Auf der Autobahn bis Kiel, von dort mit der Fähre über Nacht nach Oslo. Einen Bogen nach Südnorwegen, dann durch das Fjordland bis hinauf nach Trondheim. Der Wechsel nach Mittel Schweden, über Stockholm und Norrköping nach Göteborg, nicht ohne die schöne Westküste besucht zu haben. Mit der Fähre wieder zurück nach Kiel und die lange Fahrt durch Deutschland zurück nach Hause.
3 Wochen, ca. 7000 km, in den ersten zwei Wochen wechselhaftes Wetter, am Ende sonnig und warm.
Bemerkung:
Das komplette, bebilderte Reisetagebuch kann ganz unten auf dieser Seite als .pdf heruntergeladen werden
31.7. Mittwoch
Strecke: Pfeffingen – Stuttgart – Würzburg- Sommerhausen
Distanz: Ca. 400 km
Wetter: Schön, warm
Übernachung: Bei Harry Wurmbrand
Nachdem ich am Vormittag noch gearbeitet hatte, ging ich nach dem Mittagessen nach Hause, um die letzten Dinge in den Troopy zu packen. Nach ein Uhr holte ich Myrta ab und danach konnte es los gehen. In Waldshut tankte ich das Auto nochmals mit günstigem Diesel auf, bevor wir über die Autobahn via Stuttgart nach Würzburg fuhren. Um halb Sieben trafen wir bei meinem Kumpel Harry in Sommerhausen ein. Da sie unsere SMS nicht erhalten hatten, kamen wir etwas überraschend an. Die Zeit für den geplanten Schweinebraten war dadurch zu knapp, also ging Harry kurzerhand in einen nahegelegenen Laden, um Grillfleisch einzukaufen. Bis er zurück kam, hatte ich den Grill bereits auf Betriebstemperatur geheizt und bald war das Nachtessen auf dem Tisch. Da wir am nächsten Morgen sehr früh starten wollten, gingen wir gegen halb elf zu Bett, nachdem wir uns von unseren Gastgebern verabschiedet hatten.
1.8. Donnerstag
Strecke: Sommerhausen – Kassel – Hamburg – Kiel à Fähre Rtg. Oslo
Distanz: Ca. 600 km
Wetter: Anfangs schön, warm; Nachmittag bewölkt
Übernachtung: Auf der Fähre
Nach einer kurzen Nacht ging der Wecker um 4 Uhr. Wir wollten sicher stellen, dass wir rechtzeitig zur Fähre kommen würden, auch falls uns unterwegs der Verkehr behindern sollte. Wir machten uns sofort nach dem Zähneputzen auf den Weg. Es war noch stockdunkel und auf den Strassen war es entsprechend ruhig, so dass wir gut vorankamen. Nach etwa 3 h Fahrt gönnten wir uns ein kleines Frühstück in einer Autobahnraststätte. Kurz nach Göttingen hatte ein Unfall zu einem Stau geführt, welcher uns aber nur etwa 10 Minuten kostete. Später hörten wir im Radio, dass die Kolonne mittlerweile auf 7 km angewachsen war. Auch durch Hamburg kamen wir ohne Behinderung und trafen so bereits um halb elf bereits in Kiel ein. Da wir hier die Tanks nochmals auffüllen wollten, hatte ich im Netz nach einer günstigen Tankstelle gesucht. Wie sich vor Ort herausstellte, war diese jedoch wegen Unterhaltsarbeiten geschlossen. Wir mussten uns zwangsläufig nach einer Alternative umsehen und fanden diese nach einigen Umwegen kurz vor dem Fährhafen.
Das Einchecken ging flott von Statten, anders als wenn man nach Afrika fährt, auch das Verladen startete pünktlich, so dass das Schiff fahrplangemäss um zwei Uhr ablegen konnte. Durch einen anfangs schmalen Meeresarm verliessen wir Kiel. Unsere Kabine war sehr elegant und geräumig, mit einem breiten Doppelbett ausgestattet. Auch sonst erinnerte uns diese Fähre eher an ein Kreuzfahrtschiff. Im Zentrum gab es eine Ladenstrasse mit mehreren Restaurants. Die riesige Halle reichte über mehrere Decks und war aufwändig dekoriert. Nach einem ersten Rundgang zogen wir uns in die Kabine zurück und machten ein Nickerchen, denn wir hatten zu dieser Zeit ja schon einen ganz schön langen Tag hinter uns.
Vor dem Nachtessen genehmigten wir uns einen Drink, welcher uns schon mal auf die Preise in Norwegen einstimmte. Nach einigen Minuten anstellen bekamen wir in der Pizzeria einen Tisch und genossen dort eine feine Pasta bzw. Pizza. Zurück in der Kabine versuchten wir noch ein wenig zu lesen, aber es dauerte nicht lange bis uns die Augen zufielen. Dass wir uns auf einem Schiff befanden merkten wir nicht, kein schaukeln, kein vibrieren, es war ruhig wie in einem guten Hotel….
2.8. Freitag
Strecke: Fähre Rtg. Oslo – Drammen – Notodden – Seljord - Sandnes
Distanz: 180 km
Wetter: Morgens: Leicht bewölkt, Nachmittag: bewölkt, teils Nieselregen, warm
Temperatur: Min. 18 C Max. 26 C
Übernachtung: Camping Garvikstrondi 220 KR
Wir schliefen bis gegen acht Uhr. Da es in unserer Innenkabine stockdunkel war, konnten wir nicht abschätzen, welche Tageszeit war. Als wir nach draussen gingen, stellten wir fest, dass wir bereits in den Oslofjord eingefahren waren. Nach einem Kaffee und Croissant begaben wir uns an Deck und genossen die Aussicht und das erstaunlich warme und schöne Wetter. Wir beobachteten die vorbei ziehende Landschaft mal backbord- mal steuerbordseitig. Pünktlich liefen wir im Hafen von Oslo ein, das anschliessende Entladen der Fähre war eine Sache von Minuten. Am Zoll wurden wir zwar kurz angehalten, aber wir hatten den Eindruck, die Zöllnerin wollte nur etwas mit uns plaudern. Zum Glück, denn eine genaue Untersuchung hätte wohl eine Überdosis Alkoholika an Bord zu Tage gefördert.
Wir parkierten das Auto direkt ausserhalb des Hafens und machten uns von dort aus zu Fuss auf, um Oslo zu entdecken. Durch ein Quartier, in welchem mehrere ausländische Botschaften angesiedelt waren, gelangten wir zum königlichen Palast. Leider wurde der Vorplatz gerade komplett renoviert, so dass die klassische Sicht auf die Front des eindrücklichen Gebäudes etwas beeinträchtigt wurde. An mehreren schönen, alten Häusern vorbei erreichten wir die Fussgängerzone. In einer Biobäckerei genehmigten wir uns ein ausgezeichnetes Sandwich und kauften ein feines Brot zum mitnehmen. Unser Rundgang führte uns anschliessend zur hypermodernen Oper, dessen Architektur an einen Eisberg erinnert, und am weniger ansprechenden Rathaus aus den 30er Jahren vorbei zum umso schöner gestalteten Einkaufzentrum Aker Brygge. Von dort war es nur noch ein Katzensprung zurück zum Auto.
Welch ein Start... bereits nach 500 m Auto fahren in Norwegen steckten wir in einem Stau. Wie sich herausstellte, blockierte ein Pannenfahrzeug den linken Fahrstreifen, was zur Verstopfung geführt hatte. Nach kurzem Warten waren wir aber unterwegs Richtung Drammen, wo wir von der Hauptstrasse ins Landesinnere abbogen. Durch ein schönes, grünes Tal, welches mit der Schweiz durchaus Ähnlichkeit hatte, gelangten wir nach Notodden. Dort kauften wir einige frische Lebensmittel ein und fuhren danach auf abwechslungsreicher Strecke weiter. Nach Seljord wählten wir die Strasse dem westlichen Seeufer entlang und fanden nach einigen Kilometern einen schön gelegenen Camping. Wir wählten einen Standplatz unmittelbar am Ufer und genossen den herrlich milden Abend. Zum Nachtessen bereiteten wir Spaghetti an einem feinen Basilikum Pesto und einen frischen Salat zu. Anschliessend sassen wir noch bis Sonnenuntergang, das heisst, bis gegen elf Uhr, draussen. Erst kurz vor dem Eindunkeln besuchten uns ein paar Mücken, die jedoch (noch?) kein Problem darstellten.
3.8. Samstag
Strecke: Sandnes – Kilen – Grova – Stean –Treungen – Amli –Dolemo – Birkeland – Kristiansand – Hollen - Mandal
Distanz: 267 km
Wetter: Morgens: regnerisch Nachmittag: wechselnd bewölkt, kurzer Schauer
Temperatur: Min. 18 C Max. 24 C
Übernachtung: Camping Sandnes 210 KR (hübsch, familiär, nette Umgebung)
Um vier Uhr morgens wurde ich durch Blitz und Donner geweckt und bald darauf begann es heftig auf unserem Blechdach zu trommeln. Immer wieder gingen zum Teil heftige Schauer nieder, so dass wir das Frühstück schliesslich in der Campingküche einnahmen. Danach war schnell gepackt und wir waren wieder unterwegs.
Über eine kleine Piste fuhren wir zum Teil bei strömenden Regen durch eine einsame und sehr schöne Landschaft nach Kilen. Dort trafen wir wieder auf eine Teerstrasse. Einem malerischen See entlang und über eine lange Brücke gelangten wir nach Grova, wo wir nach NW drehten, um bei Stean den langgestreckten Nisser See zu erreichen. Diesem folgten wir eine gute Streck bis zu dessen Südende. Wir kamen dabei nur an einzelnen Häusern und Bauernhöfen vorbei, die erste grössere Ortschaft war Amli. Die Gegend blieb dünn besiedelt und es hatte kaum Verkehr, bis wir kurz vor Kristiansand auf die Hauptstrasse trafen. Wir durchquerten die Stadt auf der Hauptroute, bogen dann aber auf eine Nebenstrasse ab, die näher an der Küste verlief. Dazwischen legten wir einen Abstecher nach Hollen ein, ein winziges Dörfchen an der Küste. Wir verbrachten dort unsere Mittagsrast und trockneten bei der Gelegenheit einige unserer Sachen, da sich das Wetter inzwischen stark verbessert hatte. Nach einem kurzen Spaziergang durch den Ort fuhren wir weiter bis kurz vor Mandal, wo wir einen kleinen, gemütlichen Camping fanden.
Nachdem wir uns eingerichtet hatten, bemerkten wir, dass in der Umgebung des Campingplatzes ein kleines Netz von Wanderwegen ausgeschildert war. Wir beschlossen, uns nach der Autofahrt die Füsse noch etwas zu vertreten. Als erstes ging es hoch zu einem Aussichtspunkt mit Blick auf den Ort Mandal. Wir setzten den Weg fort und staunten nicht schlecht, als wir in einem kleinen, offenen Unterstand mitten im Wald ein Klavier entdeckten. Es stellte sich heraus, dass sich der Campingbesitzers mit dieser Installation einen Spass erlaubt hatte und die Wanderer überraschen wollte. Eine weitere, etwas skurrile Installation fiel uns am Ufer eines hübschen Sees auf - dort steckte ein Ruderboot schräg im Boden und dient so als Unterstand. Nach einer weiteren Schlaufe durch den wunderschönen Wald erreichten wir den Camping wieder.
Dort angelangt, bereitet Myrta einen Apero vor, welchen wir bei warmem Sonnenschein geniessen konnten. Das Wetter war jedoch so wechselhaft, dass wir zweimal gezwungen waren, alles rasch ins Trockene zu bringen, wenn ein kurzer Schauer drohte. Zum Nachtessen gab es Rösti mit Bratwurst an einer Zwiebelsauce. Noch einmal störte uns ein kurzer Regenguss, der aber sobald wir im Auto sassen, auch schon wieder vorbei war.
