Im März 2015 ist uns der umgebaute Land Cruiser Camper übergeben worden. Nach einigen weiteren Optimierungen und dem Einrichten sollte das Fahrzeug nun ein erstes Mal einem Praxistest unterzogen werden. Marokko bot sich uns aus zwei Gründen an:
Unten nun die Geschichte unseres ersten kleinen Abenteuers im Azalai.
Eine besondere Seite widmen wir den unglaublichen Handwerkern, welche wir in den verschiedenen Städten beobachten konnten --> LINK
23.4. Donnerstag
Strecke: Rheinfelden – Genf - Annecy – Sete
Distanz: Ca. 760 km
Wetter: Schön, warm
Übernachtung: Fähre
Um etwa acht Uhr hatten wir gepackt und waren startklar. In Kirchberg legten wir einen kurzen Zwischenstopp ein, um Myrta’s Enkelin Mayla ihre Geburtstagsgeschenke zu überbringen. Danach mussten wir einen fehlenden Spanngummi für die Schaufel auf dem Dach besorgen und schon ging es weiter Richtung Genf. Auf der Autobahn durch die Alpen war wie immer wenig Verkehr und wir kamen gut voran. Um etwa 4 Uhr liefen wir im Hafen von Sete ein und kümmerten uns als erstes um unsere Tickets. Wir bekamen gleich einen ersten kleinen Vorgeschmack auf die Grenze in Marokko. Dicht gedrängt stand eine Traube von Passagiere vor den 4 geöffneten Schaltern an, zwei weitere Abfertigungsfenster waren zwar besetzt, aber nicht offen.
Bald schon begann das Verladen, aber wie sollte der Ablauf mit einem italienischen Schiff in einem französischen Hafen reibungslos von statten gehen, wir hatten nicht zu grosse Erwartungen. Immerhin waren nach drei Stunden alle an Bord und das Schiff lief mit nur einer Stunde Verspätung aus. Bereits beim Ticketkauf wurden wir informiert, dass sich die Reederei aus „meteorologischen" Gründen vorbehalten würde, Melilla statt Nador anzulaufen. Das Mittelmeer präsentierte sich zwar spiegelglatt, aber Melilla wurde sowieso angelaufen, warum auch immer.
Noch vor dem Auslaufen wurde im Restaurant das Nachtessen serviert. Wir hatten die Malzeiten vorab gebucht und dafür Essensgutscheine ausgehändigt bekommen. An Bord wurden wir nun über die Details der zu erwartenden Verpflegung informiert. Diese sollte entweder aus einer Vorspeise mit Beilage oder aber aus einer Hauptspeise mit Beilage bestehen. Wir hatten eher ein komplettes Menü erwartet und nicht entweder oder. Wie dem auch sei, satt wurden wir so oder so. Nach dem Essen zogen wir uns in die Kabine zurück und schliefen bald wie die Steine.
24.4. Freitag
Strecke: Auf See
Distanz: Ca. 0 km
Wetter: Meist schön, zum Teil dunstig, warm
Übernachtung:Fähre
Wir hatten beide wunderbar geschlafen und standen erst gegen neun Uhr auf. Viel gab es auf einem solchen Schiff ohnehin nicht zu tun, also gingen wir nach einem bescheidenen Frühstück zurück in die Kabine und verbrachten die Zeit mit lesen. Am späten Nachmittag bekam man Gelegenheit, die Fahrzeugformalitäten beim marokkanischen Zoll schon mal abzuwickeln. Die Schlange vor dem Schalter war aber so lang, dass wir diese Aktion vorerst verschoben. Tatsächlich war später, zur Nachtessenszeit, der Andrang vorbei und wir hatten unseren Zettel nach wenigen Minuten in den Händen. Auch heute gingen wir früh zu Bett, denn wir waren tatsächlich auch vom Nichtstun müde geworden.
25.4. Samstag
Strecke: Melilla – Nador – Segangane – Tizirhine – Midar – Aknoul – Taza – Jebel Tazzeka
Distanz: Ca. 281 km
Wetter: Meist bewölkt, warm
Übernachtung: Buschcamp „Camp 01“
Mit einer guten Stunde Verspätung machte das Schiff in Melilla fest. Wir hatten eine ziemlich gute Position in der Garage und fuhren als eines der ersten Autos von Bord. Da wir uns auf spanischem Hoheitsgebiet und somit in der EU befanden, war die Zollkontrolle ein Durchwinken. In der Stadt war noch nicht viel los und es hatte auch kaum Verkehr. Da aber kurz vor uns bereits ein Schiff gelandet war, herrschte an der marokkanischen Grenze schon recht Betrieb. Wie üblich musste man sich ein wenig durchfragen, was man wo an Stempeln und Unterschriften besorgen musste, aber nach etwa 1 ½ h waren wir trotz Chaos durch. In Nador besorgten wir erst mal Dirham, kauften etwas Gemüse und Früchte ein und das Auto wurde mit Treibstoff versorgt. Der CHF war im Laufe Winters auch gegenüber dem Dirham stark aufgewertet worden, so dass alles nun noch günstiger zu haben war. Einzig eine SIM Karte für das mobile Internet konnten wir nicht sofort besorgen, da die Maroc Telecom Geschäfte am Wochenende geschlossen waren. Es würde uns wohl nicht umbringen, wenn wir ein paar Tage ohne Netz leben müssen.
Wir schnitten die Landzunge nördlich von Nador ab und gelangten wieder ans Mittelmeer. Wir folgten der nahezu unberührten Küste nach Westen. Immer wieder erblickten wir kleine Strände, die sich teilweise auch als Übernachtungsmöglichkeiten angeboten hätten. Dazu war es aber definitiv noch zu früh und einen Tag am Strand brauchten wir auch noch nicht. Bei Tizihin bogen wir nach Süden in die Berge ab. Schöne Erosionslandschaften und grüne, mit Blumen übersäte Felder erfreuten das Auge. Dies war definitiv keine Gegend, in der viele Touristen unterwegs waren. Auf einem Pass bogen wir auf eine Bergpiste ab, welche einige Kilometer durch unbewohnte Regionen mit schönen Föhrenwäldern führte. Auch hier kamen wir an mehreren herrlichen Plätze zum Übernachten vorbei. Die Piste kletterte auf über 1500 m ü M hoch und war zum Teil so steil, dass der Land Cruiser nur noch im zweiten Gang vorwärts kam. Wir durchfuhren eine wunderschöne und offenbar nicht häufig besuchte Gegend. In einem kleinen Ort hielten wir an, um einen ersten Thé à la Menthe zu geniessen, den typischen süssen Schwarztee mit Pfefferminzblättern. Auf kleinen Strassen ging es immer weiter südwärts, bis wir in Taza die N6 überquerten, um danach gleich wieder in die Berge des Jebel Tazzeka zu entschwinden. Wie schon öfter in letzter Zeit, stieg das Garmin GPS aus und wollte einfach nicht mehr starten. Es blieb uns nichts anderes übrig, als tatsächlich wieder einmal nach Karte zu navigieren. Die wilde Gegend bot immer wieder schöne Ausblicke zurück ins Tal, bis wir schliesslich auf fast 1500 m eine Hochebene erreichten. Unterdessen war es Zeit geworden, nach einem Übernachtungsplatz Ausschau zu halten. Der erste Versuch endete bei ein paar Bauernhäusern, im zweiten Anlauf passte es aber. An einer kleinen Piste, mitten in den Büschen, fanden wir ein hübsches Plätzchen. Kaum waren wir richtig eingerichtet, erhielten wir Besuch von einer Ziegen- und Schafherde, begleitet von einem Mann und dessen Tochter. Leider sprachen die beiden kein Französisch, so dass die Konversation primär mit einem Lächeln und mit Händen und Füssen von statten ging. Nach kurzer Zeit zogen sie weiter und wir widmeten uns wieder dem Nachtessen. Bald brutzelte ein Chicken Curry in der Pfanne, welches wir uns hungrig schmecken liessen, nachdem wir seit dem Frühstück nichts mehr gegessen hatten. Nach dem Abwasch und als alles wieder aufgeräumt war, machten wir einen Spaziergang in der Umgebung und sahen erst jetzt so richtig, in welch schöner Gegend wir gelandet waren.
Auch heute gingen wir relativ früh zu Bett, denn wir hatten einen langen Tag hinter uns. Wir hatten uns zudem noch nicht festgelegt, ob wir unsere Uhren auf Mitteleuropäische oder Marokkanische Zeit einstellen sollten, aber eigentlich spielt das ja keine Rolle.. oder?
26.4. Sonntag
Strecke: Camp 01 – Merhaoua – Boulmane – Zaida – Boumia – Tunfite – Imilchil – Lac Tiznit
Distanz: Ca. 405 km
Wetter: Leicht bewölkt., warm, später kühl und windig
Übernachtung: Buschcamp Camp 02 (Lac Tiznit)
Die Temperatur war während der Nacht nicht viel tiefer gefallen, obschon wir auf 1500 m waren, zeigte das Thermometer am Morgen früh noch knapp 10 Grad an. Sobald die Sonne zum Vorschein kam, wurde es wesentlich wärmer. Allerdings zogen immer wieder Hochnebelschwaden vorbei, die das Aufwärmen etwas verzögerten. Bevor wir unser Frühstück auf dem Tisch hatten, ritt bereits ein Bauer auf seinem Esel vorbei, grüsste fröhlich und zog weiter.
Als wir los fahren wollten, spielte das Garmin schon wieder verrückt und auch mehrmaliges neu starten brachte keinen Erfolg. Als ich schliesslich das Ersatzgerät mit der Route bestückt hatte, tat plötzlich auch das andere ohne meinen Einfluss wieder was es tun sollte. Computer ist eben wenn's trotzdem geht….
Die Strasse führte durch die Berge immer weiter südwärts. Entlang der Strecke wurde überall auf kleinsten Feldern Getreide angebaut und Blumen aller Arten schmückten die Landschaft mit Farbtupfern. Nachdem wir eine Talsohle durchquert hatten, stieg die Strasse auf der anderen Seite bis über 2000 m an. Auf dieser Höhe wurde die Gegend kahl und es war kaum mehr Vegetation auszumachen. Nachdem wir auf den steilen Bergstrassen nur langsam voran gekommen waren, konnten wir nach einem Abstieg in ein weites Tal etwas öfter Gas geben. Südlich von Boulmane trafen wir auf die Hauptstrasse, welche von Fes her kommt. In der Folge konnten wir auf der schurgeraden, wenn auch rumpligen Strasse einen guten Schnitt fahren. Selbst innerhalb der kilometerlangen Baustelle, wo die Strasse verbreitert werden sollte, kamen wir gut voran. In Zeida füllten wir vorsorglich den Tank, denn von hier bis Imilchil konnten wir nicht mit einer weiteren Tankstelle rechnen. Vor Boumia kannte unser GPS wieder einmal eine Abkürzung. Auf einer rumpligen Piste schnitten wir ein paar Kilometer Teerstrasse ab und kamen so an der Mülldeponie der Ortschaft vorbei. Kein wirklich schöner Anblick, aber dafür konnten wir ohne schlechtes Gewissen unseren kleinen Abfallsack zum restlichen Müll dazu schmeissen.
Vor Tounfite leistete sich das GPS den selben Spass noch einmal und wieder kamen wir an der Abfallhalde vorbei in die Ortschaft rein. In Tounfite selber kamen wir nur im Schritttempo vorwärts, denn es fand ein Markt statt und die Strassen waren von hunderten von Leuten bevölkert. Danach ging es in die Berge und zu meiner Überraschung führte die Strecke nicht über eine Piste wie erwartet, sondern bis nach Imilchil auf einer Teerstrasse. Wir durchquerten schöne Täler mit kleinen Orten und grünen Feldern. Auf der Fahrt durch den Hohen Atlas waren aber auch immer wieder Pässe zu überwinden. Die Strasse stieg bis auf 2800 m hoch, bevor sie nach Imilchil hinunter führte.
Unterdessen war es schon recht spät geworden, aber in den Bergen fanden wir nirgends einen passenden Übernachtungsplatz. Entweder war es nicht möglich, die Strasse zu verlassen oder aber es waren Dörfer oder Häuser in der Nähe. Also fuhren wir weiter bis zum Lac Tiznit, wo wir problemlos einen flachen Stellplatz direkt am Strand fanden. Der Wind pfiff heftig über die Hochebene, so dass wir uns nach einem Apero im Freien bald ins Auto zurückzogen. Ich kochte unsere Spaghetti zwar draussen, aber gegessen wurden diese an der Wärme. Als die Sonne später unterging, fiel die Temperatur bald unter 10 Grad, mit dem kräftigen Wind fühlte es sich noch kälter an.
