Die dreiwöchige Tour in Namibia, Ausgangspunkt war Windhoek, wurde von Hannibal Tours organisiert und durchgeführt. Mit gemieteten Yamaha XT 600 führte die Reise in den Nordosten des Landes und anschliessend nach Botswana, dem Schwerpunkt der Tour. Nebst den Tsodilo Hills und dem Moremi Game Reserve im Okavango Delta, besuchten wir die riesigen Salzseen im Zentrum des Landes. Entlang des Nordrands der Kalahari Wüste gelangten wir zurück nach Namibia. Vier Motorräder und die zwei Begleit 4x4 bildeten die kleine Reisegruppe. 4000 Km wurden zurückgelegt, meist auf ungeteerten Strassen. Einige Hundert Km schmale, sandige Pisten forderten bei der im Sommer herrschenden Hitze die Kondition der Motorradfahrer. Typisch für die beginnende Regenzeit waren die kurzen, zum Teil heftigen, Gewitter, welche aber auch immer wieder für angenehme Abkühlung sorgten.
19./20.12.2002
Flug Zürich-Johannisburg-Windhoek
Wie abgemacht trafen sich die Teilnehmer der Tour auf dem Flughafen Zürich. Die Organisatoren Diana und Carlo waren zusammen mit Adrian schon zwei Tage zuvor nach Namibia geflogen, um die Reise vor Ort vorzubereiten. Nach einem letzten Drink wurde eingecheckt. Zum Glück hatten wir 30 Kg Freigepäck zugesprochen erhalten. Vor allem die Töfffahrer konnten die 10 Kg extra gut gebrauchen, wiegt doch die Schutzbekleidung allein schon gegen 10 Kg. Zudem hatten alle Teilnehmer die Campingausrüstung dabei.
Der Flug quer über Afrika legten wir über Nacht zurück. Schlafen konnte ich, wie üblich, kaum. In Johannisburg nutzten wir die drei Stunden Aufenthalt um etwas zu trinken und die letzten Einkäufe zu tätigen. Vor allem der gutbestückte Sport- und Campingladen bietet bei derzeitigen Kurs des südafrikanischen Rand eine gute Gelegenheit Kleider und Ausrüstung zu ergänzen. Der zweistündige Flug nach Windhoek verschaffte uns einen ersten Eindruck der Landschaft, welche wir in den nächsten drei Wochen mit dem Töff erkunden wollten. Wir überflogen die Kalahariwüste. Kaum Anzei-chen der Zivilisation, riesige Sandflächen mit dem typisch roten Sand prägten das Bild. Nur selten waren Hügel zu sehen. Da der Flughafen Windhoek’s ca. 40 Km ausserhalb der Stadt liegt, hatte man den Eindruck, man lande mitten in der Wüste. Die Einreiseformalitäten waren rasch erledigt. Da kein Visum notwendig ist, knallte man uns einen Stempel in den Pass und das war’s auch schon.
Am Ausgang wurden wir erwartet und bald war das Gepäck in den beiden Begleit 4x4 verstaut. Wir bezogen unsere Zimmer in Moni’s Pension und hatten anschliessend Gelegenheit uns näher kennenzulernen. Auch an die Temperatur von über 30°C galt es sich erst mal anzupassen, schliesslich waren wir nur Stunden zuvor noch im nasskalten Winter der Schweiz gewesen. Zwar gab an unserem Ankunftstag immer wieder einen gewittrigen Schauer. Diese reichten aber kaum aus, um den Boden zu benetzten.
Gegen fünf Uhr brachte Martin uns Motorradfahrer zur Gravel Travel Lodge. Dort nahmen wir unsere Yamaha XT 600 in Empfang und fuhren, natürlich auf der linken Strassenseite, zum Hotel in Windhoek zurück.
Zum Nachtessen hatten wir einen Tisch im Joe’s Beer House reserviert. Wir genossen die abendliche Wärme in diesem gemütlichen Out-Door Rest-aurant. Unter romantischen Strohdächern waren die Tische angeordnet. Haufenweise Krims-Krams war zur Dekoration ausgestellt. Der Laden war knallvoll. Warum verstanden wir spätestens, als das Essen aufgetragen wurde. Für nur gerade 12 CHF erhält man nicht nur sehr grosszügige Portionen, auch das Fleisch war von hervorragender Qualität. Ich hatte mir einen Spiess mit unterschiedlichen exotischen Fleischarten bestellt. So war nebst normalem Rindsfilet auch Kudu, Strauss und Krokodil enthalten. Es war schon fast Mitternacht als wir todmüde nach der langen Reise ins Bett kamen. Es dauerte dann auch nicht lange bis ich einschlief.
21.12.2002
Windhoek - Bosua Pass – Karibib – Usakos – Spitzkoppe
350 Km, 4h 40’ (reine Fahrzeit)
Bush Camping bei der Spitzkoppe
Nach einem ausgiebigen Frühstück gingen wir daran, unser Gepäck und Ausrüstung zu verstauen. Beim ersten Mal dauerte das natürlich noch etwas länger, aber das wird sich mit wachsender Routine geben. Um 10 Uhr waren wir startklar. In der Stadt tanken wir die Fahrzeuge auf, bevor wir uns Richtung Swakopmund auf die Reise machten. Etwa 40 Km ausserhalb der Stadt wars fürs erste Ende mit Asphalt und eine gut ausgebaute Gravel Road führte weiter westwärts. Die Strecke war abwechslungsreich und gut zum Eingewöhnen. Fritz und Markus brachten keine Off-Road Erfahrung mit und gingen das ganze noch eher zurückhaltend und vorsichtig an. Durch das hügelige Khomas Hochland windet sich die Piste, immer auf etwa 1600 m.ü.M. verlaufend. Am Bosua Pass senkt sich die Strasse abrupt mit ein paar Kehren in die tiefer gelegene Ebene. Kurz nachdem wir das Flachland erreicht hatten, suchten wir unter einem grossen Baum ein schattiges Plätzchen für die Mittagsrast. Noch beim reinfahren zum Rastplatz bemerkte Martin, dass sein rechter Hinterreifen Luft verlor. Während Diana das Essen zubereitete, übte der Rest der Gruppe Radwechsel. Zu allem Unglück fiel uns der aufgebockte Wagen im weichen Sand auch noch vom Wagenheber. Es wurde zum Glück niemand verletzt und auch der Wagen nahm keinen Schaden, aber es war schon eine grössere Übung bis der Nissan wieder flott war.
Bei der Abzweigung nach Karibib sammelten wir uns noch mal, um dann die knapp 100 Km Piste unter die Räder zu nehmen. Anfangs fährt man entlang eines schönen Gebirges. Grosse Felsblöcke aller Formen bestimmen das Bild. Nach kanpp einer Stunde erreichten wir Karibib, wo wir wieder auf eine Teerstrasse trafen. In Usakos füllten wir die Tanks und kauften uns kühle Drinks an der Tankstelle. Auch die Wasservorräte wurden ergänzt, da wir Heute im Bush campieren wollten. Auf kleinen Pisten gings weiter bis zur Spitzkoppe. Kurz vor Sonnenuntergang erreichten wir die einsam in der Ebene stehende Gebirgsforma-tionen. Im letzten Tageslicht stellten wir unsere Zelte auf und genossen die rotglühen-den Felsen in der unmittel-baren Umgebung. Nach dem Heute etwas späten Nachtessen genossen wir die milden Temperaturen und einen herrlich klaren Sternenhimmel.
22.12.2002
Spitzkoppe – Omaruru – Dinosaur Tracks
247 Km, 4 h
Schon bevor die Sonne aufgegangen war, kletterte ich in den Felsformationen herum und genoss den anbrechen-den Tag. Wiederum leuchte-ten die Felsen im einem intensiven, roten Licht. Viele Tierspuren zeugten vom nächtlichen Treiben um unser Camp herum. Vom Käfer zum Vogel bis hin zu Gazellen, alle hatten sie ihre Abdrücke im Sand hinter-lassen. Nach dem Frühstück erkundeten wir Töffahrer die nähere Umgebung. Auf kleinen, sandigen Pisten gelangt man an verschieden, schöne Plätzchen in der Gegend. Anschliessend fuh-ren wir den Bergen entlang zu einer Stelle, wo man einer Kette entlang zum Bushmans Paradise hochklettern kann. An einer überhängenden Felswand findet man Felsmalereien der Buschmänner, den Ureinwohnern der Region. Zudem geniesst man eine umfassende Aussicht, hinaus in die umliegende Ebene. Obschon es erst 10 Uhr war, brannte uns die Sonne schon ganz schön auf den Pelz.
Bei der Ausfahrt bezahlten wir die Übernachtungsgebühren bevor wir der Piste nordwärts folgten. An der nächsten Kreuzung hätten wir nach rechts abbiegen müssen um auf die Piste Richtung Omaruru zu gelangen. Da dies einen Umweg bedeutet hätte, beschlossen wir aufs Geratewohl hin einer Spur querfeldein zu folgen. Diese führte nämlich geradeaus weiter und sollte, wenn wir Glück hatten, auch direkt auf die gewünschte Piste treffen. Auf den kaum befahrenen Spuren gings ostwärts. Bei einer kleinen Siedlung mussten wir ein sandiges Flussbett queren. Erst fiel Carlo flach auf die Nase und nur Minuten später unterschätzte Diana die Passage und versenkte den Hilux im weichen Sand, weil sie es unterlassen hatte, die Freilaufnaben zu blockieren. Nach kurzem Einsatz der ganzen Mannschaft war das Auto aber wieder flott, aber das kostete die beiden eine Runde. Über kleine Pisten suchten wir unseren Weg durch die Steppe, entlang von Viehzäunen, mal steinig, mal sandig. Nach etwa 30 Km trafen wir wie vorhergesehen auf die Hauptpiste nach Omaruru.
Auf halbem Weg nach Omaruru machten wir bei einer Felsformation im Schatten einiger Akazien Mittagspause. Bald fanden sich einige Kinder aus der nahe-gelegenen Siedlung ein. Nach einer kurzen, freundlichen Begrüssung zogen sie weiter, ohne sich weiter um uns zu kümmern. Sehr angenehm, verglichen mit Reisen im arabischen Raum, wo betteln und zum Teil gar klauen bei den Kindern an der Tagesordnung war. In Omaruru angekommen war es wieder an der Zeit Benzin zu tanken. Fast in ganz Namibia sind die Abstände zwischen Tankstellen so gross, dass nebst einer genügenden Reichweite der Fahrzeuge, auch das Tanken immer sorg-fältig geplant werden muss. Nachdem wir vor Omaruru schon eine Affenherde in den Felsen hatten beobachten können, kreuzten nun auch eine Gruppe von Springböcken die Piste. Die Tiere waren zwischen den Viehzäunen entlang der Strasse gefangen und in einem Anflug von Panik versuchten sie so schnell wie möglich durch eine Lücke zu entkommen.