4.8.Sonntag
Strecke: Mandal – Lindesnes Leuchtturm – Lyngal – Aseral – Evje – Bygland - Hauge
Distanz: 326 km
Wetter: Morgens: bewölkt Nachmittag: <Meist regnerisch
Temperatur: Min. 18 C Max. 23 C (9 in den Bergen)
Übernachtung: Hauge Camping (Hütte) 380 KR
Während der Nacht war es trocken geblieben und der Morgen begrüsste uns mit leichter Bewölkung. Als erstes wollten wir heute den südlichsten Punkt des Norwegischen Festlands ansteuern, den Leuchtturm Lindesnes. Auf kleinen Strassen schlängelte sich die Strecke zur Halbinsel hinaus, vorbei an kleinen Meeresarmen und Dörfern. Die Landschaft zeigte sich dabei immer karger, bis wir schliesslich an einem Parkplatz ankamen. Von dort war es noch ein kurzer Spaziergang, bis wir beim Leuchtturm waren. Da wir schon vor 10 Uhr vor Ort waren, war der Ticketschalter noch nicht besetzt, so dass wir kostenlos in den Genuss des Besuches kamen. Allerdings waren zu dieser Zeit auch die Ausstellungen und Souvenirläden noch geschlossen, was uns jedoch nicht gross kümmerte. Das Wetter war recht klar, nur der Wind blies zügig, was in Küstennähe jedoch nicht erstaunlich war. Das erste Leuchtfeuer an dieser Stelle war bereits 1655 erbaut worden. Der jetzige Leuchtturm stammt aus dem Jahr 1915 und ist auch heute noch permanent besetzt, auch wenn er für die Navigation nicht mehr dieselbe Bedeutung hat wie früher.
Nach der Besichtigung fuhren wir auf der gleichen Strecke ein Stück zurück, um dann Richtung Lyngal abzudrehen und ab dort einem schönen Tal nordwärts zu folgen. Anstatt auf direktem Weg ins Setestal zu wechseln, machten wir erst einen Abstecher nach Aseral. Eine gut ausgebaute Piste bot dazu eine willkommene Abkürzung. Der Weg führte durch eine ländliche, sehr abgelegene Gegend, bevor wir das Wintersportgebiet erreichten. Jetzt im Sommer war hier wenig los, aber auch zu dieser Jahreszeit war die Landschaft sehr reizvoll. Die Strecke zurück zur Hauptstrasse endete direkt im kleinen Ort Evje, am Südende des Setesdal. Etwas nördlich des Dorfes bemerkten wir eine Gruppe junger Leute, die sich für eine Schlauchbootfahrt bereit machten. Wir hielten an, um uns die Sache anzuschauen. Ein kurzes Stück des Flusses, unterhalb eines Kraftwerks, wies einige Stromschnellen auf. Die Fahrt dauert zwar keine 5 Minuten, aber die Leute schienen auf der nassen Achterbahn viel Spass zu haben. Bereits drohten wieder dunkle Wolken und wir beeilten uns, um vor dem Regen im Auto zu sitzen. Kaum eingestiegen, ging einmal mehr ein heftiger Schauer nieder. Bei diesem Wetter wirkte die Landschaft zum Teil recht dramatisch und spektakulär, aber um ehrlich zu sein, hätte sie uns bei Sonnenschein trotz allem besser gefallen. Immer wieder durchfuhren wir kurze Regenzonen, und gleich danach war es wieder trocken. Wir hatten eigentlich geplant, in der Gegend von Bygland zu übernachtet und dort noch eine kurze Wanderung zu machen, aber bei diesem Wetter verging uns die Lust dazu. Wir beschlossen also, weiter zu fahren und hofften, weiter im Westen bessere Bedingungen anzutreffen.
Vor Valle bogen wir nach Westen in die Berge ab und legten innert Kürze einige hundert Höhenmeter zurück. Das Wetter wurde nur noch schlechter und auch die Temperaturen fielen auf bis 9 °C. Auf über tausend Metern über Meer verlief die Bergstrasse durch eine karge Hochebene, eine Landschaft, wie sie bei uns auf etwa 2500 müM anzutreffen wäre. Die Strecke führte schliesslich in ein Tal hinunter, wo es nicht nur wieder etwas wärmer, sondern auch das Wetter wieder wesentlich freundlicher war. Wir beschlossen, in Hauge nach einer Bleibe zu suchen und wurden in einem Camping fündig. In Anbetracht des unstabilen Wetters und der doch merklich kühleren Temperaturen entschieden wir uns, eine der angebotenen Hütten zu mieten. Dort waren wir immerhin im Trockenen und an der Wärme. Nebst einer einfachen Kochgelegenheit und einem Tisch war das Häuschen mit vier Kajütenbetten und einen Fernseher mit drei Norwegischen Programmen ausgestattet. Den Apéro konnten wir noch draussen in der Sonne geniessen, aber schon bald fielen wieder erste Tropfen. Unsere Nachbarn kamen nach und nach von ihren Unternehmungen zurück. Direkt neben uns liess sich ein junges Paar aus Sachsen nieder, die einen ganz tollen Hund dabei hatten, einen Mischling mit ziemlich viel Neufundländerblut. Wir tauschten ein paar Worte mit ihnen und machten uns dann ans Nachtessen, welches aus Rindsragout mit Kartoffelstock bestand.
5.8.Montag
Strecke: Hauge – Hunnedalen – Oltedal – Ims – Sandnes - Stavanger
Distanz: 136 km
Wetter: Morgens: regnerisch Nachmittag: Bedeckt, einige leichte Schauer
Temperatur: Min. 16 C Max. 20 C
Übernachtung: Mosvangen Camping (Hütte) 480 KR
Im Laufe der Nacht hatte es immer wieder geregnet, so dass wir froh waren, eine Hütte gemietet zu haben. Auch der Tag fing grau und regnerisch an, also liessen wir uns Zeit mit Aufstehen und machten uns erst gegen zehn Uhr wieder auf den Weg. Erst stieg die Strasse zu einem Pass an und folgte danach dem Hunnendalen, einem auch bei grauem Wetter eindrücklichen Tal. Bei Gilja sahen wir einen Wegweiser zum Manavossen, offensichtlich einem Wasserfall. Da wir heute ohnehin nicht zu weit fahren wollten, beschlossen wir mal zu schauen worum es sich handelt. Erst querten wir einen Berg durch einen 4 km langen Tunnel und kamen am Ende des Frafjorden wieder ans Tageslicht. Die Strasse führte danach weitere 8 km ins Tal hinein, bis wir bei einem Parkplatz ankamen. Von dort stiegen wir über Felsstufen, die mit Ketten gesichert waren, in kurzer Zeit über hundert Meter hoch. Endlich erreichten wir einen Aussichtspunkt mit einem eindrücklichen Blick auf den fast 100 m hohen Wasserfall. Auf dem gleichem Weg gelangten wir zurück zum Auto, wobei der Abstieg fast genauso schweisstreibend war wir zuvor der Aufstieg.
Über Nebenstrassen und durch abwechslungsreiche Landschaft kamen wir beim Mosvanger Camping in Stavanger an. Wir konnten uns noch die letzte verfügbare Hütte sichern, was wir in Anbetracht des Wetters bestimmt wieder schätzen würden. Nach einem Snack machten wir uns zu Fuss auf in die Stadt und erreichten nach etwa einer halben Stunde die Domkirchein der Nähe des Zentrums. Mitten in der Stadt hatten nicht weniger als drei Kreuzfahrtschiffe angelegt, eines davon war die mächtige Queen Victoria. Zwei der Kähne füllten den Vagen, den kleinen Meeresarm, der den Hafen bildet, fast vollständig aus. Wir besuchten das alte Quartier Gamle Stavanger, berühmt für seine schönen und meist gut erhaltenen, schneeweissen Holzhäuser aus dem 18. und 19. Jahrhundert. In den Gassen wimmelte es von Passagieren der Kreuzfahrer. Auch die gegenüber liegende Seite der malerischen Altstadt hatte einiges zu bieten. Vom grosszügigen Platz vor dem Norwegischen Ölmuseum aus hatten wir eine herrliche Sicht auf die Brücke, welche zur Insel Sölyst hinaus führt. Den Besuch des Museums wollten wir auf den folgenden Tag planen, falls sich das Wetter nicht bessern sollte. Die hübsche Altstadt von Stavanger beeindruckte uns sehr, auch wenn diese etwas touristisch ist.
Bis wir im Camp zurück waren, war bereits wieder Zeit für einen Apero und bald danach nahmen wir die Küche in Betrieb. Heute gab es Pasta alla Bolognese mit Salat. Den Abend verbrachten wir mit planen und lesen.
6.8.Dienstag
Strecke: Stavanger – Fähre nach Tau – Fähre nach Nesvik – Sand - Roldal
Distanz: 194 km
Wetter: Morgens: regnerisch Nachmittag: regnerisch, Abends Aufhellungen
Temperatur: Min. 15 C Max. 19 C
Übernachtung: Hagaminne Camping (Hütte) 350 KR
Für den Fall, dass das Wetter am Morgen schon aufklaren sollte, hatten wir Plan A vorgesehen: Früher Start und Fahrt direkt zum Preikestolen. Der Wettergott machte uns aber auch diesmal einen Strich durch die Rechnung, so dass Plan B zum Tragen kam: Ausschlafen, später Start und Besichtigung des Ölmuseums. Als wir um 11 Uhr dort ankamen, stellten wir fest, dass wir nicht die Einzigen waren, die dieses Schlechtwetterprogramm gewählt hatten. Das Museum zeigt die Geschichte der Ölförderung in Norwegen. Anhand zahlloser Modelle konnte man die Entwicklung der Bohrplattformen verfolgen. Daneben waren viele Einrichtungen und Maschinen der Förderindustrie ausgestellt, bis hin zu einer kompletten Steuerkabine und der dazugehörigen Bohreinrichtung.
Leider hatte das Wetter noch immer nicht aufgeklart, so dass wir uns entschlossen, den Abstecher zum Preikestolen, der berühmten Felsplattform, deren Kante über 604m senkrecht in den Fjord abfällt, fallen zu lassen. Zu unserem Bedauern mussten wir damit schon wieder auf eine der schönsten Sehenswürdigkeiten Norwegens verzichten. Wir folgten stattdessen der Strasse 13 durch eine abwechslungsreiche Fjordlandschaft. Immer wieder durchfuhren wir Regenfronten, selten klarte das Wetter etwas auf, was auf Dauer ziemlich deprimieren war. Bei Hjelmeland mussten wir noch einmal eine Fähre in Anspruch nehmen, um den Josenfjord zu queren. Hier begegneten wir den ersten Lachsfarmen, die in Norwegen sehr verbreitet sind. Zu unserem Erstaunen war bei einer der Plattformen ein ganz normales, schwimmendes Einfamilienhaus direkt bei den Schwimmnetzen angedockt. Das ersparte dem Besitzer einen allzu langen Arbeitsweg. Die Strasse führte direkt dem Fjord entlang und verschwand immer wieder in langen Tunneln. Über einen kleinen Pass gelangten wir bald an einen weiteren Meeresarm, den Sandsfjorden, an welchem die gleichnamige Ortschaft Sand liegt. Bevor der Fluss Suldalslagen ins Meer fliesst, ergiesst sich dieser über eine eindrückliche Felsenschwelle. Von einem direkt über der Schwelle erbauten Gebäude aus konnten die Fische dabei beobachtet werden, wie sie über ein Fischtreppe den Wasserfall überwinden. Wir spazierten durch den kleinen Ort und fuhren anschliessend weiter in das Suldal hinein. Eigentlich hatten wir in Erwägung gezogen, schon in Sand zu übernachten, da wir den Eindruck hatten, mit der Regenfront nach Osten zu reisen. Der Camping war jedoch weder besonders schön noch war jemand anwesend, also fuhren wir weiter. Zum Teil regnete es nun heftig und die Wolken hingen tief. Trotzdem war die Fahrt entlang des oft eingestauten Flusses beeindruckend. In dieser Gegend gab es weder Platz für Ortschaften noch für einen Camping, so dass wir schliesslich bis Roldal durchfahren mussten um zu übernachten. Wie immer, wenn man ohnehin schon etwas spät dran ist, waren sämtliche Hütten in den ersten drei Campings bereits ausgebucht. Zum Glück fanden wir auf einem nächsten Platz doch noch eine Bleibe im Trockenen, denn zum Campieren draussen war es uns schlicht zu nass und zu kühl. Auch hier war die einfache Hütte nur mit Betten und einer Kochgelegenheit ausgestattet. WC, Duschen und Wasserhahn befanden sich in einer Gemeinschaftsanlage. Auf Grund des unfreundlichen Wetters beschlossen wir, eine heisse Suppe mit Wienerli zu kochen, genau das richtige, wenn es schon kein Fondue gibt ;-)
7.8.Mittwoch
Strecke: Rondal – Odda – Utne - Jondal – Norheimsund – Bergen - Haukeland
Distanz: 136 Km
Wetter: Morgens: Leicht bewölkt, Nebelfetzen - Nachmittag: Leicht bewölkt, etwas windig
Temperatur: Min. 10 C Max. 21 C
Übernachtung: Camping Lone 200 KR
Endlich blauer Himmel!! Nur ein paar verstreute Wolken und ein paar Nebelfetzen zierten den strahlend blauen Himmel. Ein Grund für uns, früh aus den Federn zu kommen und schon kurz nach acht unterwegs zu sein. Anstatt kurz nach Hara durch den Tunnel zu fahren, nahmen wir die alte, schmale Passstrasse in Angriff. Die etwas rumplige, schmale Strasse führte erst durch ein Skigebiet, weiter über einen gut 1000 m hohen Pass und anschliessend hinunter Richtung Odda. Kurz vor dem Ort sahen wir von weitem Wassernebel über die Strasse wehen. Beim Näherkommen zeigte sich, dass dieser von einem gewaltigen Wasserfall stammte. Zwei Flussarme, nach den starken Regenfällen der vergangenen Tage mit eindrücklichem Volumen, vereinigten sich direkt oberhalb der Strasse und liessen ihre Wassermassen über die Felsen donnern. In Odda wählten wir die Route dem Ostrand des Sorfjorden entlang. Die Strasse war fast durchgehend gesäumt von Obstplantagen mit Apfel- und Kirschbäumen. Zu dieser Jahreszeit waren die Kirschen reif und wurden an vielen Strassenständen verkauft. Wir konnten nicht widerstehen und kauften uns eine Packung der riesigen, knackigen und zuckersüssen Früchte. Fast 40 km lang folgten wir dem Fjord, bevor wir bei Utne dessen Nordspitze erreichten. Die Strasse auf der Westseite war nicht ganz so gut ausgebaut, so dass wir etwas weniger zügig vorankamen. Als wir in Jondal eintrafen, konnten wir gerade noch zuschauen, wie die Fähre ihre Schnauze absenkte und ablegte. In einer Stunde würde die nächste fahren. Während wir warteten, füllte sich der Warteraum zusehends mit Oldtimern einer deutschen Klassikrallye. So war die Stunde rasch um und die Fähre wieder bereit zum Verladen.