Nachdem alles auf- und zusammengeräumt war, lud ich einen Teil unserer E-Bibliothek auf Myrta's Tablet, so dass sie sich ein neues Buch zum lesen aussuchen konnte. Noch lange in die Nacht hinein hörten wir die Frösche im nahen See quaken.
27.4. Montag
Strecke: Lac Tiznit – Amergui – zurück nach Taguelft – La Cathedrale
Distanz: Ca. 228 km
Wetter: schön, warm (Morgens noch 2°C, nachmittags >25°C)
Übernachtung: Camp 03 (La Cathedrale)
Es war ganz schön frisch geworden am Lac Tiznit, kein Wunder, übernachteten wir doch auf 2400 m. Wir liessen daher erst mal die Heizung etwas Wärme ins Haus bringen, bevor wir uns aus den Federn wagten. Sobald die Sonne zum Vorschein kam, wurde es bedeutend gemütlicher, zumal es jetzt windstill war und der See wie ein Spiegel dalag. Nach dem Morgenessen fuhren wir erst noch zu einem zweiten See, welcher ein paar Kilometer weiter östlich in einem Talkessel liegt. Auch dieser See war spiegelglatt, so dass sich die Berge und die grünen Felder darin spiegelten.
Nördlich des Passes ging es wieder talwärts und nach wenigen Kilometern bogen wir von der Hauptstrasse ab auf eine Piste. Hier waren überall Strassenarbeiten im Gange, so dass wohl auch diese Piste bald verschwunden sein wird. Es war also nicht weiter verwunderlich, dass bald danach die Strecke bis Amergui bereits über eine Teerstrasse führte. Ein paar Jahre zuvor war dies noch eine abenteuerliche Fahrt auf kleinen Pisten, welche zum Teil sogar im Flussbett verliefen. Schon damals waren jedoch Ausbauarbeiten an der Piste nach Amergui hinunter begonnen worden. Als wir schliesslich im Ort ankamen und am Dorfausgang auf die Piste durch die Schlucht in Richtung La Cathedral trafen, wunderte ich mich, dass keine frischen Fahrspuren zu sehen waren. Ich erkundigte mich bei einem Einheimischen nach dem Grund. Nicht ganz überraschend erklärte er uns, dass die Piste unterbrochen und nicht passierbar war. Ohjee.. das hiess einen ganz schönen Umweg zu fahren. Zurück im Dorf winkte uns ein Herr und bedeutete uns anzuhalten. Es stellte sich heraus, dass er uns schon beim runterfahren gesehen hatte und uns stoppen wollte, da er vermutete, dass wir den Weg durch die Schlucht nutzen wollten. Er lud uns zum Tee ein und erklärte uns, dass er eine Organisation leite, welche sich für die Armen in der Gegend einsetzt. Er zeigte uns Bilder vom vergangenen Winter, als schier unglaubliche Mengen an Schnee gefallen waren, was für diese Gegend sehr ungewöhnlich ist. Wir hinterliessen ihm ein paar Kleidungsstücke, welche wir für solche Gelegenheiten dabei hatten und fuhren dann notgedrungen wieder zurück.
Unterwegs fiel mir eine Piste auf, welche den langen Umweg eventuell verkürzen konnte. Ein Blich auf die Karte betätigte dies, also bogen wir von der Teerstrasse ab. Viel Verkehr schien es hier nicht zu geben, denn wir sahen nur gerade eine Fahrzeugspur im Staub. Die Strasse war zwar etwas ruppig, aber gut ausgebaut. Langsam tuckerten wir ein Tal entlang. Tiere hatten unzählige Spuren hinterlassen, als der Untergrund vom Regen aufgeweicht war, was die Piste recht holprig machte. Um die Schläge etwas abzufedern, verringerte ich nochmals den Luftdruck in den Reifen, so dass diese weicher wurden. Kurz vor Taguelft trafen wir wieder auf eine gut ausgebaute Piste, der wir bis zur Teerstrasse folgten. Nun führte die Strecke wieder durch eine fruchtbare, hügelige Landschaft, alles war grün und unzählige Blumen blühten in den Hängen. Bei Ouaouizarth bogen wir wieder in die Berge ab. Das Westende des grossen Staudamms überquerten wir auf einer klapprigen Brücke. Daneben war jedoch ein neuer Übergang im Bau, so dass zukünftig auch Lastwagen in die Täler hochfahren können.
In Tilouggite kauften wir frisches Brot und fuhren anschliessend noch ein paar Kilometer ins Tal hinein. Direkt unterhalb von „La Cathedrale“, einem sehr markanten Berg, welcher die Form einer Kathedrale aufweist (mit etwas Phantasie), fanden wir direkt am reissenden Fluss einen schönen Platz zum Übernachten. Kaum hatten wir abgestellt, fuhr ein LKW direkt vor unserer Haustüre vorbei. Er war etwas weiter hinten von ein paar Jungs mit Sand beladen worden, mit blossen Händen, wohlgemerkt. Wir warfen die Heizung an, um warmes Wasser für eine wohlverdiente Dusche zu erhalten. Hinter dem Auto versteckt genossen wir danach ein Freiluftbad. Erfrischt und sauber geschrubbt erfreuten wir uns am warmen Wetter. Sogar den leichten Wind empfanden wir als angenehm, denn es war inzwischen wirklich schon beinahe heiss geworden.
Wir sammelten Feuerholz, denn es bot sich geradezu an, heute das Nachtessen auf dem Grill zuzubereiten. Zuerst liessen wir uns aber in der warmen Sonne ein kaltes Bier schmecken. Danach kümmerte ich mich ums Feuer und den Grill, während Myrta einen Tomaten- und fürs Dessert einen frischen Fruchtsalat vorbereitete. Nachdem die Sonne untergegangen war, wurde es zwar etwas kühler, aber es blieb angenehm. Als es eindunkelte, begannen ringsherum die Frösche in allen erdenklichen Tonlagen zu quaken. Manche tönten als ob Spechte auf morsches Holz hacken würden, vor allem waren sie sehr laut. Wir waren gespannt, wie wir bei dem Radau schlafen sollten….
28.4. Dienstag
Strecke: La Cathedrale – Zaouia Ahanesal – Agouti – Demnate - Marrakesch
Distanz: Ca. 228 km
Wetter: schön, warm (Morgens 9 °C, nachmittags >25 °C)
Übernachtung: Marrakesch Camping Ourika
Die Nacht war einiges milder gewesen als die vorhergegangenen und selbst die Frösche mussten offensichtlich hin und wieder eine Pause einlegen. Noch während des Frühstücks kamen die Sandschaufler zurück an die Arbeit. Der LKW fuhr sehr vorsichtig an unserem Camp vorbei, um ja keinen Staub aufzuwirbeln.
Der Piste weiter folgend fuhren wir an La Cathedrale vorbei, immer weiter in die Höhe. Ein kurzer Schreckmoment fuhr uns in die Knochen, als wir dem Bachbett folgend ein Stelle passierten, wo die Piste weggeschwemmt worden war. Erst sah alles recht harmlos aus, aber plötzlich kippte das Auto nach rechts ab, in einen nicht sichtbaren Graben im Fluss. Ein beherzter Stoss mit dem Gaspedal brachte uns jedoch wohlbehalten aus der Situation heraus.
Im Verlauf der Fahrt konnten wir immer wieder einen Blick zurück auf den markanten Felsen der Kathedrale werfen, bis wir schliesslich so hoch gestiegen waren, dass auf den Felsen herunter schauen konnten. Wunderschöne Föhrenwälder und auch immer wieder Blicke ins tief unter uns liegende Tal belohnten uns für die rumplige Fahrt auf der Bergpiste. Vor Zaouia Ahanesal erreichten wir wieder die Talsohle und folgten dem tosenden Fluss. Die Landschaft war nun wieder grün und jeder Quadratmeter Fläche war bepflanzt. Nachdem wir den Ort erreicht hatten, fuhren wir auf der Teerstrasse bis zum Tizi-n-Ilissi auf über 2600 müM, um nach der Passhöhe wieder auf eine Piste abzubiegen. Wir überquerten einen weiteren Pass und erfreuten uns an der herrlichen Aussicht auf die 4 Tausender des hohen Atlas, welche immer noch tief verschneit, eine beeindruckende Kulisse boten. Tief unten im Tal erblickten wir typische, in roten und beigen Farbtönen leuchtende Dörfer und grüne Felder, welche in starkem Kontrast zum blauen Himmel standen.
Durch nach und nach weniger hohe Berge fuhren wir Demnate entgegen. Es dauerte aber eine ganze Weile, bis wir wieder in stärker bevölkerten Gegenden anlangten. Nachdem wir wieder einmal getankt hatten, führte die Strecke durch endlose Getreidefelder. Es erschien uns unglaublich, aber das Getreide wurde hier tatsächlich noch von Hand mit der Sichel geerntet. Die Halme wurden klassisch zu Garben gebunden und danach eingesammelt.
Bald erreichten wir die Vororte von Marrakesch, wo der Verkehr wieder dichter und hektischer wurde, was für uns nach Tagen in den Bergen etwas gewöhnungsbedürftig war. Wir fuhren mitten durchs Zentrum, vorbei am Djemaa el Fna, in Richtung Ourika zum gleichnamigen Campingplatz, unserem Aufenthaltsort für die nächsten zwei Nächte. Wir richteten uns in der sehr schönen und gepflegten Anlage ein. Der Platz liegt zwar an der Strasse, aber unsere Parzelle befand sich hinter dem Restaurantgebäude, so dass sich der Lärm im Rahmen hielt.
Wir genossen als erstes ein wohlverdientes, kühles Bier in der warmen Abendsonne. Danach liessen wir uns von einem Taxi ins ca. 10 km entfernte Stadtzentrum fahren. Wir stiegen in der Nähe des Djemaa el Fna aus und schlenderten gemütlich in Richtung dieses berühmten Marktplatzes. Die Restaurants waren bereits aufgebaut und der Platz war, wie immer zu dieser Tageszeit, dicht bevölkert. Wir machten erst einen kurzen Abstecher in die Souks hinein, damit Myrta einen kleinen Vorgeschmack auf diese geschäftigen Gassen bekam. Zurück auf dem Platz der Gehenkten, wie der Djemaa el Fna übersetzt heisst, genossen wir einen frischen Fruchtsaft zum Apero. Anschliessend suchten wir uns einen Essensstand aus und assen als Vorspeise eine Suppe. An einem nächsten Stand bestellten wir gegrilltes Gemüse und Fleischspiesschen als Hauptgang.
Mit dem öffentlichen Bus fuhren wir bald danach ins Camp zurück, wo wir die Gelegenheit nutzten, im Internet mal wieder die neuesten Nachrichten abzurufen. Unterdessen war es bald elf Uhr geworden und die Temperaturen waren noch immer angenehm warm.
30.4. Donnerstag
Strecke: Marrakesch – Ourika – Tahanoute – Asni – Iljoukak – Ouadouz – Taroudant – Souk Tnine Toufelazt - Tafraoute
Distanz: Ca. 376 km
Wetter: schön, warm (Morgens 12 °C, nachmittags >25 °C)
Übernachtung: Buschcamp 06 (Nähe Tafraoute)
Heute waren wir schon recht früh unterwegs. Die Sicht Richtung Atlas-Gebirge war zu dieser Tageszeit noch von Dunstschleiern getrübt. Wir verzichteten deshalb auf einen Abstecher ins Ourika Tal und durchquerten die Felder westlich von Ourika, um zur Hauptstrasse Richtung Tizi n'Test Pass zu kommen. Dieser folgten wir immer weiteransteigend nach Süden, vorbei am gut gefüllten Stausee.
Bei Iloukak bogen wir in ein kleines Seitental ab. Zu Beginn war die Strasse noch geteert, schon bald erklommen wir aber auf einer sehr steilen, schmalen Bergpiste den Tizi n'Oulaoune. Über 1000 Höhenmeter galt es zu bewältigen und dies oft im ersten Gang. Auf der kurvenreichen Strecke hiess das ständig am Lenkrad zu drehen, und in einigen Spitzkehren sogar zweimal anzusetzen. Nach erreichen der Passhöhe ging es auf der anderen Seite bedeutend weniger steil wieder hinunter. An den Hängen blühten Lavendelbüsche, die uns mit ihrem intensiven Duft anlockten. Wir pflückten einen Strauss, um diesen im Auto aufzuhängen. Auch für Angi und Chris, die wir heute noch treffen wollten, stellten wir ein Bouquet zusammen.
