöhnliches Erlebnis. Die ziemlich antik anmutende Anlage war laut Beschreibung ursprünglich irgendwo in der Schweiz in Betrieb gewesen und erfreute nun hier die zahlreichen Besucher.
Zum Schluss fuhren wir zur Sierra del Tigre, um eine kurze Wanderung zu unternehmen. Das grosse, weitläufige Grundstück beherbergte früher einen Zoo, welcher unterdessen geschlossen wurde. Das Areal wurde danach zum Naturschutzgebiet erklärt. Auf der gut einstündigen Wanderung genossen wir die Aussicht über die ansonsten flache Landschaft und hatten gar Gelegenheit, zwei Hirsche zu Gesicht zu bekommen.
Kaum zurück, erreichte uns der Anruf aus der Werkstatt, dass wir das reparierte Rad abholen könnten. Wir hatten grosses Glück, dass die Reparatur so spontan möglich war und waren mehr als erstaunt, dass diese am Schluss ganze 6000 ARS, etwa 18 CHF, kostete. Nachdem wir eingekauft hatten, wollten wir noch einige Kilometer hinter uns bringen bis zum nächsten Übernachtungsplatz. Viele Optionen gab es nicht in dieser Gegend, denn ausser Tandil sind keine Orte von touristischer Bedeutung zu finden. Zu unserer grossen Überraschung verbrachten wir die Nacht schliesslich in einem gut ausgestatteten Camping am See El Paraiso, in der Nähe von Laprida. Moni hatte uns gegenüber bereits bemerkt, dass es sich immer lohnt, beim Einchecken zu erwähnen, dass man pensioniert sei. Dank diesem Hinweis bekamen wir auch diesmal einen grosszügigen Rabatt.
Wir erhielten eine Nachricht von unseren Freunden, den Cabreras. Sie teilten uns mit, dass sie in einem Campingplatz im Badeort Claromeco untergekommen waren. Ein Blick auf die Karte offenbarte, dass es sinnvoller war, erst an die Küste zu fahren, um uns mit den Freunden zu treffen und erst anschliessend in die Sierra de la Ventana weiterzureisen.
Schon am Nachmittag erreichten wir den Campingplatz Fuerza y Luz und nach kurzer Suche fanden wir das Motorhome der Cabreras. Da die Familie offenbar zum Strand gegangen war, meldeten wir uns über WhatsApp, kurz darauf tauchte Silvio auf. Bald waren auch die anderen Familienmitglieder zurück im Camping und es gab eine herzliche und freudige Begrüssung. Wir suchten einen Stellplatz, wo alle drei Fahrzeuge beisammen stehen konnten und richteten uns ein. Wir alle freuten uns sehr über das Wiedersehen und auch Moni und Gabi waren bald Teil der Gemeinschaft. Nach 5 Jahren gab es natürlich viel zu erzählen, aber in erster Linie genossen wir einfach das Zusammensein. Silvio und Ueli fuhren am späteren Nachmittag ins Städtchen Claromeco, um alles Notwendige für ein ausgiebiges Asado zu beschaffen. Alle trugen ihren Teil zum guten Gelingen des Abends bei und so war es nicht verwunderlich, dass wir eine herrliche Zeit zusammen verbringen konnten. Im gut besuchten Campingplatz fielen uns Leute auf, welche hier offenbar permanent in ihren zum Teil sehr exotischen und uralten Bussen lebten. Für uns war es unvorstellbar, dass ganze Familien in solch primitiven und heruntergewirtschafteten Gefährten ihr Leben verbrachten. Kurz bevor wir uns schlafen legen wollten, ertönte nicht weit von uns ein Röhren und Knattern. Ganz in der Nähe hatte sich ein neuer Nachbar mit seinem Oldtimer mit Jahrgang 1934 platziert. Im Gespräch mit ihm stellte sich heraus, dass er aus 350 km Entfernung angereist war und dies mit einer Höchstgeschwindigkeit von gerade mal 38 km/h.
Am folgenden Tag machten wir uns zu einen kurzen Spaziergang dem Strand entlang auf. Noch war nicht viel los, aber für das bevorstehende Wochenende war ein grossangelegtes Wettfischen
angesagt. Laut Informationen sollten mehrere tausend Fischer vom Strand aus versuchen, den grössten Fisch an Land zu ziehen. Siegprämien im Gesamtwert von 50'000'000 ARS, darunter mehrere Autos
waren zu gewinnen, was die Leute in Scharen anlockte. Da dann sowohl der Camping als auch der Strand komplett überfüllt sein würden, beschlossen wir, am nächsten Tag abzureisen.
Davor genossen wir jedoch einen entspannten, fröhlichen Nachmittag mit den Freunden. Für das gemeinsame Frühstück am Morgen bereitete Myrta zusammen mit Vanesa und
Moni einen Teig für zwei Butterzöpfe zu, die dann später in der Omnia gebacken wurden.
Während wir mit Moni und Gabi in Richtung Sierra de la Ventana weiterreisen wollten, hatten die Cabreras beschlossen, an einem anderen, in der Nähe gelegenen Ort, ein paar weitere Tage am Meer zu verbringen. Nach diesem kurzen Treffen hatten wir vereinbart, die Familie Cabrera am Ende unserer Reise in Ihrem Zuhause in Cañada de Gomez nochmals zu besuchen.
Aus der riesigen flachen Landschaft ragt von weit her sichtbar die Sierra de la Ventana aus der Ebene. Diese Bergkette bildet in grösserem Umkreis die einzige Sehenswürdigkeit. Bevor wir
in den gleichnamigen Regionalpark weiterzogen, deckten wir uns mit Lebensmittel für die nächsten Tage ein. Die beiden zuerst anvisierten Campingplätze entsprachen einerseits nicht unseren
Erwartungen, beziehungsweise waren geschlossen. Einige Kilometer ausserhalb von Villa Ventana fanden wir jedoch eine gute Alternative. Der Platz verfügte sogar über einen grossen Pool,
den wir angesichts des heissen Wetters ausgiebig genossen.
Am folgenden Morgen fuhren wir zum Besucherzentrum und starten von dort zur Wanderung Richtung Cerro Blanco. Es stellte sich bald heraus, dass die Route weitgehend an der
prallen Sonne verlief. Da es schon um diese frühe Zeit wieder sehr heiss war, brachen wir auf halbem Weg ab und machten statt dessen im Tal eine kürzere Wanderung durch den schattigen Wald.
Auf der Weiterfahren kamen wir nach wenigen Kilometern zu einer bezeichneten Stelle, von der aus wir das "Fenster", ein Loch in den Felsen der Bergspitze, erkennen konnten. Aus der Distanz erschien uns dieses zwar winzig, aber immerhin ist dieses Ventana bedeutungsvoll genug, um nicht nur den Naturpark, sondern auch zwei Ortschaften in der Umgebung nach ihm zu benennen.
Da wir früh gestartet waren, blieb uns genügend Zeit, am Nachmittag zurück zur Küste zu fahren. Nachdem wir El Condor hinter uns gelassen hatten, führte die
Strasse direkt dem Meer entlang. Wir kamen auf der durchgehend geteerten Strecke gut voran und erreichten bald die Seelöwenkolonie bei Punta Bermeja. Wir konnten die
vielen hundert Tiere am Strand von einer Aussichtsplattform aus beobachten. Obschon die Entfernung recht gross war, war es sehr interessant, dem regen Treiben der
Seelöwen zuzuschauen. Die Nacht verbrachten wir in einer verlassenen Kiesgrube, wo wir bei herrlichem Wetter einen sehr ruhigen Abend genossen. Wir folgten der Piste weiter südwärts und
kamen dabei nur durch einen kleinen, verschlafenen Ort. Immerhin konnten wir dort frisches Eis für die Kühlbox kaufen. Die weitere Route verlief oft direkt an der Küste und durch
eine wunderschöne Dünenlandschaft.
Vor San Antonio del Este erreichten wir wieder die RN3. Dort wollten wir noch bevor die Läden wieder für die Siesta schlossen, Lebensmittel einkaufen. Zudem musste Gabi,
der bereits auf Reserve fuhr, dringend tanken. Da die Autos an beiden Tankstellen Schlange standen, beschlossen wir, erst unsere Einkäufe zu erledigen. In der Stadt war der Andrang
an den Zapfsäulen zudem sehr gering, sodass auch wir unseren Tank noch füllen konnten.
Unsere Freunde waren nach dem Tanken direkt weitergefahren, da die Läden inzwischen geschlossen hatten. Wir hatten aber ohnehin vor, ab San Antonio vorübergehend getrennte Wege zu gehen, also setzten wir unsere Reise ebenfalls fort. Unser Tagesziel war die Halbinsel Valdez. Noch lagen bis dort einige hundert Kilometer vor uns, welche durch eine Gegend ohne nennenswerte Sehenswürdigkeiten führte und auch keine Übernachtungsmöglichkeiten bot.
Wir erreichten den Campingplatz in Puerto Pyramides schliesslich am späten Nachmittag. Beim Einchecken erwähnten wir auch diesmal, dass wir pensioniert sind und bekamen prompt den Stellplatz für die Hälfte. Es war noch immer recht heiss und wir waren froh, dass wir unser Fahrzeug im Schatten abstellen konnten. Zu unserer Überraschung fanden wir nur gerade drei Overlander mit ausländischen Kennzeichen auf dem Platz. Wir hatten mehr erwartet, denn die Peninsula Valdez ist einer der bekannten und sehr beliebten Treffpunkte für Reisende.
Einer der Höhepunkte beim Besuch der Halbinsel um diese Jahreszeit, ist zweifellos das Beobachten von Orcas. Will man die Chance erhöhen, diese Schwertwale beim Jagen zu verfolgen, sollte man versuchen, die entsprechenden Strände bei Flut zu besuchen. Wir hatten Glück, denn der Höchststand war in der Caleta Valdez um 13.30 und beim Punta Norte um 15.00 Uhr angesagt. So konnten wir gemütlich ausschlafen und langsam zur Caleta Valdez fahren. Schon auf dem Weg dorthin konnten nebst den vielen Guanacos auch die weniger verbreiteten Maras, eine hasengrosse Meerschweinchenart, und einige Wildhasen beobachten. Wir hatten auch Zeit, eine kleine Kolonie von Magellan Pinguinen zu besuchen. Einige dieser witzigen Tiere hatten ihre Höhlen direkt am Parkplatz eingerichtet und liessen sich durch die Besucher in keiner Weise stören. Beim Besucherzentrum an der Caleta Valdez lag eine Herde Seeelefanten an der Sonne und als wir ein weiteres Mal bei der Aussichtplattform vorbeigingen, sahen wir tatsächlich vier Orcas in Strandnähe patrouillieren. Es schien sich um zwei Mütter mit ihren Jungen zu handeln. Wir hatten den Eindruck, dass die erwachsenen Tiere ihren Jungen die Jagd am Strand beibringen wollten. Allerdings wäre sogar ein junger Seeelefant ein zu grosser Brocken für sie und so blieben ernsthafte Angriffe aus. Trotz Ausbleiben dieses grossen Spektakels freuten wir uns über das Glück, überhaupt Orcas an der Küste beobachten zu können.
Am Punta Norte wäre die Jagd für die Killerwale mit Sicherheit erfolgreicher gewesen, denn in der dortigen Seelöwenkolonie waren unzählige Jungtiere zu sehen. Es hatte jedoch an diesem Küstenabschnitt seit Tagen keine Orca-Sichtungen gegeben und auch heute liessen sie sich hier nicht blicken. Nachdem wir die Seelöwen eine Weile beobachtet hatten, gingen wir zum Auto zurück und wurden dort von zwei Gürteltieren auf Futtersuche willkommen geheissen. Die niedlichen Tiere waren überaus zutraulich und liessen sich durch unsere Anwesenheit kaum stören. Mit vielen tollen Eindrücken machten wir uns auf den langen Rückweg zum Campingplatz. Während dem Nachtessen wurden wir vom Regen überrascht. Erst fielen nur ein paar Tropfen, bald schüttete es aber kräftig, so dass wir uns fluchtartig ins Auto zurückziehen mussten.