Über Norheimsund fuhren wir Richtung Bergen, als wir an einem weiteren eindrücklichen Wasserfall vorbei kamen. Diesen konnten wir nicht nur von vorne bestaunen, ein kleiner Weg führte hinter die Wassermassen und liess uns das eindrückliche Schauspiel von der anderen Seite sehen, ohne dabei nass zu werden. Durch einen Gebirgszug mit Skianlagen auf nur gerade 400 m.ü.M. gelangten wir schliesslich nach Bergen. Wir stellten das Auto am Fährhafen ab und erkundigten die Stadt zu Fuss. In der Stadt wimmelte es auch hier nur so von Leuten, die nicht zuletzt wieder von einem Kreuzfahrtschiff an Land kamen. Im Bereich des Vagen, dem Hafen von Bergen, waren mehrere Seafoodstände angesiedelt, welche alle Arten von Fischmahlzeiten verkauften. Wir erstanden ein herrlich frisches Seafoodsandwich bei einem Italiener. Nachdem wir dieses genüsslich verzehrt hatten, schlenderten wir dem Ostufers des Vagen entlang und bewunderten die schönen, alten Holzhäuser, welche in allen Farben leuchteten. In den engen Gassen zwischen den Häusern zwängten sich die Leute an den vielen Läden vorbei.
Nach dem Stadtrundgang fuhren wir denselben Weg ein Stück zurück, da sich in Bergen keine Campings in Fussdistanz zur Stadt befinden. Etwa 18 km ausserhalb kamen wir im Lone Camping unter. Bei der Ankunft bemerkten wir gar nicht, dass es Stellplätze direkt am See gab, erst ein Rundgang durch die Anlage offenbarte uns diese Möglichkeit, also zügelten wir kurzerhand unsere sieben Sachen. Wir genossen die Sonnenstunden, obwohl es bereits wieder merklich kühler wurde. Das schöne Wetter hatte auch eine grosse Zahl an Gleitschirmfliegern angelockt, die wir am Berg über dem Camping beobachten konnten. Nach dem Essen, welches heute aus einem Gemüserisotto mit Luganighe bestand, gesellten sich ein paar Enten zu uns, die nach Futter bettelten. Diese waren so zutraulich, dass sie mir sogar, wenn auch etwas stürmisch, aus der Hand frassen. Als die Sonne untergegangen war, wurde es bald recht kühl, so dass wir einen warmen Pulli gut vertragen konnten.
8.8.Donnerstag
Strecke: Haukeland – Dalen –Voss – Gudvanger –Fähre – Kaupanger – Gaupne - Jostedal
Distanz: 277 km (davon ca. 75 Fähre)
Wetter: Morgens: Leicht bewölkt, Nachmittag: Zunehmend bedeckt und regnerisch
Temperatur: Min. 10 C Max. 21 C
Übernachtung: Jostedal Camping 170 KR
Beim Aufstehen sah das Wetter wieder vielversprechend aus. Auch wenn es anfangs noch recht kühl und feucht war, wurde es schnell angenehm, als die Sonne über den Bergen hervorkam. Auf der gleichen Strecke wie am Vortag fuhren wir erst ein Stück zurück, bis wir Richtung Voss abbogen. Die Strasse führte einmal mehr einem Fjord entlang, verschwand jedoch immer wieder in einem der vielen Tunnel. Bei Dale verliessen wir die Hauptstrasse und gelangten über eine steile, schmale Bergstrasse stetig höher in die Berge. Es hatte kaum Verkehr, trotzdem waren bei vielen der Hütten entlang der Strecke Autos parkiert. Schafe lagen zum Teil mitten auf dem warmen Asphalt und liessen sich auch nicht stören, wenn man ihnen fast über den Schwanz fuhr. Kurz vor Voss trafen wir wieder auf die Hauptstrasse. Bereits weit vor Gudvanger fielen uns Infotafeln auf, welche eine Tunnelsperrung signalisierten. Wir konnten uns nicht vorstellen, dass damit die Hauptverbindung zwischen Oslo und Bergen gemeint sein könnte, bis sich herausstellte, dass genau das der Fall war. Wir steckten in einer Sackgasse! Als Alternative bot sich eine Fährverbindung an, welche quasi um den Berg herum führte, in welchem der besagte Tunnel lag. Die zur Abfahrt bereit stehende Fähre war leider schon ausgebucht und die nächste erst 3h später fällig. Als weiter Verbindung war eine Fähre nach Kaupanger angesagt, welche eine halbe Stunde später ablegen sollte. Nach einem kurzen Kartenstudium erkannten wir, dass uns dies zwar um eine sicher schöne Landstrecke brachte, uns aber dafür eine Passage durch einen der malerischsten und spektakulärsten Fjorde ermöglichte, den Näroy Fjord. Der Spass war mit 150 CHF für die knapp 3h nicht ganz billig, aber wie es sich herausstellen sollte, erlebten wir eine wirklich phänomenale Fahrt. Ein paar Kilometern nach dem Start verengte sich der Meeresarm auf weniger als 200 m und die Berge auf beiden Seiten ragten über 1000 m hoch. Immer wieder gab es faszinierende Wasserfälle zu bestaunen, wir kamen an kleinen Siedlungen vorbei, welche nur von der See her zugänglich sind. Bei einem dieser Orte landete das Schiff kurz, um ein weiteres Auto aufzunehmen. Nachdem wir in den Sognefjord eingefahren waren, verbreiterte sich der Meeresarm zunehmend, war landschaftlich immer noch schön, aber bei weitem nicht mehr so spektakulär.
In Kaupanger angekommen, besichtigten wir die um 1200 erbaute Stabkirche, die grösste der typischen Holzkirchen der Region. Anschliessend ging die Fahrt weiter nach Gaupne, wo wir ins Jostedal abbogen. Nach etwa dreissig Kilometern gelangten wir an den Fuss eines der vielen Gletscher im Tal. Vom Parkplatz aus wanderten wir dem See entlang zum Gletschertor. Unterdessen hatte es wieder einmal zu regnen begonnen, auch wenn der Schauer nur kurz war, sah das Wetter wieder ziemlich düster aus. Trotz allem war es sehr eindrücklich, so nahe am blauen Eis des Gletschers zu stehen und das donnernde Wasser zu beobachten, welches unter den Eismassen hervorschoss.
Wieder beim Auto angekommen, fuhren wir einige Kilometer zurück und checkten im Jostedal Camping ein. Da es nach wie vor regnerisch war, stellten wir das Zelt auf, damit wir im Trockenen kochen und essen konnten. Das französische Cassoulet war schon fast fertig gekocht, als ich beim Aufstehen mit dem Kopf gegen das Tablar in der Tür stiess und damit die ganze Kocherei zum Absturz in die Küchenkiste brachte. Das Nachtessen konnten wir zwar mehr oder weniger retten, aber die Portionen fielen etwas kleiner aus. Am Abend regnete es immer wieder, so dass wir uns bald ins Auto zurückzogen, um im Internet zu surfen, zu lesen oder das Tagebuch zu schreiben.
9.8.Freitag
Strecke: Jostedal – Gaupne – Lom – Grotli – Bergstrasse - Lunde
Distanz: 277 km
Wetter: Morgen: Regnerisch, verhangen, Nachmittag: Z.T. Aufhellungen, ohne Regen
Temperatur: Min. 12 C Max. 18 C
Übernachtung: Mindresunde Camping 180 KR
Wir konnten ohne Regen zusammenpacken, obwohl die tief hängenden Wolken nichts gutes versprachen. Unser Entscheid, den Gletscher gleich am Ankunftstag zu besichtigen, war goldrichtig, denn an diesem Tag wäre vom Eisfeld nicht viel zu sehen gewesen.
Wir fuhren durch das Tal zurück bis Gaupne, um dann Richtung Lom durch die Berge zu fahren. Diese Strecke gilt als eine der schönsten Norwegens und es wurde tatsächlich eine sehr abwechslungsreiche Fahrt, sogar bei den nicht optimalen Wetterbedingungen. Als wir am Ende des Lusterfjord ankamen, stieg die Strasse steil bergan. Bald liessen wir die Wälder hinter uns und tauchten in eine immer karger werdende Landschaft ein. Auf einer längeren Strecke, auf über 1200 m, verlief die Strasse entlang mehrerer kleiner Seen, während rechts und links immer wieder Gletscherzungen sichtbar wurden, welche unter der Wolkendecke hervorsahen. Nach und nach kamen wir wieder in tiefere Lagen und das Tal wurde zunehmend grüner.
In Lom legten wir einen Zwischenhalt ein, um die dortige Stabkirche wenigstens von aussen zu besichtigen. Um den Innenraum des Gotteshauses zu sehen, wurde ein Eintritt von 55 KR, also fast 10 CHF/Person verlangt, was uns schlicht zu teuer war. Nach einem kurzen Spaziergang durchs Dorf, welches vor allem Hotels und andere touristische Einrichtungen bot, fuhren wir weiter durchs Ottatal. Bei einem Stauwerk fanden wir einen Pic-Nic Platz und hielten dort Mittagsrast. Eine Infotafel informierte über die Dimensionen der ganzen Kraftwerke in dieser Region. Insgesamt 650‘000 MWh Energie werden allein hier pro Jahr produziert, das entspricht einem 2/3 AKW.
Wenig später kamen wir an einer Infotafel des nahen National Parks vorbei. Wir erkannten, dass mehrere Wanderwege an diesem Punkt starteten und wollten uns die Füsse etwas vertreten. Wir entschieden uns für einen kurzen Spaziergang zu einem Wasserfall. Unterwegs kamen wir an einer interessant konstruierten Brücke vorbei. An beiden Enden war mit Hilfe von gestapelten Baumstämmen ein Widerlager errichtet worden, um so einen grossen Teil der Breite zu überbrücken.
Bei der Abzweigung in Grotli staunten wir nicht schlecht, als wir auf dem Parkplatz einen deutschen Bomber aus dem 2. Weltkrieg liegen sahen. Auf einer angebrachten Tafel lasen wir, dass das Flugzeug damals von einem Engländer angeschossen worden war und auf einem zugefrorenen See in der Nähe notlanden musste.