Ab Ouadouz waren einmal mehr Bauarbeiten im Gange, um die Piste zu verbreitern, für uns nicht ganz verständlich warum, da hier kaum Autos unterwegs waren. Später trafen wir auf die N10, die Hauptverbindung von Agadir nach Ouarzazate, wo etwas mehr Verkehr war. Die Strecke führte jedoch durch den flachen Talgrund, so dass wir entsprechend gut voran kamen. Links und rechts erstreckten sich grosse Plantagen mit Zitrus- und Olivenbäumen. Um nach Tafraoute zu gelangen, mussten wir jedoch erneut in bergigere Regionen fahren. Durch immer kargere Landschaften erklommen wir einen weiteren Pass und erreichten so ein Hochplateau. In dieser Gegend wachsen die bekannten Arganbäume, aus deren Früchten das begehrte Arganöl gewonnen wird. Es dauerte auch nicht lange, bis wir die ersten, ebenso berühmten Ziegen in diesen Bäumen herum klettern sahen. Für sie sind die kleinen Ölfrüchte eine willkommene Abwechslung auf dem Speiseplan und sie scheinen dafür keine noch so waghalsige Kletterei zu fürchten. In den kleinen Ortschaften, durch die wir kamen, sahen wir einige sogenannte Agadire oder Speicherburgen. Viele dieser Gebäude, die den halbnomadisch lebenden Berbern früher als Kornspeicher und für die Aufbewahrung ihres Hausrates während der Wanderung dienten, sind am Zerfallen. Andere dieser bis zu 500 Jahre alten Speicherburgen, die auch als Zufluchtsort bei Gefahr genutzt wurden, werden auch heute noch unterhalten und sind entsprechend gut intakt.
Gegen fünf Uhr nachmittags trafen wir an unserem heutigen Ziel in Tafraoute ein und erledigten als erstes ein paar Besorgungen auf dem Markt. Anschliessend fuhren wir Richtung Stadtrand, wo Angi und Chris irgendwo ihr Lager aufgeschlagen hatten. Wir staunten nicht schlecht, als uns Chris plötzlich winkend entgegenkam. Wie sich herausstellte, hatte er auf unserer Webseite den Reiseverlauf verfolgt und erkannt, dass wir bereits in der Stadt waren. So wusste er genau, wo er uns abfangen und zu ihrem Camp führen konnte, welches an einem wunderschönen Ort unter Palmen lag. Nach einer herzlichen Begrüssung erwähnten wir, dass wir kurz zuvor einen Deutschen Steyr gesehen hatten, also ein ähnliches Fahrzeug wie das ihre, und es stellte sich heraus, dass diese Bekannten mittlerweile ebenfalls hier eingetroffen waren. Chris rief alle zusammen und wir feierten das Wiedersehen mit einem zünftigen Apero. Da Chris und Angi schon etwas länger unterwegs waren, freuten sie sich speziell über die frischen Käse und Wurstwaren, die wir aus der Schweiz mitgebracht hatten. Auch ein Einheimischer, der erstaunlich gut Deutsch sprach, gesellte sich zur gemütlichen Runde.
Wir beschlossen, gemeinsam zum Nachtessen in die Stadt zu fahren. Unser kleiner Camper diente dabei als Taxi. Das Essen im Restaurant Kasbah war hervorragend und wir bekamen sogar Rotwein serviert. Wir genossen den fröhlichen und geselligen Abend mit unseren Reisefreunden.
1.5. Freitag
Strecke: Tafraoute – Ait Mansour – Akka Goldmine - Buschcamp
Distanz: Ca. 228 km
Wetter: schön, heiss (Morgens 14 °C, nachmittags >35 °C)
Übernachtung: Buschcamp 07
Schon bald nach dem Frühstück machten sich die beiden Deutschen, Ute und Thomas, auf die Weiterreise, während wir gemütlich noch etwas sitzen blieben. Wir waren schon am frühen Morgen froh um den Schatten, denn es schien ein heisser Tag zu werden.
Nachdem wir einen groben Tagesplan gefasst und unsere Siebensachen gepackt hatten, fuhren wir in die Stadt, da die Damen noch ein wenig rumschauen wollten und noch ein paar Kleinigkeiten besorgt werden mussten. Ich füllte unterwegs den Dieseltank auf und danach trafen wir uns mit Angi und Chris, um die paar wenigen Gassen, die den Touristen hier etwas zu bieten hatten, abzulaufen. Tafraoute gilt als Zentrum der Babouche Herstellung, diesen für Marokko typischen, handgefertigten Lederschuhen. Bei der riesigen Auswahl an Schuhen in allen Farben wurde man schnell fündig und hatte in Kürze hübsche Mitbringsel in der Tasche.
Unser nächstes Ziel waren die farbigen Felsen, wenige Kilometer ausserhalb der Stadt. Der belgische Künstler Jean Verame hatte 1984 die Idee, verschiedene Steingruppen mit grossem Aufwand und noch grösseren Mengen Farbe zu bemalen. Er wählte dazu auf einer Fläche von etwa 2 Quadratkilometern verschiedene Formationen aus und besprühte diese vorwiegend mit blauer, aber auch rosa oder grüner Farbe. Inzwischen lockt die schöne Landschaft dank dieses Kunstwerkes Scharen von Touristen an. Bei unserem Aufenthalt waren wir allerdings ausser einer deutschen Familie und einem französischen Paar die einzigen Besucher, so dass wir die Steine in Ruhe besichtigen konnten.
Über einen steilen Pass gelangten wir ins Tal von Ait Mansour. Der Talgrund der Schlucht ist dicht mit Dattelpalmen bewachsen und bildet einen angenehmen Kontrast zu der sonst kargen, steinigen Gegend. Wir parkten unsere Autos und schlenderten ein paar Meter durch das enge, grüne Tal. Dabei fiel uns auf, wie viel Schaden der Fluss beim kurz zuvor aufgetretenen Unwetter angerichtet hatte und wieviel Treibholz überall herumlag. Wir nutzten diese Gelegenheit, um unsere Brennholzvorräte aufzustocken.
Wir folgten dem Tal weiter bis an dessen südliches Ende. Die Schlucht war hier bei weitem nicht mehr so eng, dafür hatten wir eine schöne Aussicht auf die kleinen Dörfer und die grossen Palmenhaine. Bald bogen wir von der Hauptstrasse ab und fuhren in Richtung einer Goldmine. Auf der Höhe eines weiteren Passes hatten wir Ausblick auf das ausgedehnte Areal der Mine, in welcher Gold im Untertagbau abgebaut wird. Wenige hundert Meter vor dem Werkstor gelangten wir auf eine sehr gute und neu gestossene Piste. Da wir mit einer kleinen, rumpligen Strecke gerechnet hatten, erfreuten wir uns am schnellen Vorwärtskommen. Durch steinige Ebenen, vorbei an kleinen Dörfern in der Ferne, fanden wir schliesslich ein gemütliches Camp an einem Oued, das etwas abseits der Piste lag.
Nach einem Apero startete Chris ein Feuer und die Damen rüsteten Salate fürs Nachtessen. Wir konnten Chris aus unserem Vorrat einen Chlöpfer anbieten und auch von der grossen Bratwurst kriegte er seinen Anteil. Die Temperaturen blieben auch nach Sonnenuntergang angenehm und warm. Wie erwartet, gingen mit verschwinden der Sonne auch die unzähligen Bienen in ihr Nest zurück, die uns seit unserer Ankunft permanent und in grosser Zahl mit ihrem Summen auf Trab gehalten hatten. Jeder Tropfen Wasser wurde von den durstigen Insekten begierig aufgenommen.
Beim Eindunkeln wollte ich ein paar Bilder vom abendlichen Camp schiessen, als Chris auf die Idee kam, den Vordergrund während der Langzeitbelichtung zusätzlich mit einer Taschenlampe aufzuhellen. Nach einigem probieren, bekamen wir alle Spass an der Sache und experimentierten weiter, indem wir mit der Taschenlampe Zeichen und Wörter in die Luft schrieben. Der Höhepunkt kam aber, als Chris anfing, sich selbst in verschiedenen Positionen zu beleuchten und uns andere animierte, es ihm nachzutun. Wir lachten Tränen über die Bilder, die dabei entstanden und hofften, dass uns niemand bei unserem Treiben beobachtete.
Als wir schliesslich recht spät zu Bett gingen, war es noch immer 27° warm und wir waren froh, dass wir unser Häuschen rundum grosszügig belüften konnten.
2.5. Samstag
Strecke: Buschcamp – Tata – Tissint – Foum Zguid – Lac Iriki – Buschcamp 08
Distanz: Ca. 275 km
Wetter: schön, heiss (Morgens 19°C, nachmittags >40 °C)
Übernachtung: Buschcamp 08 (am Erg Chegaga)
Schon bevor die Sonne aufging, hörten wir wieder das emsige Summen der Bienen, die zu Dutzenden die bereitgestellten Gefässe mit Wasser umschwirrten. Bald brannte die Sonne wieder vom Himmel und wir waren froh, das Frühstück im kühlen Schatten des Trucks von Angi und Chris einnehmen zu können. Wir waren nur noch wenige Kilometer von der Teerstrasse entfernt und es stellte sich im Nachhinein heraus, dass der gewählte Übernachtungsplatz ein Glücksfall war, denn weitere Gelegenheiten hätten sich nicht mehr gefunden.
Bald erreichten wir die hübsche, üppig grüne Oase Tata, ein aufstrebendes Provinzstädtchen. Weiter ging es durch die steinige, relativ eintönige Landschaft nach Osten, Foum Zguid entgegen. Vor Tissint, einer weiteren Oasenstadt, hielten wir kurz an, um ein paar Bilder vom tiefer liegenden Oued mit seinen Palmenhainen zu schiessen. In Tissint selber besuchten wir die Wasserfälle, die für die Jahreszeit erstaunlich viel Wasser führten, das sich in den riesigen, blau schimmernden Pools sammelte. Den Fluss nutzten einige Frauen zum Wäsche waschen, was zu einer idyllischen und friedlichen Stimmung führte.
Einige Kilometer weiter fuhren wir nochmals zum Flussbett hinunter, denn wir wussten, dass es dort ein paar weitere, hübsche Wasserlöcher gab. Die Temperatur war unterdessen auf über 40°C angestiegen, also wollten wir die Gelegenheit nutzen, Erfrischung im kühlen Nass zu finden. Kleine, in die Steine geschliffene Wannen mit strömendem Wasser boten sich an, sich hineinzulegen und die Abkühlung zu geniessen. Kaum aus dem Wasser gestiegen, war alles, was man auf dem Leib trug, bereits wieder trocken.
Eine Stunde trennte uns nun noch von Foum Zguid, der kleinen Oasenstadt, die sich vor allem als Ausgangspunkt für 4x4 Touren in die Umgebung anbietet. Dort angelangt, gönnten wir uns einen frischgepressten, kühlen Orangensaft und erledigten ein paar Einkäufe. Danach machten wir uns auf den Weg Richtung Lac Iriki. Der Weg bis zum meist trocken liegenden See, verlangte jedoch etwas Geduld, denn die erst steinige Piste erlaubte keine schnelle Fahrweise. Später besserte sich das Terrain und wir kamen zügiger voran. Wir wählten eine Route, welche uns südlich am Erg Chegaga vorbei führen sollte. Auf der Fahrt über den grossen Salzsee wurde Chris von einer schlecht sichtbaren Bodenwelle überrascht. Der Truck bäumte sich kurz auf und die Vorderachse war in der Luft. Angi wurde dabei ganz schön durchgeschüttelt und es herrschte danach eine ziemliche Unordnung in der Kabine. Zum Glück war aber nichts weiter passiert und auch nichts kaputt gegangen.
Bei den ersten Dünenausläufern beschlossen wir, uns einen Übernachtungsplatz zu suchen. Ich fuhr voraus in die Dünen hinein und schon sassen wir im Sand fest. Das Auto in der Hitze frei zu schaufeln wäre ziemlich anstrengend gewesen, und wir waren heilfroh, dass uns Chris mit seinem LKW problemlos aus der misslichen Lage befreien konnte. In der Nähe eines Brunnens, dessen Wasserspiegel etwa 8 m unter der Oberfläche lag, schlugen wir das Camp auf. Waren es am Vorabend die Bienen, machten uns heute Fliegen das Leben schwer. Ein kühles Bier bei der grossen Hitze, die noch immer herrschte, liess uns die Unannehmlichkeiten ertragen. Die hohen Temperaturen beeinträchtigten auch unseren Appetit zusehends, also entschieden wir uns für einen Wurst-Käse Salat zum Znacht, was vollkommen ausreichte.
Noch lange sassen wir zusammen und genossen die unendliche Ruhe der Wüste, beschienen vom fast vollen Mond, der hell wie ein Lampion vom Himmel schien. Als wir schliesslich zu Bett gingen, zeigte das Thermometer noch immer 27°C an.