An einer Stelle wo vor Jahren versteinerte Dinosaurierspuren gefunden worden waren, machten wir Heute Etappenhalt. In einem liebvoll eingerichteten Camping-platz konnten wir uns einrichten. Der Farmer, auf dessen Grund die Spuren lagen, hat den Platz eingerichtet, um sich dadurch einen Nebenverdienst zu sichern. Zudem hatten ich den Eindruck, dass ihm die auch die Gesellschaft nicht ungelegen kam. Er suchte auf jeden Fall den Kontakt mit uns und hatte einige Geschichten auf Lager. Dass die Dusche nur kalt war störte uns in keiner Weise, die Temperaturen ver-langten nach Abkühlung und so richtig kalt war das Hahnenwasser sowieso nie. Beim Nachtessen sorgte eine fette, flinke Spinne für Aufregung als diese zwischen unseren Beinen herumwuselte. Auch Heute blieben die Temperaturen angenehm , trotz des kühlen Windes.
23.12.2002
Dinosaur Tracks – Otjiwa – Waterberg
169 Km, 2 h
Kurz nachdem die Sonne aufgegangen war, machte ich mich auf den Weg, die versteinerten Fussabdrücke der Saurier zu erkunden. Nur Fritz war auch schon auf den Beinen. Ohne die weissen Markierungen würde man die Abdrücke wohl kaum finden, beziehungsweise erkennen können. So aber waren die dreizehigen Spuren gut zu erkennen. Vor etwa 150 Millionen Jahren waren die frischen Saurierspuren von Schlick überdeckt worden und nach und nach versteinert. Erst nach Millionen von Jahren kamen sie durch Erosion wieder ans Tageslicht. Durch Zufall wurden sie dann in der Neuzeit entdeckt und wissenschaftlich untersucht.
Zurück auf der Hauptpiste ging’s erst mal einige Km nordwärts bevor wir wieder Richtung Osten drehen konnten. Auf der guten Piste gelangten wir zügig auf die Teerstrasse B1 welche von Windhoek herkommend nach Norden führt. Wieder sahen Markus und ich als Vorausfahrende einiges an Wildtieren. Allerdings stellen diese mit ihren überraschenden Pistenquerung auch ein Unfallrisiko dar. An der Kreuzung warteten wir auf die anderen. Direkt neben uns vergnügte sich eine neugierige, recht grosse Gruppe Paviane. Wir mussten lachen, als einem der Kerle die Spitze des Termitenbaus unter dem Hintern wegbrach und er mit dieser zusammen in die Tiefe stürzte. Die Affen lieben es nämlich, auf einem erhöhten Punkt zu sitzen und die Umgebung zu beobachten. Als unsere Reisegefährten nach einer halben Stunde noch immer nicht aufgetaucht waren, fuhren wir mit einem unguten Gefühl im Bauch . Nach wenigen Km kamen sie uns dann aber entgegen. Für die Verzögerung war ein Sturz von Fritz die Ursache. Er hatte eine der wenigen scharfen Kurven falsch eingeschätzt oder einen Moment lang nicht aufgepasst und hatte sie nicht mehr erwischt. Beim Abflug in die Büsche hat er sich dann überschlagen und sich den Brustkorb schmerzhaft geprellt. Zum Glück war nichts schlimmeres passiert und auch die Maschine war nicht gross beschädigt worden.
Als wir später Richtung Waterberg abdrehten, fuhren wir ziemlich direkt auf eine schwarze Gewitterfront zu. Die ganze Umgebung war nur leicht bewölkt, einzig in unserer Fahrtrichtung stellte sich uns eine schwarze, pilzförmige Wasserwand in den Weg. Wir passierten die Front zum Glück wenige Km südlich und bekamen nur die heftigen Windböen und die schlagartig kältere Luft zu spüren. Wir blieben vom Regen verschont bis zum Waterberg Plateau Camping. Die tiefen Pfützen auf der Piste waren aber Beweis, dass es erst kürzlich heftig geregnet haben musste. Kaum hatten wir die Fahrzeuge bei der Rezeption abgestellt, ging ein heftiger Wolkenbruch nieder und die Strasse war innert Minuten überschwemmt. Aber so schnell das ganze begonnen hatte, so schnell war es wieder vorüber. Als der Regen nachliess, richteten wir das Camp ein und stiegen anschliessend zum Restaurant hoch. Ein schmaler, steiler Pfad verbindet den Campingplatz mit dem Restaurant. Dort steht auch den Campern ein schön angelegter Swimming Pool zur Verfügung. Während die andern zum Baden dort blieben, stieg ich zum Plateau hoch. Ein steiler, mit Felsblöcken gespickter Weg führte steil bergan. Die Kletterpartie wird mit einer grandiosen Aussicht belohnt. Etwa 200 m erhebt sich das Plateau über der Ebene. Fast schon wieder zurück beim Swimming Pool, entdeckte ich aus dem Augenwinkel ein kleines, rehähnliches Tier im dichten Gebüsch. Leise schlich ich mich heran um Bilder zu schiessen. Es handelte sich um ein Duicker, ein etwa 50 cm hohes, nachtaktives Reh, welches in erster Linie im dichten Wald lebt. Nachdem es sich an meine Anwesen-heit gewohnt hatte, konnte ich mich dem Tier bis auf wenige Meter nähern. Es frass seelenruhig weiter und ich konnte meine Bilder schiessen.
Zusammen besichtigten wir auf dem Weg zurück zum Camp die Ruinen der ehemaligen Missionsstation. Die Lehmmauerreste werden langsam wieder vom Busch eingenommen und die Mauern zerfallen bei jedem Regenguss weiter. Auf dem nahegelegenen Friedhof liegen die Soldaten der deutschen Schutztruppe begraben, welche 1904 beim Aufstand der Herero ihr Leben liessen. Ein skurriles Bild, Namen wie Müller, Schulze, etc. auf den Grabmälern eines schwarz-afrikanischen Friedhofs zu sehen. Den vielen Herero Toten gedenkt eine erst vor wenigen Jahren erstellte, bescheidene Tafel.
Im Camp zurück genossen wir die Ruhe und ein kühles Bier. Auch hier, einer der Hauptattraktionen der Region hatte es kaum andere Reisende, Eine Gruppe junger Einheimischer kam vorbei und fragte uns, ob sie uns einige Lieder vortragen dürften, um so etwas Geld für eine neue Kirche zu sammeln. Gerne stimmten wir zu und so kamen sie bald darauf zurück und stimmten einige Lieder an. Besonders exotisch erschien uns „Stille Nacht, Heilige Nacht“ in Oshivambo Sprache. Zum Nachtessen grillierten wir und sassen anschliessend noch ums Lagerfeuer. Kaum waren wir im Bett, ging ein erneutes Gewitter nieder, welches noch eine ganze Weile andauerte und unsere Zelte testete.
24.12.2002
Waterberg – Grootfontein – Bushcamp vor der C44
306 Km, 4 h
Am Morgen war der Spuk wieder vorüber und in der kräftigen Sonne waren die Zelte im Nu wieder getrocknet. Nur der feuchte Boden zeugte noch vom nächtlichen Gewitter. Nachdem gepackt und getankt war, gings weiter Richtung Grootfontein. Die Piste war an einigen Stellen aufgeweicht und rutschig. Auch galt es einige recht tiefe Pfützen zu umfahren. Da die Piste aber weitgehend geradeaus verläuft, kam man trotzdem gut voran. Einige Viehgatter, welche es wieder zu schliessen galt, sorgten für Abwechslung. Die Vegetation wurde zunehmend grüner und dichter. Auch die Bäume wuchsen merklich höher, was auf grössere Niederschläge in dieser Region schliessen liess.
Als die Teerstrasse nach Grootfontein erreicht war, querten wir diese und fuhren auf einer weiteren Piste weiter um den Hobe Meteoriten zu besuchen. Dieser grösste bekannte „Himmelsabfall“ ist vor etwa 80'000 Jahren auf der Erde eingeschlagen. Der fast 50 Tonnen schwere Brocken besteht grössten-teils aus reinem Eisen. Das muss ganz schön gerumpelt haben, als das Teil vom Himmel fiel. Der Fundort liegt auf Farmland und ist Heute als kleiner Park der Öffentlichkeit zugänglich. Nur noch wenige Km und wir fuhren in Grootfontain ein. Nun galt es erst mal Martin’s Reifen zum Flicken zu bringen und unsere Vorräte zu ergänzen. Die quirlig, lebendige Stadt schien aus den Nähten zu platzen. Weisse sah man fast keine, Touristen schon gar nicht. Diese Ecke Namibias gilt zwar als die bewölkerungsreichste, aber die Bewohner leben weitverstreut in kleinen Dörfern im Busch draussen. Zu sehen bekommt man die nur, entweder in der Stadt oder aber, wenn man wie wir es vorhatten, auf kleinen Piste mitten durch das Bushmansland fährt. In der Bäckerei Steinbach assen wir zu Mittag und um halb vier Uhr waren alle Besorgungen erledigt und wir bereit für den Abstecher in den Busch.
Nur wenige Km ausserhalb der Stadt bogen wir auf eine Gravel Road ein. Bald schon waren wieder 150 Km zurückgelegt und wieder schienen wir genau auf ein Gewitter zu zusteuern. Schliesslich umfuhren wir die Regenfront aber und wir blieben vom Regen verschont. Wir entschlossen uns langsam nach einem geeigneten Camp Ausschau zu halten. Da das Farmland links und rechts durch Zäune abgegrenzt ist, gar nicht so einfach von der Strasse wegzukommen. Zwischen zwei Farmen fanden wir dann aber einen Korridor, welcher uns erlaubte abseits der Piste ein schönes Plätzchen zu finden. Der Boden war zwar sehr sandig aber alle kamen ohne grössere Schwierigkeiten hin.
Da Heute Heiligabend war, zauberte Diana einen kleinen Weihnachtsbaum und einen Sack Weihnachtsguezli hervor. Ansonsten verlief der Abend eher normal. Niemand hatte so richtig Lust oder das Bedürfnis Weichnachten zu feiern.