Eine kleine Bergstrasse, anfangs sogar nur eine gute Piste, führte parallel durch die Berge, so dass wir uns die ewig langen Tunnels sparen konnten. Wieder wurde die Landschaft „hochalpin“, obwohl wir uns nur auf knapp 1000m Höhe befanden. Einem Fluss entlang gelangten wir wieder hinunter ins Tal. Am Ende des Strynevatnet Sees bezogen wir eine wunderschöne Campsite direkt am Wasser. Die sehr gepflegte Anlage mit nur wenigen Campern liessen uns den Abend geniessen, nicht zuletzt auch, weil es nicht mehr regnete und da auch kaum Wind wehte, waren die kühlen Temperaturen kein Problem. Wir nutzten die Gelegenheit, das noch nasse Zelt noch einmal aufzustellen, um es trocknen zu lassen. Zum Nachtessen gab es eine grosse Portion Spaghetti Carbonara und zum Dessert assen wir die letzten Kirschen, die immer noch knackig waren wie am Kauftag.
10.8.Samstag
Strecke: Lunde – Hellasylt – Fähre – Geiranger - Andalsnes
Distanz: 230 Km
Wetter: Morgen: Leicht bewölkt, Gegen Abend bedeckt
Temperatur: Min. 15 C Max. 20 C
Übernachtung: Andalsnes Camp 180 KR
Wir hatten beschlossen, mit der Fähre, welche um 9.30h ablegte, durch den Geirangerfjord zu fahren, also machten wir uns etwa um 8 Uhr auf die Socken. Gemäss GPS hatten wir so 30 Minuten Zeitreserve. Bei Hornindal kamen wir auf eine neue Schnellstrasse, welche im GPS noch nicht verzeichnet war. Deshalb verpassten wir die Abzweigung nach Hellesylt und merkten erst nach etwa 15 km, dass die Strasse in die falsche Richtung verlief und nicht etwa eine Abkürzung zum Fährhafen war. Wir kehrten so rasch als möglich um, verloren dabei jedoch gut 20 Minuten auf den geplanten Fahrplan. Nun würde es mit der Fähre eng werden. Ich gab alles, um es möglichst noch zu schaffen. Schliesslich trafen wir 5 Minuten vor der Abfahrt ein, kauften das Ticket, gingen an Bord. Wir waren noch nicht auf dem Sonnendeck angekommen, als die Fähre ablegte. Uff, das war knapp…
Die Fahrt durch den Fjord war einmal mehr sehr spektakulär und die Stunde Fahrzeit war sehr kurzweilig. Wie bereits zuvor im Sognefjord wurden alle Sehenswürdigkeiten unterwegs mehrsprachig über Lautsprecher kommentiert. Vorbei an alten Farmen und eindrücklichen Wasserfällen gelangten wir nach Geiranger. Von dort führte die Strasse zunächst wieder 600 m in die Höhe. Bevor wir ins Landesinnere abbogen, hatten wir noch einmal einen fantastischen Blick zurück auf den Fjord. Bei Eidsdalen brachte uns eine weitere Fähre über den Fjord, bevor sich die Strecke wieder in die Höhe wand. Bei einer imposanten Schlucht legten wir einen Fotostopp ein, danach liessen wir den Wald nach und nach wieder hinter uns. Direkt oberhalb der Trollstigen besuchten wir als erstes die Aussichtsplattformen, von wo man einen guten Ausblick auf die bekannte Serpentinenstrasse hat. Obwohl eigentlich wenig Verkehr herrschte, sammelten sich an diesem touristischen Hotspot Massen von Menschen, welche das Besucherzentrum, die Souvenierläden und die Aussichtsplattformen überschwemmten. Über die vielen Haarnadelkurven der beliebten Passstrasse fuhren wir hinunter nach Andalsnes.
Dort quartierten wir uns nach ein paar Einkäufen und nachdem wir nach 2000 km wieder einmal tanken mussten, im Andalsnes Camping ein. Nachdem wir uns eingerichtet hatten, gingen wir in den angrenzenden Wald, um nachzusehen, ob wir unser Nachtessen etwas bereichern könnten. Tatsächlich fanden wir bald jede Menge feiner Himbeeren. Auch Pilze gab es in grosser Zahl und in vielen Varianten. Allerdings konnten wir trotz Pilzbuch keine davon als eindeutig essbar identifizieren, also liessen wir es lieber bleiben.
Zum Nachtessen kam der gekaufte Einweggrill zum Einsatz. Sowohl die Lammsteaks als auch die gefüllten Champignons schmeckten wunderbar und die dazu servierten Rüebli rundeten das Nachtessen perfekt ab. Zum Dessert genossen wir einen Teil der gesammelten Himbeeren, ergänzt durch frische Erdbeeren, wirklich ein Traum.
11.8.Sonntag
Strecke: Andresnes – Eresfjord – Eikesdalen – Sunndalsora – Oppdal – Berkak – Orkanger - Sandstad
Distanz: 436 km
Wetter: Morgens: regnerisch Nachmittag: regnerisch, später auch Aufhellungen
Temperatur: Min. 10 C Max. 18 C
Übernachtung: Hitra Camping, Sandstad (Hütte 400 KR)
Einmal mehr begleiteten uns Regentropfen beim Aufstehen, deshalb setzten wir uns zum Frühstück in die Gemeinschaftsküche. Wir waren recht früh aufgestanden und hatten daher den Aufenthaltsraum für uns allein. Das feine Müesli mit frischen Erdbeeren und den selbst gepflückten Himbeeren liess uns das trübe Wetter erst mal vergessen.
Wir umfuhren den Romsdalsfjord und folgten anschliessend dem Langfjorden, bis wir bei Eresfjord nach Süden in die Berge abbogen. Die Wolken hingen zwar auch hier ziemlich tief, aber wir beschlossen den geplanten Abstecher trotzdem zu machen. Lange folgt die Strasse einem fjordähnlichen See bis Eikesdalen. Nach ein paar Kilometern kamen wir an eine Privatstrasse, die mit einer Schranke gesperrt war. Für die Bezahlung der Gebühr von 100 KR reichte es, die Kreditkarte einzuschieben und die automatische Barriere öffnete sich. Die Teerstrasse ging alsbald in eine gute Piste über, welche nun steil anstieg. Im Nu gewannen wir mehrere hundert Höhenmeter. Je höher wir stiegen, desto dichter wurde der Nebel. Ausserdem verlangte ein stockfinsterer Kehrtunnel, nur roh in den Felsen geschlagen, grösste Vorsicht. Oben angekommen, verringerte sich die Sichtweite auf knapp 20 m und der Strassenverlauf war nur noch mit grösster Aufmerksamkeit zu erkennen. Die Piste führte durch ein langes Hochtal, welches wir jedoch mehr ahnen als sehen konnten. Erst als sich der Nebel etwas lichtete, wurde die hochalpine Landschaft mit karg bewachsenen Felsen und unzähligen Teichen und Mooren sichtbar. Immer wieder kamen wir an abgelegenen Hütten vorbei, welche nun am Wochenende, trotz des miesen Wetters bewohnt waren. Die Strecke führte weiter an zwei grossen Stauseen entlang und wand sich am Schluss wieder steil talwärts.
Ab Sunndalsora folgten wir einem breiten Tal auf gut ausgebauter Strasse. Abgesehen von einem eindrücklichen Canyon, durch welchen die Strasse hoch über dem Fluss verlief, bot die Landschaft wenig Abwechslung. In Oppdal trafen wir auf die Hauptstrasse Richtung Trondheim. Diese verliessen wir jedoch bald wieder, da wir auf direktem Weg auf die Inseln Hitra zuhielten. Wir hofften, dass sich das Wetter etwas besserte, je weiter wir vorankamen, aber wo immer wir fuhren, begleiteten uns trübe Sicht und Regenschauer. So richtig Lust auf Camping kam dabei nicht auf. Trotzdem begannen wir nach Orkanger nach einem Übernachtungsplatz Ausschau zu halten. Der erste Platz, den wir ansteuerten, war geschlossen, im zweiten waren bereits alle Hütten durch eine Tschechische Reisegruppe besetzt, der nächste war nur noch für Dauercamper eingerichtet und so kam es, dass wir bis zur Insel Hitra fahren mussten, bis wir endlich eine Unterkunft fanden. Die Insel erreichten wir durch einen Tunnel, welcher bis 264 m unter der Meerenge durchführte. Die spektakuläre Durchfahrt liess uns erst mit 10% Gefälle unter den Wasserspiegel tauchen und auf der anderen Seite genau so steil wieder an die Oberfläche steigen.
Wir richteten uns ein und genossen einen ausgiebigen Apero, da das Mittagessen an diesem Tag ausgefallen war. Auf einem kurzen Spaziergang vertraten wir uns nach der langen Autofahrt ein wenig die Beine. Danach hatten wir das Nachtessen, bestehend aus Rösti mit Speck und Spiegeleiern, redlich verdient. Den Abend liessen wir gemütlich mit lesen ausklingen.
12.8.Montag
Strecke: Sandstad – Orkanger – Trondheim – Stjerdal – SE-Grenze - Are
Distanz: 278 km
Wetter: Regnerisch , z.T. kräftiger Regen, später auch Aufhellungen
Temperatur: Min. 13 C Max. 18 C
Übernachtung: Back’s Stuga , Are (Hütte 620 SKR)
Als ich um etwa 5 Uhr erstmals aufwachte, regnete es in Strömen, als ich um 8 Uhr erneut wach wurde, trommelten die Regentropfen noch immer aufs Dach. Entsprechend grau und eintönig sah die Umgebung aus und eine Wetterbesserung schien nicht in Sicht. Nach dem Frühstück nutzten wir in der Rezeption das Internet, um uns über die weitere Entwicklung des Wetters zu erkundigen. Die Aussichten waren alles andere als erfreulich, denn für die nächsten zwei Tage waren in der Gegend weitere strake Regenfälle vorausgesagt. Wir hatten keine Lust, auf Besserung zu warten, also packten wir unsere Sachen und machten uns gegen 11 Uhr auf den Weg nach Trondheim.
Dass wir von der Insel Hitra, die landschaftlich einiges zu bieten hat, so überhaupt nichts mitbekommen hatten, ärgerte uns natürlich sehr, aber bei dem anhaltenden Regen und mit einer Sicht von wenigen hundert Metern lohnte es sich kaum, länger zu bleiben. Bis Trondheim regnete es durch, mal mehr und mal weniger. Als wir in die Stadt einfuhren, hellte sich der Himmel jedoch nach und nach auf und es wurde trocken. Wir parkierten in der Nähe der Kathedrale, deren Ursprung auf das 11. Jahrhundert zurückgeht, und machten uns zu Fuss auf, um wenigstens einen kleinen Eindruck von der Stadt zu bekommen. Über die malerische, alte Holzbrücke gelangten wir auf die gegenüberliegende Flussseite, wo noch einige der alten Speicherhäuser aus dem 17. Jh. stehen. Die auf Stelzen gebauten Holzhäuser wurden stilgerecht renoviert und beherbergen heute zumeist trendige Beizen und Shops. Ein kurzer Abstecher führte zum kleinen Fischmarkt, danach reichte es für einen Rundgang durch die Fussgängerzone, bevor es wieder heftig zu regnen begann.
Wir liessen die Stadt hinter uns, wobei wir, wie bereits beim Hineinfahren, immer wieder an automatischen Zahlstellen vorbei kamen. Für die knapp 20 Kilometer, die wir auf dem Stadtgebiet zurücklegten, kamen so sicher gegen 100 KR (15 CHF) an Strassengebühren zusammen.
In Stjerdal mussten wir uns entscheiden, auf welcher Route wir Richtung Schweden fahren wollten. Ursprünglich hatten wir geplant, eine Strecke weiter nördlich zu nutzen, was bei dem anhaltend schlechten Wetter jedoch nicht sinnvoll schien. Wir schlugen deshalb bereits hier den Weg gegen Osten ein. Die gut ausgebaute Strasse folgte einem grösseren Fluss durch ein schönes, fruchtbares Tal. Da wenig Verkehr herrschte, erreichten wir schon bald die Grenze. Um unsere restlichen Norwegischen Kronen aufzubrauchen, wollten wir eigentlich noch vor dem Übertritt nach Schweden übernachtet, fanden jedoch keinen Camping mehr auf dieser Seite. Die Grenze wurde lediglich durch ein Schild markiert, etwas später passierten wir eine unbesetzte Zollstation und schon waren wir in Schweden.