3.5. Sonntag
Strecke: Buschcamp – M’Hamid - Zagora
Distanz: Ca. 183 km
Wetter: schön, heiss (Morgens 13°C, nachmittags >40 °C)
Übernachtung: Camping Oasis Palmier
Während der Nacht waren die Temperaturen wieder auf angenehme Werte gesunken und wir genossen die kühlen Morgenstunden. Nach dem Aufbruch folgten wir der eingeschlagenen Route weiter. Oft führte diese durch ausgedehnte Schwemmtonebenen, welche das Fortkommen verlangsamten. Zudem durchfuhren wir viele Strecken mit Fesch-Fesch, dem feinen, pulverigen Sand, der hoch aufgewirbelt wurde und die Sicht stark beeinträchtigte, was uns zwang, genügend Abstand zu Chris' LKW zu halten. Zeitweise liessen die Pistenverhältnisse jedoch auch ein zügigeres Tempo zu. Nach dem Mittag sahen wir am Pistenrand eine Gruppe Leute im Schatten sitzen. Wir hielten an, kamen mit ihnen ins Gespräch und wurden zum Tee eingeladen, den wir bei der wieder herrschenden Hitze dankbar annahmen. Die Gruppe bestand aus einem französischen Paar, das mit Quads unterwegs war und von drei Marokkanern im Land Cruiser begleitet wurde. Einer der Einheimischen berichtete, dass es vor etwa zwei Monaten enorme Regenfälle gegeben hatte und der Fluss Draa dabei bis weit in die Wüste vorgedrungen war. Dies erklärte auch die relativ üppige und grüne Vegetation, die sonst in dieser Gegend eher unüblich ist.
Wir setzten unsere Fahrt fort und trafen bald darauf auf die Nordroute. Durch die Ausläufer des Oued Draa gelangten wir schliesslich nach M’hamid, wo wir wieder auf eine Teerstrasse trafen. Die kleine Oasenstadt war früher ein verschlafenes und etwas verlottertes Kaff, inzwischen entstanden viele neue Gebäude und einige touristische Angebote, vor allem für Kamel- und Jeep-Trecking in die Wüste. Auch die Strassen rund um den Ort wurden weiter ausgebaut und verbreitert, was uns auf der Weiterfahrt zu einem grösseren Umweg zwang. Dem Draa Tal folgend gelangten wir nach Zagora. Im Zentrum der geschäftigen Kleinstadt liessen wir uns in einem schattigen Gartenrestaurant einen kühlen Drink servieren. Gleich bei unserer Ankunft bot ein ansässiger Mechaniker seine Dienste an. Service Arbeiten am Fahrzeug waren jedoch keine nötig, hingegen äusserte ich mein Interesse an einem Modellauto. Wir hatten gehört, dass es in Zagora jemanden gibt, der auf Bestellung ein Modell des eigenen Autos herstellt. Die Buschtrommel funktionierte, und nur wenige Minuten, nachdem wir uns im Strassenkaffee niedergelassen hatten, tauchte der junge Mann auf und nahm meine Bestellung entgegen. Er fotografierte das Fahrzeug von allen Seiten und versprach, dass wir unser Modell am folgenden Abend bei ihm abholen könnten.
Wir wunderten uns über die vielen Raid Passion Desert Teilnehmer, denen wir auf der Strasse begegneten. Wir wussten, dass diese Rallye, an der auch Bekannte von uns teilnahmen, hier vorbei kommen würde, erwarteten sie jedoch laut Fahrplan erst am nächsten Tag. Wie sich herausstellte, hatte der Veranstalter jedoch den Plan geändert und sie waren bereits heute eingetroffen. Chris wusste, in welchem Hotel der Tross unterbracht war, also fuhren wir hin, um zu sehen, ob wir einige der Kollegen antreffen würden. Kaum dort angelangt, fuhren Gabi und Marcel Signer ins Ziel und waren völlig überrascht uns zu sehen. Auch die Motorradfahrer des CET Club und des SSRT waren bereits im Fahrerlager und arbeiteten an ihren Maschinen. Sie waren an diesem Tag von Tata meist auf Pisten bis nach Zagora gefahren, was bei Temperaturen von gut über 40 Grad kein Zuckerschlecken war. Sie waren entsprechend müde und durchgeschwitzt und liessen sich gerne dazu überreden, an der Rallye Bar mit uns ein kaltes Bier zu trinken. Nach einer Weile gingen über den Draa zurück in den Camping Oasis Palmier, wo wir übernachten wollten. Der Empfang dort war sehr herzlich, es wurden Teppiche für uns ausgerollt und schon bald erhielten wir einen Tee zur Begrüssung. Dieser Camping ist wirklich einer der schönsten in Marokko und immer wieder eine sehr empfehlenswerte Anlaufstelle.
Zum Nachtessen kochte ich uns einen Risotto, dazu brieten wir ein feines Stück Lamm aus unserem Vorrat und Angi steuerte einen Salat bei. Auch heute blieb es lange warm und wir genossen die ruhige und entspannte Atmosphäre unter den Palmen. Spät abends traf eine Gruppe junger Spanier mit ihren 4x4’s im Camping ein, die mit ihrem überschwänglichen Temperament die Ruhe etwas störten.
4.5. Montag
Strecke: Zagora
Distanz: Ca. 5 km
Wetter: schön, heiss (Morgens 13°C, nachmittags >40 °C)
Übernachtung: Camping Oasis Palmier
Heute dürfte das Tagebuch kurz werden, denn wir hatten einen Rasttag eingeplant. Wir genossen die kühleren Morgenstunden, aber bereits gegen zehn Uhr, als die Sonne hinter den Bergen hoch stieg, begannen die Temperatur wieder unerbittlich in die Höhe zu klettern, bis sie um die Mittagszeit etwa 44 °C erreichten. An viel Aktivität war so natürlich nicht zu denken, und wir machten es uns unter den Palmen, in einem schattigen, auf den Seiten offenen Zelt gemütlich. Dort verbrachten wir den grössten Teil des Tages mit Lesen und im Internet Surfen.
Ich schrieb die Reiseberichte der letzten zwei Tage und lud Bilder und Texte auf die Webseite hoch, zu viel mehr reichte die Energie und die Motivation nicht aus. Nachdem gegen Abend immerhin auch der fast leere Wassertank gefüllt war, machten wir uns auf den Weg in die Stadt.
Wir wollten auch heute bei den Leuten im Camp des Raid Passion Desert vorbeischauen, um zu erfahren, wie sie die Tagesetappe hinter sich gebracht hatten. Natürlich hatten auch sie unter der grossen Hitze gelitten, waren jedoch trotz allem recht zufrieden mit dem Resultat. Einzig Thomas, ein Bekannter vom SSRT, hatte einen Defekt an seinem Motorrad erlitten und konnte die Etappe nicht beenden.
Anschliessend besuchten wir die Werkstatt des Modellbauers, um die Mini Version unseres Azalai abzuholen. An der angegebenen Adresse, in einem kleinen, überfüllen Raum im ersten Stock fanden wir die beiden Jungs an der Arbeit. Sie hatten mehrere halbfertige Modelle auf ihrem Tisch und waren eben dabei, unser Fahrzeug fertig zu stellen. Wir waren sehr erfreut zu sehen, wie gut sie unseren Camper im Kleinformat umgesetzt und dass sie sogar die Schaufel auf dem Dach nachgebaut hatten.
In einem der vielen Strassenrestaurants setzten wir uns anschliessend in den Schatten und bestellten das Nachtessen. Ich hatte ein Grillpoulet ausgewählt, welches ein wenig zu gut gebraten und deshalb etwas trocken war. Die anderen hatten unterschiedlich Tajines bestellt, welche ihnen sehr gut schmeckten.
Zurück im Camp genossen wir auch heute die angenehmen Abendstunden, bevor wir zu Bett gingen. Wir hofften, dass die Temperaturen wie üblich noch ein wenig abkühlen würden, um einigermassen gut zu schlafen. Auch unser Kühlschrank kam bei über 40° ins Schwitzen und erreichte sogar auf der höchsten Stufe nur noch 10 °C.
5.5. Dienstag
Strecke: Zagora – Tamussint – Remlia – Taouz - Merzouga
Distanz: Ca. 230 km
Wetter: schön, heiss (Morgens 16°C, nachmittags >40 °C)
Übernachtung: Camping Heaven La Chance
Bereits um neun Uhr waren wir wieder unterwegs, denn es sollte auch heute ein sehr heisser Tag werden. Bevor wir gestartet waren, hatten wir noch vor sieben Uhr die ersten Motorräder der Rallye vorbeifahren gehört. Später, auf der Strecke aus der Stadt hinaus, begegneten wir immer wieder einigen Nachzüglern, die die nächste Etappe in Angriff nahmen. Die Piste war zu Beginn noch breit und gut zu befahren, wir verliessen diese jedoch, als sie nach Norden wegdrehte und bewegten uns anschliessend auf einer schmaleren, aber ebenfalls gut ausgebauten Strecke. Vorbei an Wassermelonenfeldern und ein paar wenigen Dörfern in der Ferne tuckerten wir durch die Wüste. Vor dem Salzsee bei Tafraoute hielten wir an und genehmigten uns einen Tee. Auch hier sahen wir wieder mehrere Fahrzeuge der Rallye vorbeifahren. Der zuvor schwache Wind wurde inzwischen immer stärker und wirbelte zunehmend Staub auf. Im Fesch-Fesch auf dem Salzsee verschlechterte sich dadurch die Sicht immer wieder. Die Kleinstadt Tafraoute umfuhren wir, indem wir eine Route wählten, welche über eine lange, sandige Rampe zu einem Pass hochführte. Der Sand war hier ziemlich weich und als die Piste zunehmend steiler wurde, hatte unser Land Cruiser ganz schön zu kämpfen. Wir schafften es aber, ohne grössere Schwierigkeiten oben anzukommen, auch wenn die Wassertemperatur zwischendurch recht angestiegen war. Auch der Truck von Chris und Angi erhitzte sich stark, so dass Chris sogar kurz anhalten musste, um Wasser nachzufüllen. Schliesslich kamen wir aber alle heil aus dem Sandfeld heraus und durchfuhren danach ein kleines Tal, um später wieder auf die Hauptstrecke zu treffen.
Kurz vor Remlia mussten wir den Oued Rheris queren. Der Wind hatte unterdessen Sturmstärke erreicht und wirbelte in den Schwemmtonebenen den Staub dermassen auf, dass die Sichtweite zum Teil keine 10 m mehr betrug. Chris wählte eine etwas andere und vor allem viel längere Route durch den Oued als wir. Beide Maschinen hatten schwer zu kämpfen, denn der Sand in den Trockenflusstälern ist immer sehr weich. Wir erreichten den Ort Remlia trotz allem ohne stecken geblieben zu sein.
Die ersten Kilometer nach dem Dorf waren ziemlich mühsam, denn die Piste war steinig. Gegen Taouz zu mussten wir danach immer wieder durch Schwemmton Gebiete des Oued Ziz fahren. Da der Wind nun von hinten blies und wir generell nicht schnell fahren konnten, hingen wir meist in unserer eigenen Staubwolke und die Sicht war dadurch sehr schlecht. Am Ende waren wir froh, bei Taouz auf die Teerstrasse zu gelangen. Wir fuhren noch etwas weiter hoch und steuerten zum Übernachten den Camping Heaven La Chance an, welcher zu unserer Freude sogar einen Swimming Pool hatte. Nach dem heissen Tag war es eine regelrechte Erlösung, als erstes ins kühle Nass zu springen. Der Wind tobte auch im Camping unvermindert und verunmöglichte es, draussen zu sitzen. Wir trafen uns deshalb für den Apero bei Chris und Angi im Truck. Wir hatten im Eisfach unseres Kühlschrankes Crushed Ice gemacht unsere Freunde steuerten die restlichen Zutaten für einen feinen Caipirinha bei. Die anfangs volle Flasche Cachaca leerte sich zusehends, denn wir füllten die Gläser immer wieder nach bis das Eis geschmolzen war. Je leerer die Flasche, desto fröhlicher wurde unsere Stimmung. Jedenfalls hatten wir nach dem ausgiebigen Apero und angesichts der nach wie vor grossen Hitze keinen Appetit auf ein Nachtessen. Es war noch nicht einmal neun Uhr, als wir uns in unser Häuschen zurückzogen. Draussen zeigte das Thermometer immer noch 35 und im Inneren des Autos 38 °C an....