Schon während das ganzen Abends hatte es ringsherum geblitzt. Um Mitternacht setzten dann urplötzlich Windböen ein, ein sicheres Zeichen, dass das Gewitter nicht mehr weit war. In aller Eile waren alle wieder auf den Beinen, um die Ausrüstung zu verstauen und vor allem um den Zelten die Aussenhaut zu montieren. Und das war im weichen Sand leichter gesagt als getan, denn die normalen Häringe fanden kaum Halt. Zwei, dreimal hatte man den Eindruck, das Gewitter sei weitergezogen, aber erst gegen Morgen hörten die Niederschläge auf.
25.12.2002
Bushcamp C44 – Piste Rtg. Ncaute – Bushcamp südl. Ncaute
161 Km, 3h 16’
Noch war der Himmel bedeckt und alles triefend nass. Beim Zusammenpacken gab es noch eine Aufregung, als Fritz unter seinem Zelt zwei fette Skorpione entdeckte. Wenn auch nicht tödlich, sind die Stiche doch sehr schmerzhaft und bei Allergikern können die Folgen dramatisch enden.
Mein Problem war dann, dass die Batterie meines Bikes tot war. Anschieben oder auch anziehen mit dem Auto funktionierte im weichen Sand nicht. Martin zog mich deshalb am Haken bis zur Piste, wo sich das Motorrad durch anziehen ohne weiteres starten liess. Nachdem wir die C44 erreicht hatten, gings auf dieser Richtung Osten weiter. Bald passierten wir ohne Probleme eine Kontrollstelle zur Eindämmung von Viehkrankheiten. Diese findet man im ganzen Land. Sie sollen zusammen mit kilometerlangen Zäunen die Verbreitung von verseuch-tem Fleisch oder Tieren verhindern und so allfällige Tierkrankheiten eindämmen.
Wenig später bogen wir auf eine kleine, sandige Piste ab, welche uns quer durch’s Bushmansland zum Okovango bringen sollte. Nun waren wir definitiv weg von befestigten Pisten und die Reisegeschwindigkeit reduzierte sich drastisch. Der weiche Sand trug zwar wegen des Regens ganz ordentlich, aber die tiefen Fahrspuren machten vor alem Fritz ganz schön zu schaffen. Ich blieb anfangs bei ihm um notfalls helfen zu können. Es dauerte dann auch nicht lange, bis er die Kontrolle über die Maschine verlor und nach einigen abenteuerlichen Schlenkern in die Büsche flog. Passiert war nicht viel, aber es schlug ihm verständlicherweise auf die Moral. Wann immer der Sand sehr weich wurde, bekundete Fritz Schwierigkeiten. Es dauerte seine Zeit bis er die Fahrerei immer besser in den Griff bekam. Es war zugegeben nicht einfach in den tiefen Spuren den Büschen entlang zu schrammen. Zu wenig Geschwindigkeit brauchte enorm Kraft und zu schnell hiess, dass man jederzeit vom Töff gerissen werden konnte. In Kano Vlei, dem letzten kleinen Dorf bevor man die Zivilisation definitiv hinter sich lässt, hielten wir an, um auf die Autos zu warten. Sofort lief das halbe Dorf zusammen um uns zu bestaunen. Die vielen Kinder standen in respektvollem Abstand und es kam ihnen gar nicht erst in den Sinn zu betteln. Mit improvisierten Instrumenten spielten sie Musik, erstaunlich mit welcher Hingabe und auch welchem Talent.
Vo hier ab fuhr ich mit Markus vorneweg. Bei einem Kraal, den typischen, von einer hohen Hecke eingezäunten Strohhütten, warten wir fast eine halbe Stunde auf die andern. Als sie noch immer nicht aufgetaucht waren, entschlossen wir uns ihnen entgegenzufahren, da wir annehmen mussten, dass etwas schief gelaufen war. Nach acht Km kamen sie uns entgegen. Fritz hatte sich im Weichsand so stark verausgabt, dass er sich eine Pause gönnen musste. Wir entschlossen uns, bei nächster Gelegenheit Mittagsrast zu machen. Da der Himmel unterdessen nur noch leicht bewölkt war, schätzten wir den Schatten eines grossen Baumes während der Rast.
Nach der Pause drehte die Piste deutlich nach Norden und der Untergrund wurde fester. Dadurch kamen wir bedeutend schneller voran und auch Fritz konnte wieder etwas entspannter mithalten. Immer wieder kamen wir an kleinen Siedlungen vorbei. In dieser Ecke Namibias herrscht die grösste Bevölkerungsdichte. Nicht dass man dies als Massenauflauf bemerken würde, sind doch die Bewohner über eine grosse Fläche in Kleinsiedlungen verstreut. Wann immer man aber anhielt, hörte oder sah man Anzeichen von menschlicher Besiedlung. Die Vegetation war üppiger und viel dichter geworden als weiter südlich. Oft waren die Bäume gerodet worden, so dass man auf den gewonnen Flächen Ackerbau oder Viehwirtschaft betreiben konnte. Wie schon in den Tagen zuvor zielten wir gegen Abend wieder auf einen der dunklen Wolkenpilze. Zunehmend war auch der Boden und die Piste nass. Wir schienen knapp hinter der Regenfront her zu fahren. Um fünf Uhr fanden wir ein schönes Camp, auf einer Anhöhe unter grossen Bäumen gelegen. Auch hier hörten wir aus allen Richtungen singen und trommeln. Die Gegend schien auch recht fruchtbar zu sein, so dass es nicht verwunderlich war hier viele Leute anzutreffen. Eine angenehme Buschdusche erlaubte uns, den Schweiss und Staub herunterzuwaschen. Es ist erstaunlich, wenn man sieht, dass man sich mit zwei, drei Liter Wasser komplett duschen kann, wenn man mit dem Wasser sparsam umgeht.
26.12.2002
Bushcamp – Ncaute – Taratara – Bushcamp
143 Km, 2h 40’
Am Morgen war noch immer alles feucht aber der Himmel zeigte sich wolkenlos und die Sonne brannte kräftig vom Firmament. Im angenehmen Schatten der Bäume nahmen wir das Frühstück ein. Währendessen konnte die aufgehängte Ausrüstung an der Sonne trocknen. Schon beim Packen war im Osten ein bedrohliche, schwarze Wolkenwand aus dem nichts entstanden. Kurz nach der Abfahrt bot sich an einem Tiefbrunnen Gelegenheit, die Wasservorräte aufzufüllen. Beim Hantieren mit den Kessel rutschte dieser Carlo aus der Hand und fiel in die Tiefe. Das schien aber ein bekanntes Problem zu sein, denn ein Bewohner aus einer nahegelegenen Hütte brachte sofort eine lange Rute mit welcher der Kübel ohne Schwierigkeiten wieder geborgen werden konnte. Bei der Weiterfahrt bemerkte ich bald, dass wir einmal mehr direkt auf eine schwarze Wolkenwand zusteuerten. Diesmal hatten wir kein Glück und es dauerte nicht lange bis die ersten Tropfen fielen. Innert Minuten waren wir mitten in einem heftigen Gewitter und ein Wolkenbruch durchnässte uns in kurzer Zeit. Aber, wie immer, dauerte der Spuk nur einige Minuten und schon blinzelte die Sonne zaghaft durch die Wolken. Die Piste blieb zwar trügerisch rutschig und man musste die schwarzen Flecken und die zum Teil tiefen Pfützen vorsichtig über- bzw. umfahren. Die nassen Klamotten waren dann auch bald wieder trocken. In Ncaute bogen wir, wie geplant auf eine kleine Piste Richtung Taratara ab. Da die Abzweigung nicht signalisiert war, fuhr ich einige Kilometer hinein um zu prüfen ob die Richtung passt und es sich nicht etwa um eine Sackgasse handelt. Später wurde die Piste wieder zunehmend sandiger. Die Strecke folgte, wie schon gestern, dem Flussbett des Omatako. Aber trotz der Re-genfälle war im Fluss kein Wasser zu finden. Fast das ganze Jahr über liegt der Fluss trocken und nur auf dem Höhepunkt der Regensaison kann es vorkommen, dass er kurzzeitig Wasser führt. Die Erde im Flussbett ist tiefschwarz und scheint recht fruchtbar zu sein, da man immer wieder Siedlungen am „Ufer“ sieht, welche den Boden bepflanzen. Kurz vor Taratara mussten wir wieder ungewöhnlich lange auf den Tross warten. Ich fuhr deshalb zurück, um nachzuschauen was los war. Als ich auf die Fahrzeuge traf, sass Carlo mit schmerzverzerrtem Gesicht am Boden. Seine Vorderbremse hatte einmal mehr blockiert und deshalb war er ziemlich unsanft zu Boden gegangen. Er hatte sich bei diesem Sturz an der Schulter weh getan, zum Glück war aber nichts gebrochen. Bei der Weiterfahrt wollten wir unsere Wasservorräte noch einmal komplettieren. In einem Dorf anerbot sich ein Typ uns zu einem Brunnen zu führen. Leider hatte man aber gerade kein Diesel um die Pumpe zu betreiben. Im nächsten Dorf wiederum fehlte der Schlüssel, so dass wir schlussendlich doch kein Wasser bunkern konnten. Der Typ musste aber trotzdem unterdessen 20 Km zurückgebracht werden. Als Entschädigung fanden wir aber dafür ein wunderschönes Plätzchen zum Campieren. Markus hatte nach einem Plattfuss am Mittag noch mal Pech und war deshalb für einige Zeit damit beschäftigt.
27.12.2002
Tratara – Bagani – Shakawe – Drosky’s Cabins’
211 Km, 3h 15’
Für’s Morgenessen verschoben wir die Tische und Stühle in den Schatten, denn die Sonne brannte schon bald wieder vom Himmel. Noch einige Kilometer fuhren wir auf der bisherigen, schmalen Piste weiter, bis wir auf eine breite Gravel Road trafen. Eigentlich hätten wir diese schon bei Taratara antreffen sollen, hatten aber scheinbar die Abzweigung verpasst und waren daher schon einige Zeit parallel zur Piste gefahren. Dafür hatten wir aber das schöne Camp gefunden !