Unser nächstes Ziel war Punta Tombo, wo die grösste Pinguinkolonie ausserhalb der Antarktis lebt. Zuvor kauften wir aber in Puerto Madryn noch einmal
ein, denn ausser Trelow waren auf unserer Route nur kleine Dörfer zu erwarten. Ein Argentinier hatte uns den Tipp gegeben, die Pinguine gegen Abend zu besuchen, da tagsüber viele
der Tiere in der offenen See am Fischen waren. Das Wetter bereitete uns ein Wenig Sorge, denn immer wieder zogen schwarze Wolken vorüber, welche ziemlich regenschwer
aussahen. Trotz allem blieben wir bei unserem Rundgang durch die Kolonie weitgehend trocken.
Über 200'000 der witzigen Vögel konnten kurz zuvor hier gezählt werden. Diese verteilen sich über ein riesiges Gelände, wobei einige ihrer Höhlen mehr als einen Kilometer vom Strand
entfernt liegen. Ein Weg führt mitten durch die Kolonie, so dass die Vögel aus nächster Nähe beobachtet werden können. Nicht wenige von ihnen haben sich sogar unter den Holzstegen
eingerichtet. Jungtiere in allen Stadien waren zu sehen, von flauschigen Tiere in zartem Braun bis hin zu fast schon erwachsenen, bereits mit dem endgültigen Gefieder ausgestatteten Pinguinen.
Da es in der Nähe keine anderen Übernachtungsmöglichkeiten gab, richteten wir uns einmal mehr in einer Kiesgrube ein. Diese hatte immerhin den Vorteil, tief genug zu sein, um den kräftigen Wind wenigstens etwas abzuhalten. Wieder gab es am Abend einige Regenschauer und wir mussten eine Lücke nutzen, um kochen zu können. Fast gelang es uns sogar, im Trockenen zu essen, wir mussten uns aber schliesslich doch noch ins Auto zurückziehen, damit es nicht in den Teller regnete.
Erst wollten wir über die Piste zum Staudamm Florentino Ameghino fahren, die Strecke wäre dadurch einige Kilometer kürzer. Wir bevorzugten trotzdem die Teerstrasse, was mit unserem Fahrzeug wesentlich komfortabler und sogar schneller war. Ein Abstecher von der Ruta 25 brachte uns schliesslich zum äusserst sehenswerten Stausee und wir legten im hübschen Ort am Fuss des Dammes eine Mittagspause ein. Das grüne und ruhige Tal hätte sich auch zum Übernachten gelohnt, da jedoch erst Mittag war, entschieden wir, noch weiter westwärts zu fahren. Die Strecke folgte dem Rio Chubut, oft nahe am Flussufer. Die Landschaft zeigte sich abwechslungsreich und vielfältig, zudem hatte es kaum Verkehr. Wir fuhren bis Los Altares und kamen dort im Camping Municipal unter. Die Anlage war in bemerkenswert gutem Zustand, trotzdem waren Bauarbeiten im Gange, um den Camping weiter zu modernisieren. Als Pensionäre bezahlten wir nur 500 anstelle der sonst schon sehr günstigen 800 ARS, also nicht mal 2 CHF für uns beide. Dabei waren sowohl Grillstelle, Tische und Strom als auch warme, saubere Duschen inbegriffen.
Nach weiteren 50 km auf der Ruta 25 bogen wir, dem Rio Chubut folgend, auf die nicht asphaltierte Ruta 12 ab. Die Piste verlief für die nächsten 200 km im Flusstal bis zur Piedra Parada. Bis auf ein paar Kilometer mit steiniger Unterlage oder Wellblech war die Strecke in gutem Zustand. In Cerro Condor fragten wir uns zu einem winzigen Tante-Emma-Laden durch, da wir Eis für die Kühlbox brauchten. Praktischerweise erhielten wir eine tiefgefrorene 2 Liter PET Flasche, anstelle der üblichen Eiswürfelpackungen. Wir stellten fest, dass diese viel länger hielt und zudem kein Schmelzwasser in der Kühlbox hinterliess. Die Landschaft blieb abwechslungsreich, Felstürme in allen Farben und Formen kontrastierten mit dem saftig Grün der Bäume am Flussufer. Im etwas grösseren Ort Paso de Sapo entdeckten wir ein Hinweisschild zu einer Bäckerei, wo wir tatsächlich ofenfrisches Brot kaufen konnten.
Nun war es nicht mehr weit zu unserem Tagesziel Piedra Parada. Wir fuhren erst die Campingplätze ab, um herauszufinden, ob unsere Freunde eventuell bereits angekommen waren, wurden jedoch nicht fündig. Wir richteten uns im Camping La Buitrera ein, einem riesigen Gelände, wo man sich einen Platz nach Belieben aussuchen konnte. Ausser uns campten hier vor allem junge Kletterer, denn im nahe gelegenen Canyon gab es unzählige Kletterroute zu entdecken. Gegen Abend frischte der Wind markant auf und wirbelte den Staub des trockenen Geländes auf, so dass es recht ungemütlich wurde.
Am nächsten Morgen wollten wir den nahe gelegenen Canyon Buitrera erkunden. Wir waren früh gestartet und wurden vielleicht gerade deshalb mit der Sichtung von zwei Viscachas belohnt. Die bis zu 8 kg schweren Tiere gehören zur Familie der Chinchillas und haben einen langen, buschigen Schwanz. Sie graben tiefe Wohnhöhlen und bewegen sich im felsigen Gelände sehr geschickt. Der Wanderweg führt etwa 5 km durch den Canyon und folgt dabei den vielen Windungen der Schlucht. In den Morgenstunden erreichte die Sonne die farbigen Felswände noch nicht, also wanderten wir bis zum Ende des Weges und erkundeten dort erstmal den schmalen Seitencanyon. Auf dem Rückweg bot sich dann bei besserem Licht Gelegenheit, einige Bilder der eindrücklichen Landschaft zu schiessen. Beim Ausgang der Schlucht fällt der Blick direkt auf den frei stehenden Piedra Parada, einen mächtigen Felsklotz von über hundert Metern Höhe.
Da wir bereits am Mittag zurück waren und nicht den restlichen Tag im staubigen Campingplatz verbringen wollten, entschlossen wir uns, weiter Richtung Esquel zu fahren. Nach wenigen Kilometern erblickten wir von der Strasse aus schöne Stellplätze am Flussufer, die eine gute Alternative zum Übernachten wären. Plötzlich entdeckte Myrta einen aufgeregt winkenden Mann unter den Bäumen. Zu unserer grossen Überraschung war es Gabi. Wie sich herausstellte, waren die beiden bereits am Vorabend in der Gegend angekommen, hatten sich den Campingplatz kurz angeschaut, jedoch entschieden, zu diesem Wildcamp zu fahren. Per Zufall hatte uns Gabi, der am Flussufer beim Fischen war, vorbeifahren sehen, hatte alles liegengelassen, um uns zu winken. Nun waren wir also wieder vereint. Da der Wind wieder an Stärke zugenommen hatte, beschlossen wir, gleichentags nach Esquel zu fahren und in einem Campingplatz in der Stadt zu übernachten.
Wir kauften noch einmal Lebensmittel für mehrere Tage ein, da wir von Esquel aus im nahen Los Alerces Nationalpark zum Lago Verde fahren und dort einige Tage verbringen wollten. Am Parkeingang kümmerte sich Moni um die Eintrittstickets für uns alle. Für Argentinische Pensionäre ist der Besuch des Parks gratis. Da wir mit unserem Fahrzeug mit Argentinischem Kennzeichen als Einheimische durchgingen, kamen wir ebenfalls in den Genuss eines freien Eintritts.
Wir richteten uns im mitten in der Natur, direkt am wunderschönen See gelegenen Campingplatz ein. Es stellte sich als Vorteil heraus, dass wir bereits am frühen Freitagnachmittag angekommen
waren, denn es stand ein langes Wochenende bevor und der Campingplatz sollte sich bis zum Samstag ziemlich füllen.
Am folgenden Tag wanderten wir zu einem bekannten Aussichtspunkt. Der Aufstieg mit 300 Höhenmetern lohnte sich, denn der Blick auf den Lago Verde und die umliegende
Berglandschaft war grandios. Unterwegs fielen uns die unzähligen Bäume auf, die kreuz und quer im Wald am Boden lagen. Wie wir erfuhren, war im vergangenen Winter extrem viel
Schnee gefallen und die teils mächtigen Bäume waren unter der Last umgestürzt.
Eine weitere Wanderung führte uns wieder direkt vom Campingplatz aus zur südlich gelegenen Brücke, wo eine kurze Runde zum Lago Menendez startete. Von einer Stelle des Weges
aus konnten wir einen Blick auf die vergletscherten Berge werfen, was uns an die Schweizer Alpen erinnerte, mit dem Unterschied, dass in den Anden jegliche Anzeichen von
Zivilisation fehlten. Die Abflüsse der beiden Seen sind kristallklar und von herrlichem Blaugrün. Auch die umliegenden Wälder in dieser herrlichen Gegend sind wild und unberührt. Die Abende
verbrachten wir meist mit Grillieren, Philosophieren, Geniessen. Wir hatten uns in Esquel grosszügig mit Fleisch eingedeckt. Die mitgebrachte Lammkeule brieten wir über
dem Feuer und die Lammschulter landete in Würfel geschnitten, zusammen mit viel Gemüse in einem feinen Eintopf.
Anderntags fuhren wir einige Kilometer zurück, um am Playa del Frances den Tag zu verbringen. Ueli versuchte sich, genauso erfolglos wie Gabi und Moni, beim Fischen. Auf kurzen
Spaziergängen entlang der kleinen Buchten gab einiges zu entdecken. Wir waren begeistert von der wunderschöner Natur und dem kristallklaren Wasser, welches uns aber, im Gegensatz
zu anderen Besuchern, definitiv zu kalt war für ein Bad. Inzwischen war Moni’s Neffe Federico mit seiner Freundin Ariana eingetroffen. Zusammen unternahmen wir am folgenden Tag einen
Ausflug zum Rio Rivadavia, auch nur wenige Kilometer vom Camping entfernt. Vom Parkplatz aus führte der Weg etwa eineinhalb Kilometer einem Bach entlang bis wir den
Hauptfluss erreichten, welcher den Lago Rivadavia mit dem Lago Verde verbindet. Über einen schönen Fussweg dem Fluss entlang gelangten wir zur Mündung. Myrta entdeckte
einen grossen Eisvogel, welcher auf einem Ast sitzend auf Beute lauerte. Ueli gelangen ein paar schöne Bilder vom prächtigen Vogel. Wir liessen uns am Flussufer nieder und Federico und Gabi
versuchten erneut, ein paar Forellen zu erwischen, leider wieder ohne Erfolg. Da es langsam spät wurde, um rechtzeitig zum Apéro im Camp zu sein, beschlossen wir, noch etwas weiter
zu gehen, um im Camping Rivadavia etwas zu trinken. Moni und Gabi kannten den wunderschön angelegten Platz von früheren Besuchen. Jedenfalls genossen wir das Bier im Schatten der
Bäume, direkt am Seeufer. Nach einer guten Stunde Fussmarsch waren wir danach wieder bei den Autos und konnten die Rückfahrt zum Campingplatz antreten. Obwohl es bereits
etwas spät war, hatte Gabi im kleinen Laden des Campings drei grosszügige Fleischstücke besorgt und Ueli hatte inzwischen das Feuer in Gang gebracht. Bald brutzelten die etwa 4 kg Asado
auf dem Grill.
Gabi und Federico waren am folgenden Tag schon früh auf den Beinen und als wir anderen schliesslich auch aus den Federn kamen, wurden wir mit zwei herrlichen Regenbogenforellen überrascht. Die Beiden hatten heute Anglerglück gehabt, vielleicht nicht zuletzt, weil das Wetter nicht mehr ganz so schön und sonnig war wie an den Tagen zuvor. Immer wieder fielen ein paar Tropfen Regen. Im Schutz des kurzerhand aufgestellten Zeltes liessen wir uns zum Mittagessen die fangfrischen Forellen schmecken.