6.5. Mittwoch
Strecke: Merzouga – Erg Chebbi Umrundung – Rissani - Erfoud
Distanz: Ca. 116 km
Wetter: schön, heiss (Morgens 20°C, nachmittags knapp 40 °C)
Übernachtung: Camping
Kurz nach Sonnenaufgang zogen wir uns an und spazierten durch die nahen Dünen. Wir genossen die Ruhe, die klare Luft und die noch angenehme Kühle des Morgens. Schon bald verlor sich jedoch der Zauber der ersten Stunde, die Sonne stieg, die Kontraste begannen zu verschwimmen und die Temperatur stieg rasch wieder an.
Heute durften wir Chris zu seinem Geburtstag gratulieren, da es noch etwas früh war zum darauf anstossen, wurde dies auf den Abend verschoben. Der Wind hatte sich während der Nacht gelegt und das Wetter war wieder prächtig, also setzen wir uns nach dem Frühstück nochmals an den Pool und ich nutzte die Gelegenheit, das Tagebuch nachzuführen. Später packten wir einmal mehr unsere sieben Sachen und setzten unsere Fahrt dem grossen Dünenfeld Erg Chebbi entlang nach Norden fort. Wir wollten den Erg umrunden und dabei den See am Nordende besuchen. Diese Wassersstelle, die relativ selten in Erscheinung tritt, war nach den vielen Niederschlägen des vergangenen Winters wieder einmal zu sehen, was wir uns nicht entgehen lassen wollten.
Chris steuerte das Südufer an, während ich bereits ausgestiegen war, um ein paar Bilder zu schiessen. Als er seinen LKW wenden wollte, gelangte er in ein sumpfiges Gebiet direkt neben der Piste und schon war der Truck festgefahren und eingesunken. Das sah nach ziemlich viel Arbeit aus! Wir holten unsere Schaufeln und Sandbleche hervor und begannen, das Fahrzeug auszugraben. Es dauerte jedoch nicht lange, bis die ersten Einheimischen auftauchten und das Zepter der Bergungsarbeiten in ihre Hand nahmen. Ich positionierte den Land Cruiser so, dass ich die Winde einsetzen konnte. Mit der Umlenkrolle vermag diese etwa 9 Tonnen zu ziehen, was für den schweren Truck etwas wenig war, aber trotzdem helfen konnte. Erst musste aber der weiche Schlamm ausgebuddelt werden, damit die Sandbleche unter die tief eingesunkenen Hinterräder gelegt werden konnten. Schritt für Schritt brachten wir mit gemeinsamen Kräften und nach gut einer Stunde Arbeit den Wagen wieder auf festen Grund. Chris wollte die marokkanischen Helfer mit einem grosszügiges Trinkgeld entlohnen, als einmal mehr der schon fast unverschämte Geschäftssinn der Marokkaner zum Vorschein kam. Plötzlich verlangten sie für ihren freiwilligen Einsatz eine stattliche Summe und diese dann bitte auch noch in Euro. Nach langem Hin und Her bezahlte ihnen Chris den ansehnlichen Betrag von 400 DH, was einer durchschnittlichen Familie wohl locker reicht, einen Monat lang ihre Lebensmittel einzukaufen.
Nach diesem Zwischenfall setzten wir unsere Reise fort und umrundeten die Nordspitze des Ergs. Wir verliessen die steinige Piste schliesslich und folgten einem breiten Oued. Je südlicher wir kamen, desto sandiger wurde der Untergrund, was jedoch viel angenehmer zu fahren war als zuvor in der Steinebene. Der Wind war inzwischen wieder stärker geworden und schon bald fegte der Sand wieder horizontal durch die Landschaft. Wir waren jedenfalls froh, als wir die Teerstrasse erreichten. Bei der nächsten Tankstelle hielten wir an, um unsere Luftfilter auszublasen und den Reifendruck wieder zu erhöhen.
Eingangs Rissani besuchten wir eine Fabrik, welche aus grossen Steinblöcken wunderschöne Gebrauchs- und Dekorationsgegenstände herstellt. Beim verarbeiteten Material handelt es sich um schwarzen oder braunen Stein, in welchem unzählige Versteinerungen eingebettet sind. Aus den Steinblöcken werden allerlei kleine und grosse Objekten hergestellt, sogar ganze Badezimmerabdeckungen mit massiven Doppellavabos sind im Sortiment enthalten. Neben der Ausstellung konnten wir den Männern bei ihrer harten Arbeit zusehen. Der Stein wurde mit einfachen Maschinen an der prallen Sonne bearbeitet, ein schweisstreibendes Unterfangen bei immerhin schon fast 40°C und es war noch nicht Sommer.
Ein paar Kilometer vor Erfoud checkten wir in einem Camping ein, nicht zuletzt, weil auch dieser einen Pool zu bieten hatte. Die Anlage war ziemlich, daher fehlten grössere Bäume, die etwas Schatten gespendet hätten. Zum Glück stand die Sonne aber schon schon recht tief und auch der Wind blies nicht mehr ganz so heftig. Jedenfalls genossen wir die Abkühlung im Pool, den wir nur mit einem einzigen Camp Nachbarn, Peter aus Solothurn, und dem Besitzer des Platzes teilen mussten.
Erst als die Sonne untergegangen war, hatten wir Lust, unser Nachtessen zu kochen. Der Rotwein, den wir dazu trinken wollten, war schon fast Glühwein, so dass wir diesen mit unseren Dauereiswürfeln auf eine vernünftige Temperatur herunter kühlen mussten. Wir sassen noch lange draussen und plauderten unter dem phantastischen Sternenhimmel.
7.5. Donnerstag
Strecke: Erfoud – Tinerhir - Todra Schlucht – Buschcamp
Distanz: Ca. km
Wetter: schön, heiss (Morgens 16°C, nachmittags 32°C)
Übernachtung: Buschcamp
Es hatte in der Nacht wieder lange gedauert, bis es etwas kühler wurde. Um elf Uhr zeigte das Thermometer noch 30°C an, erst gegen Morgen hatte man das Bedürfnis, die Decke über sich zu ziehen.
Wir waren schon kurz nach neun wieder auf der Strasse. Durch nach wie vor karge Landschaft gelangten wir zur Oasenstadt Tinerhir. Hier konnten wir wieder einmal die Dieseltanks füllen, Geld wechseln und uns auf einem Gang durch den Souk mit Gemüse eindecken. Wir erfrischten uns in einem Strassencafé mit einem Orangensaft und beobachten das emsige Treiben der Einheimischen, bevor wir Richtung Todra Schlucht aufbrachen. Die Hotels in der Schlucht waren erstaunlicherweise geschlossen. Wir stellten fest, dass eines der Gebäude durch Steinschlag zerstört worden war und nahmen an, dass deswegen der Betrieb eingestellt werden musste. Das glasklare Wasser des Todra Flusses sorgte für eine willkommene Abkühlung für unsere Füsse. Nachdem unsere Frauen die vielen Souvenirstände in der Schlucht inspiziert hatten, ging die Fahrt weiter bergwärts. Die anfangs enge Schlucht weitete sich zusehends und wir liessen die steilen Felsen links und rechts des Flussbettes hinter uns. Bei Tamtatouchte bogen wir auf eine Piste ein, welche zur Dades Schlucht hinüber führt. Auch diese Piste war seit meinem letzten Besuch ausgebaut und verbreitert worden. Entlang einer weiteren, eindrücklichen Schlucht stieg die Strecke steil und stetig an. Irgendwann war die verbesserte und gut hergerichtete Piste zu Ende und in der Fortsetzung war diese zum Teil weggeschwemmt worden, so dass wir ins Bachbett ausweichen mussten.
Kurz nach einer Engstelle konnten wir etwas abseits einen flachen Platz ausmachen, welcher sich als Übernachtungsort anbot. Wir nutzten diese Möglichkeit, denn oft kommt man in diesem Gelände nicht von der Strasse weg. Wir richteten uns ein und bekamen schon bald Besuch von einer Frau mit zwei Kindern. Wie üblich wollte die Frau alles haben, was sie zu Gesicht bekam. Wir schenkten ihr ein paar Früchte für die Kinder und eine warme Winterjacke. Obwohl ihre Bedürfnisse nun gedeckt waren, zogen sich die drei aber nicht zurück, sondern beobachteten interessiert unser Treiben. Wir machten Feuer mit dem mitgebrachten Holz, denn wir wollten grillen. Noch bevor wir essen konnten, kam eine weitere Frau mit Kindern vorbei und zuletzt machte uns auch noch das Familienoberhaupt auf seinem Heimweg die Aufwartung. Nachdem alle gesehen hatten, was wir hier machten, gingen sie ihrer Wege und wir konnten das Nachtessen in aller Ruhe geniessen. Nach Fleisch und Salat genehmigten wir uns zum Dessert sogar einen Fruchtsalat mit Vanillecreme, hmmm.....
Da wir uns nun auf weit über 2000 m Höhe befanden, wurde es am Abend schnell kühl. Es war jedoch angenehm, dass für einmal nicht einfach alles heiss und die Luft im Auto ausserdem stickig war. So hatten wir sogar Lust, im Bett noch etwas zu lesen und danach im wahrsten Sinn des Wortes die Nachtruhe zu geniessen.
8.5. Freitag
Strecke: Buschcamp – Tilmi – Tizi-n-Ouano – Agoudal – Imilchil – Lac Tiznit
Distanz: Ca.145 km
Wetter: schön, warm (Morgens 16°C, nachmittags 30°C)
Übernachtung: Buschcamp Lac Tisnit
Die Sonne hatte unseren Standort bei den roten Felsen noch nicht erreicht, dabei wären wir an diesem kühlen Morgen über die wärmenden Strahlen froh gewesen. Erst als wir bald abfahrbereit waren, wurde unser Camp beschienen und die Temperatur stieg langsam an. Wir hinterliessen den Nomadenfamilien, die bestimmt wieder hier vorbei kommen würden, noch einige Kleidungsstücke und machten uns wieder auf den Weg. Die Piste verlief oft im Bachbett, da die Strasse am Rand des Tales immer wieder weggeschwemmt worden war. So kamen wir nur langsam voran, aber es machte Spass, sich durch das unwegsame Gelände zu bewegen. Nach einiger Zeit wurden wir von einem BMW Motorradfahrer eingeholt, kurz darauf tauchte auch dessen Begleitfahrzeug auf. Auf dem höchsten Punkt der Strecke hielten war an, um auf den Truck von Angi und Chris zu warten, als der Land Cruiser mit BL Nummern zu uns aufschloss. Wir unterhielten uns mit Ueli und seiner Begleiterin Maria bis der LKW bei uns eintraf. Wir staunten nicht schlecht, als Ueli berichtete, dass er unser Auto erkannt hatte, bevor wir überhaupt ins Gespräch kamen. Unsere gemeinsame Bekannte Gabi hatte ihn ebenfalls getroffen und ihm von uns erzählt.
Auch auf der anderen Seite des Passes, den wir überquert hatten, war die Piste meist kaputt und wir fuhren im Bachbett. Wir hielten immer wieder an, um Bilder zu schiessen. So stiess auch Ueli immer wieder auf uns, da sie ebenfalls gemütlich unterwegs waren. Kurz bevor wir auf die Hauptstrasse trafen, warteten wir wieder auf Chris und Angi, die mit ihrem LKW etwas mehr Zeit brauchten. Am Schluss hatten wir für diesen ersten Teil der Strecke, der gerade mal 30 km lang war, 4 Stunden benötigt. Auf der Weiterfahrt war die Strasse Richtung Tizi-n-Ouano anfangs noch geteert, ging jedoch, nachdem wir die letzten Dörfer hinter uns gelassen hatten, in eine gut befahrbare Piste über. Die Strecke stieg erneut in unzähligen Spitzkehren zu einem weiteren Pass an. Auf der rechten Seite lag unter uns ein gewaltiger Canyon, auf den wir immer wieder eindrückliche Ausblicke hatten. Auf halber Höhe konnten wir weit hinter uns den langsamer fahrenden Truck unserer Freunde den Berg hochschnaufen sehen. Da wir etwas schneller unterwegs waren, hatten wir mit ihnen auf der Passhöhe einen Treffpunkt vereinbart.
Auf dem Pass angekommen, stiegen wir zum höchsten Punkt am Strassenrand auf, um zu warten. Dort begegneten wir zwei jungen Schäfern, welche ihre grosse Herde im Auge behielten. Freundlich und unaufdringlich begrüssten sie uns in gebrochenem Französisch und zogen dann mit ihren Schafen weiter. Wir genossen die Ruhe, die schöne Aussicht und die vielen blühenden Büsche und Blumen rundherum. Als der LKW schliesslich eintraf, liessen wir die beiden ein wenig verschnaufen, bevor wir den Weg fortsetzten. Wir wollten weiter bis zum Lac Tiznit fahren, um dort zu übernachten.