Zügig gings nun noch bis zur geteerten Hauptstrasse, welche von Rundu kommend am Okovango entlang führt. Etwa 10 km vor der Tankstelle in Bagani ging Carlo der Sprit aus. Aus den „leeren“ Kanistern und aus meinem Tank füllten wir gerademal soviel Sprit nach, dass es ihm zur Tankstelle reichte. Dort füllten wir die Fahrzeuge und auch die Reservebehälter auf. Im grossen Supermarkt bei der Tankstelle fanden wir nur ein Teil von dem, was wir benötigten. So gross die Halle auch war, die Regale waren grösstenteils leer und auch die Auswahl war äusserst mager, von Frischwaren nicht zu reden. Nicht viel mehr bot der kleine Ramschladen an der Abzweigung nach Botswana. Zum Mittagessen erreichten wir die Popa Falls am Okovango. Direkt am Ufer richteten wir uns für eine ausgedehnte Mittags-rast ein.Ein Bad im ange-nehm warmen Fluss brachte uns Kühlung. Die Tempe-ratur war unterdesssen auf knapp 40°C angestiegen. Der Popa Fall ist auf der rechten Flussseite eine bescheidene Stromschnelle. Mit traditionellen Einbäumen brachten uns schwarze Jungs über den Fluss damit wir die eindrücklichern, linksufrigen Fälle besuchen konnten. Beim Lösen vom Ufer ging dabei das Boot mit Conny und Martin sang- und klanglos unter, da es zu kopflastig beladen worden war. Die Kamera konnte gerettet werden, aber das Kanu ging mit den beiden an Bord komplett unter und versank in den Fluten. Wir hatten was zu lachen und der Junge ein Problem sein Schiff wieder flott zu bekommen.
Überquert man die Insel am andern Ufer, kommt man zu der Stelle wo der Okovango in eine enge, kleine Schlucht stürzt und so tatsächlich einen Wasserfall bildet. Die Hitze wurde nun an der prallen Sonne unerträglich und die schwarzen Steine strahlten zusätzlich eine Hitze ab, dass es einem fast umhaute. Die schwarzen Boys beeindruckte das wenig. Sie kletterten barfuss auf den heissen Felsen rum und schauten uns amüsiert zu.
Bevor wir die Grenzstation zu Botswana erreichten mussten wir für die Querung der Mahango Game Reserve registrieren. Die Stimmung auf der namibischen Grenzkontrollstation war locker und die Formalitäten waren bald erledigt. Mit einem Lachen und guten Wünschen wurden wir Richtung Botswana entlassen. Auf der anderen Seite der Grenze ging es nicht weniger flott zur Sache und bald waren wir wieder auf einer Teerstrasse unterwegs nach Shakawe. Nicht weit südlich davon bogen wir zu unserem Tagesziel, den Drotsky’s Cabin’s, von der Hauptstrasse ab. An der wunderschönen, direkt am Okavango gelegenen Bar genehmigten wir uns einen erfrischenden Drink. Leider mussten wir erfahren, dass der Campingplatz komplett ausgebucht war. Als Alternative bot uns die Managerin ein nahgelegenes Containerhaus an. Dort angekommen, richteten wir uns im Haus selber ein und waren froh, für einmal das Zelt nicht aufbauen zu müssen. Ein Fischer auf der Heimfahrt offerierte uns einen grossen, fangfrischen Fisch. Kurzentschlossen kaufte Carlo das Teil und schon bald brutzelte das Teil in Folie aus dem Feuer. Es reichte für alle und wir genossen die Abwechslung. Noch während des Essens kam ein kühler, böiger Wind auf, was nichts Gutes versprach. Die Zeit reichte gerade aus, alles zusammenzupacken und ins Haus zu flüchten, bevor der Regen niederprasselte.
28.12.2002
Drotsky’s Cabin’s – Tsodilo Hills
90 Km, 2h
Vermutlich weil wir wussten, dass Heute nur eine kurze Etappe auf dem Tagesplan war, verzögerte sich unser Start bis gegen halb Elf Uhr. Wir wollten bis zu den Tsodilo Hills, den höchsten Bergen Botswanas. Bekannt ist die Region aber vor allem auch für die unzähligen Felsmalereien der Bushmänner. Drei Routen führen zu den Hügeln. Nachdem wir uns eigentlich schon auf die einfachste, die mittlere Variante entschieden hatten, stellten wir unsere Pläne auf Initiative von Markus auf die schwierigste, die nördliche um. Einige Km nach Süden und schon bogen wir entlang eines sogenannten Veterinary Fence von der Teerstrasse nach Westen ab. Bald erreichte uns an der Spitze die Nachricht, dass Bruno seine Ausweise und Wertsachen in der Unterkunft vergessen hatte. Martin fuhr mit ihm zurück und sollte anschliessend über die einfachere Standardroute direkt zu den Tsodilo Hills fahren. Wir fuhren dem Zaun entlang bis mir auffiel, dass wir uns gemäss GPS immer weiter vom Ziel entfernten. Ein Blick auf die Karte bestätigte, dass wir irgendwo vom Zaum weg einen südlicheren Kurs hätten fahren sollen. Die Idee umzukehren gefiel Fritz nach der Plackerei im Tiefsand nicht wirklich, denn er war von den 20 Km schon ganz schön gezeichnet. Ich fuhr noch ein paar Km weiter um sicherzustellen, dass wir nicht eine Piste verfehlten. Wohl oder übel mussten wir aber umkehren. Bei einem Camp, von welchem aus das Personal unter einfachsten Bedingungen den Zaun in Schuss hält, hatten wir uns von den dort anwesenden Leuten ablenken lassen und die Abzweigung prompt verpasst. In südwestlicher Richtung führt eine schmale Piste mitten durch den Busch, direkt auf die Tsodilo Hills zu. Etwa alle 10 Km hielt ich als Vorausfahrender an, um die anderen aufschliessen zu lassen. Am meisten belastete die sandige Piste Fritz, aber auch Markus und Carlo, ihn plagten noch immer die Folgen seines Sturzes, wurden zusehends müde auf der tiefspurigen Sandpiste. In den Spurrillen konnte man mit dem Töff kaum fahren, da die dornigen Büsche sehr eng an der Strecke wuchsen. Markus stürzte daher auch mehrere Male, was seine Kondition ganz schön forderte. 10 Km vor den Tsodilo Hills hielt ich noch einmal an. Als Fritz ankam, war er fix und fertig. Als er sich kurz hinlegte um sich zu erholen, schlief er sofort ein. Um nicht einen Unfall zu riskieren, entschlossen wir uns, Fritz mit dem Auto zu den Hills zu fahren. Ich fuhr dann mit Diana zurück, um sein Motorrad zu holen. Schlussendlich erreichten wir das Camp um halb fünf Uhr. Die andern Drei waren natürlich schon seit Stunden dort und waren durch unser langes Ausbleiben schon recht unruhig geworden. Das kühle Bier und die erfrischende Dusche waren Heute doppelt verdient und sehr willkommen. Ein streunender Hund war Heute unser Gast. Er genoss die Streicheleinheiten und wohl seit längerem wieder einmal eine feine Mahlzeit. Obschon er auch am heutigen Abend kaum unter 30°C abkühlte, legte sich das Tier ganz nahe ans Feuer zu schlafen. Fast verbrannte es sich seinen Pelz so nah lag er an der heissen Glut. Was der wohl im Winter macht ?!
29.12.2002
Tsodilo Hills – Gunmare – Sehithwa – Maun
483 Km, 6h 30’
Bei Sonnenaufgang machte ich mich auf den Weg die Felszeichnungen in der näheren Umgebung zu erkunden. Entlang des Rhino Trails findet man einige der Bushman Felsmalereien. Als ich nach einer Stunde ins Camp zurück kehrte, erfuhr ich, dass sich das Fieber von Markus über Nacht bedenklich erhöht hatte. Nachdem am Vorabend schon hohe 39,5°C gemessen worden waren, war es nun auf über 40°C angestiegen. Als erstes galt es nun das Fieber zu senken um überhaupt ins 400 Km entfernte Maun zum Arzt fahren zu können. Diana vermutete einen Hitze-stau, hervorgerufen durch die starke Belastung der gestrigen Strapazen. Sie behan-delte ihn mit Essigwickeln an den Beinen und kühlenden Umschlägen am Kopf. So ausgestattet liessen wir ihn im Camp zurück. Wir andern fuhren zum Nordende der Tsodilo Hills um die dortige Umgebung zu erforschen. Nach einigem Suchen fanden wir einen Einstieg ins Wegsystem der Gegend. Kaum oder gar nicht sichtbar verlief der Pfad über einen Sattel in ein wunderschönes, kaum berührtes Tal. Es kam schon fast ein bisschen Livingstone Feeling auf wie wir durch den Busch streiften. Gemäss einer Skizze im Reiseführer sollte man über einen weiteren Pass den Bergzug wieder überschreiten können. Griffige granitähnliche Felsformationen führten uns in die Höhe. Einzelne Steinmannli wiesen uns den Weg. Eine abenteuerliche Kletterpartie beim Abstieg führte uns an einer Höhle vorbei in welcher das ganze Jahr über Wasser zu finden ist. Spuren und Kot an den Felsen zeugen davon dass nicht nur Fledermäuse in der Höhle leben, sondern auch Kleintiere dieses Wasserloch kennen. Auf einem direkt an den Felsen entlang führenden, kaum benutzten Weg gelangten wir zu den Fahrzeugen zurück.
Bei der Rückkehr fanden wir Markus halb apathisch mit noch höherem Fieber vor. Nun galt es schnell zu handeln. Es wurde beschlos-sen, nach einem kleinen Im-biss sofort zu packen. Diana sollte Markus auf schnellstem Weg im Auto nach Maun fahren, während wir Motorradfahrer mit dem zweiten Auto nachkommen sollten. Martin übernahm den Töff von Markus. Nach einigen Km noch schlechte Piste gelangten wir auf die neue, noch nicht ganz fertig gestellte Gravel Road, welche uns bis an die Teerstrasse brachte. Dort angekommen galt es die 350 Km bis Maun runterzuspulen. Ich fuhr mit Fritz im Schlepp voraus und durch ein Missverständnis verpasste ich die einzige Tankstelle auf der Strecke nach Maun. Carlo hatte mir erklärt, in Etsha zu stoppen um den Tank zu füllen. Effektiv gibt es aber mehrere Orte dieses Namens. Das an der Hauptstrasse eingezeichnete Dorf findet man aber schon gar nicht erst, besteht es scheinbar nur aus einigen verstreuten Hütten im Busch . Erst als wir in Gunmare eintrafen, die dort im Bau befindliche Tankstelle war leider noch nicht in Betrieb, wusste ich definitiv, dass ich die Tankstelle verpasst hatte. Wir wendeten und fuhren 35 Km zurück. Kurz vor der Abzweigung nach Etsha 6 kamen uns die andern entgegen. Sie hatten natürlich bereits getankt. Wir fuhren die wenigen Km zur Tankstelle und füllten auf. Insgesamt kostete uns der Fehler 80 Km Umweg. Wie das Leben so spielt, passieren diese Dinge immer dann, wenn sowieso nicht alles optimal läuft. Aber das war ja auch noch nicht das letzte Missgeschick an diesem Tag. Kaum war die Kolonne wieder in Schwung gekommen, bemerkte ich an Martin’s Töff hinten einen Plattfuss. An einem schattiger Platz wurde der Schlauch als Gemeinschaftsarbeit gewechselt. Unterdessen war es bereits fünf Uhr geworden und es war absehbar, dass wir Maun nicht vor Einbruch der Dunkel-heit erreichen würden. Die monotone Fahrt wurde noch durch einen phantastischen Sonnenuntergang aufgewertet. Nachdem die Dunkelheit hereingebrochen war, übernahm das Auto aus Sicherheitsgründen die Führung. Zu gross war das Risiko im schwachen Licht der Motorräder ein Tier oder ein unbeleuchtetes Fahrzeug zu übersehen. Kurz vor Maun war dann auch noch die Strasse nass. Das Gewitter lag vor uns, aber glücklicherweise holten wir dieses nicht auch noch ein, so dass wir wenigstens vom Regen verschont blieben. Um halb neun trafen wir endlich im Audi Camp ein wo wir von Diana erwartet wurden. Sie hatte die Strecke in einer Gewaltsfahrt hinter sich gebracht und bereits um fünf Uhr eingetroffen. Sie organisierte unser Nachtessen im Restaurant, während wir in aller Eile die Zelte aufschlugen. Die feine Mahlzeit im gemütlichen Open-Air Restaurant entschädigten für die lange, langweilige Fahrt.