Am nächsten Tag hiess es, zumindest vorübergehend, wieder Abschied nehmen. Unsere Freunde wollten noch zwei, drei Tage am Lago Verde bleiben und danach auf ziemlich direktem Weg nach San Martin de los Andes reisen. Sie wollten dort Monis Sohn besuchen, der seit kurzem etwas ausserhalb des Ortes lebt, während wir bei unserem Freund Edgardo erwartet wurden.
Wir verliessen den Los Alerces Nationalpark alleine, denn Moni und Gabi wollten noch zwei Tage bleiben. Die Strecke bis nach Cholila war nicht asphaltiert, umso mehr genossen wir es, danach wieder auf eine gute Teerstrasse zu treffen. Nach einer abwechslungsreichen Fahrt erreichten wir El Bolson. Dort deckten wir uns erst mal mit frischen Lebensmitten ein, denn nach den Tagen im Nationalpark ohne Einkaufsmöglichkeit waren wir ziemlich ausgeschossen. Die Kleinstadt El Bolson ist sehr touristisch und dank seiner vielen Restaurants und der umfangreichen Infrastruktur bei ausländischen und argentinischen Besuchern sehr beliebt. Wir beliessen es bei einer Rundfahrt durch den Ort, der uns nach den ruhigen Tagen zuvor ziemlich hektisch und umtriebig vorkam. Zum Übernachten wählten wir einen netten Campingplatz etwas ausserhalb der Stadt.
Bevor wir weiter nordwärts fuhren, wollten wir die nähere Umgebung von El Bolson erkunden. Unsere Tour führte uns als erstes in einen kleinen Naturpark, in welchem es einen versteckten Wasserfall zu besuchen gab. Der Fussweg dorthin war jedoch extrem staubig und der Wasserfall wenig eindrücklich, da fast kein Wasser floss. Auch die Weiterfahrt bot nicht allzu viele Attraktionen, denn vom hochgepriesenen Rio Azul war kaum etwas zu sehen. Die Piste war zudem sehr rumpelig und voller Wellblech.
Auf der Ruta 40 fuhren wir weiter nordwärts und bogen nach einer Weile auf eine Piste ab, welche uns an den Lago Steffen führte. Im dortigen, herrlich gelegenen
Campingplatz wollten wir die Nacht verbringen. Da es noch früh am Nachmittag war, wanderten wir erst ein Stück nach Westen, drehten dann aber bald um, da der Wanderweg immer höher durch den Wald
führte, ohne uns eine Aussicht zu bieten. Der Spaziergang in die andere Richtung war bedeutend attraktiver. Der Weg durchquerte den langgezogenen Campingplatz, immer dem Strand entlang
und folgte dann dem kristallklaren Abfluss des Lago Steffen. Auf dem Rückweg kamen wir an einer Feuerstelle vorbei, an welcher zwei Zicklein am Kreuz gebraten wurden. Die Leute am nahen
Tisch bemerkten, dass wir ihr Mal interessiert bestaunten und luden uns spontan ein, das späte Mittagessen mit ihnen zu teilen. Wie schon oft in Argentinien wurde daraus ein spannender
Nachmittag, denn wir lernten die Leute etwas näher kennen. Es handelte sich um eine Grossfamilie aus El Bolson, welche ihre chilenischen Freunde zum Festessen an diesem wunderbaren
Ort eingeladen hatten. Kennengelernt hatten die Leute sich einige Jahre zuvor, als Pedro, der Chilene, auf seiner Ferienreise eine Panne erlitten hatte und die Argentinier ihm, wie
schon fast üblich in diesem Land, selbstlos geholfen hatten. Ihre Freundschaft ist bis heute erhalten geblieben…
Das Essen schmeckte hervorragend. Alex, ein weiterer, begnadeter Asador, hatte die Ziegen perfekt gegrillt. Wir konnten immerhin zwei Flaschen Malbec und unsere
Gesellschaft zum fröhlichen Nachmittag beisteuern, den alle sehr genossen. Das Beisammensein wurde allerdings schlagartig unterbrochen, als ein heftiger Wind aufkam und kurz danach Regen
einsetzte. Wir halfen beim eiligen Zusammenpacken und mussten uns dann bereits wieder von diesen lieben Leuten verabschieden.
Der nächste Morgen war kalt, aber wenigstens hatte sich der Regen verzogen. Wir krochen auf der Rumpelpiste zur Ruta 40 zurück und folgten dieser bis nach Bariloche. Unterwegs wollten wir noch einmal in der Colonia Suiza vorbeischauen, aber wir hatten einen schlechten Tag erwischt. Es war Wochenende und ausserdem wurde an diesem Tag ein Berglauf durchgeführt. Das Resultat war ein total verstopftes Dorf und daher waren kaum Parkplätze verfügbar.
Wir beliessen es beim Kurzbesuch und fuhren der Touristenroute entlang weiter. Die wunderschöne Strecke bietet immer wieder Ausblicke auf die herrliche Bergwelt. In Bariloche selber
kauften wir nur ein paar Kleinigkeiten ein und verliessen dann die umtriebige Stadt wieder.
Wir folgten der Ruta 40 noch eine gute Stunde und kamen im Nationalpark Camping Ragintuco unter. Wir fanden zum Glück einen windgeschützten Standplatz auf dem
wunderschön parzelliert Camping, denn es war kalt an diesem Tag und der Wind hatte an Stärke zugelegt. Wir kamen mit unseren Camp Nachbarn ins Gespräch und erfuhren, dass die Familie des
Mannes vor fünf Generation aus Schottland eingewandert waren, seine Frau stammt aus Argentinien. Schottischer als dieser Mann kann man fast nicht sein, sein Kleiderstil erinnerte uns
an Prinz Charles und er sprach tatsächlich noch immer mit englischem Akzent, denn bei ihnen zu iuaHAuse Hause wird nach wie vor
Englisch gesprochen.
Die geplante Dusche verschoben wir auf den Morgen, denn warmes Wasser war nur von 21 bis 24 Uhr vorhanden und für eine kalte Dusche war das Wetter definitiv nicht warm genug.
Über das umtriebige Villa La Angostura gelangten wir an das Südende der Ruta de los siete Lagos, einer landschaftlich sehr schönen Strecke, die, wie der Name sagt, an mehreren Seen vorbei führt. Immer wieder hielten wir an, um die Aussicht zu geniessen und zu fotografieren. Am Fluss Pichi Traful richteten wir uns bereits am frühen Nachmittag in der dortigen Campingzone ein, einem der wenigen Orte, wo man legal und kostenlos campen darf.
Wir unternahmen eine kurze Wanderung zur Mündung des Flusses in den Lago Traful. Erst verpassten wir den Trampelpfad und endeten im undurchdringlichem Gebüsch. Nachdem wir den richtigen Weg gefunden hatten, kamen wir gut voran. Ein grosser Eisvogel, der sich ohne Scheu fotografieren liess, erregte unsere Aufmerksamkeit. Nach ein paar Kilometern Fussmarsch öffnete sich der Wald und wir standen am Kiesstrand des Sees.
Am folgenden Tag war es nicht mehr allzu weit bis nach San Martin. Bevor wir dort eintrafen, machten wir einen kurzen Abstecher hinunter nach Quila Quina, einer kleinen Siedlung mit einigen Ferienhäusern und einer Indiocommunity. Die Zufahrt erfolgte über 10 km teils üble Rumpelpiste. Kurz bevor wir unten am See anlangten, kamen wir zur Zahlstelle, wo der Eintritt in den Lanin Nationalpark entrichtet werden musste. Mir unseren argentinischen Kennzeichen gingen wir einmal mehr als einheimische Pensionäre durch und konnten gratis eintreten. Es waren erstaunlich viele Besucher an diesem abgelegenen Ort, aber sowohl die Lage als auch der Strand sind einmalig schön. Wir genossen einen ausgedehnten Spaziergang dem Ufer entlang und machten uns danach definitiv nach San Martin auf, wo wir bereits von Edgardo, einem weiteren Freund von unserer Panamericana Reise, erwartet wurden.
Wir verbrachten einige Tage mit unseren Freunden und genossen das Wiedersehen nach fast auf den Tag genau fünf Jahren. Da Edgardo und Cris selber erst gerade von einem Trip zurückgekommen waren, hatten sie einiges zu erledigen und daher nicht allzu viel Zeit, sich um uns zu kümmern. Zudem hatte sich Cris bei einem Sturz verletzt und humpelte mit schmerzverzerrtem Gesicht durch die Gegend. Das kam uns aber sogar entgegen, denn so konnten wir in Ruhe unsere Wäsche und unseren Camper wieder einmal auf Vordermann bringen. So einfach und rudimentär, wie wir zur Zeit unterwegs waren, schätzten wir den Luxus eines Hauses mit all seinen Einrichtungen erst recht.
Wir unternahmen eine Wanderung direkt vom Haus aus, welche uns zu mehreren Aussichtspunkten hoch über dem Lago Lacar führte. Durch schattigen Wald ging es auf staubigen Pfaden steil hoch. Bei einer kleinen Siedlung angekommen, mussten wir den Mapuche, den ansässigen Ureinwohnern, ein kleines Entgelt für die Nutzung ihres Landes entrichten. Bald erreichten wir den ersten Aussichtspunkt, von wo aus beinahe der ganze See überblickt werden konnte. Die Wege waren unglaublich staubig, denn es hatte seit langem nicht mehr geregnet. Trotzdem genossen wir es, wieder einmal zu Fuss unterwegs zu sein. Nach weiteren Ausblicken und dem Abstieg zum See erreichten wir schliesslich das Ortszentrum von San Martin wieder.
Edgardo konnte für Ueli ein E-MTB für eine Tagestour organisieren. Zusammen mit Edgardos und dessen Freund Kike, welcher das Bike zur Verfügung gestellt hatte, fuhren sie Richtung Chapelco, dem nahe gelegenen Skigebiet. Erst stiegen sie auf der ungeteerter Strasse etwa 500 Höhenmeter hoch und bogen dann auf kleine Fahrwege ein. Auch hier lag überall extrem viel Staub, zum Teil versanken die Räder bis zehn Zentimeter tief im mehlfeinen Pulver, welches wie Wasser aufspritzte. Man musste gehörig Abstand halten, um überhaupt sehen zu können, wo man fuhr. Die rassige Abfahrt erfolgte wieder über eine breite und holprige Piste. Ein kurzer Abstecher führte zu einem Aussichtspunkt mit herrlichem Blick auf das untenliegende Tal.
An unserem Camper war bereits auf der Fahrt Richtung El Bolson ein unerklärlicher Leistungsverlust aufgetreten, den wir hier überprüfen liessen. Der aufgesuchte Mechaniker fand unter anderem eine leckende Einspritzdüse, die er problemlos reparieren konnte. Der Leistungsverlust schien jedoch daher zu rühren, dass ein Kabel, über welches das Überdruckventil am Turbo gesteuert wird, abgefallen war, sodass der Turbo den Druck nicht mehr aufbaute. Beheben konnte er diesen Schaden auf die Schnelle nicht, denn die nötigen Ersatzteile mussten in Buenos Aires bestellt werden und das hätte gedauert. Da er aber versicherte, dass deswegen keine weiteren Probleme zu erwarten waren, beschlossen wir, so weiterzureisen.
Wir verabschiedeten uns einmal mehr von unseren Freunden und hofften, dass auch sie uns bald einmal in der Schweiz besuchen werden.
Bis Junin de los Andes fuhren wir auf der Ruta 40 weiter nach Norden und bogen dann ab auf die RP23. Die gut ausgebaute Strasse führte durch zunehmend trockene, aber immer noch abwechslungsreiche Landschaft. Etwa 40 km vor Aluminé ging die Strecke nach Querung des Rio Aluminé allerdings in eine Piste über, die immer wieder ätzendes Wellblech aufwies. Die Route folgte weiter dem Flusslauf durch ein schönes Tal und traf am Lago Aluminé auf die geteerte RP13. Nach einigem Suchen - die meisten Campingplätze waren bereits geschlossen - fanden wir einen herrlichen Platz direkt am See. Schattig und gut windgeschützt konnten wir die herrliche Lage geniessen.
Am folgenden Tag fuhren wir zum Vulkankrater Batea Mahuida hoch. Dieser erloschene Vulkan mit seinem klaren See liegt direkt an der chilenischen Grenze und ist über eine Piste erreichbar. Nebst der landschaftlichen Schönheit des Vulkans lohnen sich vor allem auch die spektakulären Aussichten auf die tiefer gelegenen Seen.