Die Landschaft war nicht mehr ganz so bergig wie zuvor, trotzdem fuhren wir wieder auf ca. 600 m hoch. Auch diesseits der Grenze war die Gegend nur spärlich besiedelt und Campingplätze waren rar. Der einzige, an dem wir vorbei kamen, war bereits geschlossen. Wir landeten schliesslich in einem kleinen Hüttendorf, wo wir uns ein Häuschen mieteten. Bisher lagen die Kosten für die einfachen Hütten inkl. Strom, jedoch ohne Wasser und Bad, bei 60-70 CHF. Hier kostete die Unterkunft ca. 90 CHF, dafür bekamen wir aber zwei Schlafzimmer, eine komplett ausgestattete Küche und ein Wohnzimmer mit Polstergruppe und Fernseher, also eine veritable und komfortable Ferienwohnung!
Nachdem wir uns eingerichtet hatten, wollten wir nach einem Dessert Ausschau halten. Im angrenzenden Wald fanden wir zwar jede Menge Himbeersträucher, aber die Beeren waren noch nicht reif. Wir drangen weiter in einen Tannenwald vor, um nach Pilzen zu suchen und staunten nicht schlecht, als wir auf voll behangene Blaubeerstauden trafen. Auch Pilze gab es in Hülle und Fülle, aber wir konnten sie nicht sicher zuordnen, also liessen wir sie stehen und begnügten uns mit einer schönen Portion Beeren, welche für ein Dessert und ein feines Müesli zum Frühstück reichen sollten.
Wir genossen den Abend in unserer komfortablen und warmen Hütte und gönnten uns ein besonders feines Nachtessen mit Rüeblisalat, Sechuan Rindfleisch mit Basmati Reis und zum Dessert griechischen Joghurt mit Blaubeeren.
13.8.Dienstag
Strecke: Are – Östersund – Asarna – Vemdalen
Distanz: 237 km
Wetter: Regnerisch
Temperatur: Min. 13 C Max. 16 C
Übernachtung: Vemdalen Camping (Hütte 370 SKR)
Am nächsten Morgen hatten wir es nicht eilig, die grosszügige und gemütliche Hütte zu verlassen. Wir hatten wieder einmal so richtig Platz und fühlten uns wohl an der Wärme. Trotzdem starteten wir nach dem Frühstück Richtung Östersund. Wir kamen im bekannten Skiort Are vorbei. Die Hänge rund um diese Destination waren voll mit Skianlagen und es zeigte sich offensichtlich, dass Are definitiv eine Wintersportort ist, denn die meisten Einrichtungen waren geschlossen. Die Landschaft blieb waldig und hügelig und von Zeit zu Zeit fuhren wir an grösseren oder kleineren Seen entlang. Plötzlich hatte Myrta das Gefühl, einen Elch gesehen zu haben. Ich bremste und drehte um. Beim Zurückfahren fanden wir nichts, als wir jedoch erneut umdrehten, entdeckten wir tatsächlich einen jungen, offenbar weiblichen Elch zwischen den Bäumen, unweit der Strasse. Es gelang sogar, ein Bild von ihm zu schiessen, bevor das Tier elegant trabend im Wald verschwand.
In Östersund stellten wir das Auto ab, um die schmucke Fussgängerzone der malerischen Kleinstadt zu erkunden und vor allem, um Schwedische Kronen zu besorgen. Das restliche Norwegische Geld tauschten wir zurück und liessen uns am Bancomaten die neue Währung auszahlen. Auf unserem Rundgang durch das Stadtzentrum fiel bald einmal auf, dass die Preise in Schweden generell einiges günstiger waren als in Norwegen.
Weiter ging die Fahrt Richtung Süden, immer wieder entlang grösserer Seen. Obwohl noch nicht Zeit dafür war, versuchten wir einfach mal aus Neugierde, ob wir am See einen schönen Übernachtungsplatz finden würden. Tatsächlich stiessen wir beim ersten Versuch auf einen wunderschönen Flecken am Ende der Stichstrasse direkt am See. Zwar befand sich ein Weekendhaus unweit der Stelle, welches jedoch nicht bewohnt war, so dass wir den schönen Platz für uns gehabt hätten. Da es uns aber noch zu früh war, um unser Nachtlager aufzuschlagen, fuhren wir weiter bis Asarna, wo wir nach Westen in die Berge abbogen.
Die Strasse wand sich bis auf 700 m hoch und führte auch hier immer wieder durch Skigebiete. In Vemdalen fiel uns schon zum zweiten Mal eine Kirche mit einem eigenartigen, etwas abseits stehenden Glockenturm auf. Die Kirche selber stammte aus dem Jahr 1763 und konnte besichtigt werden, während der Turm, der komplett aus Holz errichtet war, einige Jahre älter war. Etwas ausserhalb von Vemdalen quartierten wir uns im Camping ein, wobei wir auch diesmal eine Hütte bevorzugten, denn es war nach wie vor regnerisch und vor allem auch unangenehm kühl.
Auf einem kurzen Spaziergang entdeckten wir hier vor allem Preiselbeeren, aber auch Blaubeeren und vor allem eine grosse Menge Pilze wuchsen direkt am Weg. Auf dem Camping fand Myrta heraus, dass man hier nicht nur Waschmaschine und Tumbler hatte, sondern dass diese sogar kostenlos benutzt werden konnten. Wir nutzten dieses ungewöhnlich grosszügige Angebot gerne, um unseren Kleiderschrank wieder mit frischer Wäsche zu füllen.
Zum Apero probierten wir eine Kostprobe des Rauchlachses, welchen wir in Trondheim gekauft hatten,. Er schmeckte erwartungsgemäss wunderbar! Danach blieb aber im Magen noch genug Platz für ein Boeuf Bourguignon mit Kartoffelstock.
14.8.Mittwoch
Strecke: Vemdalen – Hede – Tännas – Sörvattnet - Idre
Distanz: 176 km
Wetter: Morgens: Regnerisch Nachmittag: Trocken und zunehmend auch sonnig
Temperatur: Min. 9 C Max. 16 C
Übernachtung: Buschcamp SW von Idre
Der Tag startete erneut grau und regnerisch, es schien, als ob wir uns langsam aber sicher an dieses Wetter gewöhnen mussten. Da wir aber auch diese Nacht in einer Hütte verbracht hatten, war alles halb so tragisch. Die Weiterfahrt brachte uns durch endlose Wälder und immer wieder an Flüssen und Seen entlang nach Tännes. Kurz bevor wir dort eintrafen, hatten wir unsere ersten Rentiere direkt an der Strasse oder eher auf der Strasse gesehen. Die Tiere waren überhaupt nicht scheu und liessen sich auch nicht stören, als wir 5 m neben ihnen anhielten, um sie zu beobachten.
Von Tännes aus führte eine weniger befahrene Strecke durch eine Hochebene nach Süden. Die Route erreichte dabei eine Höhe von etwas über 800 müM und brachte uns per Zufall an der höchstgelegenen Ortschaft Schwedens vorbei, was uns ein Schmunzeln entlockte. Nach einer Weile bogen wir auf ein Piste ab, welche uns auf direktem Weg nach Idre, einen weiteren bekannten Skiort, führte. Bevor wir uns im Ort mit Diesel und ein paar Lebensmitteln eindeckten, legten wir abseits der Strasse auf einem schönen Plätzchen einen Mittagshalt ein und brieten uns einen Chlöpfer am Feuer.
Anschliessend machten wir uns über Nebenstrassen auf Richtung Fulufjället National Park. Unser Plan war jedoch, sobald wir an einem schönen Platz vorbeikommen, unser Camp aufzuschlagen. Tatsächlich fanden wir bereits nach kurzer Zeit ein einladendes Plätzchen, direkt an einem kleinen Fluss gelegen.
Auf einem kurzen Spaziergang durch die Umgebung entdeckten wir unter anderem einen alten Biberdamm. Während Myrta sich um unser Dessert kümmerte, entzündete ich ein Feuer. Mit etwas Föhrenharz gelang dies beim ersten Anlauf, obschon das gesammelte Holz mehrheitlich feucht war. Sicherheitshalber bauten wir an der Rückseite des Autos eine Plane auf, denn noch sah das Wetter wechselhaft aus. Immerhin konnten wir endlich mal am Feuer unser Fleisch grillieren. Dazu bereiteten wir einen Salat zu und zum Dessert assen wir die frischen Blaubeeren mit Joghurt.
Die Temperatur war den ganzen Tag recht tief geblieben und abends fiel sie bald unter 10°C. Da uns auch das Holz nach eine Weile langsam ausging, zogen wir uns bald unter die warme Decke zurück.
15.8.Donnerstag
Strecke: Bei Idre – Sörvaltnet – Fulufjället NP – Waldstrasse – Sälen - Evertsberg
Distanz: 174 km
Wetter: Schön, teils leicht bewölkt
Temperatur: Min. 0 C Max. 18 C
Übernachtung: Buschcamp am See Nähe Oxberg
Da unser Camp ein paar hundert Meter über Meer lag und die Nacht sternenklar war, fiel die Temperatur bis gegen den Gefrierpunkt. Um etwa halb zwei weckte uns deshalb der Kältealarm unseres Aussenthermometers, welcher bei weniger als 3°C ausgelöst wird.
Trotz der kühlen Temperatur genossen wir unser Frühstück an der Sonne und waren bald danach unterwegs zum Besucherzentrum des Fulufjället National Parks. Gegen neun Uhr waren wir bereits beim Parkplatz und machten uns startklar für die geplante Wanderung. Diese führte uns erst durch einen schönen, dichten Wald und auf einem gutem Weg dem Berg entgegen. Bald wurde der Pfad jedoch steil und wurde zunehmend steiniger. Nach etwa 200 Höhenmeter erreichten wir das Plateau erreicht, welches bereits oberhalb der Waldgrenze lag. Nun verlief die eher flache Strecke an mehreren kleinen Seen entlang. Dazwischen kamen wir immer wieder durch sumpfige Gebiete, wo die Wege auf Bretterstegen verliefen. Nach etwa einer Stunde erreichten wir die erste Hütte des National Parks, die man für recht komfortable Übernachtungen mieten kann. Zwischen zwei weiteren Seen hindurch wanderten wir weiter. Die Tundra war nun mehrheitlich sehr feucht und ausschliesslich über Stege begehbar. Zwischen den Gräsern und Flechten, die den Boden bedeckten, fanden wir im sumpfigen Grund bald die ersten Moltebeeren. Diese sind auch als Sumpfbrombeere bekannt und ähneln den bei uns wachsenden Brombeeren, bilden jedoch nur kleine, niedrige Pflanzen. Die Früchte sind hell orange und ihr Geschmack ist eher herb als süss, aber sehr fein. Kurz bevor wir die zweite Hütte erreichten, drehten wir nach Norden ab. Die Landschaft änderte danach ihr Bild und wies neben verschiedenen blühenden Stauden vor allem kleine, vom Wind gebeutelte Zwergbirken und Heidekräuter auf.
Bald erreichten wir wieder die Geländekante, wo der Abstieg zurück zum Parkplatz startete. Bevor wir diesen in Angriff nahmen, besichtigten wir den oberen Teil des Njupeskär, mit 93 m Schwedens höchsten Wasserfall und legten abseits des Weges eine kurze Mittagspause ein. Die Blaubeeren zum Dessert konnten wir direkt vom Rastplatz aus pflücken. Nach einem steilen und steinigen Abstieg hatten wir den eindrücklichen Wasserfall in seiner ganzen Höhe im Blick. Der Rückweg zum Auto verlief auf einem guten Weg durch einen schönen, uralten Föhrenwald.
Über sehr gut unterhaltene Waldstrassen fuhren wir einige Dutzend Kilometer nach Süden, bevor wir wieder auf eine Teerstrasse trafen. Die Pisten waren generell in sehr gutem Zustand, so dass wir oft bis zu 80 km/h fahren konnten.
Nach Sälen bogen wir Richtung Mora ab. In dieser Gegend findet im Winter der berühmte Wasa Lauf statt, ein über 90 km führendes Skilanglaufrennen. Als wir dort vorbei kamen, waren Vorbereitungen für ein Mountainbike Rennen im Gange, welches offenbar auf der gleichen Strecke ausgetragen wurde.
Nach Oxberg fanden wir an einem See einen schönen Standplatz. Da wir auf unserer Wanderung ganz schön ins Schwitzen geraten waren, bereitete ich warmes Wasser für eine Buschdusche vor. Bei unserer Ankunft waren wir mutterseelenallein auf dem Platz, was uns für die Dusche sehr entgegenkam. Natürlich fuhr genau in dem Moment, als Myrta sich ausgezogen hatte und unter dem Wasser stand, ein älteres Pärchen heran, um hier zu fischen. Da unser Vorhaben weder sie noch uns störte, genossen wir die wohlverdiente Dusche trotz allem.