30.12.2002
Ruhetag in Maun
Man merkte schon die ganze Nacht, dass wir uns wieder einmal in der Zivilisation befanden. Die Leute im Camp und der Verkehrslärm der nahen Stadt sind nicht zu überhören nach den Tagen in der Wildnis, wo wir fast immer ganz alleine über-nachtet hatten, nur begleitet von der Geräuschen der Natur. Bei Tagesanbruch hörte man dann auch noch die Hähne krähen und ab sechs Uhr regte sich Leben im Camp. Als ich aufstand traf ich auf Markus. Es schien als hätte es das Schlimmste überstanden, auch das Fieber war gesunken.
Nach dem Frühstück fuhr ich mit Fritz ins Stadtzentrum. Dieses besteht allerdings nur aus ein paar Dutzend grösseren Gebäuden, Hotels und Geschäften, des Rest der Stadt sind kleine Einfamilienhäuser und Strohhütten. Erst mal wollten wir Geld tauschen. Während Fritz seine US$ Traveller Checks ohne Probleme in einer Wechselstube wechseln konnte, musste ich meine CHF in bar auf der Bank tauschen. Aber auch das war nach kurzer Zeit erledigt. Das Kaufen von Postkarten war dann auch kein Problem im Gegensatz zu den Briefmarken. Auf der Post standen etwa 50 Personen in der Schlange, definitiv zu viele für uns. Wir fragten uns durch und fanden schlussendlich im Shop der Shelltankstelle die Marken.
Zurück im Camp zog ich mich an den Pool zurück um die Karten zu schreiben. Am Nachmittag braute sich ein Gewitter zusammen, welches sich mit einem heftigen Platzregen entlud. Innert Minuten war alles unter Wasser und die heftigen Windböen trieben den Regen bis weit in die offene Bar hinein. Das schlimmste war aber wie üblich nach einer Viertelstunde vorüber, aber der Regen hielt doch noch etwas länger an. Zum Nachtessen trafen wir uns wieder im Restaurant. Während das Essens fanden sich immer mehr fliegende Termiten ein, welche die Lichtquellen in Schwärmen umkreisten. Erst waren es ein paar Hundert, aber nach kurzer Zeit musste das Licht gelöscht werden, weil die Viecher wie Schnee vom Himmel fielen. Wir hatten dieses Phänomen schon im Busch draussen beobachtet. Nach Regen schlüpfen die Larven wie auf Kommando zu tausenden. Nach wenigen Stunden verlieren die Insekten ihre Flügel wieder und verschwinden im Boden wo sie sich einen Tunnel graben. Ich zog mich nach dem Essen ins ziemlich feuchte Zelt zurück um noch zu lesen. Ganz ohne Wassereinbruch hatte das Zelt den heftigen Regen nämlich nicht überstanden.
31.12.2002
Maun – Moremi Game Reserve – 3rd Bridge Camping
Wir standen früh auf um möglichst bald Richtung Moremi Game Reserve aufbrechen zu können. Während Markus von der Ärztin Bescheid bekam, dass ausser einer massiven Dehydrierung keine weiteren Symptome diagnostiziert worden waren, klagte nun Fritz über einen starken Durchfall, Übelkeit und Schwäche. Überflüssiges Gepäck und die Motorräder liessen wir in Maun zurück. In den Tierreservaten sind Töff’s aus Sicherheitsgründen grundsätzlich nicht erlaubt. Bald waren wir gerüstet und die Mannschaft in den beiden 4x4 verstaut. Über eine kleine, sandige Piste fuhren wir zum South Gate des Parks. Schon auf dieser Strecke sahen wir verschiedene Tiere auch wenn das Gebiet noch nicht unter Naturschutz steht. Nachdem die Eintrittsgebühren entrichtet waren, gings am Südrand der Region entlang Richtung dem uns zugewiesenen Campingplatz bei der „3rd Bridge“. Wir fuhren langsam um möglichst aufmerksam die Umgebung nach Tieren absuchen zu können. Und tatsächlich sahen wir entlang der 60 Km bis zum Camp schon eine ganze Vielfalt. Nebst Elefanten, Giraffen und verschiedenen Arten von Gazellen, war sicher ein Höhepunkt, als wir die sehr seltenen Hyänenhunde aus nächster Nähe beobachten konnten.
Es war dann auch schon sechs Uhr als wir bei der 3rd Bridge ankamen. Die Zeit reichte noch um bei Tageslicht die Zelte aufzubauen und zu duschen. Strom gibt es nämlich nicht in diesen abgelegenen Campingeinrichtungen. Sanitäre Einrichtungen werden hingegen zur Verfügung gestellt. Im Gegensatz zu anderen Ländern sind die Campingplätze in Wildreservaten in Botswana nicht eingezäunt, so dass Besuche von wildlebenden Tieren nicht ausgeschlossen sind. Nachdem wir bereits gegessen hatten sahen wir im Scheinwerferlicht eines Campnachbarn ein Fleckenhyäne durchs Camp streunen. Obschon Heute Sylvester war, hatte niemand das Bedürfnis Mitternacht abzuwarten um das Neue Jahr zu begrüssen. Das wird auch kommen, wenn wir schlafen. Unser Ziel war am nächsten Morgen möglichst früh auf Fotosafari zu gehen, um die frühen Morgenstunden mit ihrem magischen Licht voll geniessen zu können.
1.1.2003
3rd Bridge – Khwai Camp (North Gate)
Um die Chance Tiere zu sehen zu erhöhen, hatten wir abgemacht, um sechs auf die Pirsch zu gehen und erst nach der Rückkehr zu frühstücken und zu packen. Carlo erzählte uns, dass die Hyäne zusammen mit einem Kumpel die ganze Nacht durch’s Camp geschlichen sei und dabei die Zelte aus nächster Nähe beschnuppert hatte. Nun, ich hatte tief und fest geschlafen und davon nichts bemerkt. Unsere Fahrt führte zuerst zum Westende der Insel Mboma. Wider erwarten sahen wir kaum Tiere. Ob die noch schliefen ?! Am Inselende angekommen sahen wir, dass der National Park dort Motorbootfahrten durch die unzähligen Flussläufe anbot. Bis hierher konnte man mit dem Auto kommen. Hinter diesem Punkt ist das Okvangodelta von einem Netz von Flüssen, Kanälen und Lagunen durchzogen, welche nur noch per Boot oder zu Fuss zu besuchen sind. Wir entschlossen uns, eine Einstündige Fahrt zu buchen. Für 180 Pula (= 45 CHF) schiffte uns der Fahrer durch die nur knapp bootsbreiten Kanäle. Beidseits der Wasserläufe wachsen verschiedene mannshohe Grasarten. Gekonnt steuerte er uns durch die Kanäle, oft kaum eine Hand breit Wasser unter dem Kiel. Bald erreichten wir eine grosse Lagune, welche mit weiteren Seen verbunden ist. Im einen konnten wir Flusspferde beobachten. Sie waren aber recht scheu und kamen jeweils nur zum Luftholen an die Oberfläche um sofort wieder abzutauchen. Die Rundfahrt gab uns einen kleinen Eindruck der Landschaft, wo kein Auto mehr die Ruhe stören kann. Fast halb so gross wie die Schweiz ist das Binnendelta. Der Okavango fächert sich immer mehr auf und verschwindet schluss-endlich im Boden. Ausser-halb des Deltas ist dann auch die Landschaft wüsten-ähnlich, während das Was-ser des Flusses eine riesige grüne Oase gebildet hat.
Wir umrundeten die Insel und gelangten wieder zum Camp zurück. Da es durch die Bootsfahrt später als geplant geworden war, wurde das Frühstück zum Brunch ausgeweitet. So war es dann schon fast Mittag als wir Richtung 4th Bridge aufbrachen. Die aus Knüppeln gebaute, niedere Brücke überspannt einen Flussarm, welcher ohne diese Hilfe nicht zu queren wäre. Nachdem wir Xacanaxa erreicht hatten, gings am Nordrand entlang Richtung unseres Ziels am North Gate. Kurz nach dem Flugplatz war die Piste als gesperrt signalisiert. Da es aber viele, scheinbar auch frische Fahrzeugspuren hatte, fuhren wir trotzdem weiter. Nach einigen Km erreichten wir nacheinander eine Reihe von langen, tiefen Wasserlöchern auf der Piste. Die ersten beiden querten wir ohne Probleme. Später entschlossen wir uns aber umzudrehen, da wir nicht wussten ob sich die Hindernisse nicht doch als unüberwindbar herausstellen würden. Noch konnten wir das Camp beizeiten erreichen. So ging die ganze Geschichte rückwärts wieder los. Auf einer neuen, in unseren Karten nicht eingezeichneten Piste umfuhren wir dann die überschwemmten Gebiete und gelangten so zum Hippo Pool. Dort konnten wir, leider nur aus der Ferne, über zwanzig Flusspferde beobachten. Sie bevölkern den grossen See und leben in kleinen Gruppen zusammen. Einige Jungtiere waren gar aus dem Wasser gestiegen und konnten mit dem Feldstecher beobachtet werden.
Etwas nach sechs erreichten wir unser gebuchtes Tagesiel ohne allzu viele Tiere gesehen zu haben. Noch bevor wir das Camp einrichten konnten, wurden wir von der Reinigungsmannschaft der Game Reserve gebeten, sie aus einem Schlammloch mitten im Campingplatz zu bergen. Sie hatten es geschafft, ihren Land Cruiser so zu versenken, dass sie nicht mehr aus eigener Kraft befreien konnten. Martin half ihnen kurzentschlossen aus der Patsche.