Eigentlich hatten wir gehofft, dass die Strecke nach Zapala geteert ist. Dem war aber nicht so, der grösste Teil der Route führt nach wie vor über eine teilweise recht ruppige Piste. Die eindrückliche Landschaft und die Fahrt durch die kargen Berge machte aber das Gerüttel durchaus wett. Wir hatten geplant, im National Park Laguna Blanca, 40 km ausserhalb von Zapala zu übernachten. Leider stellte sich heraus, dass aufgrund von kürzlich aufgetretenen Vogelgrippefällen sowohl der Campingplatz als auch der Zugang zum See geschlossen waren, um die Verbreitung der grässlichen Seuche einzudämmen. Wir fuhren deshalb weiter bis nach Las Lajas, um dort zu übernachten.
Die Fahrt ging anschliessend weiter nach Copahue, in eine Gegend, die wir von unserer letzten Reise bereits kannten. Bei unserem ersten Besuch waren wir allerdings nicht zum Thermalbad hoch gefahren, sondern hatten am Lago Caviahue übernachtet. Es stellte sich aber jetzt heraus, dass wir damals nichts verpasst hatten. Die Piste hoch auf über 2000 müM war nicht angenehm zu fahren und die geothermischen Felder, die es unterwegs zu sehen gab, sind so bescheiden, dass es sich nicht einmal lohnte, ein Foto davon zu machen. Vielleicht sind wir auch einfach etwas verwöhnt nach dem Besuch so vieler ähnlicher, aber viel eindrücklicherer Orte. Das Thermalbad selber sah auch nicht wirklich berauschend aus. Inzwischen hatte ausserdem der Wind so heftig zugelegt, dass es uns nicht reizte, hier ins Wasser zu steigen. Copahue hat seine besten Zeiten offensichtlich längst hinter sich und es schien uns auch nicht, dass irgendjemand daran etwas ändern wollte. Der herrliche Übernachtungsplatz am Lago Caviahue, den wir fünf Jahre zuvor kennengelernt hatten, war für den Mercedes leider nicht zugänglich und alternative Plätze, die wir besichtigten, waren dem heftigen Wind voll ausgesetzt. So beschlossen wir weiterzufahren, in der Hoffnung, ein schönes Buschcamp entlang der reizvollen Strecke zu finden. Der unangenehme Wind machte uns jedoch überall einen Strich durch die Rechnung. Den Abstecher zum Salto Agrio liessen wir uns trotz allem nicht nehmen. Dieser ist einer der farbenprächtigsten Wasserfälle, die wir bisher besucht haben. Der blaue Himmel im Kontrast mit den schwarzen Basaltsäulen und den orangefarbenen Flussufern ist sehr eindrücklich.
Die ersten 40 km der weiter führenden Piste waren echt mühsam, danach wurde diese aber gut fahrbar. Ein Wegweiser schickte uns auf einer kleineren Piste Richtung Chos Malal. Es stellte sich heraus, dass wir so ein paar Kilometer abschneiden konnten. Da die Route zudem eher sandig als steinig war und wenig Wellblech aufwies, erwies sie sich als gute Option für uns. Im Camping Municipal genossen wir den Abend und eine ruhige Nacht.
Nun waren wir wieder auf der legendären Ruta 40 unterwegs. Diese führte weiterhin bergauf und bergab, meist durch wilde, karge Landschaften. Nach einiger Zeit endete einmal mehr der asphaltierte Belag und gut 100 km Rüttelpiste waren angesagt. Auf der Strecke entlang dem Rio Grande hatten wir auf unserer letzten Reise einen kapitalen Steinschlag in der Windschutzscheibe kassiert, entsprechend vorsichtig kreuzten wir den glücklicherweise spärlichen Gegenverkehr. Die verbleibenden 100 km bis Malargüe konnten wir dann wieder auf guter Teerstrasse zurücklegen.
Einige Kilometer nördlich von Malargüe bogen wir in das Seitental ab, welches zum bekannten Skizentrum von Las Leñas führt. Wir fuhren jedoch nicht bis zum Skigebiet hoch, sondern besuchten unterwegs die Laguna La Niña Encantada, ein herrliches Juwel in der kargen Landschaft. Ein von Grundwasserquellen gespeister See liegt eingebettet in einem Felsenkessel. Fette Forellen schwimmen durch das klare Wasser und die grünen Ufer weisen eine erstaunlich reiche Pflanzenvielfalt auf. Einige Kilometer weiter talaufwärts trafen wir auf ein geologisches Unikum. Auf dem Grund eines senkrecht abfallenden Doppelkraters befinden sich zwei Seen. Sowohl Krater als auch Seeufer waren praktisch kahl und ohne Pflanzenbewuchs, so dass das ganze eher an ein tiefes Baggerloch als an ein Naturphänomen erinnerte.
In der Folge bot die Strecke keine grosse Abwechslung und wir beschlossen, bei Mendoza auf eine Alternativroute auszuweichen, welche uns ebenfalls vom letzten Mal schon bekannt war. Durch ein mächtiges Tal fuhren wir Richtung chilenische Grenze, vorbei am Stausee Potrillos, welcher bei Kitesurfern sehr beliebt ist. In Uspallata bogen wir schliesslich auf die RN 149 ab, welche uns zum National Park El Leoncito brachte. Die Strecke führte durch ein breites Hochtal, immer auf über 2000 müM. Etwa 40 km davon sind noch ohne Teerbelag, aber gut zu befahren. Im kleinen, aber feinen Campingplatz El Leoncito wurden seit unserem letzten Besuch extra zwei Stellplätze für Fahrzeugcamper eingerichtet, ansonsten ist dieser mehrheitlich für Zeltcamper ausgelegt. Sowohl der Eintritt in den Nationalpark als auch das Übernachten im Camping sind hier nach wie vor gratis. Da wir die hier ausgeschilderte Wanderungen bereits kannten, genossen wir in erster Linie die herrliche Ruhe in diesem abgelegenen Ort auf 2300 müM und die sternenklare Nacht.
Nach einer kurzen Fahrtdauer liegt östlich der Strecke eine wunderschöne Erosionslandschaft. Eine schmale Piste führt mitten hinein in die farbigen Formationen, welche in gelb, rosarot, braun bis hin zu tiefschwarz leuchten. Einige Ruinen deuten darauf hin, dass hier früher offenbar irgendwelche Mineralien in kleinsten Minen abgebaut worden waren.
Wir blieben auf der kaum befahrenen Nebenstrecke. Diese war angenehm zu befahren und führte durch abwechslungsreiche Landschaften. Einer der überquerten Pässe brachte uns bis auf 2700 müM und der Vito kam auf der langen Steigung wieder einmal auf Betriebstemperatur. In einem einfachen Campingplatz in Bella Vista kamen wir unter, nachdem auch hier der zuerst angepeilte Camping geschlossen war.
Beim Dique Cuesta del Viento, nomen est omen, kamen wir an einem weiteren Surfer Hotspot vorbei, allerdings war bei unserm Besuch der Stausee, trotz vielsagendem Namen, spiegelglatt.
In der Gegend mussten vor kurzem extreme Regenfälle niedergegangen sein. Jeder kleine Fluss hatte die Strasse mit Geröll und Sand überspült. Die Furten waren zwar bereits freigebaggert worden und die Flüsse wieder ausgetrocknet, aber lange konnte es nicht zurück liegen, denn die Erdhaufen an der Strasse waren noch immer feucht.
Unsere Übernachtungspläne kamen wieder einmal anders als geplant! Aufgrund von guten Bewertungen hatten wir vor, einen frühen Etappenhalt in einem Campingplatz einzulegen. Vor Ort zeigte sich allerdings, dass der Preis im neu eingerichteten Platz innert zwei Monaten von 1000 auf 3000 ARS/P gestiegen war, das Warmwasser nicht funktionierte und vor allem, dass keinerlei Schatten für das Auto vorhanden war. Zudem lag die Einrichtung direkt an der Hauptstrasse, so dass wir beschlossen, weiterzufahren.
Auch Plan B ging an diesem Tag nicht auf. Wir fuhren durch den landschaftlich schönen Provinzpark Ischigualasto, aber dort gibt es bedauerlicherweise keine Übernachtungsmöglichkeit. Zudem können dort die Sehenswürdigkeiten, wie auch im benachbarten National Park Talampaya, ausschliesslich im Rahmen einer geführten Tour besichtigt werden. Im Talampaya NP existiert zwar eine günstige Campingmöglichkeit, dafür muss aber sowohl für den Anreise- als auch den Abreisetag die Eintrittsgebühr für den Nationalpark entrichtet werden. Der Campingplatz liegt zudem an der prallen Sonne und mit dem Fahrzeug steht man auf dem Parkplatz. Der Eintrittspreis liegt, wie meistens bei beliebten Nationalparks, für Ausländer um ein mehrfaches höher als für Argentinier, hier waren es 3500 anstelle von 1000 ARS/P. Will man etwas vom Park sehen, legt man nochmals einige Tausend ARS für die Fahrt im 4x4 Bus aus. Das war uns definitiv zu teuer und zu kompliziert und wir wollten auch nicht den restlichen Nachmittag in der heissen Sonne verbringen. So fuhren wir eine weitere halbe Stunde bis nach Villa Union.
Der erste Teil der folgenden Tagesetappe, die Strecke durch die Berge von Miranda, entpuppte sich als landschaftliches Highlight. Die roten Felsen und die grünen Täler mit ihren blühenden Säulenkakteen waren vor allem im Morgenlicht sehr malerisch. Auch die restliche Strecke bot viel Abwechslung und herrliche Landschaften. Nach Chilecito bogen wir einmal mehr von der Ruta 40 auf die wenig befahrene RN 78 ab, um durch die Berge nach Fiambala zu gelangen. Am nächsten Morgen erkundeten wir die Umgebung der Stadt und fuhren erstmal zum Canyon de los Indios, um in dieser schönen Schlucht eine kurze Wanderung zu unternehmen. Der eindrückliche und teils sehr schmale Canyon erinnerte uns stark an die Slotcanyons in Utah.
Der anschliessend geplante Besuch der bekannten Thermen von Fiambala endete wieder einmal als Flop. Zwei Kilometer vor den Thermalanlagen wurden wir an einer Barriere nach dem Eintrittsticket gefragt. Da wir keine vorweisen konnten, wurden wir 15 km nach Fiambala zurück geschickt, um diese dort bei der Touristeninformation zu kaufen. Dort angekommen, wurde uns mitgeteilt, dass das nächst mögliche Zeitfenster von 15 bis 20 h dauerte und wir deshalb zwei Stunden hätten warten müssen. In Anbetracht der wenigen Besucher erschien uns diese Regelung ziemlich sinnlos. Zudem hätten wir für den Eintritt auch hier wieder das dreifache bezahlen müssen. Diskussionen wurden mit einem Lächeln quittiert. Da wir in der Nacht zuvor ausserdem einem heftigen Mückenangriff ausgesetzt waren, hatten wir schliesslich keine Lust mehr, in Fiambala zu bleiben und zogen weiter.
In diesem spontanen Plan hatte Ueli die Dieselversorgung nicht berücksichtigt. An den ersten zwei Tankmöglichkeiten fuhren wir bedenkenlos vorbei und merkten erst in der Folge, dass die Abstände zwischen den Tankstellen wieder einmal recht gross waren. Schliesslich leuchtete die Reserveanzeige bereits seit fast 100 km, bis wir im Spargang endlich die nächste Benzinversorgung erreichten. Als wir durch Belén fuhren, sahen wir an der Strasse ein Plakat, welches Grillhähnchen anpries. Wir hatten Lust darauf und kauften kurzentschlossen unser Nachtessen ein. Diese Idee sollte sich allerdings rächen! Myrta hatte auf den mitgelieferten Salat gänzlich verzichtet, weshalb Ueli diesen alleine vertilgte. So schien es naheliegend, dass das Erbrechen und der Durchfall, welche bei Ueli noch vor Mitternacht einsetzten, einzig diesem zuzuschreiben war. Als aber Myrta am Morgen ebenfalls von Durchfall geplagt wurde, war klar, dass auch mit dem Poulet etwas nicht gestimmt hatte. Wir nahmen die Fahrt nach Cafayate trotzdem in Angriff, mussten jedoch einige spontane Pausen einlegen.