Zum Nachtessen liessen wir uns Pasta an einer Meerfrüchtesauce schmecken und zum Schluss das übliche Beerendessert, heute angereichert mit Moltebeeren. Nach dem Essen liefen wir ein Stück der Bahnstrecke entlang, die an unserem Camp vorbei führte, um Wildgänse zu beobachten. Eigentlich hatten wir angenommen, die Strecke sei nicht mehr in Betrieb, wurden jedoch eines besseren belehrt, als ein Güterzug an uns vorbei rumpelte. Der gleiche Zug kam später wieder in die Gegenrichtung gefahren, und damit war der Bahnverkehr erledigt.
Wir erlebten auf jeden Fall unseren ersten Sonnenuntergang in diesen Ferien und zwar einen wunderschönen und sehr fotogenen.
16.8.Freitag
Strecke: Oxberg – Mora – Rättvik – Gävle - Öregrund
Distanz: 313 km
Wetter: Morgens: Regnerisch Nachmittag: Sonnig, windig, warm
Temperatur: Min. 8 C Max. 24 C
Übernachtung: Gräsöbaden Camping
Kurz nachdem ich eingeschlafen war, weckten mich trommelnde Regentropfen auf unserem Autodach. Dies zeigte einmal mehr, wie schnell in Skandinavien das Wetter ändern kann, denn bei Sonnenuntergang waren nur ein paar harmlose Schönwetterwolken am Himmel zu sehen.
Auch als wir aufstanden, war es bedeckt und es sah nach Regen aus. Nach einem kurzen Frühstück räumten wir deshalb rasch unsere Sachen zusammen, bevor diese wieder nass wurden. Auf der Fahrt Richtung Mora schien sich der Himmel immerhin etwas aufzuhellen. Die an einem grossen See gelegene Kleinstadt Mora passierten wir ohne anzuhalten, in der Hoffnung, schneller vom nassen Wetter weg zu kommen. Beim vorbei fahren konnten wir jedoch sehen, dass die Zielanlage des Mountainbike Rennens auf der Wasa Lauf-Strecke hier eingerichtet war. Dass es sich dabei um einen grossen Event handeln musste, zeigte sich an den vielen Autos mit Fahrrädern auf dem Dach, die uns entgegen fuhren.
Wenige Kilometer ausserhalb von Rättvik entstand in einem alten Kalksteinbruch ein grosses Amphitheater, die sogenannte Dalhalla, in welchem im Sommer Konzerte abgehalten werden. Da wir keinen grossen Umweg fahren mussten, wollten wir diesen Ort besuchen. Leider war die Anlage jedoch geschlossen und ringsherum so abgeriegelt, dass wir kaum einen Blick auf das grosse Loch im Boden werfen konnten.
Weiter ging die Fahrt durch endlose Wälder, bis wir in Gävle die Küste erreichten. Die hübsche Kleinstadt, deren Ursprung auf das 15. Jh. zurückgeht, ist nur wenig touristisch, lohnt sich aber für einen kurzen Aufenthalt jedenfalls. Wir schlenderten durch die belebte Fussgängerzone, deckten uns an einem kleinen Markt mit geräuchertem Fisch ein und ergänzten in einem Einkaufzentrum unsere Vorräte. Dem Fluss entlang, durch eines der wenigen von einem früheren Stadtbrand verschont gebliebenen Quartier gelangten wir zum Auto zurück.
Obwohl wir auf der Küstenstrasse unterwegs waren, hatten wir kaum Ausblick auf das Meer. Für ein Pic Nic bogen wir deshalb auf eine kleine Piste ab, welche uns ans Ufer bringen sollte. In der Nähe einer kleinen Ferienhaussiedlung fanden wir einen schönen Platz für unser Mittagessen.
Wir hatten beschlossen, Öregrund anzufahren und dort in einem Camping zu übernachten. Öregrund ist einer der am besten erhaltenen Holzstädte Schwedens und dadurch bei Touristen sehr beliebt. Die durch enge Gassen verbundenen Holzhäuser im typischen Schwedenrot bilden eine malerische Kulisse und liefern schöne Fotosujets. Um den Camping zu erreichen, mussten wir mit einer kurzen Fähre auf die vorgelagerte Insel Gräsö übersetzen. Die Überfahrt mit der gelben Fähre zählt zum öffentlichen Verkehr und war dadurch kostenlos. Im Camping fanden wir einen wunderschönen Stellplatz direkt am Ufer. Allerdings war es am Wasser so windig, dass wir das Zelt als Windschutz aufstellten.
Zum Nachtessen bereiteten wir Dorschfilets mit Bratkartoffeln zu und mit den restlichen Blaubeeren aus dem Kühlschrank zauberten wir ein entsprechendes Dessert.
17.8.Samstag
Strecke: Gräsö Island – Öregrund – Östhammar – Uppsala - Stockholm
Distanz: 166 km
Wetter: Morgens: Windig, bedeckt, trocken Nachmittag: Zunehmend Aufhellungen
Temperatur: Min. 18 C Max. 20 C
Übernachtung: Bei Roland Danielsson
Der Wind vom Festland her blies auch am Morgen noch heftig, aber wenigstens blieb es trocken. Myrta genoss die gut eingerichteten Sanitäranlagen und liess sich Zeit beim frisch machen. Ich bereitete in der Zwischenzeit das Frühstück vor und stellte mich anschliessend ebenfalls unter die Dusche.
Für die Fähre zurück zum Festland mussten wir diesmal fast 45 Minuten warten. Wir fuhren zurück zur Hauptstrasse und bogen bei Östhammar Richtung Uppsala ab. Auf dem Weg dorthin fiel uns erneut eine dieser offenbar verbreiteten Kirchen auf, deren Turm aus massiven Holzbalken etwas abseits des eigentlichen Gotteshauses steht.
In Uppsala, der viertgrössten Stadt Schwedens, fanden wir nahe dem Zentrum einen Parkplatz und erkundeten die Altstadt zu Fuss. Die Universität von Uppsala wurde im Jahr 1477 gegründet und gilt somit als eine der ältesten in Skandinavien. Unser Spaziergang führte uns vorbei an der Domkirche, der grössten Kirche Skandinaviens, und weiter zum Schloss. Das Bauwerk aus dem 16. Jahrhundert wirkt verglichen mit anderen Schlössern eher bescheiden für einen königlichen Palast. Wir beendeten unseren Rundgang durch die malerische Altstadt dem Fluss entlang und durchquerten die schön angelegte Fussgängerzone.
Die restliche Strecke bis Stockholm legten wir auf der Autobahn zurück. Wir waren in der Hauptstadt mit Roland, einem Arbeitskollegen von mir, verabredet. Das GPS bekundete einige Mühe, die angegebene Adresse von Rolands Appartement zu finden. Zwei- dreimal bog ich deswegen falsch ab. Auf Umwegen gelangten wir schliesslich doch ohne weitere Schwierigkeiten zum vereinbarten Treffpunkt bei der Wohnung, welche direkt am Wasser lag. Unmittelbar beim Eingang zum Haus fanden wir einen Parkplatz und bis wir ausgestiegen waren, stand Roland schon beim Auto, um uns zu begrüssen. Seine Frau Mona wartete in der Wohnung im 4. Stock auf uns und hiess uns ebenfalls herzlich willkommen. Wir machten es uns auf dem Balkon gemütlich und beobachteten interessiert das Treiben auf dem Wasser, genossen einen Drink und tauschten Neuigkeiten über Reisen, Geschäft und anderes aus, so dass die Zeit wie im Flug verging. Zum Nachtessen gingen wir in die Stadt. Das von den beiden ausgewählte Restaurant war zwar geschlossen, aber wir fanden eine gute Alternative. Die Hauptgerichte auf der Karte waren jeweils für zwei Personen gedacht, so bestellten unsere Freunde ein Menü mit Seeteufel und wir entschieden uns für Spanferkel. Beides stellte sich als hervorragend heraus, ebenso der australische Shiraz, den wir tranken und Rolands und Monas Rosé. Roland eröffnete uns im Laufe des Nachtessens, dass wir als Gäste von E+H Schweden eingeladen waren, was sehr grosszügig war, in Anbetracht der Tatsache, dass wir kaum über das Geschäft geredet hatten.
Nach dem Essen spazierten wir Richtung Stadtzentrum und kreuzten dabei das Zielgelände des an diesem Abend stattfindenden Mitternachtslaufes. Zu diesem Grossanlass wurden nicht weniger als 35‘000 Läuferinnen und Läufer erwartet. Entsprechend belebt waren die Strassen, als wir am Fährhafen vorbei ins Businesszentrum der Stadt weiter gingen. Auch hier war überall Betrieb, da anlässlich eines Kulturfestivals mehrere Bands aufspielten, welche tausende von Zuschauern anzogen. Vorbei am Parlamentsgebäude spazierten wir durch Gamla Stan, die eigentliche Altstadt Stockholms. Die Architektur in den engen Gassen erinnerte teilweise an italienische Städte und hinterliess einen sehr gepflegten und einladenden Eindruck. Als wir wieder beim Endpunkt des Mitternachtslaufes vorbeikamen, strömten die Teilnehmer, die ihr Rennen hinter sich hatten, zu hunderten ins Ziel und wurden dort von DJs, Sambatänzerinnen und Massen von Zuschauern gefeiert.
Zurück im Apartment wurden wir auf einer aufblasbaren Matratze einquartiert. Diese war recht komfortabel, wenn auch etwas schmal für uns beide. Trotz allem schliefen wir nach dem langen Tag aber ausgezeichnet.
18.8.Sonntag
Strecke: Stockholm – Dalarö – Ösmo – Gärna – Gnästa -Malmköping
Distanz: 166 km
Wetter: Morgens: Leicht bewölkt Nachmittag: Zunehmend bedeckt, regnerisch
Temperatur: Min. 18 C Max. 25 C
Übernachtung: Buschcamping bei Malmköping
Kurz nach Sonnenaufgang wachte ich auf. Beim Blick aus dem Fenster sah ich im weichen Licht des Morgens einen Heissluftballon über die Stadt schweben. Etwa um halb acht standen wir auf und Mona bereitete für uns alle ein ausgiebiges Frühstück zu. Nach zehn Uhr verabschiedeten wir uns von den beiden und machten uns auf den Weg ins Stadtzentrum. Direkt beim Fährhafen fanden wir einen Parkplatz und starteten unseren Rundgang durch die Altstadt, um uns auch bei Tageslicht einen Eindruck zu verschaffen. Es waren bereits erstaunlich viele Touristen unterwegs, was uns zeigte, dass Stockholm eine sehr beliebte Destination für Reisende ist.
Unser nächster Anlaufpunkt war das Vasa Museum, wo das gleichnamige Schiff zu bestaunen ist. Auch hier wartete schon eine rechte Menschenmenge vor dem Billettschalter, trotzdem waren wir nach kurzer Wartezeit im Museum. Die Vasa, ein riesiges Kriegsschiff mit einer Höhe von 52 m und einer Länge von 69 m, welches 1628 auf der Jungfernfahrt direkt vor dem Hafen gesunken war, bietet tatsächlich ein eindrückliches Bild. Das prächtige Schiff, ausgestattet mit 3 Masten, ist rundherum verziert mit wunderschönen Schnitzereien. Anhand von Dokumenten konnte rekonstruiert werden, wie farbenprächtig das Schiff einst gewesen sein muss. Nachdem ein Privatmann, der sich für Schiffswracks in den Schären vor Stockholm interessierte, per Zufall auf grosse Eichenbalken gestossen war, begann man 1957 die Überreste der Vasa zu bergen. Die nach und nach an die Oberfläche beförderten Einzelteile des Schiffes wurden konserviert und in mühsamer Kleinarbeit wieder zusammengebaut. 1988 wurde mit dem Bau des eigens für die Vasa geplanten Museums begonnen, welches 1990 eröffnet werden konnte. Neben dem rekonstruierten Schiff wird auf mehreren Stockwerken über den Bau, das Leben auf der Vasa, die aufwändige Bergung in vielen detaillierten Ausstellungen berichtet, so dass ein umfassender Eindruck zur Geschichte um dieses einmalige Ausstellungsobjekt vermittelt wird.