2.1.2003
Khwai Camp – South Gate – Maun
Beim Morgenessen konnten wir direkt über uns in den Bäumen zwei Vögel beim Nestbau beobachten. Eichhörnchen jagten durch die Baumkronen und Affen durchstöberten das Camp nach essbarem. Diese Meerkatzen waren es dann auch gewesen, welche uns geweckt hatten. Menschenähnliches Gebrüll, es tönte als ob einer umgebracht werden sollte, hatte mich schon um fünf Uhr aus dem Schlaf gerissen. Auch ein Flusspferd musste sich nicht weit von uns aufgehalten haben, zu deutlich hatte man sein grunzen und brüllen vernehmen können.
Entlang einer schnurgeraden Piste machten wir uns auf zum South Gate. Bis um elf Uhr musste der Park verlassen werden, es sei denn man bezahlte für einen weiteren Tag. Die Strasse führt durch dichten Busch mit meist hohen Mopeni Bäumen. Wir sahen kaum Tiere und erreichten daher das Gate früher als erwartet. Deshalb machten wir noch einmal einen Abstecher in den Park hinein. Sobald die Landschaft wieder offener wurde, bekamen wir auch wieder Tiere zu Gesicht. Diana entschloss sich, bei einer offenen Ebene von der Piste abzuweichen und im Schritttempo querfeldein zu pirschen. Und siehe da, nach wenigen Metern entdeckte ich im Schatten eines Busches eine Löwin. Gestört, aber keinesfalls in Panik, stand die Raubkatze gemütlich auf und spazierte vor unserem Auto her. Wir folgten dem Tier bis es sich in den dichten Wals zurückzog. Beim Weiterfahren holten wir uns noch einen Platten, so dass Radwechsel angesagt war. An der prallen Sonne und im Wissen um die Wildtiere in der nahen Umgebung war das relativ schnell erledigt.
Als wir den Park schlussendlich verliessen, wählten wir den schnellsten Weg zurück nach Maun. Dort angelangt fuhren wir direkt zu Flughafen um einen Rundflug über das Okovango Delta zu organisieren. Für neun Leute brauchten wir zwei der fünfplätzigen Flugzeuge. Der einstündige Flug sollte 1100 Pula (= 275 CHF) pro Flieger kosten. Um halb fünf sollte es losgehen. Da in der Stadt auf Anhieb kein Restaurant gefunden wurde, fuhren wir ins Audi Camp zurück zum Essen. Zuvor gab ich noch einen Korb schmutzige Wäsche in die Reinigung. Zwei Stunden später konnte ich diese für nur gerade 4 CHF wieder abholen.
Nach einem kleinen Imbiss hingen wir am Pool rum bis es Zeit war zum Flugplatz zu fahren. Die Formalitäten waren schnell erledigt. Witzig war, dass wir im Flughafengebäude die selben Sicherheitskontrollen über uns ergehen lassen mussten wie die Linienflug-passagiere. Nicht dass sich einer wegen des Piepsens eines Sackmessers auf-schrecken liess, aber eben, Ordnung muss sein. Wir marschierten übers Flugfeld zu unseren Maschinen und waren wenig später in der Luft. Erst von oben realisierte man, dass Maun eigentlich nur ein riesiges Dorf ist. Noch Km weit sieht man vom Flieger aus unzählige der typischen Rundhütten verstreut in der Landschaft. Dann aber verschwanden die letzten Anzeichen von Zivilisation. Nur noch einige schmale Wasserwege, welche von den Mokoros, den typischen Einbäumen im Okavango-delta, offen gehalten werden, sind Anzeichen von Menschen. Ansonsten gehört das riesige, fast unzugängliche Gebiet definitiv der Natur. Durch die niedrige Flughöhe von knapp 150 m, manchmal auch deutlich weniger, sah man im Vorbeiflug Gazellen, Zebras, Elefanten und Giraffen. Natürlich ging alles viel zu schnell, aber um die Tiere nicht unnötig zu stressen darf nicht gekreist, ja nicht mal zurückgeflogen werden. Man gewinnt aber auf solch einem Flug einen Eindruck von der Grösse und Weite des Deltas, welches etwa halb so gross wie die Schweiz ist.
Zurück im Camp holten wir die Motorräder aus dem Depot und mussten feststellen, dass Carlos und meine Maschine einen Platten hatten. Also mussten die Räder demontiert und die Löcher geflickt werden. In meinem Schlauch fand ich drei Dornen. Diese eisenharten, zentimeterlangen Stacheln durchdringen die viel zu weichen Karkassen der montierten Continental Reifen ohne Probleme. Die installierten Standardschläuche bieten auch keinen zusätzlichen Widerstand. Das werden wohl nicht die letzten Platten gewesen sein !!
Zusammen mit Bruno bestellte ich zum Nachtessen ein Chateau Briand. Ein solch feines Stück Fleisch, und das für nur etwa 10 CHF, kann man sich in der Schweiz leider nicht vorstellen. Um so mehr genossen wir das feine Mahl.
3.1.2003
Maun – Motopi – Nxai Pan Natl. Park
217 Km, 3h
Da Diana noch für die nächsten Tage einkaufen musste, konnten wir nach dem Frühstück in aller Ruhe packen. Dann gings in östlicher Richtung aus Maun hinaus. Das heisse Teerband bot kaum Abwechslung, links und rechts Buschland, zwischendurch ein paar Hütten. Das GPS zeigte die ganze Strecke bis zur Abzweigung zum Nxai National Park nie mehr als 20 m Abweichung in der Höhe. Noch bevor wir zum Gate des Park’s fuhren, machten wir einen Abstecher zu den Baines Boabs, eine eindrücklicher Gruppe riesiger und uralter Affenbrotbäume. Berühmt geworden war die Baumgruppe nachdem sie vom englischen Künstler John Thomas Baines 1862 gemalt worden waren. Seit dieser Zeit sollen sich die Bäume kaum verändert haben, so dass man sie Heute noch genau so antrifft wie er sie wohl gesehen hatte. Selbst der vor Jahrhunderten gefallene Riese liegt noch genau so am Boden wie er auf Baines Bild dargestellt ist und lebt weiter. Wir machten eine ausgedehnte Mittagsrast im Schatten der Bäume. Selbst da wurde eine Temperatur von 37°C gemessen. In der umgebenden Salzpfanne war die Hitze unerträglich und die Luft flimmerte. Auf der Hauptpiste zurück erwischte es Fritz mit einem Platten. Auch bei ihm fanden wir einen eingewalkten Dorn. Unterdessen hatten wir schon ziemlich Routine mit Schlauch wechseln. So waren wir trotz der grossen Hitzebald wieder flott unter-wegs. Am Gate angekom-men, gab es erst Diskussionen, weil die Motorräder ja nicht in den Park dürfen. Am Ende erhielten wir die Erlaubnis bis zum nahegelegenen Campingplatz zu fahren. In einer dichten Baumgruppe fanden wir eine schönes, schattiges Plätzchen.
Nachdem es bis zum Nachtessen ausser ein paar harmlosen Faltern keine Insekten gehabt hatte, wimmelte es während dem Essen geradezu von fliegenden Termiten. Dicht wie Schnee fielen sie vom Himmel, wo immer sie eine Lichtquelle sahen. Sofort nach der Landung entledigten sie sich der Flügel und krabbelten am Boden herum. Binnen einer Viertelstunde lagen Flügel dicht an dicht am Boden und tausende der Käfer krabbelten umher. Unzählige landeten auch auf Tisch und Teller. Nach gut einer Stunde beruhigte sich die Situation wieder und der Spuk war vorbei. Einzig die Flügel erinnerten an das Phänomen, die Viecher hatten sich im Boden verzogen.
4.1.2003
Nxai Pan - Gweta – Kubu Island
235 Km, 4h 30’
Um sechs Uhr starteten wir zu einer Pirschfahrt mit den zwei 4x4. Nur wenig nördlich des Gates hat es ein Wasserloch. In dessen Umgebung tummelten sich einige Springböcke und Zebras. Auch zwei Schakale konnten wir beobachten. Ansonsten war aber die ganze Gegend ziemlich vereinsamt. Allerdings war das ganze Wasserloch und die Umgebung dicht übersät mit Elefantendung. Es müssen sich kürzlich sehr viele der Dickhäuter dort aufgehalten haben. Aber eben, das ist der Unterschied zu einem Zoo. Gut zwei Stunden kurvten wir noch durch den Park. Viel Glück hatten wir nicht, nur noch einige Gazellen und Zebras zeigten sich uns. Wo immer wir aber hinkamen lagen Termitenflügel am Boden. Es müssen Gestern Nacht synchron Millionen der Insekten flügge geworden sein.
Gegen halb Elf verliessen wir den Park Richtung Hauptstrasse. Ich fuhr mit Fritz vorneweg und wir waren kaum ein paar Km gefahren, als ein Elefant die Piste blockierte. Er war dabei sich ein Schlammbad zu verpassen. So stand er da und schöpfte aus einem Schlammloch im Strassen-graben Schlamm. Er liess sich durch unsere Anwesen-heit nicht stören. Erst als ich in nächster Nähe den Motor aufheulen liess, bewegte er sich unwillig hinter die Büsche und verschwand aus unserem Blickfeld. Als wir die Stelle mit Vollgas passierten, sah ich das Tier aus den Augenwinkeln in Angriffsstellung, uns zugewandt. Aber es ging alles zu schnell für ihn und wir waren froh den Kerl hinter uns zu wissen. Fritz fuhr Heute schon viel lockerer und wir kamen bald an der Teerstrasse an. Auch die sechzig Kilometer bis Gweta waren bald hinter uns, zur Abwechslung zeigte sich ein Strauss am Strassenrand. In Gweta tankten wir die Fahrzeuge an einer baufälligen Tanksäule auf. Ein portabler Generator sorgte temporär für Strom. In der einzigen Bar mit Kühlschrank genehmigten wir uns einen Drink, während dessen Diana versuchte, letzte Besorgungen zu erledigen bevor wir uns wieder in den Busch schlugen. Nachdem Aufbruch zum Kubu Island bemerkte ich bald, dass wir die falsche Piste erwischt hatten. Querfeldein und nach GPS fahrend versuchten wir zur richtigen Piste abzukürzen. Alle Spuren drehten aber früher oder später nach Norden zurück nach Gweta. So zielten wir auf direkt in Richtung Kubu da wir so irgend einmal auf die grosse Salzpfanne treffen mussten. Dann war die Orientierung kein Problem mehr. Nach einigem Suchen gelangten wir ans Ufer der Ntwetwe Pan. Sofort gings flotter voran bis wir in einem vom Vieh zertrampelten Grasfeld endeten. Hier war das Durchkommen vor allem für die Autos mühsam. Daher fuhr Carlo zur nahen Insel hinüber um die offizielle Piste zu suchen die laut Karte dort vorbeiführte. Auf dieser kamen wir dann ohne weitere Hindernisse gut voran. Kurz vor Sonnenuntergang erreichten wir Kubu Island. Die grossen, runden Felsblöcke kontrastierten mit den vielen Boab Bäumen im abendlichen Licht. Den Sonnenuntergang genossen wir noch bevor wir das Camp errichteten. Mit der Felddusche erfrischten wir uns, denn es war wieder recht heiss gewesen am heutigen Tag. Beim Nachtessen wurden noch immer 34°C registriert. Selbst in der Nacht kühlte es Heute nicht wirklich ab.