Wir wollten die gesundheitliche Störung gründlich auskurieren, bevor wir wieder grosse Unternehmungen planten oder weiterzogen. Deshalb legten wir erstmal ein paar Ruhetage ein.
Im Camping Luz y Fuerza am Südende von Cafayate war alles unverändert seit wir vor einigen Jahren das erste Mal hier übernachtet hatten. Noch immer waren die Einrichtungen veraltet und teilweise nicht mehr funktionstüchtig. Eine Tatsache, die für sehr viele Campingplätze in Argentinien, wenn nicht sogar in ganz Südamerika, gilt. Immerhin waren die Sanitäranlagen meist sauber und die Preise dank dem heutigen Wechselkurs sehr günstig. Reisende aus Europa müssen sich damit anfreunden, dass das Qualitätsniveau hier anders ist. In Anbetracht der Wirtschaftssituation ist es verständlich, dass die Betreiber finanziell oft nicht in der Lage sind, die Einrichtungen zu modernisieren. Zudem tragen viele Gäste offenbar keine Sorge zu den Anlagen, sodass die Bemühungen oft nicht nachhaltig sind.
Es war unüblich heiss für die Jahreszeit in Cafayate und wir waren froh über einen schattigen Stellplatz. Auch nachts kühlte es kaum ab und da wir mangels Mückenschutzgittern mit geschlossenen Fenstern schlafen mussten, war an erholsame Ruhe nicht wirklich zu denken. Die kleine, gemütliche Stadt wird bei den Touristen immer beliebter, denn die Weingüter in der Region bieten eine angenehme Abwechslung zu den grossen, viel besuchten Gütern in den bekannteren Weinregionen wie Mendoza. Das hübsche Zentrum rund um den Hauptplatz mit seinen vielen Restaurants und Souvenirshops bietet viele Gelegenheiten zum Verweilen.
Für die Weiterfahrt nach Salta wählten wir die Hauptstrecke. Schon bald nach Verlassen von Cafayate wurde die Landschaft sehr abwechslungsreich und farbig. Im Talboden, entlang des Flusses, beherrschten Grüntöne und das braune Wasser das Bild und rundherum konnten wir Erosionslandschaften in allen Rot- und Brauntönen bewundern. Immer wieder lohnte es sich anzuhalten und die Eindrücke in sich aufzusaugen. Über achtzig Kilometer dauerte das Spektakel an, um dann in flache Landwirtschaftszone zu wechseln. Neben anderen Ackerbauprodukten waren hier vor allem grosse Tabakfelder zu sehen. Auch einige Weingüter hatten sich in der Gegend angesiedelt.
Wir erreichten Salta und quartierten uns dort im städtischen Campingplatz ein, welcher rund um das riesige Schwimmbad angelegt wurde. Unsere Nachbarn waren Silvia und Werner aus der Zentralschweiz, die mit einem grossen Truckcamper unterwegs waren. Wir kamen uns schnell näher und genossen ein gemütliches Wochenende zusammen mit ihnen. Üblicherweise treffen sich in Südamerika die Einheimischen gerne an einem netten Ort, um zu grillen und in grösseren Gruppen zusammen zu sein. Oft dauern diese Treffen bis tief in die Nacht hinein. Hier in Salta war das nicht der Fall, denn für Tagesgäste war um 18:30 Uhr Feierabend und nur noch die Camper waren auf dem Gelände. Dadurch stand einer ruhigen Nacht nicht im Wege, mit Ausnahme der unzähligen Hunde, die rundum bellten und die in jeder grösseren Ortschaft nicht wegzudenken sind.
Wir verabschiedeten uns von unseren neu gewonnenen Freunden und zogen weiter nordwärts. Für den Weg Richtung Norden gibt es zwei Möglichkeiten, die schnelle und für alle Fahrzeuge gut zu fahrende Route über Pampa oder die schmale und bergige Strecke durch den Dschungel nördlich von Salta. Mit unserem wendigen Van war die Wahl schnell getroffen. Die kurvenreiche Strasse verlangte die volle Aufmerksamkeit des Fahrers. Nur bei Zwischenhalten am Strassenrand konnte er die Landschaft und den herrlichen Wald bewundern. Zum Glück herrschte aber wenig Verkehr, denn das Kreuzen auf der zum Teil nur 4 m breiten Strasse war nicht immer einfach.
Nach Erreichen von San Salvador de Jujuy stieg die Strecke immer weiter an und als wir schliesslich in Purmamarca, unserem Tagesziel eintrafen, waren wir auf über 2300 müM angelangt. Hier war das Klima etwas angenehmer und vor allem nicht mehr so feucht. Ein Spaziergang durch das hübsche Zentrum offenbarte erneut, dass diese kleine Stadt bei Touristen recht beliebt ist. Trotzdem ist der Ort nicht überlaufen, obwohl die vielen Bars und Restaurants, wie auch der Handwerkermarkt am Hauptplatz, natürlich auf die Gäste ausgerichtet waren. Auch wir erfreuten uns am Angebot und gingen am Abend in einem nahen Restaurant essen. Nebst den üblichen Grilladen wurden hier vor allem lokale Eintopfspezialitäten mit Fleisch von Zicklein und Lama angeboten, was wir uns nicht entgehen lassen wollten. Es stellte sich heraus, dass unsere Wahl sehr gut war, denn beide bestellten Gerichte schmeckten vorzüglich.
Bevor wir am Morgen zu unserer Erkundung der Quebrada Humahuaca aufbrachen, stiegen wir zum nahen Aussichtspunkt auf, um den Cerro de los Sietes Colores im weichen Morgenlicht zu bewundern. Die farbenfrohe Erosionslandschaft liegt direkt am Ortsrand von Purmamarca und ist einer der Hauptanziehungspunkte für Besucher. Anschliessend fuhren wir hinunter ins Tal und folgten diesem bis nach Humahuaca, dem Hauptort, welcher bereits 3000 müM liegt. Wir schlenderten durch das hübsche Zentrum, vorbei an der vor allem bei Einheimischen beliebten Kirche. An der Fassade des Gotteshauses erscheint üblicherweise um die Mittagszeit der Heilige Francisco als mechanische Staue und entzückt die unzähligen, religiösen Besucher. Diesmal entfiel die Zeremonie allerdings, da die Anlage defekt war.auptanzihungpunkte für BesuhHau
Auf dem Rückweg nach Purmamarca machten wir eine Wanderung in die Quebrada de las Señoritas, ein eindrücklicher, schmaler Canyon aus rotem Sandstein. Es war trotz der Höhenlage wieder weit über 30 °C heiss und wir waren froh, in die kühle Schlucht einzutauchen. Der Hin- und Rückweg führte durch ein wüstenartiges Gebiet, welches uns mit seiner vielfältigen Flora und Fauna wieder einmal komplett überraschte.
Während der Weiterfahrt hielten wir immer wieder an, um die Erosionslandschaften in allen Farben und Formen zu fotografieren. Zum Schluss stiegen wir zur archäologischen Stätte von Pucará de Tilcara hoch. Auf dem Hügel über dem Ort waren unzählige, bis 900 Jahre alte Hausruinen ausgegraben und teilweise rekonstruiert worden. Das grosse Areal deutete darauf hin, dass hier einst hunderte, wenn nicht tausende von Bewohnern gelebt haben müssen. Viel ist über das ursprüngliche Volk der Tilcara-Indianer allerdings nicht bekannt, ausser dass diese schliesslich von den Inkas unterworfen worden waren. Am höchsten Punkt der Anlage entdeckten wir eine eindrückliche Pyramide. Laut Beschreibung handelte es sich dabei jedoch nicht um ein religiöses Bauwerk der ursprünglichen Einwohner, sondern um ein Monument im Gedenken an die Archäologen, welche die Ruinen entdeckt und untersucht hatten.
Für unsere weitern Pläne mussten wir erst mal zurück nach San Salvador fahren. Danach führte die Route über unbekannte Wege bis zum Nationalpark Calilegua. Dieser umfasst ein grosses Stück ursprünglichen Dschungels und reicht von tiefen Lagen bis über die Baumgrenze. Ganz in der Nähe des Parkeinganges liegt ein einfacher Campingplatz, wo wir uns einnisteten. Eine kurze Wanderung durch die umliegenden Wälder brachte uns ganz schön ins Schwitzen, denn auch hier waren die Temperaturen wieder hoch und dies bei gleichzeitig hoher Luftfeuchtigkeit. Wir beschränkten deshalb unsere weiteren Aktivitäten auf das Beobachten der Umgebung, was sich durchaus lohnte. Wir erspähten unzählige Vogelarten, darunter auch Tucane und bekamen ein kleines Säugetier zu Gesicht, welches wir im Nachhinein als Aguti identifizierten. Unsere einzigen Campnachbarn waren ein junges Paar aus Neuseeland bzw. Italien, welches zusammen in Australien lebt. Die Beiden waren für einige Monate in Südamerika unterwegs und freuten sich über einige Tipps, die wir Ihnen für die weitere Routenplanung vermitteln konnten.
Ursprünglich hatten wir geplant, in den kleinen Ort San Francisco weiter zu fahren, entschlossen uns jedoch dagegen, um unserem Camper die 100 km Piste zu ersparen. Im weiteren Verlauf der nachfolgen Route Richtung Osten gab es nicht mehr allzu viel Interessantes zu entdecken. Wir legten Tagesetappen von 250-300 km fest und schauten, dass wir jeweils einen Campingplatz zum Übernachten fanden. Da wir hauptsächlich durch landwirtschaftlich genutzte Regionen unterwegs waren, boten weder die Landschaft noch die Städte viel Sehenswertes.
Im Camping Municipal von Rosario de la Frontera wurde uns empfohlen, für die Weiterreise eine Route zu wählen, welche die Durchquerung von Tucuman unnötig machte. Auch in der iOverlander App wurde vor korrupten Polizisten gewarnt, sodass wir dem Rat folgten und auf der Ruta 34 über Santiago de Estero nach Termas de Rio Hondo fuhren. Den ganzen Tag regnete es immer wieder teils kräftig und so beschlossen wir, für einmal eine Cabaña zu mieten anstatt zu campieren. Für nur gerade 8000 ARS, etwa 20 CHF, bekamen wir ein Häuschen mit Küche, eigenem Bad und klimatisierten Räumen. Zudem hatten wir, wie fast überall in Termas de Rio Hondo, einen kleinen, mit Thermalwasser gefüllten Pool zu Verfügung. Die Stadt selber bietet ausser den vielen Thermalbädern nicht viel Sehenswertes. Zudem ist hier die Hauptsaison im Winter, wenn man bei kühleren Temperaturen das 35 Grad warme Wasser so richtig geniessen mag. Angesichts des nicht übermässig heissen Wetters liessen wir es uns trotzdem nicht nehmen, in das Thermalwasser in unserem Pool einzutauchen. Daneben konnten wir einmal mehr direkt neben unserem Häuschen jede Menge Vögel und Schmetterlinge beobachten.
Wir besuchten die international bekannte, etwas ausserhalb von Rio Hondo gelegene Rennstrecke und das angeschlossene Museum. Vor allem argentinische Rennfahrzeuge waren Teil der Ausstellung, es gab aber auch einige Raritäten aus anderen Ländern zu bestaunen. Am nachfolgenden Wochenende fanden auf der Rennstrecke die Moto GP Rennen statt. Zu diesem Anlass wurden nebst den Teams und der Pressevertretung über 100'000 Zuschauer erwartet. Es wäre wohl ein Ding der Unmöglichkeit, dann eine noch dazu günstige Übernachtungsmöglichkeit im Ort zu finden.