Die Piste hinunter nach Agoudal war in einem ziemlich schlechten Zustand. Sie wies viele Querrinnen auf und immer wieder durchfuhren wir Löcher gefüllt mit Fesch-Fesch. Trotzdem kamen wir einigermassen gut voran. In den höheren Lagen kamen wir immer wieder an saftig grünen Ebenen vorbei, in deren Umgebung sowohl unzählige Schafe und Ziegen grasten als auch Pferde und Esel weideten. In Agoudal trafen wir auf die Teerstrasse und danach kamen wir zügiger vorwärts. Durch ein weiteres fruchtbares, grünes Tal gelangten wir schliesslich nach Imilchil. Da wir keine Besorgungen zu machen hatten, liessen wir die Kleinstadt jedoch hinter uns und fuhren direkt zum See.
Der Wind blies bei unserem Eintreffen zwar schwach, trotzdem war es angenehm warm, im Gegensatz zu unserem letzten Besuch hier ein paar Tage zuvor, als es bitterkalt war. Wir genossen die Stimmung und das weiche Licht der Abendsonne und gönnten uns einen Apero. Danach kochten wir einen Linseneintopf für uns alle. Wir nahmen an, dass Angi und Chris sicher froh sein würden, nach der langen Fahrt nicht noch kochen zu müssen. Wir hatten eigentlich extra für dieses Menü einen feinen Saucisson im Kühlschrank. Es stellte sich jedoch leider heraus, dass dieser schimmelte und entsorgt werden musste, weil wir ihn in einem Plastiksack aufbewahrt hatten. Zum Glück hatten wir als Ersatz eine pikante Trockenwurst im Vorrat und konnten die Mahlzeit so retten.
Als die beiden gegen 7 Uhr eintrafen, war die Sonne bereits hinter den Bergen verschwunden und wir mussten für das Nachtessen schon bald eine Jacke überziehen. Der Wind hatte sich zwar gelegt, aber in über 2000 m Höhe wird es auch in Marokko abends schnell kühl. Dazu kam, dass wir nach den vorangegangenen Hitzetagen bereits 20 °C als kalt empfanden.
9.5. Samstag
Strecke: Buschcamp (Lac Tiznit) – Aghbala – Khenifra – Aguelmam Azegza
Distanz: Ca. 245 km
Wetter: schön, heiss (Morgens 16°C, nachmittags >35°C)
Übernachtung: Buschcamp Aguelmam Azegza
Vom See her fuhren wir wieder das selbe Tal hinunter wie letztes Mal. Wir hatten beschlossen, dass wir die heutige Strecke unabhängig zurück legen, so dass jeder seine Geschwindigkeit fahren konnte. Einem Tal folgend verloren wir zunehmend an Höhe. Die Landschaft wurde in der Folge immer trockener, nur entlang des Flusses waren die Felder und Plantagen schön grün. Vor Aghbala bogen wir auf eine Nebenstrasse ab. Wir kamen an einer Reihe von flachen Seen vorbei, die aussahen als ob sie mit Schnee bedeckt seien. Bei genauem Hinschauen erkannten wir jedoch, dass es sich um den Blütenteppich einer Wasserpflanze handelte. Kurz vor Khenifra erreichten wir die Hauptstrasse Richtung Fes. Wir fuhren in die Stadt hinein, um einen Orangensaft zu trinken. und Gemüse einzukaufen. Da wir direkt beim Markt keinen Parkplatz fanden, fuhren wir daran vorbei und bogen links ab, um zu wenden. In diesem Augenblick knallte es und ein Motorradfahrer flog in hohem Bogen an uns vorbei und stürzte. Sofort bildete sich eine grosse Menschenansammlung. Zum Glück war schnell klar, dass sich der Fahrer nur leicht verletzt hatte. Obwohl wir an diesem Unfall keine Schuld hatten, mussten wir in der Folge Stunden auf dem Polizeiposten verbringen, bis die Protokolle endlich geschrieben waren. In Marokko dauert eben alles etwas länger. Der grosse Schock für uns kam am Schluss, als sie uns eröffneten, dass sie meinen Pass zurückbehalten wollten, bis ich bei der Staatanwaltschaft vorgesprochen hatte. Das ganz war an einem Samstag passiert, also würde am Sonntag niemand verfügbar sein und die Sache frühestens am Montag, eventuell aber auch erst am Dienstag behandelt werden. Es blieb uns also nichts weiter übrig, als spät abends noch zum Aguelmam Azegza See raus zu fahren, wo Angi und Chris auf uns warteten. In der Dunkelheit konnten wir das Gelände überhaupt nicht einschätzen und hatten keine Ahnung, wo ein geeigneter Platz zu finden war. Zum Glück hatte Chris das Funkgerät eingeschaltet und meldete sich sofort, als ich ihn aufrief, um uns an eine flache Stelle am See zu lotsen. Der ganze Stress mit dem Unfall hatte uns gehörig auf den Magen geschlagen, so dass wir beide keinen Appetit mehr hatten. Nach einem kühlen Bier legten wir uns daher gleich schlafen.
10.5. Sonntag
Strecke: Keine
Distanz: Ca. 0 km
Wetter: schön, heiss (Morgens 14°C, nachmittags >35°C)
Übernachtung: Buschcamp Aguelmam Azegza
Bereits früh morgens legte der Wind so stark zu, dass er den Staub rund um unser Camp aufwirbelte und durch die Gegend blies. Dies veranlasste uns, unser Fahrzeug ans Westende des Sees zu verschieben, wo die Erde mehrheitlich mit Gras bedeckt war. Angie und Chris hatten beschlossen, gegen Mittag nordwärts durch die Zedernwälder zu fahren. Zudem wollten unbedingt noch ein paar Tage am Meer verbringen. Wir verabschiedeten uns vorübergehend, denn spätestens am 15. Mai würden wir uns am der Fährhafen wieder treffen.
Wir nutzten den Tag mehrheitlich zum Lesen und Relaxen. Am See war unterdessen sehr viel los, denn die Gegend ist am Wochenende ein beliebter Ausflugsort für die Leute aus der Stadt. Diese verbrachten die Zeit vor allem mit Fischen, sei es vom Ufer oder von ihren kleinen Schlauchbooten aus. Wir konnten jedoch niemanden beobachten, der einen grösseren Fang an Landgezogen hätte. Am Nachmittag spazierten wir einmal rund um den See und trafen dabei auf unzählige Familien, die sich zum Pick-Nick niedergelassen hatten.
Zurück beim Auto setzten wir uns in den Schatten und sahen den Schafen und Eseln beim Grasen zu. Vor allem die Schafe schienen am liebsten im Schatten zu weiden, anders ist es kaum erklärbar, dass sie sich sogar unter unserem Tisch durch quetschten und uns dabei sehr nahe kamen, ohne Scheu zu zeigen. Nach einem Apero bereiteten wir uns zum Nachtessen lediglich einen Salat zu.
11.5. Montag
Strecke: Aguelmam Azegza – Khenifra – Azrou – Ifrane – Mischliffen – Source Oum er Riba - Buschcamp
Distanz: Ca. 220 km
Wetter: schön, heiss (Morgens 10°C, nachmittags >35°C)
Übernachtung: Buschcamp im Zedern Wald
Man hatte uns am Samstag empfohlen, am Montagmorgen mal bei der Polizei vorzusprechen, um eventuell bereits einen Termin zu bekommen. Obwohl uns gesagt wurde, dass die Chancen dafür bei 90% liegen, so richtig daran glauben konnten wir nicht. So waren wir nicht erstaunt zu erfahren, dass das Gespräch am Dienstag, morgens um 9 Uhr, stattfinden sollte.
Um den Tag nicht ungenutzt verstreichen zu lassen, fuhren wir auf der Hauptstrasse hoch bis Azrou, am Nordende der Zedernwälder gelegen, und danach weiter zum Bergstädtchen Ifrane. Nach einer kurzen Rundfahrt durch den Ort mit vielen europäisch anmutenden Ferienhäusern der Reichen aus den heissen Städten fuhren wir weiter Richtung Skigebiet Mischliffen. Bei den herrschenden Temperaturen war es schwer vorstellbar, dass hier im Winter tatsächlich Ski gefahren wird. Auf einer kleinen, unbefahrenen Piste gelangten wir quer durch die Zedernwälder zur Cèdre Gouraud, der angeblich ältesten aller Zedern in diesem Gebiet. Der Baum steht jedoch nur noch als Gerippe in der Landschaft, nachdem anscheinend 2004 die letzten grünen Zweige gesichtet wurden.
Kaum hatten wir angehalten, sahen wir die ersten hier heimischen Berberaffen durch den Wald toben. Es machte Riesenspass, dem wilden Treiben der Tiere zuzuschauen. Als ich einen kleinen Affen, der in unmittelbarer Nähe sass, für ihn unbemerkt am Bauch berührte, kamen sofort aus allen Richtungen ältere Tiere herangeschossen und fauchten mich böse an. Die Kleinen wurden offensichtlich streng beobachtet und von der ganzen Gruppe beschützt.
An einem der Souvenierstände erstand Myrta ein paar der hier überall erhältlichen Fossilien. Einen Teil des Kaufpreises konnte sie mit den verbliebenen Kleidungsstücken begleichen, die wir on zu Hause mitgebracht hatten. In den letzten Tagen unserer Reise würden wir kaum mehr Gelegenheit haben, diese an Bedürftigen zu verschenken.
Auf Pisten und kleinen Teerstrassen fuhren wir wieder südwärts, immer auf 1600 – 2000 m ü M. Zum Teil führte die Strecke durch die wunderschönen Wälder mit Zedern und Steineichen oder durchquerte offene, steinige Senken und Hochebenen. Die Karte zeigte mir eine mögliche Querverbindung zu einer anderen Strasse. Die entsprechende Piste war in der Ebene kaum zu sehen, aber vorhanden. Sie führte einen steilen, steinigen Hang hoch, von dessen Höhe es noch etwa 600 m bis zur Strasse gewesen wären. Oben angekommen war jedoch Ende. Es bestand zwar ein weiterführender schmaler, zugewachsener Pfad, dieser war jedoch zu eng für den Land Cruiser. Es blieb uns also nichts anderes übrig als zurück zu fahren und der normalen Route Touristique zu folgen. Bald verliessen wir die Strasse wieder und nutzten eine weitere Piste, die uns zu einem flachen See führte. Im Winter sollen sich dort viele Zugvögel niederlassen, um diese Jahreszeit waren nur ein paar Enten anzutreffen. Die Piste durchquerte ebenfalls mehrere Zedernwälder, bis wir südlich von Ain Leuh wieder auf eine Teerstrasse trafen.
Wir fuhren weiter, immer in südlicher Richtung. In der sonst kargen Gegend kamen wir erneut an einem See vorbei, dessen Ufer üppig grün und mit grossen Bäumen bewachsen waren. Wir legten bei einem Aussichtspunkt einen Halt ein und konnten wieder grössere Gruppen Berberaffen beobachten.
Unser nächster Halt galt den Sources Oum er Rbia. Grosse Mengen glasklares Wasser strömen dort aus mehreren Quellen direkt aus dem Berg in einen reissenden Bach. Speziell dabei ist, dass auf der einen Bergseite salzhaltiges Wasser entspringt, während auf der anderen Trinkwasser austritt. Am Ende des kleinen Tales stürzt ein Wasserfall, ebenfalls von einer 15 km entfernten Quelle gespiesen, über felsige Stufen. Dieses wunderschöne Naturschauspiel wurde leider durch die vielen Verkaufsstände und Restaurants ziemlich verschandelt. Die touristischen Einrichtungen waren so nahe ans Wasser gebaut, dass vom Bach und den Quellen kaum etwas zu sehen war. Zwar herrschte bei unserem Besuch wenig Betrieb und die meisten Stände waren geschlossen, aber die Aussicht versperrten sie trotzdem.
Nach einer halben Stunde kamen wir wieder zur Abzweigung Richtung Aguelmam Azegza. Da wir in der Nacht zuvor von Hundegebell und Froschgequake am See dermassen gestört waren, richteten wir uns in einer Picknick Stelle etwas abseits der Strasse, mitten in einem Zedernhain ein. Kaum hatten wir uns installiert, hörten wir zu unserem grossen Erstaunen einen Kuckuck rufen.
Wir genossen einen ruhigen Abend bei einem oder mehreren Glas Wein. Die fast leere Packung enthielt am Ende mehr als wir gedacht hatten. Immer wieder konnten wir unsere Becher mit Wein füllen, bevor wirklich nichts mehr aus dem Beutel kam. Jedenfalls konnten wir danach entsprechend gut einschlafen.