5.1.2003
Kubu Island – Mmatshumo – Orapa – Mopipi – Rakops
258 Km, 4h
Eigentlich wollte ich um fünf Uhr aufstehen um den Sonneaufgang zu erleben. Ich erwachte aber bereits um Drei. Nebst der Milchstrasse direkt über meinem Zelt sah ich im Süden ein Gewitter vorbeiziehen. Glücklicherweise kam der Wind aus Norden, so dass wir vom Regen verschont blieben. Vom höchsten Punkt der Insel erlebte ich einem herrlichen Sonnenaufgang und genoss das weiche Licht unmittelbar danach.
Vom Camp aus fuhren wir erst südwärts und querten bald darauf den Salzsee. Eine Regenfront zeichnete ein dramatisches Bild. Beim Herumspielen machte Carlo einen Abflug. Die Oberfläche der Salzseen ist ganz schön trügerisch, da sie oft unter einer dünnen, trockenen Schicht eine schmierige Schicht aufweist. So lange man geradeaus fährt merkt man oft nichts, erst in einer engen Kurve verliert man den Grip und dann liegt man auf der Nase. Ich fuhr vorne weg und wunderte mich nach einer halben Stunde warten wo die anderen blieben. Als ich zurückgefahren war, erfuhr ich was schief gelaufen war. Markus hatte einen Moment nicht aufgepasst und war dem anhaltenen Fritz voll hinten rein gekracht. Dabei hat sich Fritz den Fuss verletzt. Nachdem Fritz versorgt war gelang-ten wir auf eine kleine Anhöhe von welcher aus noch einmal auf diese Salzpfanne zurückblicken konnte.
In Mmatsomo tanken wir unsere Wasservorräte auf und machten eine kurze Pause beim Dorfladen. Danach machten wir uns nach Mopipi auf. Auf einer schmalen, sehr sandigen Piste schlängelten wir uns durch den dichten Busch. Nach wenigen Kilometern hatte Markus vorne Plattfuss. Beim Flicken schien dann etwas schief gelaufen zu sein, denn wenig später war der Reifen wieder flach. Kaum war dieses Problem beseitigt stellte sich heraus, dass Fritz mit seiner Verletzung nicht weiterfahren konnte. Erst wurde erwogen seinen Töff bei einem der Autos hinten quer aufzubinden. Wir entschlossen uns aber dann doch bis zu einer Gravel Road zurückzufahren um auf dieser die Teerstrasse zu erreichen. Ich fuhr deshalb die Maschine von Fritz zurück, wo er sie selber wieder fahren konnte.
Das Gelände der Orapa Diamantenmine ist grossräumig hermetisch abgeschlossen und muss deshalb umfahren werden. Die Mine ist eine der Haupteinnahmequellen Botswanas und hat eine enorme Bedeutung für das Land.
Auf der Teerstrasse nach Rakops schlängelten wir uns einmal mehr zwischen verschiedenen Gewitterfronten durch. Bei Mopipi erwischte es uns aber doch. Graue Schleier hingen aus den schwarzen Wolken herunter. Heftige Windböen versprachen nichts Gutes. Wir Motorradfahrer zogen die Regenschutzkleidung an, denn diesmal schien die Front grösser zu sein. Fast von Horizont zu Horizont türmte sich die schwarze Wand auf. Kaum losgefahren wollte uns der Sturm vom Töff reissen. Die Wolken verdunkelten den Himmel als ob die Sonne untergehen würde. Bis Rakops regnete es immer wieder mehr oder weniger heftig. Da die elektrische Pumpe an der Tankstelle, wie vor einem Jahr schon, noch immer nicht funktionierte, mussten die Fahrzeuge mit der Handkurbel befüllt werden. Bei fast 200 Litern Bedarf dauerte das. Noch schüttete es wie aus Kübeln, aber als wir ausserhalb des Ortes eine Campmöglichkeit suchten, liess der Regen glücklicherweise nach. Die Zelte konnten im Trockenen ausgestellt werden und der sandige Untergrund hatte das Wasser versickern lassen. Ein spektakulärer Sonnenuntergang entschädigte für das schlechte Wetter und liess hoffen, dass es morgen wieder besser wird. Entgegen den Befürchtungen hatten wir dann auch die ganze Nacht keine weiteren Niederschläge.
6.1.2003
Rakops – Central Kalahari Game Reserve – Kuke – Ghanzi
346 Km, 4h 30 ‘
Weil Fritz mit seinem verletzten Fuss definitiv nicht mehr Off-Road fahren konnte, hatten sich Martin und Conny bereit erklärt, ihn mit dem Geländewagen auf der Teerstrasse zu begleiten. Sie würden erst mal nach Maun fahren, wo sich ein Arzt sich den Fuss anschauen konnte. Wir würden uns dann am Freitag in Windhoek wieder treffen. Gepäck und Ausrüstung wurde entsprechend auf die beiden Autos aufgeteilt und wir machten uns auf den Weg Richtung Central Kalahari Game Reserve. Da wir auch dieses nicht mit unseren Motorrädern befahren durften, mussten wir das Gebiet nördlich umfahren. Erst gings auf einer welligen Piste bis zum Gate des Parks. Von dort aus folgten wir dem Grenzzaun bis in die nordöstliche Ecke des Naturschutzgebiets, dem sogenannten Kuke’s Corner. Der dort stationierte Zaunwächter öffnete uns das Gatter. Da ich mit dem GPS am Lenker vorne weg fuhr, startete ich als erster. Dabei bemerkte ich nicht, dass ich auf eine Piste einbog welche zwischen zwei Zäunen nach Westen führt. Die Piste war stark zugewachsen und auch am Rand entlang hatte es unzählige Dornenbüsche, welche mich vom Motorrad zerren wollten. Nach 50 Km hielt ich wie abgemacht an um die Gruppe aufschliessen zu lassen. Dann erst bemerkte ich, dass ausserhalb des zweiten Zaun sich eine viel bessere Piste befand. Ich war zwischen den Zäunen gefangen. Beim Warten auf die anderen untersuchte ich meine Reifen und bemerkte einige Dorne, welche im vorderen Reifenprofil steckten. Als ich den einen herauszog hörte ich die Luft entweichen. Dieser hatte es scheinbar schon geschafft, sich in den Schlauch zu bohren. Wenig später hörte ich auf der äusseren Piste ein Auto kommen. Es hielt in Hörweite an und als ich nachschaute war es Diana, die auch wie abgemacht bei Km 50 stoppte, nur 100 m von meiner Position entfernt. Ich machte mich bemerkbar und erfuhr, dass die beiden Motorräder mir auf der inneren Piste folgten. Als sie eintrafen hatte auch Markus einen Plattfuss. So kombinierten wir die Mittagspause mit einem Reparaturstop. Anschliessend legten wir den äusseren Zaun nieder, damit wir die Motorräder auf die richtige Piste befördern konnten. Von nun an gings noch flotter voran. Mit 80 bis 100 Km/h brausten wir dem Zaun entlang, Kurs exakt West. Einmal kam uns eine Patrouille des Naturparks entgegen. Sie hatten den Job, zwischen den Zäunen gefangene Tiere einzufangen und in den Park zu befördern. Nach 150 Km gelangten wir auf die Gravel Road des alten Trans Kalahari Highway’s und kurz darauf auf die neue Teerstrasse. Markus musste unterdessen immer wieder nachpumpen, denn sein Schlauch verlor wieder Luft. Bis Ghanzi waren es nochmals 100 Km Asphalt bevor wir südlich der Stadt im Thakadou Camping Unterkunft fanden.
Ein Begrüssungsbier an der Bar und anschliessend eine kalte Dusche schwemmte den Tagesschweiss innen- und aussenseitig runter. Beim Nachtessen im Camping-restaurant konnten wir uns via Satelliten TV über die neuesten Resultate bei der Dakar Rallye informieren.
Um Mitternacht erwachte ich wegen heftigen Windböen. Da die Sternne schon nicht mehr zu sehen waren, installierte ich das Überzelt und sammelte die zum Trocknen aufgehängten Klamotten ein. Der Regen kam allerdings erst um drei Uhr, ich hörte Markus und Adrian wie sie ihr Zelt regenfest machten.
7.1.2003
Ghanzi – Tswaane – Bushcamp am Okwa River Bed
147 Km, 2h 30’
Der Himmel zeigte sich nach wie vor bedeckt. Nach dem Frühstück fuhren Diana und Carlo in die Stadt um einzukaufen, während ich Markus half seinen Platten zu flicken. Als auch die Ausrüstung verladebereit war, begann es wieder zu tröpfeln. Wir deckten das ganze ab und verzogen uns in die Bar um einen Kaffee zu trinken. Um elf waren die beiden aus der Stadt zurück. Ausser Gemüse und Früchte, die Supermärkte waren seit zwei Wochen nicht mehr beliefert worden, konnten sie alles besorgen.
Auf der alten Trans Kalahari Piste fuhren wir nach Süden. Nach sechzig Km, man glaubt es nicht, hatte Markus schon wieder Plattfuss. Unterdessen war unser Team aber schon gut eingespielt, so dass wir nach zwanzig Minuten wieder unterwegs waren. Gemäss Karte gibt es parallel zum Trans Kalahari Teerband eine kleine Piste welche für etwa 200 Km dem Okwa River entlang Richtung Namibia führt. Die verfügba-ren GPS Koordinaten stimm-ten zwar nicht alle, aber wir fanden die Trasse trotzdem ohne Schwierigkeiten. Auf den meist sandigen Spuren kamen wir gut voran. Die Strecke war sehr abwechs-lungsreich und wir freuten uns, dass die Piste sich sehr kurvig durch die Büsche schlängelte. Nach den vielen Km immer geradeaus eine angenehme fahrerische Abwechslung. Nach einer späten Mittagspause fuhren wir noch eine gute Stunde weiter bevor wir uns einen Übernachtungsplatz suchten. Nur zehn Meter neben der Piste versenkte ich meinen Töff in einem doch noch nicht ganz ausgetrockneten Wasserloch bis zu den Achsen. Wir mussten das Auto vorspannen um die Maschine wieder auf festen Boden zu bekommen.