Nach einem weiteren Zwischenhalt in der bedeutungslosen Stadt Recreo erreichten wir Miramar am Mar Chiquita, dem "kleinen Meer", gelegen. Bis vor etwa 50 Jahren war der Ort an diesem Binnenmeer einer der bedeutendsten Ferienorte der Provinz Cordoba und entsprechend pompös dahergekommen. Starke Regenfälle in den 1970er Jahren liessen den Wasserspiegels des Sees ansteigen und überschwemmten grosse Teile von Miramar. Der Tourismus brach in der Folge fast komplett ein. Daran hat sich auch nicht viel geändert als die Region zum Nationalpark erklärt wurde. Die grosse Anzahl verschiedener Vogelarten, vor allem auch Zugvögel, lockt immerhin Ornithologen aus der ganzen Welt an, ansonsten bietet der ehemalige Luxusferienort jedoch nicht allzu viel. Das wohl deutlichste Beispiel für den Niedergangs ist das Gran Hotel Viena, das einst beste Haus am Ort, welches heute als einsturzgefährdete Ruine am Ortsrand steht und zu einem klassischen "Lost Place" verkommen ist.
Die Nacht verbrachten wir im örtlichen Camping. Auch dieser ist komplett heruntergewirtschaftet und verlottert. Dank der recht natürlichen Umgebung konnten wir immerhin in den blühenden Palo Borracho Bäumen einige, zum Teil seltene Vogelarten beobachten.
Die nächste Tagesetappe brachte uns nach Cañada de Gomez, wo wir von unseren Freunden, der Familie Cabrera, und allen anderen Leuten, die wir vor Jahren kennengelernt hatten, erwartetet wurden. Unterwegs dorthin, hatte uns das GPS wieder einmal einen Streich gespielt. Die berechnete Route führte uns plötzlich auf schmale Erdpisten, eher Feldwege als Durchgangsstrassen, um einige Kilometer abzukürzen. Der Grund dafür war klar - beim Kartografieren der OpenStreetMap wird die Qualität der Strassen nicht immer korrekt benannt, daher rechnet der Routenplaner diese Strassen als gleichwertig. Nachdem wir den Fehler bemerkt hatten, navigierten wir erst mal wieder von Hand, das heisst, wir trafen die Entscheidung, wo es lang gehen soll selber und bald waren wir wieder auf guten Teerstrassen unterwegs.
Die Strecke führte schon länger durch Landwirtschaftsgebiet, hauptsächlich Mais- und Sojafelder. Diese werden vor allem als Tierfutter für die grossen Rindermast- und Milchproduktionsbetriebe angebaut. Stundenlang fuhren wir an diesen Feldern vorbei. Dabei kreuzten wir immer wieder riesige Mähdrescher von Lohnbetrieben, welche darauf spezialisiert sind, die Ernte einbringen. Die Konvoys bestanden meist aus Mähdrescher, gefolgt von einem mächtigen Anhänger und einem grossen Mannschaftswagen, so dass die mitgebrachten Arbeiter direkt vor Ort wohnen können bis sie zum nächsten Kunden weiterziehen.
Im Laufe des Nachmittags erreichten wir die Stadt Cañada de Gomez, wo wir freudestrahlend empfangen wurden. Seit unserem letzten Besuch sind die Cabreras in ein viel grösseres Haus, direkt neben der Werkstatt von Silvio, umgezogen. Zum geräumigen Zuhause gehört ein kleiner Garten mit einem grosszügigen Pool. Wir hatten natürlich alle viel zu erzählen und der Abend wurde wieder einmal etwas länger. Das obligate Asado kam jedenfalls, wie in Argentinien üblich, erst gegen zehn Uhr auf den Tisch.
Auf unserer Panamericana Reise durften wir die Gastfreundschaft von Silvio und Vanesa bereits zweimal geniessen und nun, fünf Jahre später also zum dritten Mal. Wir fühlten uns beinahe schon wie zu Hause in dieser Stadt, denn wir hatten ja nicht nur die Cabreras kennengelernt, sondern durch sie auch weitere Freunde gewonnen.
Am Donnerstag traf sich Silvio wie jede Woche mit seinen Jugendfreunden zu einem Nachtessen. Ueli wurde kurzerhand in diesen exklusiven Kreis aufgenommen, die Frauen organisierten sich derweil einen gemütlichen Abend zu Hause. Da das Nachtessen erst spät am Abend angesagt war, statteten Silvio und Ueli zuvor Santi, einem weitern Freund, einen Besuch ab. Dieser hatte bei unserem ersten Besuch einen Beitrag für seine Fernsehsendung mit uns gedreht. Santi ist im Ort bekannt wie ein bunter Hund und kann sich so ziemlich alles erlauben. So kam es, dass er in seiner Garage erst einmal seine selbstgebaute Chevy Cobra Replika zum Leben erweckte. Das Teil hat keine Schalldämpfer, so dass das ganze Quartier mit dem kernigen V8 Sound beschallt wurde. Danach drehten wir einigen Runde in seinem Rat Car. Diese alte Kiste hatte weder Auspuff noch Schalldämpfer. Der Lärm, den wir veranstalteten, rief sämtliche Nachbarn aus ihren Häusern, als wir durch das Quartier dröhnten und auf den Kreuzungen Doughnuts in die Piste brannten. Nicht dass sich daran jemand gestärt hätte, im Gegenteil, die Leute freuten sich über das Spektakel. In der Schweiz wäre die Polizei wohl innert Minuten auf dem Teppich gestanden…
Das Asado war wie immer ein Hochgenuss, die Jungs wissen einfach wie das läuft. An diesem Abend lernte Ueli gleich mehrere neue «Cortes» kennen. Zum einen die «Matambre», ein dünner Fleischdeckel von der Schulter des Schweins. Ein saftiges Stück und butterzart, mit etwas Zitronensaft gewürzt ein wahrer Genuss. Ein weiteres Highlight war ein Rindsbries, ebenso perfekt gegart und schmackhaft. Natürlich kam neben dem vielen Fleisch auch etwas Gesundes auf den Teller - halbierte Peperoni auf dem Grill geröstet, mit einem rohen Ei und etwas Käse gefüllt - eine weitere neue Idee, die es auszuprobieren gilt. Die argentinische Grillkultur ist generell sehr vielfältig und das «Nose-to-Tail» Konzept ist hier keine Modeerscheinung.
Bevor der lange, amüsante Abend spät zu Ende ging, wurde zum Dessert ein «Dulce Camionero» serviert. Diese Leibspeise der LKW-Fahrer besteht aus Käsewürfeln und einem festen, süssen Gelee aus Süsskartoffeln.
Einige Tage zuvor hatten uns überraschenderweise Sayaka und Taka aus Japan kontaktiert. Sie hatten in Facebook mitbekommen, dass wir, wie sie, in Argentinien unterwegs waren und festgestellt, wir uns nicht allzu weit voneinander befanden. Wir hatten die Zwei ein paar Jahre zuvor am Hafen von Igoumenitsa in Griechenland kennengelernt und die Überfahrt nach Italien gemeinsam verbracht. Als Silvio von diesem Zufall erfuhr, wollte er die Beiden auch gerne kennenlernen und lud sie kurzerhand in sein Haus ein. Am späteren Freitagnachmittag trafen die zwei ein und es gab ein freudiges Wiedersehen und Kennenlernen.
Schon früh am nächsten Tag fuhr Ueli zusammen mit Juan-Carlos zu einer Garage, um das Öl am Vito wechseln zu lassen. Auf dem Weg dorthin fiel plötzlich die Servolenkung aus und die Ladekontrolllampe ging an. Schnell war klar, dass der Keilriemen gerissen war. Während die eine Arbeit noch im Gange war, organisiert Juan-Carlos per Telefon die Reparatur des Keilriemens. Wie sich herausstellte, war kein passendes Teil vorrätig und auf die Schnelle auch nicht zu beschaffen. Silvio half Ueli dabei, bei einem Teilehändler für Ersatz zu sorgen und am Samstagmorgen wurde erfolgreich ein neuer Keilriemen eingebaut. Als Bezahlung verlangte der Mechaniker die 4000 ARS für das Ersatzteil und mit einem Augenzwinkern eine Packung Seife!! Der Motor des Vito war dermassen verölt, dass der Arbeiter ziemlich schwarze Hände bekam.
Am Abend kamen Juan-Carlos und seine Familie zu den Cabreras und kochte für uns alle eine weitere argentinische Spezialität, Chorizo al la Pomarola. Die feinen Würste wurden erst angebraten und dann mit viel Gemüse in einer Sauce fertig gekocht. Es wurde auch an diesem Abend wieder spät bis wir das feine Nachtessen geniessen konnten, aber es gab ja so viel zu erzählen und zu lachen.
Am Samstag waren wir bei Tio Omar und seiner Frau Elida eingeladen. Noch einmal wurde uns ein herrliches Asado und als Vorspeise Omar's weitherum bekannten «Empanadas de Carne» serviert. Das Rezept für die Empanadas findest Du hier <LINK>. Unsere japanischen Freunde genossen die spontane Gastfreundschaft genau so wie wir selber. Auch wenn die Kommunikation manchmal etwas holperig war, kamen wir alle gut zurecht und es gab einmal mehr viel zu lachen und zu erzählen. Und ja... es wurde wieder spät…
Am letzten Abend unseres Besuchs stand Schweizerische Küche auf der Speisekarte. Wir wollten für alle Rahmschnitzel mit Nudeln zubereiten. Dafür gingen wir am Samstag auf Einkaufstour. Beim Metzger wurden wir tatsächlich nach fünf Jahren wieder erkannt. Mit Freude schnitt er ein grosses Schweinenierstück für uns in Steaks. In der «Fruteria» kauften wir gleich den ganzen Vorrat an frischen Champignons zusammen. Die Verkäuferin war über unseren Grosseinkauf ziemlich verwundert, denn Pilze sind in Argentinien eher selten auf dem Tisch und daher relativ teuer. Für die fast 2500 ARS, die wir bezahlten, kaufen die Einheimischen normalerweise eine ganze Tasche voller Früchte und Gemüse.
Unsere Gäste genossen das schweizerische Nachtessen jedenfalls in vollen Zügen und auch die zum Dessert gebackene Apfelwähe wurde zusammen mit Vanilleeis restlos weggeputzt.
Am Montag mussten wir uns nicht nur von den Cabreras, sondern auch von unseren japanischen Freunden verabschieden. Wie schon beim letzten Besuch fiel es uns auch diesmal nicht leicht weiterzuziehen.
Das Wetter zeigte sich auf dem ganzen Weg bis in die Hauptstadt regnerisch, weshalb wir die Strecke auf der Autobahn zurücklegten. Die weite Ebene war weiterhin geprägt von Landwirtschaft mit immer denselben Feldern. Je näher wir der Grossstadt kamen, desto stärker war die Gegend allerdings besiedelt. Anfangs dominierten noch Gewerbe- und Industriebauten, bevor auch die Wohnhäuser immer dichter zusammen gebaut waren. Dank eher geringem Verkehr und ohne Verzögerungen, erreichten wir bald das Haus unserer Freunde.
Gabi und Monica wollten uns ein paar der Sehenswürdigkeiten von Buenos Aires zeigen. Eine davon war der Japanische Garten, also fuhren wir gemeinsam mit dem Vito ins Stadtzentrum. Am Tag unseres Besuches war für die argentinischen Einwohner der Zutritt kostenlos, also waren entsprechend viele Leute im Garten. Trotz allem war die weitläufige, wunderschöne Anlage keineswegs überlaufen. Wir genossen den Spaziergang vorbei an grossen Teichen mit Inseln, verbunden mit rot leuchtenden Stegen und Brücken und beobachteten die Koi Karpfen, die in allen Grössen und Farben im Wasser schwammen. Gepflegte Blumenbeete und schön gestutzte Bäume erfreuen das Auge und überall ertönte japanische Musik aus dezent platzierten Lautsprechern.
Für die Rückfahrt erwischten wir den Feierabendverkehr und kamen entsprechen langsam vorwärts. Von Rotlicht zu Rotlicht schleppten sich die Autos, wobei jeder Fahrer vehement um seinen Platz in der Kolonne kämpfte. Schliesslich erreichten jedoch ihr Zuhause und fanden sogar in der Nähe einen Parkplatz für das Auto. Dies ist nicht selbstverständlich, denn in diesem relativ alten Quartier hat kaum jemand einen Parkplatz oder eine Garage auf dem eigenen Grundstück, sodass alle irgendwo an der Strasse parken müssen.