12.5. Dienstag
Strecke: Buschcamp – Khenifra – Azrou – Fès
Distanz: Ca. 197 km
Wetter: schön, heiss (Morgens 14°C, nachmittags >40°C)
Übernachtung: Camping International Fès
Pünktlich um neun Uhr trafen wir bei der Behörde ein. Einer der Mitarbeiter begleitete uns zur Staatsanwaltschaft, wo die Anhörung stattfinden sollte. Noch waren kaum Leute in den Gebäuden und wir hofften, dass es sich um eine reine Formalität handelte, und wir tatsächlich, wie uns versprochen wurde, nach einer Stunde wieder draussen wären. Am Ende wurden daraus vier Stunden bis wir, nach Bezahlung einer Kaution, unsere Papiere wieder erhielten und weiter reisen konnten. Wir wurden informiert, dass im Juni eine Verhandlung stattfinden soll und erst dann über Schuldfrage und Strafe endgültig entschieden werde. Uns wurde versichert, dass wir selbstverständlich die Kaution nach der Verhandlung ganz oder teilweise zurückfordern können. Allerdings wäre dafür unsere persönliche Anwesenheit nötig... wir konnten darüber nur lachen und waren froh, dem ganze Spuk mit der marokkanischen endlich zu entkommen.
Wir fuhren auf der Hauptstrasse noch einmal nach Norden, vorbei an Azrou und Ifrane gelangten wir so in die um einiges tiefer liegende Stadt Fes. Die Temperaturen waren auf dieser Höhenlage wieder spürbar höher als in den Bergen. Der bekannte und beliebte Camping Diamant Vert war leider wegen (dringend notwendigen) Renovationsarbeiten geschlossen. Wir mussten deshalb die zweite Option in Fès, den Camping International, in Anspruch nehmen. Dieser bot in Sachen Einrichtungen und Lage nicht denselben Standard wie Le Diamant Vert und auch das Personal schien sich nicht sonderlich um das Wohl der Gäste zu bemühen.
Wir richteten uns ein und marschierten kurz darauf zum nahe gelegenen Hospital, da dort die Chancen, ein Taxi zu erwischen, am grössten waren. Nur schon die wenigen hundert Meter Fussmarsch an der prallen Sonne brachten uns ganz schön ins Schwitzen, obwohl es mittlerweile bereits gegen sechs Uhr war. Mit einem voll besetzten Grand Taxi liessen wir uns ins Zentrum fahren. Vom Place Er-Rsif aus schlenderten wir erst mal planlos durch die verwinkelten Souks und versuchten dabei, ungefähr die Richtung zu halten. Fès, die älteste der 4 marokkanischen Königsstädte ist im Gegensatz zu Marrakesch noch weniger touristisch und dadurch authentischer. Die Orientierung stellte sich jedenfalls als schwierig heraus, und so landeten wir, etwas ungeplant, wieder am Ausgangsort. Wir liessen uns daher von einem Petit Taxi ans westliche Ende der Medina chauffieren. Dort stürzten wir uns erneut ins Getümmel der engen Gassen und suchten nach einem Restaurant fürs Nachtessen. Wir wurden bald fündig und genossen eine wunderbare Mahlzeit auf einer gemütlichen Dachterrasse. Es war zwar noch immer brütend heiss, aber hoch über den Strassen sorgte immerhin ab und zu ein Lufthauch für etwas Erleichterung. Nach einem weiteren Rundgang durch die schmalen Gassen erreichten wir einmal mehr den Place Er-Rsif, wo es uns schnell gelang, ein Taxi für den Rückweg zum Camping aufzutreiben.
13.5. Mittwoch
Strecke: Fès – Meknès – Sidi Kazem – Buschcamp gegenüber Moulay Bousselham
Distanz: Ca. 226 km
Wetter: schön, heiss (Morgens 18°C, nachmittags >45°C)
Übernachtung: Buschcamp gegenüber Moulay Bousselham
Wir starteten früh, denn wir wollten die etwas kühleren Morgenstunden nutzen, um auf der Autobahn nach Meknès, eine weitere Königsstadt, zu fahren. Vor der Medina stellten wir das Auto in den Schatten, um von dort aus die Altstadt zu erkunden. Wir stellten jedoch bald fest, dass neun Uhr definitiv zu früh war, um diese Stadt zu erleben. Wir gingen deshalb zurück zum Place el Hedim und setzten uns in ein Restaurant, um Tee zu trinken. Gegen zehn Uhr unternahmen wir einen zweiten Versuch. Auch jetzt waren noch viele Geschäfte geschlossen, so langsam kam aber Leben in die Gassen. Bei der Besichtigung einer Manufaktur, in welcher einmalig schöne Gegenstände aus Stahl mit Silbereinlage hergestellt wurden, erhielten wir Einblick in die Technik und die Geschichte dieses Kunsthandwerks. Ein älterer Herr bot uns an, uns zu den in der Nähe arbeitenden Bandweber zu führen. Wir nahmen das Angebot gerne an, denn als Einheimischer kannte er alles und wusste, wo was zu sehen war. So kamen wir am Ende in den Genuss einer vierstündigen, spannenden Stadtführung, welche uns so ziemlich jedes Kunsthandwerk und einige wohl weniger bekannte Orte und Geschichten der Stadt näher brachte.
Auf dem Rundgang machte er uns auch immer wieder auf wichtige Persönlichkeiten und deren Mausoleen aufmerksam. Wir kamen an den Schreinern, den Holzschnitzern und den Schmieden vorbei. Jede dieser Handwerkergruppen hat ihr eigenes Quartier, wobei die teils kleinen Werkstätten im vorbeigehen kaum zu erkennen waren. Etwas weniger appetitlich war der Besuch bei den Ledergerbern. Obwohl hier in Meknès ohne Ammoniak gearbeitet wird, war der Geruch der nicht immer frischen Häute nichts für empfindliche Nasen. Nachdem uns sämtliche Schritte der Lederherstellung erklärt und vorgeführt waren, suchten wir uns gerne wieder eine weniger stark riechende Umgebung. Nicht zuletzt dank unseres einheimischen Begleiters freuten sich alle Handwerker über unser Interesse an ihrer Arbeit und wir durften problemlos überall fotografieren. An anderen Orten mit mehr Touristen wird man sonst schnell als störend empfunden. Am Ende des Rundgangs zeigte uns der Guide wie wir zu unserem Parkplatz zurückfinden und wollte sich ohne etwas zu fordern verabschieden. Das hatte ich in Marokko nun wirklich noch nie erlebt und war deshalb noch so gerne bereit, ihm ein angemessenes Trinkgeld zu überreichen, welches er beinahe widerwillig akzeptierte und meinte, er habe uns doch nur seine Stadt zeigen wollen….
Auf gut ausgebauten Landstrassen fuhren wir nun Richtung Küste, wo wir uns wieder mit Angi und Chris treffen wollten. Am Anfang kamen wir gut voran und konnten die teils trockenen, teils weiten, fruchtbaren Landwirtschaftsgebiete geniessen. Später wurden wir vom GPS quer durch die Landschaft geführt und gelangten so in Dörfer, wo wir das weniger schöne Marokko zu Gesicht bekamen. Die Ortschaften waren sehr ärmlich, alles war vermüllt und die Strassenzustände katastrophal. Eine Verbindung zwischen zwei Teerstrassen war so sandig, dass ich befürchtete den 4x4 noch mal zuschalten zu müssen.
Schlussendlich erreichten wir trotz allem, den vereinbarten Treffpunkt am Nordende einer Halbinsel, direkt gegenüber von Moulay Bousselham. Das hübsche Städtchen lag in Sichtweite, nur durch eine schmale Wasserstrasse getrennt. Schnell hatten wir unsere Freunde ausfindig gemacht und konnten unsere letzten Reiseabenteuer austauschen. Das Thermometer zeigte mittlerweile über 45°C im Schatten an, so dass wir uns so rasch als möglich ans Wasser begaben, um uns abzukühlen. Kaum verliess man das kühle Nass, trocknete der heisse Wind, der vom Landesinneren her blies, alles sofort wieder. Es fühlte sich an, als ob wir einem heissen Backofen geöffnet hätten. Wir verlegten unseren Standort in den Schatten des nahen Eukalyptuswaldes, wo der Wind über die Lagune wehte und deshalb etwas erträglicher war.
Nach einer Weile tauchte ein weiterer 4x4 Camper am Standort auf, eine junge Schweizer Familie mit zwei Kleinkindern. Bei einem ausgedehnten Apero mit Prosecco für die Damen und kaltem Bier für die Herren liess sich die Hitze einigermassen ertragen. Zum Nachtessen beschlossen wir, uns angesichts der hohen Temperaturen mit einem Salat zu begnügen. Danach sassen wir noch lange zusammen und fachsimpelten mit unseren Freunden und den neuen Nachbarn über Reisen und Fahrzeuge, Erfahrungen und Pläne.
14.5. Donnerstag
Strecke: Gegenüber Moulay Bousselham – Larache – Assilah - Tanger
Distanz: Ca. 154 km
Wetter: Morgens Nebel, dann schön, sehr warm (Morgens 18°C, nachmittags >30°C)
Übernachtung: Camping Miramonte
Als wir aufwachten, zeigte sich die Sonne als trübe Scheibe am Horizont. Kurz darauf verschwand sie gänzlich, da urplötzlich ein dichter Nebel aufkam. Das hatte aber den Vorteil, dass die uns Sonne nicht schon zu früher Stunde wieder auf den Pelz brannte. Die Temperatur war generell angenehm kühl geworden und ein leichter Wind vom Meer her liess uns schon fast ein wenig frösteln. Kein Wunder, war doch während der Nacht das Thermometer von über 45°C auf 18°C gefallen.
Beim Abschied von unseren Nachbarn erwähnte er beiläufig, dass wir uns spätestens morgen Nachmittag am Hafen wieder treffen würden. Erstaunt fragten wir nach und stellten fest, dass wir fälschlicherweise davon ausgegangen waren, die Fähre würde am späten Abend auslaufen. Das wäre ja schön peinlich gewesen, wenn wir das Schiff verpasst hätten.
Wir beschlossen wieder, dass jeder seinen eigenen Weg fährt. Beide hatten jedoch die Absicht, Asilah, ein hübsches Küstenstädtchen zu besuchen, so dass wir uns dort mit grosser Wahrscheinlichkeit treffen würden. Zunächst mussten wir jedoch auf der selben Strecke, die wir gekommen waren, wieder über die Halbinsel zurückfahren. Auch diesmal fiel uns die Armut und die Verwahrlosung in vielen Gebieten ins Auge. Offenbar reichte hier der Bevölkerung das Geld trotz der fruchtbaren Böden und der riesigen Gemüseplantagen kaum aus um zu überleben. Reich werden wohl nur die Landbesitzer und die Händler, nicht aber die einfachen Arbeiter.
Schliesslich erreichten wir die N1 und kamen nun zügiger voran. Die Hafenstadt Larache durchquerten wir ohne Halt, denn es gab in diesem eher neuzeitlichen Ort nicht viel zu sehen. Wir fuhren direkt weiter nach Asilah. Das Städtchen mit seinen vorwiegend in Weiss und Blau gehaltenen Häusern zeigte sich schön herausgeputzt und einladend. Während der Ort in der Hauptsaison ein wahrer Touristenmagnet ist, waren um diese Jahreszeit kaum mehr Besucher anzutreffen. Wir spazierten durch die kleine Medina und trafen, nicht ganz unverhofft, wieder auf unsere Freunde. Sie hatten auf ihrem Rundgang einen Maler getroffen, dem sie im Jahr zuvor ein paar Bilder abgekauft hatten. Er lud uns alle ein, sein Haus und sein Atelier zu besuchen. Seine Bilder malt er auf alte Zementsäcke, zumeist in braunen oft auch weiss-blauen Farbtönen. Chris und Angi liessen mich eines der Gemälde als Geburtstagsgeschenk auswählen, das verschaffte dem Künstler wenigstens einen kleinen Verdienst in der schwachen Nebensaison. Die beiden wollten anschliessend in der Stadt noch etwas essen, während wir direkt nach Tanger fuhren, da ich im Tagebuch schreiben etwas in Rückstand geraten war und dies nachholen wollte.
Mitten im Stadtzentrum von Tanger, an einer strategisch wichtigen Kreuzung, wurde ein riesiges Bauprojekt realisiert, so dass der übliche Weg zum Hafen blockiert war und immer wieder Umwege gefahren werden mussten. Die Tankstelle, bei welcher ich in der Vergangenheit jeweils das Auto waschen liess, war in der Zwischenzeit abgerissen worden. Eine andere, nahe gelegene Servicestation bestätigte mir jedoch, dass ich bei ihnen am nächsten Tag eine Autowäsche bekommen könnte. Wir beschlossen also, am folgenden Morgen früh, bevor die Fähre startete, dort einen kleinen Service ausführen zu lassen.