Wir verliessen die Stadt schliesslich südwärts und machten einen Abstecher nach Dalarö, um wenigstens einmal an der Ostsee gewesen zu sein. Der kleine Ort dient vielen Stockholmern als Erholungsort und liegt in einer Sackgasse mit Blick auf die vielen vorgelagerten Inseln. Eine kleine Promenade und unzählige schöne alte Holzhäuser in malerischer Umgebung lieferten Dutzende herrliche Fotomotive.
Je weiter wir durch die Seenlandschaft vor Stockholm nach Westen fuhren, desto mehr näherten wir uns wieder regnerischem Wetter. Der erste Camping, den wir zum Übernachten ansteuerten, existierte offensichtlich gar nicht, der zweite war sehr unattraktiv und beim dritten wollte man uns unbedingt eine Campingcard für 150 SEK verkaufen, denn nur mit dieser durfte man hier als Camper einchecken. Wir verzichteten und machten uns in der Umgebung auf die Suche nach einem Buschcamp. Nach zwei Fehlversuchen - beide Male standen Häuser am Ende der Stichstrasse - fanden wir mitten im Wald einen abgelegenen Platz. Landschaftlich zwar nicht sehr attraktiv, aber hier würden wir bestimmt unsere Ruhe haben.
Während der Grill vorheizte und Myrta den Salat rüstete, schrieb ich am Tagebuch. Kurz nach dem Essen begann es wieder mal zu regnen so dass wir schnell das Geschirr wuschen und uns dann ins trockene Innere des Autos verzogen.
19.8.Montag
Strecke: Malmköping – Flen – Katrineholm – Norrköping - Kimstad
Distanz: 118 km
Wetter: Schön leicht bewölkt
Temperatur: Min. 13 C Max. 23 C
Übernachtung: Bei Ulf Johansson
Da die kleine Waldlichtung, auf der wir campiert hatten, von hohen Bäumen umgeben war, konnte es dauern, bis uns die Sonne erreichte. Wir verstauten deshalb unsere Sachen provisorisch und fuhren ein paar hundert Meter aus dem Wald heraus auf eine sonnige Lichtung, wo wir unser Bettzeug lüften und frühstücken konnten.
Danach starteten wir Richtung Norrköping. Eine Baustelle zwang uns zu einer Umleitung, worauf uns das Navi eine Abkürzung durch das Farmland in der Region vorschlug. Auf Pisten und kleinen Strassen fuhren wir durch eine abwechslungsreiche Landschaft, erreichten jedoch bald wieder die Hauptstrasse. Diese führte durch ausgedehnte Wälder und wies kaum Verkehr auf, so dass wir gut voran kamen und Norrköping rasch in Sicht kam. Wir stellten das Auto etwas ausserhalb des Stadtzentrums ab und gelangten von dort durch einen schönen Park und über den Fluss in die Fussgängerzone. Ein grosser, ehemaliger Industriekomplex wurde umgenutzt und beherbergt heute Gewerbe, Restaurants, aber auch Schulen und Museen. Dem Fluss entlang gelangten wir zum Auto zurück.
Etwas ausserhalb von Norrköping versprach der Reiseführer Felsmalereien. Da wir noch Zeit hatten, fuhren wir zum riesigen Sportkomplex vor der Stadt, parkierten dort und schlenderten der Wegweisung folgend zu den flachen Felsen, wo wir bald auf die ersten Zeichnungen stiessen. Die ca. 3000 Jahre alten Malereien stellen Menschen, Tiere und immer wieder grosse Wikinger Schiffe dar. Insgesamt sollen in der Region um Norrköping gegen 7000 solcher Zeichnungen entdeckt worden sein. Um die wenige Millimeter in den Stein geritzten Figuren besser sichtbar zu machen, wurden diese mit Farbe rot eingefärbt.
Etwa 20 Minuten ausserhalb von Norrköping hatten wir uns mit einem weiteren ehemaligen Arbeitskollegen verabredet, Ulf Johansson. Wir erreichten die angegebene Adresse kurz nach 12 Uhr, konnten jedoch auf den ersten Blick nicht erkennen, in welchem Haus die Familie wirklich wohnte. Eine Nachfrage bei einer Nachbarin verschaffte Klarheit.
Ulf erwartete uns bereits in seinem Garten mit Molly, dem jungen Rauhaardackel an der Leine. Nach der Begrüssung zeigte er uns ihr wunderschönes Haus aus den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts. Das einladende Steinhaus mit dicken Mauern verstrahlte viel Charme und Gemütlichkeit.
Bei einem Bier vertrieben wir uns die Zeit bis Sarah, seine Frau, und die Kinder nach Hause kamen. Wir offerierten aus unseren Vorräten ein Apéro Plättchen und die letzte Flasche Prosecco, danach wurden Schwedische Spezialitäten serviert, unter anderem feine Süsswasserkrebse und kalter poschierter Lachs. Die Zeit verflog im Nu, denn es gab viel zu erzählen und für Speis und Trank war grosszügig gesorgt.
Es ging schon gegen Mitternacht, als uns Sarah ihre jungen Katzen, die im 1. Stock des Hauses ein Zimmer besetzten, zeigen wollte. Sie züchtet eine spezielle Rasse, die sie an Interessierte weiter verkauft. Ein wild tobender, entzückender Haufen Fellknäuel belebte den Raum, während die stolze Mutter entspannt mitten drin lag.
Da die Katzen derzeit das einzige verfügbare Gästezimmer bewohnten, übernachteten im Troopy im Garten.
20.8.Dienstag
Strecke: Kimstad – Ljungsbro – Berg – Motala – Askersund – Karlsborg - Säitra
Distanz: 193 km
Wetter: Schön leicht bewölkt
Temperatur: Min. 15 C Max. 24 C
Übernachtung: Buschcamping bei Sätra am See
Da Familie früh raus musste, hatten wir uns bereits am Vorabend verabschiedet. Damit wir trotzdem noch ihr Bad benutzen konnten, hatten sie uns einen Schlüssel hinterlassen. Wir liessen uns Zeit mit Aufstehen bis alle ausgeflogen waren und genossen danach die Dusche. Auf das Frühstück im Haus, das sie uns angeboten hatten, verzichteten wir, da wir mit den Gegebenheiten nicht vertraut waren, und nicht umständlich alles zusammensuchen wollten.
Gegen 9 Uhr machten wir uns bereits auf den Weg. Wir folgten dem Nordufer des Roxen Sees, wo wir eine Gruppe wilder Kraniche beobachten konnten und kurz danach ein Rehbock am Strassenrand auftauchte. In Stjärnorp steht die riesige Ruine von Schloss Stjärnorp aus dem 17. Jh. und daneben die gut erhaltene Kapelle, welche nach einem Brand 1789 im Gegensatz zum Schloss wieder instand gestellt wurde. Da sich die Anlage in Privatbesitz befindet, war eine Besichtigung nur von der Strasse aus möglich.
Bei Berg besichtigten wir eine der Schleusenanlagen des Göta Kanals. An diesem Abschnitt des insgesamt 190 km langen Kanals mussten acht Stufen überbrückt werden. Wir konnten ein grösseres Schiff beim hochschleusen beobachten. Nach den 8 Stufen bei Berg sind nach kurzer Distanz weitere 4 Schleusen zu überwinden, bis danach wieder eine längere Strecke ohne Hindernisse folgt.
Wenige Kilometer weiter besuchten wir das Vreta Kloster aus dem 12. Jahrhundert. Von der ehemals grossen Zisterzienser Abtei blieben nur die völlig intakte Vreta Kirche und einige Mauern erhalten. Das schlichte Innere der mittelalterlichen Kirche, welche Anfang 20. Jh. originalgetreu restauriert wurde, bildet einen angenehmen Kontrast zu den oft pompösen Dekorationen anderer Sakralbauten.
Bald erreichten wir Motala. Zu besichtigen gab es in der Kleinstadt nicht viel, aber wir holten ein verspätetes Frühstück in einem hübschen Restaurant nach. Die Weiterfahrt verlief dem Nordende des Vättern Sees entlang, wobei die Strasse so angelegt war, dass wir das Wasser kaum zu sehen bekamen. Erst als wir in Karlsborg eintrafen, konnten wir erstmals das Ausmass des zweitgrössten Sees Schwedens erfassen. Wir nutzten einen Halt in Karlsborg, um einige Einkäufe zu tätigen und bogen danach ins Landesinnere ab.
Da der Nachmittag bereits fortgeschritten war, besichtigten wir einen Campingplatz an der Strecke, entschieden uns jedoch, ein Buschcamping zu suchen. Nur wenige Kilometer weiter wurden wir an einem See fündig. Auf einer kleinen, grasbewachsenen Halbinsel stand uns sogar eine Schutzhütte und ein Plumpsklo zur Verfügung. Einzig der kühle Wind zwang uns, im Windschatten des Autos Zuflucht zu suchen, so dass wir die Wärme der Sonne ungehindert geniessen konnten.
Da wir einen Grill zur Verfügung hatten, gingen wir in den Wald, um Brennholz zu sammeln. Zum gebratenen Fleisch liessen wir uns einen feinen Salat schmecken. Lange blieben wir nach dem Essen nicht mehr draussen, denn nachdem die Sonne weg war, wurde der heftige Wind definitiv zu kalt.
21.8.Mittwoch
Strecke: Säitre – Mariestad – Vänersborg –Mellerud - Haverud – Ed Tanumshede- Grebbestad - Fjällbacka
Distanz: 345 km
Wetter: Früh Morgens: Hochnebel , danach bleicht bewölkt, windig
Temperatur: Min. 15 C Max. 22 C
Übernachtung: Asleröd Camping 230+ 20 SEK
Als ich während der Nacht mal raus musste, strahlte der Mond über dem See. Ich holte meine Kamera und schoss ein paar Bilder, um diese magische Stimmung fest zu halten, verzog mich aber schnell wieder ins Bett.
Am Morgen war der Himmel mit Hochnebel bedeckt, es war jedoch ersichtlich, dass dieser sich im Laufe des Vormittags auflösen würde. Nach dem Frühstück war Mariestad unsere erste Destination. Die Kleinstadt am Ostufer des Vänernsees bietet ausser dem gotischen Dom keine grossen Sehenswürdigkeiten. Auf der Weiterfahrt folgten wir eigentlich dem Ufer des Sees, der Strassenverlauf liess jedoch selten einen Blick auf die Wasserfläche zu.
In Husaby besuchten wir die Kirche, welche bei der Christianisierung Schwedens eine entscheidenden Rolle gespielt haben soll. Der eher kleine Bau aus dem Mittelalter beeindruckt äusserlich mit seinen 3 Kirchturmspitzen, während der Innenraum mit schönen Fresken geschmückt ist.
In Vänersborg legten wir einen weiteren Zwischenstopp ein, da sich hier eine der wenigen Gelegenheiten bot, die riesigen Ausmasse des Vänern, des grössten Sees in Schweden, einigermassen zu erfassen. Ein etwas erhöht gelegener, netter Park am Nordende der Stadt bot sich dazu als Aussichtspunkt an.
Auf Nebenstrassen, durch Wälder und Landwirtschaftszonen, gelangten wir anschliessend nach Mellerud und von dort in das etwas weiter nördlich gelegene Haverud. Haverud kann mit einer interessanten technischen Kuriosität aufwarten, einem Aquädukt für Schiffe. Um zwei Seen über einen Kanal verbinden zu können, wurde im Jahr 1868 eine sog. Trogbrücke gebaut, über welche die Schiffe von einem Gewässer ins nächste verkehren können. Zur Überwindung der Höhendifferenz zwischen den Seen mussten mehrere Schleusen eingebaut werden.
Die Strasse, welche wir für die Weiterfahrt Richtung Norden nutzten, glich bis zur Abzweigung nach Westen mit ihrem ständigen Auf und Ab einer Achterbahn.
In der Umgebung von Tanumshede besuchten wir mehrere Orten mit weiteren Felsgravuren. Auch die hier freigelegten Zeichnungen stammen aus der Bronzezeit, sind also ebenfalls etwa 3000 Jahre alt. Die dargestellten Motive, welche Aufschluss geben über das religiöse und soziale Leben der damaligen Zeit, waren ähnlich wie in Norrköping, mit gegen 10'000 bisher entdeckten Bildern jedoch wesentlich umfangreicher. Einige der bemalten Felsformationen wurden 1994 in die Liste der UNESCO Weltkulturerbe aufgenommen.