Im Gegensatz zu unserem ersten Besuch fünf Jahre zuvor zeigte sich Buenos Aires diesmal wettermässig von seiner allerbesten Seite. Sonnenschein und angenehme Temperaturen luden zur Stadtbesichtigung ein. Die direkte Bahnlinie ins Stadtzentrum, welche in der Nähe unserer Unterkunft fuhr, war wegen Bauarbeiten ausser Betrieb. Wir gingen deshalb einige hundert Meter in die entgegen gesetzte Richtung, um mit der Subte, der U-Bahn, in die Stadt zu fahren. Erst nachdem wir der Zahlstelle passiert hatten, stellten wir fest, dass auch die U-Bahn ins Zentrum nicht verkehrte. Man empfahl uns, den Bus zu nehmen. So gelangten wir schlussendlich in die Nähe des bekannten Friedhofs La Recoleta. Wir hatten diesen zwar das letzte Mal schon besucht, wollten jedoch gerne nochmals einen Rundgang machen. Zu unserer Überraschung wurde aber nun ein saftiger Eintritt von 2300 ARS, etwa 8 CHF verlangt also beschlossen wir, darauf zu verzichten. Mit einem weiteren Bus fuhren wir zum Teatro Colon. Bis zur nächsten geführten Tour, um das Theater von innen zu besichtigen, hatten wir 2 Stunden Zeit. Wir kauften die Tickets und besuchten inzwischen das nahe gelegene Einkaufszentrum Galeria Pacifico. Der Prachtbau, wie fast alle Gebäude dieser Art, stammt aus der Zeit um 1900, als Argentinien die reichste Nation der Welt war. Das Zentrum des Gebäudes wird überspannt von einer grossen Kuppel mit herrlichen Deckengemälden. Leider war vom Rest des Bauwerkes nicht allzu viel sichtbar, da jede Menge kleine Verkaufsstände und Reklamen die Sicht weitgehend verdeckten.
Die Führung durch das im Jahr 1908 eingeweihte Teatro Colon zeigte einen prachtvollen und reichverzierten Bau. Sowohl im Foyer als auch auf den Galerien war anhand der eindrückliche Marmorstrukturen und aufwändigen Bodenmosaiken der Reichtum der damaligen Zeit ersichtlich. Der Hauptsaal bietet Platz für mehr als 3000 Zuschauer. Die Balkone ziehen sich über vier Stockwerke hoch, wobei die schönsten und grössten und daher auch teuersten Balkone bis zwanzig Besucher aufnehmen können. Während unseres Besuches waren Techniker dabei, die Scheinwerfer der Bühnenbeleuchtung für die nächste Aufführung zu justieren. Daher war die Saalbeleuchtung ausgeschaltet und die ganze Pracht dieses Raumes war nur schemenhaft zu erkennen.
Eine kurze Busfahrt brachte uns zur Plaza de Mayo, welcher vor dem Casa Rosada, dem Regierungssitz, liegt. Ziemlich fremd mutete uns an, dass rund um den Regierungspalast hohe, massive Metallzäune stehen und überall Polizei- und Armeeangehörige Wache schieben. Verglichen mit der Schweiz, wo man ohne weiteres vor dem Haupteingang des Bundeshauses auf die Regierungsmitglieder warten kann und sogar Bundesräte aus nächster Nähe zu sehen bekommt, hinterlassen die hiesigen Sicherheitsvorkehrungen einen ungewohnten Eindruck.
Den Weg hinunter zum Puerto Madero legten wir zu Fuss zurück. Der ehemalige Hafen von Buenos Aires wurde in den 1990 Jahren komplett umgenutzt. Heute ist Puerto Madero eines der angesagtesten Quartiere der Stadt mit Restaurants, Museen und Luxuswohnungen. Wir setzten uns für einen Aperitif in eine der Bars entlang dem Hafenbecken und genossen dabei den Blick auf die Puente de la Mujer und den daneben liegenden Dreimaster Presidente Sarmiento, ein Museumsschiff.
Mit der U-Bahn fuhren wir zurück nach Belgrano und genossen ein feines Nachtessen mit unseren Freunden. Wir waren froh, dass die Beiden das Nachtessen, für argentinische Verhältnisse, früh zubereiten, so wurde es nie wirklich spät bis wir ins Bett kamen.
Den folgenden Tag verbrachten wir an der Costeras del Norte. Dabei handelt es sich um eine riesige, weitläufige, unbebaute Uferzone in nächster Nähe zur Stadt., welche von der Bevölkerung als Erholungs- und Freizeitzone genutzt wird. Anschliessend an diesen Grüngürtel, etwas erhöht mit Aussicht auf den Rio de la Plata, stehen die pompösen Villen und Gärten der Reichen. Wir spazierten einige Kilometer dem gemächlich fliessenden, milchkaffeebraunen Rio de la Plata entlang nach San Isidro. Der mächtige Fluss bildet die Grenze zu Uruguay, wobei auch an der schmalsten Stelle das gegenüber liegende Ufer nicht sichtbar ist. Mit Ausnahme der ausgebaggerten Kanäle für die Schifffahrt beträgt die Wassertiefe selten mehr als 3 Meter auf der ganzen Breite. In San Isidro setzten wir uns in ein einfaches, gemütliches Restaurant für ein kleines Mittagessen. Die frittierten Tintenfischringe und der gebratene Provolone Käse, begleitet von einem kühlen IPA Bier schmeckten herrlich. Frisch gestärkt spazierten wir durch das Zentrum von San Isidro. Ein hübscher Park, gesäumt von prachtvollen Villen aus der Kolonialzeit, führte hoch zur Kathedrale. Den Rückweg zum Auto wollten wir per Bahn zurücklegen. Da der Bahnhof im Umbau begriffen war, mussten wir uns zu den Geleisen durchfragen, fanden schliesslich aber was wir suchten. Nachdem in der Vergangenheit das Eisenbahnsystem in ganz Argentinien weitgehend zum Erliegen gekommen war, sind zurzeit grosse Bestrebungen im Gange, das Bahnnetz wiederzubeleben. Nach nur fünf Minuten Fahrzeit erreichten wir unser Auto.
Da Karfreitag war, herrschte kaum Verkehr und wir konnten ohne Verzögerungen mitten durch das Stadtzentrum zur Costanera Sur fahren. Der Küste vorgelagert befindet südlich von Puerto Madero ein Naturschutzgebiet. Die Landfläche wurde in erster Linie durch Aufschüttungen gewonnenes. Breite Wege führen durch eine abwechslungsreiche Landschaft, bevölkert von unzähligen Wasservögeln, sogar Schildkröten sonnten sich am Ufer. Als Kontrast zur üppigen Natur waren im Hintergrund immer die Wolkenkratzer des nahen Stadtzentrums zu sehen. Der Rückweg zum Ausgangspunkt führte einmal mehr dem braunen, träge fliessenden Rio de la Plata entlang.
Am letzten Tag unserer Reise waren wir erst mal mit Packen beschäftigt. Die beiden grossen Taschen waren allerdings rasch bereit, so blieb uns der Nachmittag, um mit unseren Freunden einen Spaziergang durch das «Barrio» zu unternehmen. Ueli wollte dokumentieren, wie die Bewohner auch heute noch ihre Einkäufe vor allem im eigenen Quartier, in den vielen kleinen Läden erledigen. Im Gegensatz zu Europa sind es in Argentinien, wie auch in den übrigen lateinamerikanischen Ländern, nach wie vor die spezialisierten Miniläden, welche die Nachbarschaft mit Lebensmitteln und Waren versorgen. Grosse Supermärkte sind die Ausnahme und, wie bei uns, in der Peripherie der grossen Städte angesiedelt. Auch im Quartier Belgrano, wo Monica und Gabi wohnen, finden sich im Umkreis von etwa 200m Bäckereien, Metzgereien, Gemüsehändler und kleine Supermärkte mit allem, was man sonst noch braucht. Daneben bieten Eisdielen, Geschäfte mit frisch produzierter Pasta oder «Fiambrerias» mit Wurst und Käse ihre Spezialitäten an. Aber auch Wäschereien, Mercerie Läden, Schuhmacher und Schneider und nicht zu vergessen Spielwarengeschäfte, sind meist innerhalb von 5 Minuten zu Fuss erreichbar. Ergänzt wird alles mit mehreren Restaurants und Cafés, die ihren Beitrag zum vielfältigen Leben im Quartier leisten. Während bei uns diese kleinen Anbieter meist von den grossen Supermarktketten verdrängt wurden, scheint es in Argentinien möglich zu sein, dass gleich drei Bäckereien im selben Quartier ihr Business erfolgreich betreiben können. Die Ware in all diesen Läden ist meist nicht nur günstiger, sondern auf jeden Fall auch frischer als im grossen Supermarkt. Zudem sind diese Geschäfte immer auch Treffpunkte für die Nachbarschaft.
Unser Spaziergang führte uns anschliessend zur ebenfalls zum Quartier gehörenden kleinen Markthalle. Auch dort ist das Angebot sehr reichhaltig und von hoher Qualität. Wir werden diese Art von Einkaufmöglichkeiten in der Schweiz vermissen. Nicht weit davon entfernt kamen wir an der architektonisch einzigartigen Kirche «Parroquia Inmaculada Concepción de Belgrano» vorbei. Der Bau, in den 1870er Jahren im Renaissancestil errichtet, besticht vor allem durch seine runde Form und die riesige Kuppel über dem Kirchenschiff.
Im vorgelagerten Park finden an Wochenenden jeweils Märkte mit Kunsthandwerk und allerlei weitere Veranstaltungen statt.
Den Abend verbrachten wir in einem nahe gelegenen Restaurant, um noch einmal die argentinische Kunst des Grillens zu geniessen. Das Restaurant «Olegario» ist in einer ehemaligen Remise des angebauten Bahnhofs eingerichtet und entsprechend dekoriert. Wir bestellten wie üblich mehrere Fleischgerichte, welche wir unter uns vieren teilten. Natürlich liess der letzte Abend zusammen mit unseren lieb gewonnenen Freunden einige Wehmut aufkommen und die Hoffnung das wir uns trotz der grossen Distanz bald wieder sehen werden.
Am nächsten Morgen brachten uns Gabi und Moni zum Flughafen. Auch diesmal verlief das ganze Prozedere bis zum Flugsteig ziemlich chaotisch. Obschon nur wenige Fluggäste im Bereich der Abfertigung waren, brauchten wir über eine Stunde bis wir das Gepäck abgeben konnten. Das vorgängige Online Check-in hätten wir uns sparen können, denn wir mussten genauso anstehen wie jene, welche alles erst am Schalter erledigten.
Die weiteren Formalitäten benötigten beinahe nochmals eine Stunde, dabei mussten wir nicht weniger als sechs Mal den Pass und die Boarding Karte vorweisen. An der eigentlichen Passkontrolle kam Ueli ins Gespräch mit dem Beamten. Dieser wollte wissen, ob er als Tourist in Buenos Aires gewesen war, worauf ihm Ueli von unserer Reise erzählte. Es entspann sich ein längeres Gespräch darüber, was wir alles erlebt und wo es uns am besten gefallen hatte etc... Dass sich hinter uns die Passagiere stauten, störte ihn nicht im Geringsten.
Der Flug nach Madrid dauerte eine gefühlte Ewigkeit, obschon dieser mit 11 ½ h wesentlich kürzer war als auf dem Hinweg. An schlafen war für uns beide wie üblich nicht zu denken, oder wenn, dann höchstens minutenweise. Nach 3 h Aufenthalt in Madrid ging es weiter Richtung Zürich. Der Flug entlang der Schweizer Alpenkette offenbarte, dass der Winter in der Heimat noch nicht wirklich vorbei war. Die herrliche Bergwelt lag bis in weit in die Täler noch unter einer dicken Schneedecke.
Endlich angekommen, wurden wir von Myrta's Tochter und einer der Enkelinnen abgeholt, sodass wir uns die Zugreise bis nach Hause zum Glück ersparen konnten
ACHTUNG: Viele der untenstehenden Angaben haben vermutlich eine kurze Aktualität. Deshalb ist es wichtig und sinnvoll, sich vor einer Reise tagesaktuelle Informationen zu beschaffen. Am besten in entsprechenden Reiseforen und Informationsplattformen. Preisangaben, welche älter als ein paar Wochen sind, sollten mit Vorsicht behandelt werden!