8.1.2003
Okwa River Bushcamp – Mamuno – Gobabis
290 Km, 4h 30’
Wieder erwischte uns eine Gewitterfront, diesmal kurz vor Sonnenaufgang. Der Regen hielt sich aber in Grenzen und beschränkte sich auf einen kurzen Nieselregen. Niemand wollte aber so richtig aufstehen bei diesem Wetter. Auch weil die Zelte nass geworden waren, verzögerte sich unsere Abfahrt.
Weiter gings den Spuren im Flussbett entlang. Zum Teil blühten schöne, lilienartige Blumen am Pistenrand. Wann immer wir an einer Siedlung vorbei kamen, mussten wir am Dorfausgang die Piste wieder suchen, da das Vieh die Spuren so zertrampelte, dass man den Pistenverlauf nicht mehr sah. Beim einen Dorf suchten wir ziemlich lange bis wir eine Piste entdeckten welche uns schnurgerade in die korrekte Richtung weiter brachte. Den roten Sandspuren entlang blühten ganze Teppiche von gelben Ranken. In New Kanagas füllten wir vorsichtshalber einmal mehr unsere Wasservorräte auf, da wir noch nicht wussten wo wir übernachten würden. Von hier bis Makundu war die Piste gut erkennbar aber kaum befahren. Die 56 Km legten wir gut einer halben Stunde zurück. Auf der Karte sind in der Nähe von Makundu Felsgravuren eingezeichnet. Wir fanden aber nirgends eine Beschreibung wie man sie finden konnte, aber es sah so aus, als ob sie sich in einem Flussbett befinden würden. Wir suchten also den fraglichen Flusslauf und folgten diesem. Der Busch wurde aber so undurchdringlich, dass wir die Suche aufgeben mussten. Wir drehten um und fuhren auf einer breiten Gravel Road Richtung Mamuno, an der Grenze zu Namibia. Zuvor tankten wir mit den restlichen Pula die Fahrzeuge noch auf botswanischer Seite. Die Grenzformalitäten dauerten auf beiden Seiten wieder keine Viertelstunde und wir waren wieder in Namibia. Nicht weit nach der Grenze, drehte die Strasse genau in Richtung einer Regenfront. Man sah aber gut, dass sich diese auf eine schmale Säule begrenzte. So verzichtete ich darauf die Regenkleider anzuziehen. Nach einigen Km Regen war dann die Strasse auch schon bald wieder trocken und in der Hitze des Tages dauerte es nicht lange und auch meine Kleider waren wieder trocken. Hinter Gobabis fanden wir in einem netten Camping unweit der Hauptstrasse eine Unterkunft. Eine Meute von freundlichen Hunden begrüsste uns schwanzwedelnd. Auch sonst waren jede Menge Tiere im Camp unterwegs. Eine Ziegenherde, begleitet von einem Kudu besorgte zum Beispiel das Rasenmähen.
9.1.2003
Gobabis – Steinhausen – Okahanja – Gross Barmen
300 Km, 3h 35’
War es am Abend schon merklich kühler gewesen, zeigte sich der Morgen schon fast kalt. Die Temperatur betrug zwar 20°C aber nachdem es in den letzten Wochen doch bedeutend wärmer gewesen war, empfanden wir nun den „Temperatursturz“ viel intensiver.
Wir mussten ein paar Kilometer auf der Asphaltstrasse zurückfahren bis zur Abzweigung nach Steinhausen. Die 100 Km verflogen auf der gutausgebauten Gravel Road im Nu. Steinhausen liessen wir links liegen und bogen kurz darauf auf eine kleinere Piste Richtung Okahanja ab. Die Landschaft wurde zusehends hügeliger und auch die Strassenoberfläche änderte sich andauernd, von roten Sand bis hellem Stein. Vorbei gings an Farmen, deren Namen die Besitzer eindeutig als Europa stämmig auswiesen. Ein Österreicher hatte sich gar eine Art Märchenschloss in die Landschaft gebaut. Knallrote Dächer und ein spitzer, runder Turm, liessen die Gebäude schon fast kitschig erscheinen. Eine andere Farm hatte ein Schild mit dem Namen „Engadin“ an der Strasse montiert, auch klar woher diese Leute stammen.
Kurz vor Okahanja liegt etwas abseits der Piste der von Bach Stausee. Wir hielten dort für eine ausgedehnte Mittagsrast. Der See dient als Trinkwasserspeicher für die Region. Selbst Windhoek, 100 Km entfernt, bezieht ein Teil seines Wassers von dort. Der See wird aber auch für Wassersport rege genutzt und an Hand der Einrichtungen kann angenommen werden, dass am Wochenende viel Betrieb herrscht. Der wohl einzige Wasserskiclub Namibia’s ist übrigens auch am von Bach See zu finden.
In Okahandja schlenderten wir durch die vielen Verkaufsstände der Holzschnitzer. Aus dem ganzen südlichen Afrika werden Schnitzereien angeboten, von kleinen Tieren über Schalen und Masken bis hin zu riesigen Giraffen und dicken Flusspferden. Eine gute Gelegenheit sich mit Souvenirs und Geschenken einzudecken. Jetzt, ausserhalb der Saison, waren kaum Interessenten anzutreffen, entsprechend waren die Preise sehr flexibel angesetzt.
Unser Tagesziel war Gross Barmen. Ursprünglich der Ort der ersten Mission in Namibia ist es Heute ein vom Staat betriebenes Thermalbad. Das Wasser kommt 60°C warm aus dem Boden und muss deshalb auf eine erträgliche Temperatur gekühlt werden. Wir auf jeden Fall genossen das Bad im Freiluftpool. Die palmengesäumte Anlage erscheint sehr gepflegt und auch das Restaurant bietet eine gute Auswahl an Speisen. Einmal mehr wunderte ich mich über die günstiger reise, zu fünft bezahlten wir für Drinks und das Nachtessen inklusive Dessert nur gerade 60 CHF.
10.1.2003
Gross Barmen – Khomas Hochland – Winhoek
171 Km, 2h 20’
Das letzte Mal wurde Heute das Camp abgebaut, der letzte Tag auf der Piste war angebrochen. Gleich nach der Ausfahrt aus dem Campingplatz begann die Gravelroad zum Khomas Hochland. Sie führte erst entlang der Berge nach Westen um diese später zu durchqueren. Welch ein Genuss zum Fahren. Kurve an Kurve, hoch und runter, das machte nach den vielen Kilometern geradeaus fahren enorm Spass. Bis hinauf auf 2000 m.ü.M. führte die Strecke bevor sie sich wieder auf die 1600 m absenkte. Abwechs-lungsreich auch die Land-schaft, mal offen, mal einem Tal folgend, dann wieder der Kontur der Berge entlang. Ein schöner fahrerischer Ab-schluss dieser Tour. In Moni’s Pension in Windhoek hatten wir mit der anderen, in den letzten Tagen separat gereisten Gruppe, abge-macht. Alles klappte bestens und wie uns erzählt wurde hatten auch sie einige schöne Tage verbracht. Nach einem Snack fuhren wir zur Lodge von Gravel Travel hinaus. Nachdem die Zimmer bezogen und alle geduscht waren, fuhr Carlo mit Martin und mir in die Stadt zurück. Wir wollten uns noch etwas in der Stadt umschauen und noch letzte Besorgungen machen. Das Zentrum ist recht bescheiden und übersichtlich. Es ist mehrheitlich an zwei Strassen entlang angeordnet. Nach drei Wochen meist ländlichen Gegenden und Wildnis erschien uns aber der Verkehr und die vielen Leute grossstädtisch und hektisch. Im Biergarten des Restaurant „Zum Wirt“ genossen wir ein kühles Bier vom Fass. Der mit strohgedeckten Dächern und schönen Bäumen beschattete Garten lud zum Verweilen ein. Später trafen wir Conny, Martin und Bruno. Sie boten an, uns zur Lodge zurückzufahren, so dass Carlo nicht noch einmal in die Stadt kommen musste.
Als Abschlussessen gab es ein feines BBQ mit Kudu Filets. Wir genossen den angenehmen Komfort der Lodge und den lauen Sommerabend. Nicht lange und wir werden wieder in der Kälte sitzen.
11./12.1.2003
Flug Windhoek – Johannisburg – Zürich
Ich hatte nicht allzu gut geschlafen, das enge Zimmer oder das ungewohnte Bett mögen Schuld daran gewesen sein. Noch vor dem Frühstück hatte ich Gelegenheit, einen Webervogel beim Nestbau zu beobachten. Geschickt verstehen diese kleinen Vögel, an einem dünnen Ast hängend, ein Nest zu bauen. Das kugelige Gebilde besteht aus Hunderten von Grashalmen, welche einzeln gesammelt, kunstvoll zusammengewoben werden. Die Öffnung auf der Unterseite stellt sicher, dass kein Räuber sich an den Eiern oder den geschlüpften Jungvögeln vergreifen kann. Ein reichhaltiges Frühstücks-buffet verleitete uns zum ausgedehnten Schlemmen. Das Gepäck wurde für den langen Rückflug gepackt und um elf Uhr fuhren wir nach Windhoek hinein um einen der 4x4 beim Vermieter zurück zu geben. Anschliessend gings zum Flughafen wo wir mit Diana und Carlo zum Abschied noch ein letztes Windhoek Lager tranken.
Bald waren wir in der Luft auf dem Weg nach Johannisburg. Dort galt es sechs Stunden Aufenthalt zu überbrücken. Mit „lädele“, lesen oder Leute beobachten ging die Zeit erstaunlich schnell vorbei. Für den Flug in die Schweiz bekamen wir nicht zuletzt wegen Fritz mit seinem verletzten Fuss Top Plätze im zweiten Stock des Jumbos zugesprochen. Der extra Beinraum und auch das relativ kleine Passagierabteil im oberen Deck machten den langen Flug etwas erträglicher. Am Morgen bei Tagesanbruch erreichten wir Zürich-Kloten. Kurz zuvor hatte uns der Kapitän über die Temperatur am Zielflughafen orientiert – Minus 10°C, die Schweiz hatte uns wieder.