Bei Grebbestad, einem der populärsten Seebäder der schwedischen Westküste, gelangten wir ans Meer. Der hübsche Ort lockt während der Sommermonate viele Touristen an, war jedoch Anfang August nicht mehr stark besucht. Auf unserem Rundgang entdeckten wir ein gut sortiertes Fischgeschäft, wo wir uns mit geräuchertem Fisch in allen Varianten eindeckten und für eine Vorspeise eine schöne Portion Crevetten besorgten.
Danach suchten wir uns einen Platz zum Übernachten. Der erste Camping, den wir im Führer ausgewählt hatten, existierte gar nicht mehr. Wenige Kilometer später führte uns ein Wegweiser jedoch zu einem weiteren, schön eingerichteten Platz, welcher sogar eine Sauna zur allgemeinen Benutzung anbot. Dass dieser nicht direkt am Meer lag, war in Anbetracht des kräftigen Windes kein Nachteil.
Wir genossen erst die frischen Crevetten, und anschliessend einen Wurst-Käse-Salat, um unsere Vorräte weiter zu reduzieren.
22.8.Donnerstag
Strecke: Fjällbacka – Hamburgsund – Smögen – Lysekil – Orust – Myggenäs – Göteborg
Distanz: 211 km
Wetter: Schön , leicht bewölkt
Temperatur: Min. 15 C Max. 24 C
Übernachtung: Auf der Fähre
Wir verbrachten eine sehr ruhige Nacht, ohne störende Geräusche, so dass wir uns wie mitten im Wald fühlten. Der Tag begrüsste uns mit einem strahlend blauen Himmel. Da unser Auto im Schatten eines Baumes stand, verschoben wir kurzerhand den Tisch, um das Frühstück an der Sonne zu geniessen.
Die heutige Strecke führte uns der Küste entlang südwärts und bot immer wieder herrliche Ausblicke auf die schöne Küstenlandschaft. Wir unterbrachen die Fahrt mehrmals, um die hübschen Fischerdörfer unterwegs zu besuchen. Besonders gut gefiel uns der kleine Ort Bovallstrand. Neben einem hübschen Hafen, stachen vor allem viele alte, schneeweiss gestrichene Holzhäuser ins Auge, die mit dem blauen Himmel und dem spiegelglatten Meer um die Wette leuchteten.
Auch der Abstecher nach Smögen lohnte sich auf jeden Fall. Der Ort ist über eine 500m lange Brücke erreichbar, welche auf die Insel hinausführt und eine schöne Aussicht auf Kungshamn und das dahinterliegende Meer mit seinen vielen kleinen Inseln bietet. Um zu unserem nächsten Halt, Lysekil, zu gelangen, mussten wir einen grossen Bogen ins Landesinnere machen und einen langen, schmalen Meeresarm umfahren. Das kleine Städtchen, ebenfalls ein wichtiger Fremdenverkehrsort, ist nicht ganz so pittoresk wie die hübschen Küstenorte, aber durchaus einen kurzen Zwischenhalt wert.
Damit wir für den Besuch der Stadt Göteborg etwas mehr Zeit hatten, nutzten wir die kurze Fähre von Skar nach Finnsbo und konnten so einen weiteren Umweg um einen Meeresarm herum vermeiden. Vorbei an schöner Küstenlandschaft und über eine hohe Hängebrücke gelangten wir auf das Festland zurück.
Über die Autobahn legten wir die restlichen Kilometer bis Göteborg in kürzester Zeit zurück. Als Erstes suchten wir den Fährhafen auf, um zu sehen wo wir uns später einschiffen mussten, danach parkten wir das Auto in der Nähe der Altstadt. Die Fussgängerzone des Haga Quartiers versprühte einen gemütlichen und lebhaften Charakter. Myrta nutzte den Stadtbummel, um zum Ende der Reise ein paar Geschenke für ihre Grosskinder zu besorgen. Zum Abschluss wollten wir zudem etwas typisch schwedisches essen. Dies stellte sich jedoch als gar nicht so einfach heraus, denn überall fanden wir italienische, französische und asiatische Restaurants, aber keine schwedischen. Wir hofften, in der Halle des Fischmarktes fündig zu werden, aber wieder Fehlanzeige. Fische gab es dort nur an zwei kleinen Ständen, ansonsten wurden vor allem Delikatessen aus aller Herren Länder angeboten.
Nach langem Suchen entdeckten wir doch noch ein typisches Restaurant. Das Menü bestand aus einer schwedischen Fleischbulette mit Kartoffelstock und schmeckte ausgezeichnet. Göteborg entpuppte sich als attraktive, moderne und lebhafte Stadt, wobei sich historische Sehenswürdigkeiten auf das Kronhuset, einen grossen Backsteinbau aus dem 17.Jh. und die kleine Altstadt begrenzen. Wir fanden uns frühzeitig wieder im Hafen ein. Die Stunde bis zum Einchecken verging jedoch wie im Flug und auch das Verladen selber ging zügig und geregelt von statten. An Bord bezogen wir unsere Kabine. Bei der Buchung der Fähre waren die Standardkabinen bereits ziemlich ausgebucht, so dass wir beschlossen hatten, uns zum Abschluss etwas Luxus zu gönnen.
Die Kabine war im VIP Bereich untergebracht, wo wir persönlich begrüsst und mit den Serviceangeboten in diesem Bereich des Schiffes vertraut gemacht wurden. Unter anderem stand uns eine Nespresso Maschine zur Verfügung, wo wir uns jederzeit bedienen konnten, auch alle anderen Getränke waren „à Discrétion“ verfügbar. Die Kabine selbst war mit drei Dachfenstern ausgestattet, durch welche der blaue Himmel zu sehen war und ein grosses, rundes Bett schmückt die luxuriös eingerichtete Unterkunft.
Bei einem Glas Sekt genossen wir die Ausfahrt der Fähre aus dem Hafen von Göteborg. Für die Passage unter der grossen Hängebrücke vor der Stadt hatten wir den Eindruck, dass für das riesige Schiff nur wenige Meter Freiraum blieben. Nachdem wir das offene Meer schliesslich erreichten hatten, verschwand die Sonne bald am Horizont. Zum Nachtessen beschränkten wir uns auf einen Hamburger an der kleinen Freiluftbar in der Nähe unseres Zimmers und genossen den restlichen Abend in unserem luxuriösen Heim für eine Nacht.
23.8. Freitag
Strecke: Kiel – Hamburg – Hannover – Fulda - Hammelburg
Distanz: 535 km
Wetter: Morgens: Leicht bewölkt Nachmittag: Gewitterhaft, dann wieder Aufhellungen
Temperatur: Min. 15 C Max. 25 C
Übernachtung: Hotel Deutsches Haus (75 Euro)
Im Ticketpreis der gebuchten Kabine war das Frühstück inbegriffen, also machten wir uns kurz nach Sieben zum entsprechenden Restaurant auf. Trotz der frühen Stunde herrschte dort schon ziemlich Betrieb. Wir bedienten uns am gut bestückten Büffet und genossen das reichhaltige Morgenessen. Kurz danach hatten wir unseren Zielort, den Hafen von Kiel, erreicht.
Das Entladen funktionierte auch hier reibungslos. Die Ausfahrt aus dem Hafen, die mit einem Rotlicht geregelt war, dauerte dann jedoch etwas. Da nur wenige Fahrzeuge pro Grünphase durchgelassen wurden, bildete sich rasch eine beträchtliche Schlange.
Bevor wir die lange Autobahnfahrt Richtung Basel in Angriff nehmen konnten, brauchte unser Auto einige Liter Treibstoff, um die Strecke ohne Nachtanken zu bewältigen.
Wir kamen ohne nennenswerte Störungen an Hamburg und Hannover vorbei. Einzig die vielen, langen Baustellenbereiche benötigten etwas Geduld. Vor Fulda gerieten wir in ein Gewitter. Als ich den Scheibenwischer einschalten wollte, versagte dieser überraschend den Dienst. Wir hielten bei einer Raststätte an, um nachzusehen was die Ursache sein könnte. Ich fand heraus, dass die Sicherung durchgebrannt war. Diese war schnell gewechselt und ich glaubte, das Problem sein damit gelöst. Als ich jedoch den Zündschlüssel drehte, passierte gar nichts mehr. Es musste offenbar ein grösserer Defekt an der Elektrik vorliegen, welcher dazu geführt hatte, dass der Scheibenwischer ausfiel. Die Ursachen dafür konnte ich selber nicht herausfinden. Es bleib uns nichts anderes übrig, als meine Pannenversicherung anzurufen. Nachdem ich erklärt hatte, wo wir feststeckten, wurde ein Abschleppdienst organisiert, welcher uns nach ca. 45 Minuten erreichte und uns erst mal von der Autobahn holte. Die Werkstätten waren zu dieser Zeit bereits fürs Wochenende geschlossen, so dass eine schnelle Reparatur nicht möglich war. Nach weiterer Rücksprache mit der Versicherung wurde beschlossen, das Auto ohne Reparatur in die Schweiz zu holen. Wir sollten uns im nächst gelegenen Ort ein Zimmer nehmen und für den folgenden Morgen würde für uns ein Mietwagen organisiert. Wir waren froh über die sehr professionelle und unbürokratische Abwicklung und konnten so die lästige Panne etwas leichter wegstecken.
Der Chauffeur des Abschleppwagens brachte uns samt Gepäck ins nahegelegene Hammelburg zu einem hübschen Hotel. Dort wurden wir freundlich in Empfang genommen und in einem gemütlichen, netten Zimmer untergebracht. Zum Nachtessen gingen wir ins Zentrum des hübschen Weinorts. Am Rathausplatz fragte ich kurzerhand einen Einheimischen nach einem Tipp für ein gutes Restaurant. Er freute sich, uns helfen zu können und empfahl uns gleich das Lokal, vor dem wir ihn angesprochen hatten.
Zum Apéro genossen wir einen einheimischen „Prosecco“, bestellten eine feine Vorspeise und einen leckeren Hauptgang. Der Rotwein, der uns zum Essen angeboten wurde, war vom Restaurateur selber produziert worden. Unsere Vorurteile gegenüber deutschen Rotweinen waren unbegründet, denn das Glas, das uns zum Probieren ausgeschenkt wurde, mundete hervorragend. Das ganze Nachtessen inkl. Getränke kostete zum Schluss gerade mal 50 Euro.
Bevor wir uns schlafen legten, besuchten wir die Hotelbar mit dem vielversprechenden Namen "Wandelbar", welche in einem wunderschönen Gewölbekeller eingerichtet war. Ein feiner Mai Tai liess uns auch den letzten Ärger über die erlittene Autopanne vergessen.
24.8. Samstag
Strecke: Hammelburg – Würzburg – Stuttgart – Karlsruhe – Lörrach - Rheinfelden
Distanz: 500 km
Wetter: Regnerisch
Temperatur: Min. 15 C Max. 22 C
Übernachtung: Zu Hause
Wir waren informiert worden, dass der Mietwagen so gegen zehn Uhr im Hotel eintreffen würde. Wir hatten also genügend Zeit zum Ausschlafen und für ein gemütliches Frühstück. Telefonische wurde uns vom Autovermieter nochmals versichert, dass alles klappen würde und tatsächlich stand das Auto um zehn Uhr bereit.
Wir fuhren noch mal zum Troopy zurück, um ein paar Dinge zu holen und machten uns dann definitiv auf den Heimweg.
Ohne Zwischenfälle fuhren wir bis über Stuttgart hinaus, als eine Radiomeldung einen 7 km langen Stau vor uns ankündigte. Ich entschied, die Ecke um Karlsruhe herum über die Landstrassen zu umfahren und erst nach dem Stau wieder die Autobahn zu nutzen. Zeit sparten wir damit vermutlich nicht viel, aber wir hatten unsere Ruhe und konnten durchfahren. Auf der Strecke durch das Rheintal herrschte reger Verkehr und es regnete immer wieder kräftig. Zudem hatte es merklich abgekühlt. Es schien, als ob sich der Sommer pünktlich zu unserer Rückkehr verabschieden wollte.
Ich liess Myrta bei ihr zu Hause aussteigen, danach brachten wir zusammen den Mietwagen zum mit der Versicherung vereinbarten Punkt beim Hotel Plaza in Basel. Auf der Rückfahrt besorgten wir beide ein paar Lebensmittel, bevor sich jeder in seinem eigenen Zuhause einnistete, um nach der langen Fahrt zu entspannen und anzukommen.