Im Camping Miramonte angekommen, richteten wir uns ein und ich nutzte die ruhigen Minuten wie geplant, um das Tagebuch nachzuführen. Neben uns hatte sich ein interessanter Nachbar installiert, nämlich wie wir erfuhren, der Grossvesir von Azrou, ein angeblich sehr reicher und einflussreicher Mann. Er schien allerdings ein etwas ausgefallener Typ zu sein, denn er reiste in seinem Mercedes 4x4 Reisemobil mit einer Entourage von etwa 10 jungen Leuten. Um seinen Reichtum noch deutlicher zu zeigen, gehörte für die Fahrt in die Stadt zusätzlich ein Mercedes ML 500 zur Ausstattung.
Nachdem auch Chris und Angi eingetroffen waren, genossen wir bei nun wieder sehr angenehmen Temperaturen einen feinen Apero. Danach liessen wir uns von einem Taxi in die Altstadt von Tanger fahren. Wir bummelten durch die engen und verschlungen Gassen und genossen die abendliche Atmosphäre. Da die Stadt an einem Hügel liegt, kamen bei unserem Spaziergang einige Höhenmeter rauf und runter zusammen. Unterwegs schauten beim grossen Lebensmittelmarkt vorbei, wo alle Arten an frischem Gemüse und Obst kunstvoll aufgeschichtet präsentiert wurde. Wir erreichten schliesslich das Hafenquartier, wo ich von früheren Besuchen das Restaurant Africa kannte. Ich wollte unsere Freunde zu einem vorgezogenen Geburtstagsessen einladen. Als wir dort eintrafen, erfuhren wir, dass die französische Madame, welche das Restaurant viele Jahre geführt hatte, seit meinem letzten Besuch verstorben war. Inzwischen wurde das Africa von einem einheimischen Wirt betrieben und die Konsequenz davon war, dass leider kein Wein mehr angeboten wurde. Das Essen hingegen schmeckte noch genauso gut wie zuvor und die Preise waren nach wie vor sehr moderat.
Wir setzten anschliessend unseren Bummel durch die Stadt fort und suchten eine Patisserie auf, wo wir uns ein Dessert genehmigen wollten. Das Angebot und die Ausstattung des Ladens konnte durchaus mit Europäischen Geschäften mithalten. Aus dem riesigen Angebot an Süssigkeiten und Kuchen bestellten Chris und ich Cremeschnitten, die Ladies knabberten an einem Corne de Gazelle. Danach machten wir uns wieder auf den Weg Richtung Hafen, um ein Taxi zu suchen, das uns zurück in den Camping fuhr. Dabei erlebten wir einen unter Marokkanern typischen Zwischenfall: Der Fahrer eines Mercedes Grand Taxis, der im Gegensatz zu den Kleintaxis mehr als drei Passagiere befördern darf, schmiss kurzer Hand die bereits eingestiegenen marokkanischen Fahrgäste mit samt ihrem Gepäck wieder raus, um uns aufnehmen zu können. Während die Gäste das relativ locker wegsteckten, gingen seine Berufskollegen nur verbal und physisch auf ihn los. Ein riesen Geschrei und Gezeter nahm seinen Lauf, während wir tatenlos im Auto sassen und abwarteten. Nachdem sich die Szene etwas beruhigt hatte, konnte die Fahrt dann endlich losgehen.
Zurück im Camp sassen wir noch eine Weile draussen und genossen nun den im Restaurant verpassten Wein aus unseren eigenen Vorräten. Die Nachbarn, ein französisches Paar, welches die Überfahrt nach Marokko auf derselben Fähre gebuchte hatte wie Angi und Chris, gesellten sich ebenfalls zu uns. Unsere Freunde wollten unbedingt Mitternacht abwarten, damit sie mir zum bevorstehenden Geburtstag gratulieren konnten. Nachdem alle auf mein Wiegenfest angestossen hatten und das Happy Birthday Ständchen verklungen war, legten wir uns müde und zufrieden ins Bett.
15.5. Freitag
Strecke: Tanger – Tanger Med
Distanz: Ca. 45 km
Wetter: Schön, warm (Morgens 18°C, nachmittags >30°C)
Übernachtung: Fähre
Wir hatten gut geschlafen und nahmen das Frühstück bei angenehmen, verglichen mit den vorangegangenen heissen Tagen, sogar eher kühlen Temperaturen ein. Anschliessend machten wir uns alle zusammen auf den Weg in die Stadt. Wir Männer organisierten das Waschen der Fahrzeuge bei einer Tankstelle, während unsere Damen ein Taxi bestiegen und nochmals in die Altstadt fuhren, um letzte Souvenirs zu kaufen.
Bei der Servicestation stürzten sich die Jungs in die Arbeit am Truck, um diesen von Schmutz und Staub zu befreien, während mein Auto erst mal einen Ölwechsel verpasst bekam. Ich hatte vorsorglich einen neuen Filter mitgebracht, da solche Ersatzteile in Marokko nur bedingt vorrätig sind. Bei einem Preis von 5 CHF/Liter ist ein Ölwechsel hier um einiges günstiger als zu Hause und das verwendete Öl ist auch nicht schlechter. Als der LKW sauber war, war mein Fahrzeug an die Reihe. Die Kabine wurde als erstes entstaubt und danach die Carrosserie von Hand gewaschen. Für die höher gelegenen Partien wurde eine Leiter benutzt, um auch wirklich überall putzen zu können. Auch wenn die Marokkaner vielleicht etwas weniger koordiniert arbeiten und verschiedene Stellen mehrmals gewaschen wurden, war am Ende jedenfalls alles einwandfrei sauber. Zum Schluss fuhr ich den Land Cruiser nochmals über die Arbeitsgrube, damit das Fahrzeug zusätzlich abgeschmiert werden konnte. Die Kosten für Waschen/Schmieren betrugen gerade mal 15 CHF!!!
Die verbleibenden Dirham wandelte ich an der Tankstelle in Diesel um. Mit den gefüllten Tanks konnten wir nun problemlos in die Schweiz zurück fahren und mit etwas Glück reichte es sogar noch, um den Pfingst Raid in Frankreich am kommenden Wochenende zu bestreiten. Gerade als wir mit dem Tanken fertig waren, kamen unsere Partnerinnen zurück, also perfektes Timing.
Wir verliessen die Stadt nordwärts, der Küste entlang, um zum Hafen zu gelangen. Dabei fiel uns auf, dass genau beim letzten Kreisel vor der Hafeneinfahrt, die Polizei noch ein letztes Mal eine Radarkontrolle durchführte. Für uns kein Problem, wären wir jedoch zu schnell gewesen, hätten wir alt ausgesehen, nachdem wir die letzten Dirham bereits ausgegeben hatten. Wir checkten im Hafen ein und erhielten unsere Tickets. Die allerletzten paar Münzen reichten genau noch um ein feines, knusperiges Sandwich zu kaufen. Anschliessend stellten wir uns bei der Passkontrolle an und gaben unsere Zolldeklaration fürs Auto bei den Behörden ab. Als letzter Akt war das Durchleuchten des Fahrzeugs mit dem Hightech Spielzeug, einem riesigen, befahrbaren Scanner, zu absolvieren. Danach konnten wir zur Fähre fahren, wo wir nach einer letzten, manuellen und optischen Kontrolle sogleich an Bord durften.
Unsere Freunde hatten eine Kabine unweit der unseren erhalten, so dass wir keine langen Wege zurücklegen mussten. Wir trafen uns in unserem Zimmer, um die letzten zwei Bier, resp. Prosecco, zu leeren und dabei noch einmal auf meinen Geburtstag anzustossen. Die fast zwei Stunden verspätete Abfahrt genossen wir vom Heck des Schiffes aus. Die Fähre steuerte direkt in die Meerenge von Gibraltar und fuhr vorbei am berühmten Felsen und an Ceuta ins Mittelmeer ein.
Zum Nachtessen trafen wir uns im Restaurant. Anschliessend vergnügten wir uns in einer Bar mit Kartenspielen, gingen dann aber relativ früh zu Bett.
16.5. Samstag
Strecke: Auf See
Distanz: --
Wetter: Schön, warm
Übernachtung: Fähre
Die See war während der Nacht ruhig geblieben, so dass auch im vorderen Teil des Schiffes, wo unsere Kabine lag, kaum eine Bewegung zu spüren war. Wir hatten so gut geschlafen, dass wir das Frühstück verpassten, was jedoch kein Drama war, denn dieses hätte ohnehin nur aus einem Kaffee und einem Croissant bestanden. Wir hätten es mit aufstehen also eigentlich nicht eilig gehabt, wenn nicht eine Notfallübung ausgerufen worden wäre, an welcher wir obligatorisch teilnehmen mussten. Das hiess, anziehen, Kabine verlassen und zur angewiesenen Sammelstelle eilen. Unser Fluchtweg war über eine nahegelegene Treppe hinunter auf das nächste Deck vorgesehen. Bis dorthin wurden wir auch einwandfrei gelotst, standen dann aber vor einer verschlossenen Tür. Kurzerhand wurden wir wieder zum Ausgangspunkt zurück geführt und über eine andere Treppe an den offenbar richtigen Ort gleitet. Nach einer guten halben Stunde war die Übung beendet und wir konnten wieder frei über unsere Zeit verfügen.
Bis zum Mittagessen vertrieb ich mir die Zeit mit dem Sortieren der Bilder und Myrta las in ihrem Buch weiter. Da wir das Frühstück verpasst hatten, gingen wir mit gutem Appetit zum Mittagessen. Den Nachmittag verbrachten wir mit lesen, relaxen und Tagebuch schreiben. Gegen Abend liefen wir in den Hafen von Barcelona ein. Leider konnten Passagiere, welche bis nach Sète weiterreisten, nicht von Bord gehen, sonst wären wir gerne zum Nachtessen oder für einen Drink in die Stadt gegangen.
17.5. Sonntag
Strecke: Sète - Rheinfelden
Distanz: Ca. 750 km
Wetter: Schön, warm (Morgens 18°C, nachmittags gut 20°C)
Übernachtung: Zu Hause
Mit nur einer Stunde Verspätung hatten wir den Zielhafen erreicht und das Schiff verlassen. Die Zollformalitäten waren, wie innerhalb Europas üblich, im Nu erledigt und wir konnten uns auf den Heimweg machen. Der Verkehr durch Südfrankreich war zwar für einen Sonntagvormittag verhältnismässig dicht, trotzdem kamen wir zügig voran. Die Verkehrsnachrichten liessen uns jedoch ahnen, dass wir wohl nicht ohne Behinderungen heimfahren können. Bereits bei Orange, wo die Autobahnen von Spanien und Marseille kommend zusammen treffen, herrschte über mehrere Kilometer zähfliessender Verkehr mit zeitweiligem Stillstand. Die nachfolgende, schrittweise Verengung der Autobahn von fünf auf drei Spuren, führte über weitere10 km zu Problemen, bis sich die Situation etwas entschärfte. Bis vor Valence kamen wir nur stockend voran. Erst in Richtung Grenoble entspannte sich die Situation, wobei auch auf diesem, normalerweise schwach befahrenen Abschnitt, bedeutend mehr Verkehr unterwegs war als üblich.
Als wir Grenoble westlich umfuhren, piepste es plötzlich im Cockpit. Bei der vielen Elektronik, die wir an Bord haben, brauchten wir einen Moment, um zu erkennen, dass das Reifendrucküberwachungssystem einen Alarm anzeigte. Das Display machte deutlich, dass im Rad vorne rechts nur noch 1.1. bar Druck vorhanden waren. Behutsam lenkte ich das Auto auf den Pannenstreifen und fand tatsächlich einen fast platten Reifen vor. Nach knapp 15 Minuten war das Rad gewechselt und es konnte weiter gehen.
In den Verkehrsmeldungen wurde ein weiterer Stau an der Zahlstelle kurz vor Genf und danach am Schweizer Zoll gemeldet. Wir umfuhren die beiden Problemstellen, indem wir über Annemasse und durchs Genfer Stadtzentrum fuhren. So kamen wir in den Genuss, den berühmten Jet d’Eau, das Wahrzeichen von Genf, zum ersten Mal vor Ort zu sehen.
In Kirchberg legten wir nochmals einen kurzen Halt ein, um Myrta‘s Enkelin zum Geburtstag zu gratulieren, bevor es endgültig nach Hause ging.
ENDE