Argentinien befindet sich wieder einmal seit mehreren Jahren in einer Wirtschafts- und Finanzkrise. Die Jahresteuerung lag im Jahr 2022 bei über 100 %. Das bedeutet, dass die meisten Preise monatlich, wenn nicht wöchentlich erhöht werden müssen. Gleichzeitig verliert der argentinische Peso gegenüber allen anderen Währungen laufend an Wert. Dies führt dazu, dass alle importierten Waren, auch für Ausländer, sehr teuer sind. Dadurch ist das Angebot sehr eingeschränkt, da sich kaum jemand diese Waren leisten kann. Es empfiehlt sich deshalb, vor allem Campingausrüstung, Elektronikgeräte und auch Marken- und Funktionskleidung mitzubringen.
Um den Tourismus nicht komplett zum Erliegen zu bringen, wird mit dem eigentlich illegalen «Dolar Blu» gehandelt. Der Umrechnungskurs dafür ist für Reisende sehr vorteilhaft, da dieser fast doppelt so hoch ist wie der «offizielle» Kurs. Schon nur während unserer zweimonatigen Reise ist der Kurs von 370 auf 400 ARS/USD angestiegen. Dies hat für uns Ausländer den Vorteil, dass wir immer mehr Pesos für unser Geld bekommen und so die Teuerung weitgehend kompensiert wird. Für die Einheimischen ist natürlich das Gegenteil der Fall. Um überhaupt an Dollars zu kommen, müssen sie laufend mehr Pesos dafür bezahlen. Trotzdem ist es für sie vorteilhafter, Ersparnisse, wenn sie denn überhaupt noch sparen können, in Dollars zu wechseln. Zum für sie günstigeren, offiziellen Kurs können sie hingegen schon gar keine Dollar wechseln, ein echtes Desaster für die lokale Bevölkerung.
Am besten ist es, neue, unbeschädigte 100-Dollar-Noten mitzuführen. Diese lassen sich am einfachsten und zum besten Kurs in Pesos (ARS) wechseln. Auch Euro und Schweizer Franken werden
angenommen, sind jedoch weniger verbreitet, wodurch der Kurs ist weniger vorteilhaft ist. In den Touristenzonen von Buenos Aires, speziellen in der zur
Fussgängerzone gehörenden Calle Florida, lässt sich einfach Geld wechseln. Am besten sucht man selber nach einer Wechselstube und erkundigt sich vorerst nach dem Kurs. Die
Schlepper, die überall in der Strasse ihre Dienst anbieten und die Leute in die das Wechselstuben locken, erhalten eine Provision, die natürlich der Kunde
bezahlt.
Auch unterwegs lässt es sich fast überall Geld wechseln, sei es in Restaurants, Läden oder bei Privatpersonen. Dort ist es üblich zu verhandeln oder den mittleren Tageskurs anzuwenden.
Eine weitere, gute Option ist, sich selber Geld via Western Union zu überweisen. Davon gibt es auch in kleineren Städten genügend Filialen. Allerdings ist es von Vorteil, ein entsprechendes Konto bereits zu Hause einzurichten. Der Haken bei dieser Methode ist aber oft, dass die Auszahlungssummen auf 60 bis 80 Tausend Pesos beschränkt sind, da schlicht nicht genügend Cash vorrätig ist. Für grössere Beträge sind oft mehrere Anläufe nötig, wenn wieder genügend Geld zur Verfügung steht. In Buenos Aires ist dieses Problem weniger gravierend, dafür muss man, je nach Standort, mit langen Warteschlangen rechnen. Oft ist eine Western Union Filiale in den grossen Carrefour Supermärkten integriert. Dort sollten meist auch grössere Summen bezogen werden können.
Seit Dezember 2022 hat die Argentinische Regierung für die Benutzung ausländischer Kreditkarten einen weiteren «Dollar Wechselkurs» eingeführt, den MEP. Dieser ist zwar ein paar Prozent weniger günstig als der Bargeldwechsel und WU-Überweisung, dafür muss man dem Bargeld nicht nachrennen. Wir haben vor allem den Treibstoff und grössere Einkäufe mit der Kreditkarte bezahlt.
Gar nicht zu empfehlen ist der Bargeldbezug an Bankautomaten. Dort wird zwar auch der MEP Kurs angewendet, aber der maximale Betrag ist sehr bescheiden und die lokalen Gebühren mehrheitlich horrend. Daher sollte dies nur in einem Bargeldnotstand die letzte Rettung sein.
Die grösste Banknote in Argentinien hat einen Wert von 1000 ARS, also etwa 3 USD. Das heisst beim Wechseln und Bezahlen grösserer Beträge, kommt ein ganz schönes Pack Banknoten zusammen (das Bild oben sind etwa 120 CHF). Die Argentinier sind aber, im Gegensatz zu uns selber, sehr fingerfertig, wenn es ums Zählen geht.
Auf der folgenden Webseite, können die aktuellen Wechselkurse abgerufen werden: dolarhoy.com
Benzin und Diesel ist in Argentinien vergleichsweise günstig. Selbst der Euro-Diesel mit <10ppm Schwefel ist fast überall erhältlich, im April 2023 zu einem Literpreis von ca. 0.75 CHF. Benzin und Normaldiesel sind deutlich günstiger.
In weniger stark besiedelten Regionen können die Distanzen zwischen Tankstellen schnell mal 200 km und mehr betragen. Es ist deshalb vor allem mit einem Fahrzeug mit kleiner Reichweite ratsam, die Tankstopps gut zu planen. Auf abgelegenen Routen, zum Beispiel in Patagonien oder in der Puna, kann es auch zu Engpässen in der Versorgung kommen, weshalb dort noch mehr Planung nötig wird.
Bei fast allen Tankstellen, vornehmlich YPF, kann mit der Kreditkarte bezahlt werden.
Beim Besuch von Buenos Aires, aber auch anderen Grossstädten Argentiniens, wird für die Nutzung des öffentlichen Verkehrs eine Sube Card benötigt. Die Karte kann an Kiosken, in Läden und grösseren U-Bahnstationen geladen werden. Die Preise von Bus und Bahn sind sehr günstig, in der Regel weniger als 50 ARS (20 Rappen) pro Fahrt. Eine Karte genügt, da man problemlos für mehrere Personen damit bezahlen kann.
Einen Haken hat diese Karte allerdings: Es gibt sie kaum irgendwo zu kaufen! Die auf der Website gelisteten Verkaufsstellen haben bei weitem nicht alle die Karten vorrätig. Der Onlinekauf funktioniert für Ausländer leider auch nicht, da man eine DNI (Registrierungsnummer für Einwohner) benötigt.
Weitere Informationen hier: <LINK>
In Ortschaften unter 2000 Einwohnern ist das Angebot an Frischwaren oft eingeschränkt. Zudem muss man sich oft zu den einzelnen Läden durchfragen, denn Supermärkte mit umfangreichem Komplettangebot findet man höchstens in grösseren Städten.
Bäckereien findet man auch in kleinen Orten, allerdings bieten diese fast ausschliesslich das weiche, weisse Stangenbrot an. Schon deshalb lohnt es sich, wenn man unterwegs selber Brot backen kann. Weissmehl und Trockenhefe sind überall käuflich. Spezialmehlsorten und Vollkornmehl sind dagegen nur in grossen Supermärkten und in Reformhäusern («Diététicas») erhältlich.
Frisches Gemüse und Früchte kauft man vorzugsweise in einer «Verdulereria» oder «Fruteria». Die Qualität ist oft besser und die Waren günstiger als im Supermarkt. Abstriche muss man in Patagonien und in abgelegenen Wüstengebieten des Nordwestens machen, vor allem da dort die Transportwege für die Anlieferung teils immens sind. In diesen Gebieten wurden öfter auch Waren angeboten, welche bei uns als vergammelt weggeworfen werden, da eben oft nur alle 2 Wochen frische Lebensmittel nachgeliefert werden können.
Wein und Bier kauft man am günstigsten in einem chinesischen Supermarkt. Diese sind in grösseren Ortschaften sehr verbreitet und bieten meist ein gutes Angebot, nicht nur bei Alkoholika, und lange Öffnungszeiten (sie auch während der Siesta geöffnet)
Argentinien ist unter anderem für seine Grilladen bekannt, daher ist Fleisch überall leicht erhältlich. Allerdings werden die Tiere komplett anders in ihre Bestandteile zerlegt. Auch die beliebtesten Stücke für den Grill sind andere als bei uns. Um die Grillkultur und die verwendeten Stücke etwas näher zu beleuchten, haben wir einen separaten Artikel zum Thema geschrieben.
Die kleinen Läden in den meisten Regionen Argentiniens sind in der Regel ab etwa 12 oder 13 Uhr bis 17 oder 18 Uhr geschlossen!
Vorneweg: Die allermeisten Campingplätze in Argentinien entsprechen nicht den gängigen Standards von europäischen Campingplätzen. Meist sind diese veraltet und etwas heruntergekommen. Auch die Sauberkeit lässt zum Teil zu Wünschen übrig. Preislich waren diese jedoch, angesichts des finanziellen Umfeldes, anfangs 2023 für Ausländer sehr erschwinglich. Die Übernachtungen waren zwischen gratis bis etwa 2500 ARS pro Person sehr günstig und deshalb sollte man vielleicht auch nicht zu viel erwarten. Für Pensionäre lohnt es sich oft, nach einem Preisnachlass zu fragen. Argentinien bietet oftmals Rabatte für Rentner, vielfach zwar nur für Einheimische, trotzdem lohnt es sich immer, nachzufragen.
Warme Duschen sind in den Campingplätzen oft nur zu bestimmten Zeiten, meist abends und/oder morgens verfügbar. Wenn Internet angeboten wird, ist dieses überwiegend sehr langsam und instabil und oft nur in der Nähe des Empfangs bzw. des Eingangs brauchbar. Die «Camping Municipal» der Gemeinden zählen mehrheitlich zu den günstigsten, aber oft auch zu den einfacheren Einrichtungen.
Wildcampen ist grundsätzlich möglich, aber nicht in allen Regionen ist es einfach, einen schönen Platz abseits der Strasse zu finden. Oft stehen Zäune entlang der Strecken oder aber Wege und Strassen, die von der Hauptroute wegführen, sind in Privatbesitz. Die App iOverlander bietet in Argentinien die beste Abdeckung bezüglich Übernachtungsplätzen sowie für viele weitere aktuelle Informationen. Einzig auf Preisangaben, welche älter als ein paar Monate sind, ist kein Verlass (siehe oben)
Wie in den meisten Ländern lohnt es sich, in Argentinien eine lokale SIM zu beschaffen. Die Preise sind generell günstig. Die Netzabdeckung ist aber vor allem in Patagonien und in abgelegenen Regionen auf Ortschaften beschränkt, während im Norden des Landes fast überall für Empfang gesorgt ist.
Wir hatten das Glück, dass unsere Freunde ein reguläres Abo bei «Personal» für uns abschliessen konnten. Für knapp 2000 ARS/Mt. (Januar 2023, 5 CHF) enthielt dieses unbeschränkte lokale Telefonie und WhatsApp, sowie 5 GB Daten. Für Ausländer ist es nicht sehr einfach, ein solches Abo abzuschliessen und auch die monatlichen Zahlungen lassen sich ohne argentinisches Bankkonto nicht ohne weiteres bewerkstelligen.
Für Touristen stehen jedoch extra Prepaid Angebote zur Verfügung. Diese sind möglicherweise etwas teurer, aber generell immer noch relativ preisgünstig.
Öffentliches WiFi ist vielerorts verfügbar, aber die Verbindungen sind in der Regel langsam und instabil. Zum Arbeiten oder Streamen sind diese jedenfalls meist nicht zu gebrauchen. Selbst in Privathaushalten darf man diesbezüglich keine Wunder erwarten, schon gar nicht ausserhalb von Städten.
Weitere Informationen zum Langzeitreisen findet man im «Overlander Handbuch». Dieses bieten wir kostenlos zum Download an <LINK>